Wirtschaftsweise sehen konjunkturelle Talsohle erreicht

Wirtschaftsweise sehen konjunkturelle Talsohle erreicht Berlin (dapd). Die Konjunktur wird nach Einschätzung der fünf Wirtschaftsweisen bald wieder etwas anziehen. Der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Dynamik in Deutschland werde voraussichtlich im vierten Quartal 2012 erreicht, heißt es im Jahresgutachten des Sachverständigenrats der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Das am Mittwoch in Berlin vorgestellte Gutachten erwartet, dass die Wirtschaftsleistung im laufenden vierten Quartal stagnieren und erst im neuen Jahr wieder leicht wachsen wird. Laut Gutachten soll sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt in diesem und im kommenden Jahr jeweils real um 0,8 Prozent erhöhen. Die Verbraucherpreise zögen voraussichtlich jeweils um 2,0 Prozent an, hieß es. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt bezeichneten die Wirtschaftsweisen als weiterhin positiv. Sie rechnen für das kommende Jahr mit einem Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen um 176.000 auf 41,7 Millionen. Allerdings werde 2013 auch die Zahl der registrierten Arbeitslosen um 18.000 auf etwas mehr als 2,9 Millionen steigen, hieß es. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote werde in diesem Jahr bei 6,8 Prozent und im nächsten Jahr bei 6,9 Prozent liegen. Insolvenzordnung für Eurostaaten gefordert Die Abschwächung der Weltwirtschaft im Zuge der Eurokrise habe auch die Entwicklung in Deutschland gebremst und zu einer merklichen Abkühlung der hiesigen Konjunktur geführt, erklärt das Gutachten die aktuelle deutsche Wachstumsschwäche. Nach Auffassung der Wirtschaftsweisen sind aber Erfolge der europäischen Politik bei der Bekämpfung der Eurokrise zu erkennen. Die Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen betroffener Staaten hätten sich merklich reduziert. Teile eines funktionstüchtigen Rahmens für die Währungsunion seien durch die Verabschiedung des Fiskalpakts bereits beschlossen. Allerdings stabilisiere derzeit noch die Europäische Zentralbank (EZB) das Finanzsystem mit unkonventionellen Maßnahmen. Das sei aber „allenfalls eine Notlösung“, bemängelten die Ökonomen. Notwendig sei eine stabile Architektur für Europa. Neben der Haushaltsdisziplin der Regierungen seien dafür eine Bankenunion und ein Krisenmanagement notwendig, das „eine Insolvenzordnung für Mitgliedsstaaten umfasst“, empfehlen die Wirtschaftsweisen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

BNP Paribas verbucht einen Gewinnsprung

BNP Paribas verbucht einen Gewinnsprung Paris (dapd). Die französische Großbank BNP Paribas hat ungeachtet der Eurokrise ihren Gewinn im dritten Quartal mehr als verdoppelt. Unter dem Strich verdiente BNP 1,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Paris mitteilte. Ein Jahr zuvor waren es nur 541 Millionen Euro gewesen, weil BNP wegen der europäischen Staatsschuldenkrise hohe Abschreibungen vornahm. Die Einnahmen für die Zeit von Juli bis September 2012 seien auf Jahressicht um 3,4 Prozent auf rund 9,7 Milliarden Euro zurückgegangen, hieß es. BNP profitierte im dritten Quartal von einem starken Investmentbanking. Hier stieg der Vorsteuergewinn den Angaben nach im Jahresvergleich um 7,3 Prozent auf 732 Millionen Euro. Beflügelt worden sei das Geschäft auch durch die Restrukturierung der Bank. Die Eigenkapitalquote lag nach Firmenangaben Ende September bei 9,5 Prozent und übertraf damit das Ziel von 9 Prozent. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Schwieriger Markt lässt Loewe tiefer in die roten Zahlen rutschen

