Berlin (dapd). Der Vermittlungsausschuss von Bund und Ländern hat nur für zwei von acht umstrittenen Gesetzesvorhaben einen Kompromiss gefunden. In fünfstündigen Beratungen einigten sich die 32 Vermittler am Mittwochabend darauf, den steuerlichen Grundfreibetrag anzuheben und das Unternehmensteuerrecht zu novellieren. In zwei weiteren Punkten setzte sich die Opposition im Ausschuss durch: mit der Ablehnung des Steuerabkommens mit der Schweiz und der Gleichbehandlung der homosexuellen Partnerschaft mit der Ehe im Steuerrecht. Ob es dafür eine Mehrheit im Bundestag gibt, ist aber fraglich. Der Vorsitzende des Vermittlungsausschusses, Thomas Strobl (CDU), sagte: „Wir haben heute eine schwierige Sitzung gehabt, die über fünf Stunden gegangen ist, mit acht außerordentlich schwierigen Themen.“ Keine Mehrheit habe es für die Pläne der schwarz-gelben Koalition gegeben, die sogenannte kalte Progression bei der Einkommensteuer abzubauen, die Arbeitnehmern trotz Lohnerhöhung weniger vom Netto lässt. Bei der seit Monaten umstrittenen steuerlichen Förderung der energetischen Gebäudesanierung gab es nur eine Teileinigung im Bereich Energiewirtschaftsrecht. Während das Steuerabkommen mit der Schweiz, das eigentlich zum 1. Januar in Kraft treten sollte, mit 19 zu 10 Stimmen abgelehnt wurde, wurden drei weitere strittige Themen vertagt: das Meldewesen, wonach Einwohnermeldeämter Adressen verkaufen können, die Seuchenbekämpfung an Häfen und Flughäfen sowie das Wettbewerbsrecht mit dem Streitpunkt, ob die gesetzliche Krankenversicherung darunter fallen soll. Steuerliche Entlastung von 2,5 Milliarden Euro SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte: „Nachdem sich über Monate hinweg im Vermittlungsausschuss wenig bewegt hatte, war heute eine Menge los.“ Von der Anhebung des steuerlichen Grundfreibetrags bei konstantem Eingangssteuersatz von 14 Prozent profitierten die Bürger: „Das ist immerhin eine steuerliche Entlastung von rund 2,5 Milliarden Euro.“ Zum Steuerabkommen mit der Schweiz meinte Oppermann: „Dieser Vertrag ist so schlecht und im Grundsatz so ungeeignet, Steuergerechtigkeit in Deutschland herzustellen, dass er ganz neu verhandelt werden muss.“ Unionsfraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer sagte, er sei mit dem Ergebnis beim Thema kalte Progression unzufrieden: „Da hat sich die SPD auch kurz vor Weihnachten keinen Ruck gegeben.“ Auch bei der Gebäudesanierung sei „leider die Verhinderung durch SPD und Grüne fortgesetzt“ worden. Das Bundeskabinett wolle deshalb in seiner nächsten Sitzung ein Programm der Staatsbank KfW in Angriff nehmen. Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck sagte, die Anhebung des Grundfreibetrags sei vom Bundesverfassungsgericht vorgegeben worden und werde von den Grünen mitgetragen. „Aber wir machen nicht eine Verschiebung des gesamten Tarifs, von dem vor allem die Besserverdienenden am meisten haben.“ Die Gleichstellung der Homo-Ehe im Steuerrecht sieht Beck nicht als Zumutung für die Bundestagsmehrheit. Sie stehe sowohl im Koalitionsvertrag wie auch im FDP-Programm. FDP-Fraktionsgeschäftsführer Jörg van Essen meinte: „Wir bedauern es ganz außerordentlich, dass wir beim Abbau der kalten Progression nicht vorangekommen sind.“ Auch gebe es überhaupt keine Anzeichen, dass die Schweiz verhandlungsbereit sei. Zwar sei die FDP für die Gleichbehandlung der sogenannten Homo-Ehe, sei aber in einem Bündnis mit CDU und CSU: „Wenn sich der Koalitionspartner nicht bewegt, dann bedauern wir das“, sagte der FDP-Politiker. dapd (Politik/Politik)
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Landtag stimmt Beck-Aussage im Nürburgring-Prozess zu
