Heftiger Streit um politische Verantwortung für Nürburgring-Pleite

Heftiger Streit um politische Verantwortung für Nürburgring-Pleite Mainz (dapd). Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat sich bei den Rheinland-Pfälzern für die Insolvenz des Nürburgrings entschuldigt. Er trage die Verantwortung für die Pleite der Rennstrecke und wolle besonders die Menschen in der Eifel „um Entschuldigung bitten“, sagte Beck am Mittwoch in einer Sondersitzung des Landtages zur Nürburgring-Pleite in Mainz. Einen Rücktritt lehnte Beck aber erneut ab. Die CDU drohte Beck derweil mit einem Misstrauensvotum. Beck räumte ein, bei Planung, Bau und Finanzierung des Freizeitparks am Nürburgring seien Fehler gemacht worden, dafür trage auch die Politik Verantwortung. „Die politische Gesamtverantwortung liegt bei mir, das ist so und das bleibt so.“ Einen Rücktritt hält der mit 18 Amtsjahren dienstälteste Ministerpräsident Deutschlands aber nicht für nötig: „Ich sehe zu einer solchen Konsequenz keinen Anlass“, betonte er. Er sehe es als seine Aufgabe an, „dieses Land im Auftrag der Wähler zu führen“, Probleme zu lösen und daraus wieder „eine Zukunftsperspektive“ entstehen zu lassen. „Diesen Weg will ich gehen und dafür stehe ich“, sagte der 63-jährige Sozialdemokrat. Beck wies den Vorwurf zurück, die Erlebniswelt am Nürburgring sei sein persönliches Prestigeprojekt gewesen. Wenn in seiner Amtszeit etwas Prestige war, dann sei es um politische Entscheidungen für Bildungsgerechtigkeit gegangen. „Das sind meine Prestigemaßstäbe und nicht irgendein Bauprojekt“, sagte Beck. Die Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Julia Klöckner, kritisierte hingegen, Becks Eingeständnis komme zu spät: „Das tut ihnen mehr als zwei Jahre zu spät leid, und es tut Ihnen viele Millionen Euro zu spät leid“, sagte sie. Trete Beck nicht zurück, wolle die CDU in der nächsten Landtagssitzung ein Misstrauensvotum stellen. Erfolg hätte das aber nur, wenn Abgeordnete von SPD und Grünen gegen Beck stimmen würden. Am Nürburgring sei nicht „einfach mal ein Fehler gemacht“ worden, betonte Klöckner. „Die SPD wollte das ganz große Rad drehen.“ Das Ergebnis sei „in Beton gegossener Wahnsinn“ am Ring, der von „arroganter Selbstüberschätzung“ zeuge. Klöckner hielt an dem Vorwurf der Wählertäuschung fest. Die Regierung habe in all den Sitzungen im Parlament „Märchen und Gute-Nacht-Geschichten“ erzählt, die Besucherzahlen am Nürburgring seien manipuliert worden. Nun lade Beck bei „der bösen EU“ die Schuld für die Pleite ab. Verantwortlich für die Pleite sei nicht die EU, sondern dass „die Becksche Amüsiermeile dauerhaft Verluste und keine Gewinne macht.“ Für den Nürburgring forderte Klöckner nun ein schnelles Umsteuern und eine Rückbesinnung auf den Motorsport. Der Nürburgring mit seiner Erlebniswelt musste Insolvenz anmelden, weil die EU-Kommission sich weigerte, bis Ende Juli über eine Rettungsbeihilfe des Landes in Höhe von 13 Millionen Euro zu entscheiden. Außerdem blieben Pachtzahlungen der mittlerweile gekündigten privaten Betreiber aus. Das Land musste darum für einen 330-Millionen-Euro-Kredit der insolventen staatlichen Nürburgring GmbH einspringen. Insgesamt sind mindestens 486 Millionen Euro Steuergelder in das Projekt geflossen. Beck hatte immer wieder beteuert, dass der Nürburgring die Steuerzahler nicht belasten werde. dapd (Politik/Politik)

Neue Golf-Generation wird am 4. September in Berlin präsentiert