Schwieriger Markt lässt Loewe tiefer in die roten Zahlen rutschen Kronach (dapd). Der schwierige Markt für Fernsehgeräte und die Eurokrise haben den Fernsehgerätehersteller Loewe im dritten Quartal 2012 tiefer in die roten Zahlen rutschen lassen. Der Verlust nach Steuern habe sich von 3,9 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf 7,7 Millionen Euro fast verdoppelt, geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Quartalsbericht des Konzerns aus dem fränkischen Kronach hervor. Von Januar bis September sei der Verlust leicht verringert worden, und zwar von 11,7 Millionen auf 10,1 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter sei von durchschnittlich 1.022 auf 1.002 reduziert worden – durch den Nichtersatz ausscheidender Mitarbeiter, individuelle Arbeitszeitvereinbarungen und Altersteilzeit. Trotz des schwierigen dritten Quartals solle der strategische Umbau weiter vorangetrieben werden, um den neuen Marktherausforderungen besser begegnen zu können, kündigte Loewe an. Dazu gehörten die Neustrukturierung des gesamten Sortiments im TV- und Audiobereich und die Entwicklung von „länderspezifischen Distributionskonzepten“ für die unterschiedlichen Märkte. Loewe hatte bereits Anfang Oktober mitgeteilt, dass der Umsatz im dritten Quartal um 30 Prozent auf 47,4 Millionen Euro und im Neunmonatszeitraum um sieben Prozent auf 173 Millionen Euro gesunken war. Das ursprünglich für 2012 geplante Umsatzwachstum mit einer deutlichen Ergebnisverbesserung hatte das Unternehmen als „nicht mehr realistisch“ zurückgenommen. Zu den Veränderungen im Konzern gehört auch der Wechsel an der Unternehmensspitze: Der erst seit 2010 amtierende Vorstandsvorsitzende Oliver Seidl werde in gegenseitigem Einvernehmen Ende März kommenden Jahres sein Amt abgeben und sich neuen Aufgaben widmen, teilte Loewe am Dienstagabend mit. Zu seinem Nachfolger bestimmte der Aufsichtsrat Matthias Harsch, bislang Geschäftsführer beim baden-württembergischen Waagenhersteller Bizerba. Der 47-Jährige soll spätestens zum 1. März 2013 die Führung der fränkischen Traditionsfirma übernehmen. Seidl wechselt zur Media-Saturn-Unternehmensgruppe. Wie diese am Mittwoch mitteilte, soll der 49-Jährige dort die Geschäftsführung verstärken. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Erneut weniger Menschen auf Sozialleistungen angewiesen

Erneut weniger Menschen auf Sozialleistungen angewiesen Berlin (dapd). Im vergangenen Jahr waren weniger Menschen in Deutschland auf Sozialleistungen angewiesen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, erhielten zum Jahresende 2011 rund 7,3 Millionen Menschen und damit 8,9 Prozent der Bevölkerung Transferleistungen zur Sicherung ihres Lebensunterhalts. Das ist der niedrigste Wert seit der erstmaligen Berechnung im Jahr 2006. Wie in den Vorjahren war die Quote zum Jahresende 2011 in Berlin am höchsten (18,9 Prozent) und in Bayern am niedrigsten (4,3 Prozent). Am stärksten sank die Zahl der Hartz-IV-Bezieher. Zum Jahresende ging die Zahl im Vergleich zu 2006 um 16,0 Prozent auf rund 6,1 Millionen Personen zurück. Erfasst wurden alle Leistungen, die zur Sicherung des grundlegenden Lebensunterhalts dienen. Dazu zählen neben dem Arbeitslosengeld II die Sozialhilfe, die Grundsicherung im Alter, Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz sowie Leistungen der Kriegsopferfürsorge. dapd (Politik/Politik)

Heidelberger Druck weitet Verluste aus

Heidelberger Druck weitet Verluste aus Heidelberg (dapd). Der angeschlagene Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck hat im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres seine Verluste ausgeweitet. Das Nachsteuerergebnis betrug von April bis September minus 104 Millionen Euro nach minus 66 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie der SDAX-Konzern am Mittwoch mitteilte. Der Umsatz lag mit 1,22 Milliarden Euro 3,1 Prozent über dem Vorjahr. Grund für die Verluste sind Sondereinflüsse durch das Sparprogramm „Focus 2012“ sowie hohe Kosten für die Durchführung der Branchenmesse drupa im ersten Quartal und Produktanläufe. „Für Heidelberg gibt es derzeit nur ein Ziel: Die dauerhafte Rückkehr in die Gewinnzone“, sagte der im September neu angetretene Vorstandsvorsitzende Gerold Linzbach. Durch „Focus 2012“ sollen ab kommendem Geschäftsjahr etwa 180 Millionen Euro jährlich eingespart werden. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Axel Springer meldet stabilen Quartalsumsatz