Mainz (dapd). Der Weg für eine Aussage Kurt Becks (SPD) im Nürburgring-Prozess ist nun frei: Der rheinland-pfälzische Landtag genehmigte am Mittwoch in Mainz einstimmig die Zeugenaussage des scheidenden Ministerpräsidenten sowie weiterer Regierungsmitglieder aus dem Jahr 2009. Das Kabinett hatte bereits zuvor seine Genehmigung erteilt. Der Landtag musste allerdings noch seine Zustimmung für Beck und weitere Minister geben, die auch Abgeordnete sind. Die Landespolitiker können wegen der Erkrankung eines Angeklagten erst im kommenden Jahr als Zeugen gehört werden. Auf der Zeugenliste stehen neben Beck auch seine designierte Nachfolgerin, die Sozialministerin Malu Dreyer, sowie die amtierende Bildungsministerin Doris Ahnen (beide SPD). Zudem sollen aus dem Kabinett von 2009 der damalige Wirtschafts- und Verkehrsminister und heutige SPD-Fraktionschef Hendrik Hering sowie die damalige Umwelt- und jetzige Europaministerin Margit Conrad (SPD) gehört werden. Bereits ausgesagt haben der frühere Innenminister Karl Peter Bruch sowie Ex-Justizminister Heinz Georg Bamberger (beide SPD). Da die beiden ehemaligen Minister inzwischen keine Landtagsmandate mehr innehaben, wurden für ihre Aussagen nicht die Zustimmung des Parlamentes benötigt. Geplatzte Finanzierung kostete das Land 330 Millionen Euro In dem Prozess vor dem Landgericht Koblenz geht es um die spektakulär geplatzte Privatfinanzierung des Nürburgring-Ausbaus, in deren Folge das Land auf den Kosten von mindestens 330 Millionen Euro sitzen geblieben war. Der frühere rheinland-pfälzische Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) trat im Sommer 2009 wegen des ruinösen Debakels an der Traditionsrennstrecke in der Eifel zurück. Die landeseigene Nürburgring GmbH musste später als Folge der gescheiterten Pläne Insolvenz anmelden. Ex-Minister Deubel, der frühere Nürburgring-Geschäftsführer Walter Kafitz und vier weitere Angeklagte müssen sich in dem laufenden Prozess am Landgericht wegen Untreue oder Beihilfe dazu verantworten. Deubel hatte vor Gericht beteuert, den Ministerrat stets ausgiebig über geplante Schritte bei der angestrebten Finanzierung informiert zu haben. Das hatten die Ex-Minister Bruch und Bamberger im Zeugenstand im Wesentlichen bestätigt. dapd (Politik/Politik)
Heckleuchtenhersteller Odelo will Stellen in Deutschland streichen
Schwaikheim (dapd). Die Lage der Automobilzulieferer in Deutschland wird immer angespannter. Am Mittwoch kündigte der Heckleuchtenhersteller Odelo einen Stellenabbau in Deutschland an. Erst am Dienstag hatte der französische Automobilzulieferer Faurecia mitgeteilt, er streiche 200 Stellen in seinem Werk im niedersächsischen Stadthagen und verlagere die meisten davon nach Polen. Nach Angaben des kaufmännischen Geschäftsführers von Odelo, Reinhold Müller, lassen sich in Deutschland Aufträge nicht mehr kostendeckend generieren. Faurecia begründete den Schritt mit dem schwachen Automarkt in Westeuropa. Auch andere Zulieferer wie Bosch oder Schaeffler bekommen dies zu spüren. „Der Standort Oberrot soll kurzfristig geschlossen werden“, sagte Müller der Nachrichtenagentur dapd. Im schwäbischen Oberrot ist das Ersatzteilgeschäft von Odelo angesiedelt. Auch im einzigen deutschen Produktionswerk in Geislingen bei Stuttgart sollen Stellen wegfallen. Vom Unternehmenssitz in Schwaikheim nahe Stuttgart will das Unternehmen diverse Funktionen in die Werke verlagern. Insgesamt beschäftigt Odelo 1.600 Mitarbeiter, 700 davon in Deutschland. Das Maßnahmenpaket war dem Konzernbetriebsrat am Dienstag vorgestellt worden und soll kommende Woche auf Betriebsversammlungen der gesamten Belegschaft erläutert werden. Müller begründete den Schritt mit dem Ende diverser Serienaufträge, unter anderem für die im kommenden Jahr auslaufende E-Klasse von Mercedes-Benz. Zwar habe Odelo auch den Folgeauftrag für das runderneuerte Modell erhalten. Dieser werde jedoch in Slowenien gefertigt. IG Metall: Geschäftsführung gefährdet Unternehmen Konkrete Auswirkungen konnte