Neue Golf-Generation wird am 4. September in Berlin präsentiert Wolfsburg/Hamburg (dapd). Die nächste Generation des VW-Verkaufsschlagers Golf feiert am 4. September in Berlin Weltpremiere. Das geht aus der am Mittwoch bekanntgewordenen Einladung zu der Präsentation des Golf 7 durch den Konzernvorstand im Museum Neue Nationalgalerie hervor. Ende September können sich dann die Autofans auf der Automesse in Paris einen Eindruck von dem Wagen machen. Nach Angaben eines VW-Sprechers will der Konzern vor der Berliner Premiere keine Fotos des Autos veröffentlichen. Zurzeit sind in Wolfsburg die Produktionsvorbereitungen für den Golf 7 in der heißen Phase, damit zur Markteinführung Richtung Jahresende die Händler mit Autos bestückt werden können. In den laufenden Werksferien werden die Maschinen an das neue Modell angepasst. Die Modellumstellung wird nach Einschätzung von Konzernkennern tiefgreifend sein: Der aktuelle Golf 6 ist praktisch eine überarbeitete Version des 2003 eingeführten Golf 5. Autozeitungen spekulieren, der neue Golf werde flacher, breiter und länger ausfallen und somit sportlicher wirken. Der Golf ist das wichtigste Modell von Volkswagen. In Deutschland wird das Auto in Wolfsburg und in Zwickau gebaut. Der Golf 7 steht wie die Schwestermodelle Audi A3 und Seat Leon auf dem neuen sogenannten Modularen Querbaukasten (MQB) des VW-Konzerns. Damit werden die Fahrzeuge unter dem Blechkleid einheitlicher, der Konzern erwartet so über die Jahre Einsparungen in Milliardenhöhe. Der Golf 7 wird ab 2013 auch mit Elektromotor angeboten. Volkswagen legte unterdessen in den USA den besten Juli seit 1973 hin: Mit 37.000 Fahrzeugen lag der Absatz 27 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats, wie der Hersteller am US-Sitz in der Stadt Herndon mitteilte. In den ersten sieben Monaten betrug das Wachstum 34 Prozent auf 246.000 Stück. Grund für die gute Entwicklung ist das Modell Passat. VW hatte Mitte 2011 eine Autofabrik in den USA in Betrieb genommen, in der nur diese für Nordamerika zugeschnittene Variante der Limousine vom Band läuft. Bis Ende Juli setzte VW schon 64.000 Passat in Nordamerika ab. Volkswagen ist nach Einschätzung des Analysehauses IHS Automotive auf dem besten Weg, den Rivalen Toyota gemessen am Fahrzeugabsatz dauerhaft zu überholen. Nach einer Prognose für die Zeitschrift „Auto-Straßenverkehr“ wird VW 2014 knapp unter zehn Millionen Fahrzeuge verkaufen und damit gleichauf mit Toyota liegen. Anschließend werde VW den Abstand ausbauen können, heißt es in der Analyse. Der VW-Konzern hat sich selbst das Ziel von zehn Millionen Stück für 2018 gesetzt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Kubicki zählt FDP-Chef Rösler an

Kubicki zählt FDP-Chef Rösler an Berlin (dapd). Schleswig-Holsteins FDP-Grande Wolfgang Kubicki hat Parteichef Philipp Rösler öffentlich angezählt und eine Führungsdebatte angestoßen. Für den Fall, dass die FDP im Januar 2013 den Wiedereinzug in den Landtag von Niedersachsen nicht schaffen sollte, kündigte Kubicki im Magazin „Stern“ an: „Dann muss was passieren.“ Momentan liegt die FDP in Hannover in den Umfragen bei vier Prozent. „Falls es nicht gelingt, über fünf zu kommen, wird es sehr schwer bei der Bundestagswahl im Herbst“, sagte Kubicki. Zudem plädierte der Fraktionschef im Kieler Landtag für einen Kursschwenk im Bund in Richtung einer Koalition von SPD, Grünen und FDP: „Mit Peer Steinbrück als Kanzler könnte ich mir ein Ampelbündnis sofort vorstellen.“ Dies wies Rösler jedoch prompt zurück. Er sehe dazu momentan keine Grundlage, sagte Rösler der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstagausgabe). „Vor allem in der Eurodebatte wird deutlich, dass uns einiges trennt.“ Nach der Attacke von Kubicki stellten sich führende Liberale aus Bund und Ländern hinter den Parteichef. „Ich verstehe nicht, was das wieder soll“, sagte Gesundheitsminister Daniel Bahr der Nachrichtenagentur dapd und fügte hinzu: „Völlig unnötig, dass Herr Kubicki sich wieder nur mit sich selbst beschäftigt, wo gerade die Umfragen wieder fester werden.“ Aktuelle Erhebungen sehen die FDP bundesweit bei fünf Prozent. Damit hat sich die krisengeschüttelte Partei leicht erholt. Kubicki selbst wollte sein Interview im Nachhinein nicht als Rücktrittsforderung verstanden wissen. „Die Frage nach einer Ablösung Philipp Röslers stellt sich nicht“, sagte er auf dapd-Anfrage. Seine Einlassungen sind dennoch brisant: Auf die Frage, ob die FDP nach einer Wahlniederlage in Niedersachsen einen neuen Bundesvorsitzenden brauche, antwortete er dem „Stern“: „Mehr als das: Dann brauchen wir vor allem eine neue politische Ausrichtung.