Axel Springer meldet stabilen Quartalsumsatz Berlin (dapd). Die Axel Springer AG hat den Umsatz im Sommer trotz sinkender Erlöse im Printbereich annähernd stabil gehalten. Höhere Einnahmen aus digitalen Medien glichen im dritten Quartal im Jahresvergleich geringere Erlöse aus Zeitungen und Zeitschriften weitgehend aus. Wegen des guten ersten Halbjahres lag der gesamte Umsatz der Monate Januar bis September mit 2,41 Milliarden Euro zudem um 3,9 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Fortschreitende Digitalisierung präge die Geschäftsentwicklung, erklärte Springer am Mittwoch in Berlin. In den Monaten Juli bis September sanken die Erlöse des Konzerns gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,7 Prozent auf 787 Millionen Euro. Die deutschen Zeitungen büßten gegenüber dem Vorjahresquartal 7,1 Prozent Umsatz ein, die deutschen Zeitschriften 9,8 Prozent und die internationalen Printmedien 11,2 Prozent. Dagegen stieg der Umsatz der digitalen Medien um 15,9 Prozent auf 281 Millionen Euro. Das dritte Quartal bescherte dem Konzern einen Überschuss nach Steuern von 29,1 Millionen Euro. Der Überschuss lag in den ersten neun Monaten bei 188,7 Millionen Euro. Das Unternehmen bekräftigte sein Ziel, die Konzernerlöse im gesamten Jahr im einstelligen Prozentbereich zu steigern. „Axel Springen nimmt nach neun Monaten Kurs auf ein neues Rekordjahr“, sagte Vorstandschef Mathias Döpfner. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Gabriel attackiert Altmaier im Streit um Endlagersuche

Gabriel attackiert Altmaier im Streit um Endlagersuche München (dapd). Im Streit um eine neue Endlagersuche hat SPD-Chef Sigmar Gabriel Umweltminister Peter Altmaier (CDU) scharf angegriffen. „Sein ganzes Handeln fördert nicht das Vertrauen, dass er es mit dem Konsens ernst meint“, sagte Gabriel der „Süddeutschen Zeitung“. Hintergrund seien Erwägungen im Umweltministerium, ein Gesetz notfalls im Alleingang zu verabschieden, schreibt das Blatt. Gespräche zwischen Regierung und Opposition waren zuletzt kaum noch vorangekommen. Gabriel bekräftigte die Absicht, noch in dieser Legislaturperiode zu einem Abschluss zu kommen. Derzeit aber versuche die Bundesregierung, mit dem Thema Wahlkampf zu machen, sagte Gabriel. „Altmaiers Absicht ist offensichtlich: Es geht um Niedersachsen.“ Dort wird Ende Januar gewählt. dapd (Politik/Politik)