Müller noch nicht nennen. Ziel sei es, bis Januar ein detailliertes Konzept auszuarbeiten. Die IG Metall kritisierte das Vorhaben scharf. Die Strategie der Geschäftsleitung gefährde das gesamte Unternehmen und bedrohe massiv Arbeitsplätze in Deutschland, teilte die Gewerkschaft in Stuttgart mit. Der Kostendruck für die Zulieferer scheint somit angesichts der Krise auf dem Automarkt in Westeuropa größer zu werden. Die Autohersteller ordern gerade für Südeuropa weniger. Neben Faurecia und Odelo versuchen auch andere Hersteller, Kosten zu sparen. Der Vorstandsvorsitzende von Schaeffler, Jürgen Geißinger, kündigte eine „temporäre Anpassung“ der Kapazitäten an. Bosch schickt seine Mitarbeiter am Standort Bamberg im Dezember für drei bis fünf Tage erneut in Kurzarbeit. Wie schon im September sind 1.000 Mitarbeiter betroffen, wie ein Sprecher sagte. Insgesamt befänden sich knapp fünf Prozent der Belegschaft in Deutschland in Kurzarbeit. In Bamberg werden Zündkerzen und Komponenten für Diesel- und Benzintechnik hergestellt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Kaufkraft der Deutschen steigt leicht
Nürnberg (dapd). Die Kaufkraft der Deutschen wird Experten zufolge im kommenden Jahr leicht steigen. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Nürnberger Marktforschungsunternehmens GfK haben sie 2013 nominal rund 554 Euro pro Kopf mehr zur Verfügung als in diesem Jahr. Angesichts der von der Bundesbank prognostizierten Inflationsrate von 1,5 Prozent bleibe ein geringer realer Kaufkraftzuwachs von rund 1,4 Prozent. „Somit kann von einer leicht positiven Konsumentwicklung im nächsten Jahr ausgegangen werden“, erklärte die GfK. Dabei gebe es allerdings große regionale Unterschiede. Die Marktforscher prognostizieren für nächstes Jahr eine Kaufkraftsumme von 1.687,7 Milliarden Euro für Gesamtdeutschland. Dies entspreche einer Steigerung gegenüber der Vorjahressumme um 2,9 Prozent und ergebe einen Pro-Kopf-Wert von 20.621 Euro. Damit würden die Deutschen im kommenden Jahr im Durchschnitt nominal 554 Euro mehr als im Vorjahr für Konsum, Miete oder andere Lebenshaltungskosten zur Verfügung haben, erklärten die Marktforscher. Die Kaufkraft bezieht sich auf das verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung, inklusive staatlicher Transferzahlungen wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld. Starnberg oben, Görlitz unten Allerdings profitierten nicht alle Bevölkerungsgruppen von dem Anstieg. So dürfte beispielsweise die Rentenentwicklung 2013 unterhalb der Inflationsrate liegen, erklärte die GfK. Die Einkommensentwicklung in vielen Branchen werde aber voraussichtlich günstig bleiben. Auf der Ebene der Bundesländer liegt Hamburg den Angaben zufolge mit 22.769 Euro vor Bayern und Baden-Württemberg. Rheinland-Pfalz stelle mit 20.600 Euro in etwa den Bundesdurchschnitt dar. Die ostdeutschen Bundesländer liegen noch immer unter dem gesamtdeutschen Pro-Kopf-Schnitt, wie die Untersuchung ergab. Das Schlusslicht bilde Sachsen-Anhalt mit 16.970 Euro pro Kopf. Die Rangliste der Stadt- und Landkreise bleibt bis auf einen Wechsel an der Spitze unverändert. So verdrängt der Landkreis Starnberg mit 30.509 Euro den Hochtaunuskreis (30.165) auf den zweiten Platz. Am unteren Ende des Kreisrankings gibt es ebenfalls Veränderungen zu den Vorjahren. Grund ist den Angaben zufolge vor allem die Kreisreform in Mecklenburg-Vorpommern, wo mehrere besonders kaufkraftschwache Kreise verschmolzen und neu eingeteilt wurden. Das neue bundesweite Schlusslicht liegt laut GfK nun nicht mehr im Nordosten Deutschlands, sondern im sächsischen Landkreis Görlitz. Dessen Bewohner hätten im Schnitt 15.687 Euro pro Kopf zur Verfügung. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Verbraucherpreise steigen im November um 1,9 Prozent