“ Zugleich empfahl er den NRW-Landeschef Christian Lindner als neuen Parteichef: „Er ist für mich der geborene neue Bundesvorsitzende.“ Allerdings habe Lindner „erklärt, dass er seine Aufgabe zunächst in Nordrhein-Westfalen sieht“. Wie Bahr wies auch FDP-Generalsekretär Patrick Döring die Äußerungen entschieden zurück. „Es nützt niemandem, wenn Kubicki seinem Spieltrieb nachgibt und Personen und Parteien mal eben so auf seinem Schachbrett hin und her schiebt“, sagte Döring der „Braunschweiger Zeitung“ (Donnerstagausgabe). Es störe ihn, dass Kubicki als erfahrener Wahlkämpfer fünf Monate vor der Landtagswahl in Niedersachsen den Erfolg der FDP bezweifele. Auch der Spitzenkandidat der niedersächsischen FDP, Stefan Birkner, schimpfte: „Ich bin sauer, absolut.“ Was die FDP jetzt brauche, sei Geschlossenheit „und nicht die ständigen Störfeuer von Herrn Kubicki“, sagte Birkner im dapd-Gespräch. Kubicki hatte die FDP bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein gegen den Bundestrend deutlich über die Fünf-Prozent-Hürde geführt. Dies war kurz darauf auch Lindner in NRW gelungen. Durch die Wahlerfolge wurde die Führungsdebatte im Bund aber nicht gestoppt. Erst vor wenigen Tagen geriet der Bundeswirtschaftsminister wegen einer Äußerung zu einem möglichen Euroausstieg Griechenlands international in die Kritik. Fraktionschef Rainer Brüderle stärkte Rösler jedoch den Rücken. Die Bürger messen dem Vorsitzenden laut Umfragen kaum Kompetenz bei der Eurorettung zu. In der FDP-Spitze ist man sich nun unsicher, welche Folgen Kubickis Vorstoß haben könnte. „Kubicki ist nicht der Richtige für einen Putsch“, sagte ein Präsidiumsmitglied der Nachrichtenagentur dapd. „Es wird nichts passieren.“ Allerdings erinnern sich die Liberalen auch daran, dass Kubicki dereinst via Interview das Ende von Parteichef Guido Westerwelle einläutete. Im aktuellen „Stern“-Gespräch bereitete Kubicki noch sein eigenes politisches Comeback im Bund vor: „Ich denke in der Tat intensiv darüber nach, für den Bundestag zu kandidieren.“ Sollte er sich dafür entscheiden, wolle er auch für das Bundespräsidium der FDP kandidieren. Zudem brachte sich Kubicki als Bundesfinanzminister ins Gespräch: „Ich kann jedenfalls Zahlen lesen.“ dapd (Politik/Politik)

Ehemaliger Siemens-Manager zu Bewährungsstrafe verurteilt

Ehemaliger Siemens-Manager zu Bewährungsstrafe verurteilt München (dapd). Weiteres Urteil im Siemens-Schmiergeldskandal: Ein ehemaliger Manager wurde zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt. Das Landgericht München befand den ehemaligen kaufmännischen Vorstand des Bereichs Medizintechnik am Mittwoch der Untreue in 26 Fällen für schuldig. Er muss zudem eine Geldauflage von 130.000 Euro zahlen. Das Gericht folgte damit dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft. Dem Urteil war ein sogenannter Deal vorausgegangen. Die Prozessbeteiligten hatten sich im Falle eines Geständnisses des Angeklagten auf eine Bewährungsstrafe zwischen 13 und 18 Monaten geeinigt. Der 68 Jahre alte Rentner hatte daraufhin eingeräumt, er sei „für die Fehler, die mir in der Anklageschrift zur Last gelegt werden, verantwortlich“, wie es in einer Erklärung seiner Verteidiger hieß. Während seiner Zeit als Bereichsleiter bei Siemens in den Jahren von 1994 bis 2005 hat er demnach ein System schwarzer Kassen unterhalten, um Korruptionszahlungen im Ausland verschleiern zu können. Als schwarze Kassen dienten laut den Ermittlern verschiedene ausländische Firmen, an die auf der Grundlage von Scheinverträgen Zahlungen ergingen, ohne dass dafür tatsächliche Leistungen erbracht wurden. Auf diese Weise sei bei den Firmen Bestechungsgeld bereitgehalten worden. Sowohl