Talfahrt der Autoindustrie lässt Lanxess-Gewinn einbrechen

Talfahrt der Autoindustrie lässt Lanxess-Gewinn einbrechen Leverkusen (dapd). Die Talfahrt der Autoindustrie hinterlässt tiefe Spuren in der Bilanz des Spezialchemie-Herstellers Lanxess. Im dritten Quartal brach der Konzerngewinn des DAX-Aufsteigers gegenüber dem Vorjahr um 39 Prozent auf 94 Millionen Euro ein. Der Konzernumsatz sank um acht Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, wie Lanxess am Dienstag in Leverkusen mitteilte. Zu schaffen machte dem Kautschuk-Spezialisten Lanxess vor allem die schwache Nachfrage aus der Reifen- und Automobilindustrie. Die Nachfrage im Geschäftsfeld Agrochemikalien lag dagegen nach Konzernangaben auf unverändert hohem Niveau. Eine schnelle Besserung erwartet Konzernchef Axel Heitmann nicht. Doch sei Lanxess darauf vorbereitet, mit solchen Herausforderungen umzugehen und die Produktion flexibel an die Nachfrage anzupassen, betonte der Manager. Trotz des schwierigen Umfelds bestätigte der Konzern sein Ziel, das operative Ergebnis vor Abschreibungen und Sondereinflüssen von zuletzt 1,15 Milliarden Euro im laufenden Geschäftsjahr um 5 bis 10 Prozent zu steigern. Allerdings werde das Ergebnis am unteren Ende der angekündigten Bandbreite liegen, dämpfte Heitmann die Erwartungen. Lanxess-Aktie im Minus Auffällig: Das 2004 durch Abspaltung großer Teile des Chemiegeschäfts aus dem Bayer-Konzern hervorgegangene Unternehmen litt nicht nur in den Krisenregionen Südeuropas unter Umsatzrückgängen. Auch in den Wachstumsregionen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika ging der Umsatz zweistellig zurück. Vergleichsweise gering fielen die Einbußen mit einem Minus von vier Prozent in Deutschland aus. Mittel- bis langfristig sei der Konzern aber unverändert zuversichtlich, sagte Heitmann. Ausdrücklich bekräftigte er das Ziel, das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen bis 2014 auf 1,4 Milliarden Euro und bis 2018 auf 1,8 Milliarden Euro zu steigern. Wachstumsimpulse erwartet sich der Manager nicht zuletzt von der in immer mehr Ländern geltenden Kennzeichnungspflicht für die Kraftstoffeffizienz von Reifen. Dies werde die Nachfrage nach den für „Grüne Reifen“ notwendigen High-Tech-Kautschuk spürbar steigern. Zukunftsorientiert will sich der Konzern auch in einem anderen Bereich zeigen. Bis 2020 soll der Anteil von Frauen im mittleren und oberen Management von derzeit knapp 15 auf 20 Prozent steigern. Insgesamt sind 18 Prozent derzeit weltweit gut 17.000 Mitarbeiter Frauen. An der Börse verlor die Lanxess-Aktie nach der Bekanntgabe der Zahlen zeitweise mehr als drei Prozent an Wert. Auch am Dienstagnachmittag lag die Akte noch mit über einem Prozent im Minus. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Neue Landebahn treibt Fraport-Geschäft an

Neue Landebahn treibt Fraport-Geschäft an Frankfurt/Main (dapd). Die Eröffnung der neuen Landebahn am Frankfurter Flughafen vor einem Jahr hat das Geschäft der Betreibergesellschaft Fraport beflügelt. Die Dynamik half dem Unternehmen in den ersten neun Monaten 2012, drei Streiks und den Ausfall Tausender Flüge wegzustecken. Im dritten Quartal stieg der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 34 Prozent auf 162 Millionen Euro, wie Fraport am Dienstag in Frankfurt am Main mitteilte. Immer mehr Passagiere nutzen den größten deutschen Flughafen. Der Umsatz wuchs zwischen Juli und September um 5,3 Prozent auf 701 Millionen Euro. Die Luftfracht bleibt wegen der mauen Konjunktur und des Nachtflugverbots allerdings das Sorgenkind des Konzerns. Zwischen Januar und September steigerte Fraport seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,5 Prozent auf 1,85 Milliarden Euro. Der Gewinn wuchs um 10,1 Prozent auf 248 Millionen Euro. Das Passagieraufkommen stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,3 Prozent auf mehr als 44 Millionen. Hingegen ging das Cargo-Aufkommen in Frankfurt um 8,1 Prozent auf rund 1,56 Millionen Tonnen zurück. 3.350 Flüge fielen wegen Streiks aus Durch Streiks der Vorfeldbeschäftigten, des Kabinenpersonals und während der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst fielen dieses Jahr den Angaben zufolge 3.350 Flüge aus. 370.000 Menschen seien dadurch vom Fliegen abgehalten worden, was 0,8 Prozent des Passagieraufkommens ausmache. Vorstandschef Stefan Schulte lobte, dass sich seit Eröffnung der neuen Landebahn die Pünktlichkeit am Frankfurter Flughafen deutlich verbessert habe. Während sich die Rückgänge im Frachtaufkommen weiter abschwächen würden, erwartet Fraport im Winter einen Rückgang bei den innerdeutschen und europäischen Passagier-Flugbewegungen. Damit liege Frankfurt im europaweiten Trend, denn auf dem gesamten Kontinent dämpften die Schuldenkrise und die schwache Wirtschaftsentwicklung das Luftverkehrsaufkommen. Der Vorstand bestätigte die Ergebnisprognose für das laufende Jahr. Allerdings würden die Erlöse aus den Auslandsinvestitionen etwas niedriger ausfallen. Die Dividende solle stabil bei 1,25 Euro je Aktie bleiben. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Kompromiss zur Lebensleistungsrente wackelt