Wiesbaden (dapd). Die Inflation in Deutschland hat sich etwas abgeschwächt. Im November hätten die Verbraucherpreise 1,9 Prozent höher gelegen als ein Jahr zuvor, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit und bestätigte damit seine Schätzung von Ende November. Im Oktober und September hatte die Teuerungsrate jeweils bei 2,0 Prozent gelegen. Der leichte Rückgang sei vor allem auf die Preisentwicklung der Energie zurückzuführen, hieß es. Den Statistikern zufolge verteuerten sich Haushaltsenergie und Kraftstoffe im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,8 Prozent und damit weniger als in den Vormonaten. Im Oktober waren die Energiepreise noch um 5,5 Prozent gestiegen. Dagegen erhöhten sich die Preise für Nahrungsmittel im November im Jahresvergleich deutlich um 4,2 Prozent. Der höchste Preisanstieg wurde bei Obst mit 10,5 Prozent verzeichnet. Im Vergleich zum Vormonat Oktober sank der Verbraucherpreisindex im November um 0,1 Prozent. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Porsche fährt vorzeitig zum erneuten Absatzrekord
Stuttgart (dapd). Der Sportwagenhersteller Porsche hat seinen Absatzrekord aus dem Vorjahr bereits im November übertroffen. Das Unternehmen lieferte im bisherigen Jahresverlauf 128.978 Neuwagen an seine Kunden aus, wie Porsche am Mittwoch mitteilte. Im gesamten Jahr 2011 waren es knapp 119.000 Fahrzeuge. Im November zogen die Stuttgarter beim Wachstum noch einmal an und steigerten ihren Absatz im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast 39 Prozent. Im gesamten Jahresverlauf verbuchte Porsche ein Wachstum von 17,6 Prozent. Der Absatz brummte vor allem auf den zwei größten Absatzmärkten der Welt. In den USA stieg der Absatz im November um 67,5 Prozent an und in China kletterte er auf 63,4 Prozent. Selbst auf dem konjunkturell gebeutelten westeuropäischen Markt legte Porsche zu. „Mit unserer Produktoffensive haben wir die Attraktivität der Marke Porsche im Jahr 2012 kontinuierlich gesteigert“, sagte Vertriebsvorstand Bernhard Maier. In diesem Jahr brachte das Unternehmen die neue Generation des Boxster heraus. Bereits im November 2011 kam der neue 911er auf den Markt, in diesem Jahr folgten Varianten wie die Cabrio-Version. 2013 bringt Porsche mit dem Hybridsportwagen 918 Spyder sowie dem kompakten Geländewagen Macan zwei völlig neue Modelle auf den Markt. Für Maier soll Porsche damit an den Rekordabsatz 2012 anknüpfen: „Dass wir den Vorjahreswert bereits im November übertroffen haben, ist für uns kein Grund, sich auszuruhen. Es ist vielmehr Ansporn, auch im nächsten Jahr Höchstleistung zu liefern – trotz anhaltender Unsicherheit im Markt“, sagte er. Porsche hat sich ehrgeizige Wachstumsziele vorgegeben. Bis 2018 will der Sportwagenbauer einen jährlichen Absatz von 200.000 Fahrzeugen erreichen. Auch personell bereitet sich Porsche auf weiteres Wachstum vor. Die Zahl der Auszubildenden pro Jahr wurde bereits von 100 auf 150 erhöht. Am Mittwoch teilte das Unternehmen außerdem mit, ein neues Ausbildungszentrum zu bauen, das Kapazitäten für mehr als 500 Berufsanfänger bieten wird. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
BGH stärkt Presserechte bei Verdacht auf Stasi-Tätigkeit
Karlsruhe (dapd). Der Bundesgerichtshof hat die Rechte der Presse bei einem Verdacht der Stasi-Tätigkeit eines Politikers gestärkt. Ein wichtiges Indiz für die Zulässigkeit einer Verdachtsberichterstattung sei dabei, dass die Stasi-Unterlagenbehörde sich in dem jeweiligen Fall klar positioniert habe, entschied der Bundesgerichtshof (BGH) am Dienstag in Karlsruhe. Ist nach Einschätzung der Behörde den Unterlagen zweifelsfrei zu entnehmen, dass der Betreffende als Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter (IM) tätig gewesen ist, dürfe die Presse einer solchen Stellungnahme „vertrauen“, betonte der BGH. Denn es handele sich um eine