die Kammer unter Vorsitz der Richterin Claudia Wegewitz als auch Staatsanwalt Christoph Adacker zeigten sich überzeugt davon, dass es sich nicht um ein „reines Zweckgeständnis“ handelte. Laut Adacker war der Angeklagte „nur ein Rädchen im großen System der Siemens AG“. Insgesamt wurde in den vergangenen Jahren gegen 368 Beschuldigte bei Siemens ermittelt. Das Verfahren gegen den Angeklagten war das letzte im Bereich Medizintechnik. Die konkreten Bestechungstaten konnten allerdings nicht mehr aufgeklärt werden und waren daher auch nicht Teil der Anklage. Die Anwälte des früheren Managers, die eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten gefordert hatten, betonten in ihrem Schlussvortrag, dass die Praxis der schwarzen Kassen und Bestechungen nicht nur bei Siemens bestanden habe. Verteidigerin Marion von Westpfahl sagte: „Alle in der Branche, die um die Märkte gekämpft haben, haben sich so verhalten.“ Ein funktionierendes Kontrollsystem habe sich bei Siemens erst nach der Zeit ihres Mandanten als Bereichsvorstand entwickelt. Hätte ihr Mandant bei seinem Eintritt in die Position als Bereichsvorstand das bestehende System nicht übernommen, hätte „dies in radikaler Konsequenz bedeutet, er hätte seinen Job hinschmeißen müssen“, erklärte die Anwältin. Dass das System der schwarzen Kassen von dem Angeklagten nur übernommen wurde, betonte auch der Staatsanwalt. Adacker hielt dem Mann zudem zugute, dass er sich an den ausgeführten Geldern nicht persönlich bereicherte. Dies war laut der Vorsitzenden Richterin auch der Hauptgrund für den milden Urteilsspruch. Die hohen Summen, um die es ging, hätten jedoch gegen den Angeklagten gesprochen. Laut Anklage belief sich der Gesamtschaden auf rund 15 Millionen Euro. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Anlagenbauer Dürr spürt keine Krise in Europa

Anlagenbauer Dürr spürt keine Krise in Europa Bietigheim-Bissingen (dapd). Von Krise in Europa ist beim Anlagenbauer Dürr keine Spur: Die Kunden in Deutschland und Europa bestellen kräftig. Der weltweite Auftragseingang lag mit 1,4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr um 17 Prozent über dem Vorjahreszeitraum, wie der MDAX-Konzern am Mittwoch in Bietigheim-Bissingen mitteilte. Dabei zog das Tempo im zweiten Quartal nochmals an, obwohl die Autohersteller die europäische Schuldenkrise und das langsamere Wachstum in China zunehmend spüren. Umso überraschender sind die Steigerungsraten beim Auftragseingang, die in Europa ohne Deutschland bei 44 Prozent liegen und hierzulande sogar bei 60 Prozent. Gleichzeitig gingen die Aufträge im wichtigen Automarkt China um drei Prozent zurück. Der Umsatz von Dürr kletterte in den ersten sechs Monaten um knapp die Hälfte auf 1,16 Milliarden Euro, das Nachsteuerergebnis sprang von 16 Millionen auf 44 Millionen Euro. „Das erste Halbjahr – und hier speziell das zweite Quartal – verlief stärker als erwartet“, sagte der Vorstandsvorsitzende Ralf Dieter. „Entgegen dem allgemeinen Trend haben wir nicht nur im Anlagenbaugeschäft, sondern auch in den Maschinenbaubereichen weiter zugelegt“, fügte er hinzu. Dies sei einer weiterhin hohen Nachfrage aus den Wachstumsmärkten der Automobilindustrie zu verdanken. Dürr baut unter anderem Lackieranlagen und ganze Fertigungslinien und erzielt etwa 80 Prozent seines Umsatzes mit Kunden aus der Automobilindustrie. Für den Anstieg im ersten Halbjahr waren den Angaben nach insbesondere Großprojekte in der Lackieranlagentechnik verantwortlich. Die Zahlen gaben der Aktie einen Schub. Sie legte bis zum Nachmittag (15.45 Uhr) um 0,6 Prozent auf 54,58 Euro zu. Dürr war im März in den MDAX aufgestiegen. Der Konzern hatte bereits im Juni seine Prognose für das laufende Jahr angehoben. Beim Umsatz rechnet das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr nun mit einem Anstieg von einem Fünftel auf 2,3 Milliarden Euro, nach zuvor mindestens 2,0 Milliarden Euro. Zudem