Kompromiss zur Lebensleistungsrente wackelt Berlin (dapd). Kaum haben sich die Koalitionsspitzen auf einen Kompromiss im Kampf gegen die Altersarmut verständigt, wackelt dieser bereits wieder. CDU, CSU und FDP interpretierten den Beschluss vom Montagmorgen am Dienstag höchst unterschiedlich. Während die CDU davon ausgeht, dass die sogenannte Lebensleistungsrente oberhalb des höchsten Grundsicherungsanspruchs liegen soll, geht die FDP vom Durchschnitt der Grundsicherung im Alter aus – immerhin ein Unterschied von mehr als 120 Euro. CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt warnte die Koalition davor, sich bei der Rente unter Zeitdruck zu setzen. Die Spitzen von Union und FDP hatten in der Nacht zum Montag auf dem Gipfeltreffen im Kanzleramt die Einführung einer sogenannten Lebensleistungsrente für Geringverdiener beschlossen, die „oberhalb der Grundsicherung“ liegen soll. Voraussetzung für die Auszahlung sollen 40 Beitragsjahre in der gesetzlichen Rentenversicherung sein sowie eine private Vorsorge. Außerdem enthält der Beschluss einen Prüfauftrag, inwiefern Mütter von Kindern, die vor 1992 geboren worden sind, bessergestellt werden können. Die Grundsicherung im Alter in Deutschland liegt derzeit im Durchschnitt bei 688 Euro, variiert regional allerdings stark. So lag sie 2011 in Wiesbaden beispielsweise bei durchschnittlich 811 Euro, Tendenz steigend. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) geht daher von einem Deckel zwischen 830 und 850 Euro aus und brachte diese Summe am Montag bereits ins Spiel. CDU und FDP werten Rentenkompromiss unterschiedlich FDP-Fraktionsvize Heinrich Kolb reagierte darauf mit Unverständnis. Er sehe keinerlei Notwendigkeit dafür, dass der höchste Grundsicherungsbetrag in Deutschland als Grundlage für die Berechnung der Lebensleistungsrente herangezogen werde, sagte Kolb der Nachrichtenagentur dapd. „Wir gehen immer vom durchschnittlichen Grundsicherungsbetrag aus“, fügte er hinzu. Als Voraussetzung zum Erwerb der Lebensleistungsrente plädierte er für eine „langjährige eigene Vorsorge“, ohne sich auf eine Anzahl von Jahren festzulegen. Der Vorsitzende der Arbeitnehmergruppe in der Unions-Bundestagsfraktion, Peter Weiß (CDU), wies die Lesart der FDP hingegen zurück. Es sei nicht möglich, den Durchschnittswert als Maßstab heranzuziehen, sagte er der Nachrichtenagentur dapd. Wer in teuren Städten lebe, in denen die Grundsicherung im Alter durchschnittlich hoch sei, werde sonst am Ende mit der Lebensleistungsrente schlechter gestellt als mit der Grundsicherung. Auch sehe das Rentenrecht keine Differenzierung nach Regionen vor. „Es muss eine einheitliche Regelung sein“, betonte Weiß. Insgesamt lobte er den Beschluss der Koalitionsspitzen. CSU-Landesgruppenchefin Hasselfeldt mahnte ein sorgfältiges Vorgehen an. Zwar gehe sie von einer Verabschiedung in dieser Legislatur aus, aber „wir sollten uns jetzt bei der Rente wirklich nicht unter Zeitdruck setzen“. Sie wolle auch jetzt noch keine konkreten Zahlen öffentlich diskutieren. Hasselfeldt sagte weiter, die Besserstellung von Frauen im Rentensystem, die vor 1992 Kinder geboren haben, bleibe weiter „auf der Tagesordnung“. Allerdings müssten hierbei auch Fragen der Finanzierung berücksichtigt werden. Die Vorsitzende der Frauen-Union, Maria Böhmer (CDU) hatte zuvor zu verstehen gegeben, dass sich die Unions-Frauen mit dem Prüfauftrag nicht zufriedengeben würden. „Wir dürfen die Mütter nicht länger warten lassen, deshalb muss die Bundesregierung noch in dieser Legislaturperiode einen Gesetzentwurf vorlegen“, sagte Böhmer der „Rheinischen Post“. Dieser müsse dann vorsehen, dass „spätestens ab 2014“ für Rentnerinnen und Rentner die Anrechnung von Kindererziehungszeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung für vor 1992 geborene Kinder verbessert wird. dapd (Politik/Politik)