Bundesoberbehörde, der durch Gesetz die Aufgabe zugewiesen sei, die Stasi-Unterlagen auszuwerten und zu archivieren. Der BGH hob zwei Urteile des Oberlandesgerichts (OLG) Hamburg auf, das im Oktober 2010 mehreren Zeitungen untersagt hatte, künftig erneut über die angebliche Tätigkeit des früheren sächsischen PDS-Landtagsfraktionschefs Peter Porsch als Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter (IM) zu berichten. Porsch machte geltend, er sei durch die Veröffentlichungen in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt. Das OLG hatte die Voraussetzungen für eine zulässige Verdachtsberichterstattung verneint – zu Unrecht, wie der BGH nun entschied. Der Bundesgerichtshof verwies darauf, dass der Pressesprecher der Stasi-Unterlagenbehörde eine Stellungnahme abgegeben habe, wonach aus Unterlagen zweifelsfrei hervorgehe, dass Porsch als IM „Christoph“ für die Stasi tätig gewesen sei. Die Revisionen der Axel Springer AG und des Dresdner Druck- und Verlagshauses waren damit erfolgreich. Die angegriffenen Artikel waren 2004 in den Springer-Blättern „Bild“ und „Die Welt“ sowie in der in Dresden herausgegebenen „Sächsischen Zeitung“ und der „Dresdner Morgenpost“ erschienen. Der 6. Zivilsenat des BGH in Karlsruhe verwies den Streit zur Neuverhandlung an das OLG Hamburg zurück. OLG hatte mehr eigene Recherche verlangt Porsch war Professor an der Universität Leipzig, PDS-Fraktionsvorsitzender im sächsischen Landtag und PDS-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 19. September 2004. Die umstrittenen Artikel erschienen rund einen Monat vor der Wahl – im Zeitraum vom 8. bis 17. August 2004. Die beklagten Zeitungen berichteten darin über den Verdacht, Porsch habe als langjähriger IM „Christoph“ mit dem Ministerium für Staatssicherheit zusammengearbeitet und dabei insbesondere seine damalige Freundin und jetzige Frau bespitzelt. Porsch behauptet hingegen, er habe nicht gewusst, dass das Ministerium für Staatssicherheit ihn als „IM Christoph“ geführt habe. Er sei ohne sein Wissen „abgeschöpft“ worden. Das Landgericht Hamburg hatte seinen Unterlassungsklagen überwiegend stattgegeben, das OLG Hamburg ebenfalls. Die Zeitungen hätten nicht bewiesen, dass Porsch wissentlich und willentlich mit dem Ministerium für Staatssicherheit zusammengearbeitet habe, meinte das OLG. Der BGH betonte nun, diese Würdigung des OLG verstoße „gegen Denkgesetze und Erfahrungssätze“. Das OLG hatte auch gerügt, die Zeitungen hätten ihre Informationen im Wesentlichen Berichten des Nachrichtenmagazins „Focus“ entnommen und vor den Veröffentlichungen keine ausreichenden eigenen Recherchen angestrengt. Hier verwies der BGH darauf, dass die Medien den Angaben der Stasi-Unterlagenbehörde „gesteigertes Vertrauen entgegenbringen“ durften. (Aktenzeichen: BGH VI ZR 314/10 und VI ZR 315/10) dapd (Politik/Politik)
ThyssenKrupp-Chef Hiesinger sagt Seilschaften den Kampf an
Essen (dapd). Nach einem Rekordverlust von fünf Milliarden Euro will ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger Seilschaften und verkrusteten Strukturen im Konzern ein Ende machen. „Wir müssen und wir werden unsere Führungskultur grundlegend verändern, um wieder erfolgreich zu sein“, sagte der Manager am Dienstag bei der Präsentation der Konzernbilanz 2011/12. Wer dabei nicht mitziehe, habe im Konzern nichts mehr zu suchen. An der Börse kam Hiesingers Entschlossenheit, bei ThyssenKrupp aufzuräumen, gut an. Die im DAX notierte Aktie gewann zeitweise rund sieben Prozent an Wert. Hiesinger malte in der neuen Konzernzentrale in Essen ein düsteres Bild von den bisherigen Zuständen in dem nicht nur von tiefroten Zahlen, sondern auch von Korruptions- und Kartellaffären erschütterten Konzern. „Es gab bisher ein Führungsverständnis, in dem Seilschaften und blinde Loyalität oft wichtiger waren als unternehmerischer