wird ein Auftragseingang von 2,5 Milliarden Euro erwartet statt 2,0 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen einen Rekordumsatz von 1,92 Milliarden Euro erzielt. Dieter gab sich auch für die Zeit darüber hinaus zuversichtlich. Experten schätzten das weltweite Wachstum der Automobilindustrie auf jährlich sechs Prozent. Wesentlicher Treiber sollen dabei aufstrebende Wirtschaftsnationen wie China, Russland, Brasilien oder Indien sein. „Trotz aller Unsicherheiten ist damit mit einem weiteren robusten Wachstum in den Schlüsselmärkten zu rechnen“, sagte der Vorstandschef. Dieter hatte erst im Juni über den europäischen Markt gesagt: „Uns ist eigentlich ziemlich egal, was hier passiert.“ In Westeuropa würden noch neun Prozent des Umsatzes erzielt. Dürr war schon früh in aufstrebende Wirtschaftsländer gegangen. Auf diesen Märkten mache Dürr mittlerweile 65 Prozent seines Geschäfts, sagte Dieter. Die gute Entwicklung lässt sich auch an der Personalentwicklung ablesen. Seit Mitte 2011 stieg die Beschäftigtenzahl um 14 Prozent auf 7.314. In den Wachstumsmärkten legte die Mitarbeiterzahl doppelt so stark zu und macht inzwischen ein Drittel der Gesamtbelegschaft aus. In Deutschland wurden 205 neue Stellen geschaffen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Mythos Nürburgring bringt König Kurt in Bedrängnis

Mythos Nürburgring bringt König Kurt in Bedrängnis Mainz (dapd-rps). Er schüttelt Tausende Hände pro Woche, kennt viele beim Vornamen und gilt als volksnah: Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) wird in dem südwestlichen Bundesland gerne „König Kurt“ genannt. Meist schwingt dabei großer Respekt mit, doch immer mehr bringt den 63-Jährigen eine andere Legende in Bedrängnis: Die Pleite des Nürburgrings kostet den Steuerzahler wahrscheinlich mehrere hundert Millionen Euro. Die Schuld daran gibt die Opposition Beck und wirft ihm vor, seine Bodenhaftung verloren zu haben. Der letzte große sozialdemokratische Landesfürst ist nach 18 Dienstjahren als Regierungschef ins Wanken geraten. Die legendäre Rennstrecke in der Eifel wurde zum Felsbrocken, der Kurt Beck um den Hals hängt. Von windigen Finanzjongleuren, die das versprochene Geld nicht beibrachten, über Geschäftspartner, die Millionen abschöpften, bis hin zu einer Achterbahn, die nie funktionierte – der Freizeitpark am Nürburgring, eigentlich als Infrastrukturprojekt für die einkommensschwache Eifel geplant, kam einfach nicht aus den Negativschlagzeilen. Am Ende bleiben vermutlich marode Immobilien, die mit 486 Millionen Euro subventioniert wurden, und eine Insolvenz der staatlichen Nürburgring GmbH. Das alles brachte Beck ins Fadenkreuz der Kritik. Dabei hat der Sohn eines Maurermeisters aus Steinfeld ganz im Süden der Pfalz viele Erfolge vorzuweisen. Als Rudolph Scharping (SPD) nach Bonn ging, wurde Beck im Oktober 1994 Ministerpräsident. Er etablierte moderne Wirtschaftszweige, baute Universitäten aus, machte Kindergärten kostenlos und stellte früh die Weichen für Ganztagsschulen. Doch all das wird überschattet vom Nürburgring. Kritiker argwöhnen, dass Beck in der Zeit der SPD-Alleinregierung von 2006 bis 2011 dem Gigantismus verfallen sei. Beck selbst entschuldigte sich am Mittwoch in einer Sondersitzung des Landtags für die Misere in der Eifel. Er trage die Verantwortung für die Pleite der Rennstrecke und wolle besonders die Menschen in der Eifel „um Entschuldigung bitten“. Ein Grund für einen Rücktritt ist das für Beck derzeit nicht. Den Gegenwind kann er aber kaum ignorieren: Die Opposition aus CDU und FDP fordert seinen Rücktritt, spricht von „Mauschelei“ und „Vertuschung“. Scharfe Attacken vom politischen Gegner lassen Beck kalt, dazu ist er lange genug im Geschäft. Sensibel aber reagiert der gelernte Elektriker auf Intrigen aus der eigenen Partei – das Trauma vom Schwielowsee sitzt tief. Im September 2008 hatte Beck den Posten als Bundesvorsitzender der SPD hingeworfen, nachdem es Querelen um die Ernennung des Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier gab. Beck wurde von seinen Genossen in Berlin demontiert, es fehlte ihm an einer Hausmacht in der SPD-Zentrale. Beck zog sich zerknirscht nach Mainz zurück. „Das System Beck ist das System Rheinland-Pfalz, wir gehen hier etwas gepflegter miteinander um“, sagte damals Landtagspräsident Joachim Mertes (SPD). Doch das System bekam in den vergangenen Wochen Risse: Immer wieder wurde die Nachfolgedebatte hoch gekocht und SPD-interne Absprachen durchgestochen. Schließlich hatte Beck erklärt, dass es seine letzte Wahlperiode sei. Er wolle aber bis 2016 regieren, wenn es seine Gesundheit zulasse. Den Diskussionen um Kronprinzen und einen vorzeitigen Rückzug machte er einige Wochen vor der Nürburgring-Pleite selbst ein Ende, als er ankündigte, im November wieder als Landesvorsitzender der SPD zu kandidieren. Doch mit dem Nürburgring kam die zweite große Niederlage des Kurt Beck. Anders als am Schwielowsee funktioniert das „System“ jedoch bisher. Jüngsten Umfragen zufolge bleibt trotz aller Skandale die Wählergunst bei Beck und die Mehrheit der Rheinland-Pfälzer spricht sich gegen einen Rücktritt aus. Auch der grüne Koalitionspartner steht geschlossen hinter dem politischen Alphatier. Bitter für die CDU: Trotz der Turbulenzen überzeugt die Landesvorsitzende Julia Klöckner die Menschen wenig – im Vergleich zur Landtagswahl im vergangenen Jahr konnte die Union nicht zulegen. Rheinland-Pfalz will seinen König nicht stürzen – jedenfalls jetzt noch nicht. dapd (Politik/Politik)

Preiserhöhungen sorgen für Rekordquartal bei Henkel

Preiserhöhungen sorgen für Rekordquartal bei Henkel Düsseldorf (dapd). Kräftige Preiserhöhungen sorgen beim Düsseldorfer Markenartikler Henkel (Persil, Fa, Loctite) derzeit für üppige Gewinne. Das vergangene Geschäftsquartal sei für den Waschmittel-, Kosmetik- und Klebstoff-Hersteller das beste in der Unternehmensgeschichte gewesen, sagte Konzernchef Kasper Rorsted am Mittwoch in Düsseldorf. „In einem herausfordernden Marktumfeld ist es uns gelungen, mit starken Marken und Innovationen höhere Preise durchzusetzen sowie weiter Marktanteile zu gewinnen“, betonte der Manager. Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz zwischen April und Juni um 6,4 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Rund 90 Prozent des organischen Wachstums waren dabei nach Unternehmensangaben auf Preiserhöhungen zurückzuführen, nur rund ein Zehntel auf Absatzsteigerungen. Noch stärker als die Umsätze stiegen deshalb die Gewinne. Das betriebliche Ergebnis (Ebit) verbesserte sich um 8,5 Prozent auf 583 Millionen Euro. Der Quartalsüberschuss des Konzerns erhöhte sich um 9,9 Prozent auf 412 Millionen Euro. Um Einmaleffekte bereinigt, lag der Konzerngewinn nach Unternehmensangaben sogar um 22,4 Prozent über dem Vorjahreswert. Angesichts der positiven Entwicklung hob Rorsted die Gewinnprognose an. Henkel erwarte für das Gesamtjahr nun eine Steigerung des bereinigten Ergebnisses je Vorzugsaktie um „rund 15 Prozent“. Bislang war der Konzern von einem Plus von „mindestens zehn Prozent“ ausgegangen. Vor allem in den Wachstumsregionen Afrika/Nahost und Lateinamerika, aber auch in Russland und der Türkei verzeichnete Henkel zweistellige Wachstumsraten. Der Umsatzanteil der Boomregionen am Konzernumsatz sei damit weiter auf 43 Prozent gestiegen, hieß es. Dagegen litt das Geschäft in Südeuropa unter den Auswirkungen der Finanzkrise. Rorsted betonte, der Konzern erwarte dort auch keine schnelle Trendwende. „Wir gehen davon aus, dass das länger dauert.“ In den kommenden Jahren rechne er in Südeuropa nicht mit Umsatzsteigerungen, sondern eher mit einem moderaten Rückgang. Henkel antworte auf die Entwicklung mit Kosteneinsparungen und entwickle neue Produkte für das niedrige Preissegment, wo die Nachfrage derzeit noch am größten sei. Mit den guten Zahlen des zweiten Quartals sei Henkel dem Erreichen der Ziele für das Gesamtjahr 2012 einen wichtigen Schritt näher gekommen, sagte Rorsted. Er kündigte an, der Konzern werde im November einen Einblick in seine weitere Zukunftsstrategie geben. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Bei Solarwatt soll fast jede vierte Stelle gestrichen werden

Bei Solarwatt soll fast jede vierte Stelle gestrichen werden Dresden (dapd). Für das in die finanzielle Schieflage geratene Dresdner Solarunternehmen Solarwatt ist das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Das Amtsgericht Dresden habe ein sogenanntes Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung angeordnet, teilte Sachwalter Rainer Bähr am Mittwoch mit. Nach den Angaben will der Unternehmer Stefan Quandt den Neuanfang mit neuem Kapital in Millionenhöhe unterstützen. Allerdings soll nach den Plänen fast jede vierte der rund 440 Stellen gestrichen werden. Der Abbau von rund 100 Beschäftigten sei unvermeidbar, hieß es. Die betroffenen Mitarbeiter sollen in einer Auffanggesellschaft unterkommen. Zugleich soll die Zahl der Fertigungslinien reduziert werden. Wie es weiter hieß, werden die Gläubiger am 11. September über den Restrukturierungsplan abstimmen. Stimmen sie zu und bestätigt das Amtsgericht Dresden den Insolvenzplan, könne die Solarwatt AG als „vollständig durchsaniertes Unternehmen wieder regulär im Markt“ auftreten, sagte Bähr. Vorstandschef Detlef Neuhaus nannte die Entscheidungen unvermeidbar, um weiter am Markt bestehen zu können. Er äußerte sich zuversichtlich, das Unternehmen fortführen zu können. „Wenn wir die Sanierung jetzt wie geplant umsetzen können, steht unser Unternehmen auf einem soliden Fundament.“ Trotz schwieriger Marktbedingungen habe sich Solarwatt im ersten Halbjahr 2012 gut entwickelt. Der Gesamtabsatz liege um rund 20 Prozent über dem des Vorjahreszeitraums. Alle Kunden seien dem Unternehmen treu geblieben. Die Solarwatt AG hatte Mitte Juni Insolvenz angemeldet. Begründet wurde dies mit drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Nach der Solarwatt AG hatte Ende Juli auch die Solarwatt-Tochter Sunstrom mit 140 Beschäftigten Insolvenz angemeldet. Die 1993 gegründete Solarwatt AG ist nach eigenen Angaben einer der führenden deutschen Hersteller von Solarmodulen und Photovoltaik-Komplettpaketen. Die Firma leidet wie andere deutsche Solarunternehmen auch unter dem massiven Preisverfall durch Konkurrenz in Asien. 2011 brach der Umsatz drastisch ein. Das Schutzschirmverfahren ist eine Variante des Insolvenzverfahrens. Es wurde mit der Reform des Insolvenzrechts eingeführt. Das entsprechende Gesetz ist erst seit Anfang März in Kraft. Es soll Unternehmen bereits bei drohender Zahlungsunfähigkeit die Möglichkeit einräumen, binnen drei Monaten frei von Vollstreckungsmaßnahmen einen Sanierungsplan auszuarbeiten. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Gespanntes Warten auf die EZB-Entscheidung

Gespanntes Warten auf die EZB-Entscheidung Berlin (dapd). Selten hat es vor einer Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) so viel hektische Diplomatie gegeben wie in den vergangenen Tagen. Es geht um mehr als einzelne kleine Schritte zur Eurorettung, wenn an diesem Donnerstag die Zentralbankpräsidenten der Eurostaaten und die EZB-Spitze zur Ratssitzung in Frankfurt am Main zusammenkommen. Es geht letztlich um die Frage, ob die EZB Staatsanleihen angeschlagener Eurostaaten aufkaufen oder im Sinne der Geldstabilität darauf verzichten soll. Genährt wurden die Spekulationen, die EZB könnte sich in großem Stil einmischen, von einer Aussage des Notenbankpräsidenten Mario Draghi vergangene Woche in London. „Die EZB wird alles tun, was zum Schutz des Euro notwendig ist, und glauben Sie mir, das wird genug sein“, sagte Draghi dort. Die Märkte interpretierten dies als Signal, die Kurse schossen nach oben. Am Dienstag sorgte dann ein Zeitungsbericht für Wirbel, in dem es hieß, mehrere Eurostaaten wollten dem künftigen dauerhaften Eurorettungsschirm ESM eine Banklizenz geben, damit sich dieser praktisch unbegrenzt Geld von der EZB leihen könne. Die Krisenländer, allen voran Spanien und Italien, erhoffen sich von der EZB eine spürbare Entlastung. Momentan müssen beide Staaten hohe Zinsen für neue Schulden an den Finanzmärkten zahlen, besonders Spanien kann sich das derzeitige Niveau nicht dauerhaft leisten. Mehrere Pläne wurden zuletzt kolportiert: Die EZB könnte bereits ausgegebene Staatsanleihen aufkaufen, der Rettungsschirm EFSF den schwächelnden Staaten direkt Schuldscheine abkaufen. Zusätzlich könnte die EZB den Banken noch mehr Geld zu günstigen Konditionen leihen oder die ohnehin niedrigsten Leitzinsen ihrer Geschichte weiter senken. Über diesen Umweg könnten auch die hoch verschuldete Staaten profitieren, denn die Banken könnten das frisch geliehene Geld an sie weiterreichen. Gegen ein weiteres Eingreifen der EZB sind vor allem die starken Eurostaaten, allen voran Deutschland, aber auch die Niederlande und Finnland. Bundesbankpräsident Jens Weidmann wurde in den vergangenen Wochen zum immer einsameren Rufer, der sich für eine zurückhaltende Politik der EZB einsetzt. Denn ein aggressives Eingreifen der Eurobanker birgt Risiken, die niemand richtig einzuschätzen vermag. Die US-Bank Goldman Sachs warnt in einer Analyse, dass die EZB mit ihren bisherigen Staatsanleihen keinen dauerhaften Erfolg habe erzielen können und ein erneutes Eingreifen die Märkte eher verunsichern als beruhigen könnte. Außerdem gilt ganz allgemein: Je mehr Geld die Zentralbank in das System pumpt, desto eher steigt die Inflation. Und wenn die Teuerung erst einmal mehrere Prozent beträgt, wird es schwierig, sie in den Griff zu bekommen. Ein Treffen zwischen wichtigen Akteuren jagte in den vergangenen Tagen das nächste. US-Finanzminister Timothy Geithner stattete Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) einen Besuch auf Sylt ab und reiste dann weiter zu EZB-Präsident Draghi. Der italienische Ministerpräsident Mario Monti traf den französischen Präsidenten Francois Hollande. Und aus Notenbankkreisen war zu hören, Draghi treffe Weidmann zu einem Meinungsaustausch. Das Ergebnis der hektischen Krisendiplomatie wird sich erst nach der Ratssitzung am frühen Donnerstagnachmittag zeigen. Goldman Sachs rechnet allerdings nicht mit einseitigen Eingriffen der EZB, sondern allenfalls im Gleichschritt mit dem EFSF. Wahrscheinlich sei es aber, dass die Euro-Hüter es den nationalen Notenbanken erlauben, die Kreditvergabe an Unternehmen zu erleichtern. Das wäre kein großer Wurf, könnte aber die lahmende Wirtschaft im Euroraum ankurbeln. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Grüne wollen Deutsche-Bank-Chef Jain vor den Bundestag laden

Grüne wollen Deutsche-Bank-Chef Jain vor den Bundestag laden Hamburg (dapd). Die Grünen wollen den neuen Co-Vorstandschef der Deutschen Bank, Anshu Jain, und weitere Top-Manager vor den Bundestag zitieren. Seine Fraktion strebe für September eine Anhörung im Finanzausschuss mit den Spitzen der deutschen Finanzindustrie an, sagte der finanzpolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Schick, der Wochenzeitung „Die Zeit“ laut Vorabbericht. „In den Großbanken läuft vieles immer noch wie vor der Krise“, sagte Schick dem Blatt. „Es kann nicht sein, dass das Volk die Banken mit Milliardensummen rettet, ohne dass die Volksvertreter Einblick in die Praktiken der Branche bekommen und die Fehler abstellen.“ Im Skandal um angebliche Zinsmanipulationen mehrerer europäischer Großbanken war auch die Deutsche Bank in die Schlagzeilen geraten. In den USA und Großbritannien gab es im Verlauf der Finanzkrise bereits Anhörungen von Bankmanagern vor dem Parlament. Nun könnte es auch in Deutschland eine Mehrheit dafür geben. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)