Erfolg“, sagte er. Fehlentwicklungen seien lieber verschwiegen als aktiv korrigiert worden. Außerdem habe offenbar bei einigen die Ansicht vorgeherrscht, dass Regeln, Vorschriften und Gesetze nicht für alle gelten. Doch werde sich dies nun ändern. Als Eckpfeiler für die neue Unternehmenskultur nannte er null Toleranz bei Verstößen gegen Gesetze oder interne Regelungen und das Leistungsprinzip. Die am Montagabend vom Aufsichtsrat beschlossene Trennung von drei der sechs Vorstandsmitglieder sei ein deutliches Zeichen für den Neuanfang. Denn die entscheidenden Fehler bei dem verlustreichen Amerikageschäft seien im damaligen Vorstand gemacht worden. Untersuchungen hätten gezeigt, dass viele Annahmen, die dem Aufsichtsrat präsentiert wurden, „deutlich zu optimistisch waren oder sich im Nachhinein als falsch herausgestellt haben“. Hiesinger nimmt Cromme in Schutz Den Aufsichtsrat und dessen Vorsitzenden Gerhard Cromme nahm Hiesinger dagegen gegen Vorwürfe in Schutz, seine Kontrollfunktion nicht erfüllt zu haben. Cromme hatte Hiesinger vor zwei Jahren von Siemens zu ThyssenKrupp geholt. Erstmals seit Bestehen der ThyssenKrupp AG wird der Konzern wegen der durch Milliardenabschreibungen auf die neuen amerikanischen Stahlwerke verursachten tiefroten Zahlen keine Dividende ausschütten. Doch laufen nicht nur die Geschäfte in Amerika schlecht. Auch in den künftigen Kerngeschäftsfeldern gibt es Schwierigkeiten. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) der fortgeführten Aktivitäten fiel mit 1,4 Milliarden Euro nur halb so hoch aus wie im Vorjahr. Und im laufenden Jahr erwartet der Konzern einen weiteren Rückgang auf rund eine Milliarde Euro. Hier macht sich vor allem das schwache Stahlgeschäft in Europa bemerkbar. Spekulationen über eine Trennung auch vom europäischen Stahlgeschäft erteilte der Manager dennoch eine Absage. „Es gibt weder Planungen noch Entscheidungen, Steel Europe wegzugeben“, sagte er. Neuen Schwung soll dem Konzern ein Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramm bringen, mit dem in den kommenden Jahren Einsparungen von zwei Milliarden Euro erreicht werden sollen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
US-Handelsdefizit wächst im Oktober auf 42,2 Milliarden Dollar
Washington (dapd). Der US-Handelsdefizit ist im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 4,8 Prozent auf 42,2 Milliarden Dollar (32,7 Milliarden Euro) gestiegen. Grund war, dass die Exporte der USA noch stärker zurückgingen als die Importe, wie das Handelsministerium am Dienstag mitteilte. Der Export sank um 3,6 Prozent auf 180,5 Milliarden Dollar, der Import ging um 2,1 Prozent auf 222,8 Milliarden zurück. Im Handel mit China erreichte das Defizit einen Rekordstand. © 2012 AP. All rights reserved (Wirtschaft/Wirtschaft)
Energiesektor soll Hälfte der Siemens-Einsparungen schultern
Charlotte/Erlangen (dapd). Von den bei Siemens geplanten Einsparungen in Höhe von sechs Milliarden Euro soll der Sektor Energie rund die Hälfte tragen. Das kündigte der für den Geschäftsbereich zuständige Siemens-Vorstand Michael Süß am Dienstag in Charlotte in den USA an. In den kommenden beiden Jahren soll der Energiesektor seine Produktivität um 3,2 Milliarden Euro erhöhen. Der größte Teil umfasse Kosteneinsparungen beispielsweise im Einkauf und durch Optimierungen in der Fertigung, teilte Siemens weiter mit. Der Vorstandsvorsitzende Peter Löscher hatte auf der Bilanz-Pressekonferenz im November ein umfassendes Sparprogramm angekündigt und auch Stellenkürzungen angedeutet. Der Sektor Energie peilt 2014 eine doppelt so hohe Rendite an wie zuletzt. So soll die Ergebnismarge von zuletzt sechs auf mindestens zwölf Prozent steigen. Im laufenden Geschäftsjahr 2012/2013 (seit 1. Oktober) rechnet Süß aufgrund eines schwächeren Auftragseingangs mit einem Umsatzrückgang. 2014 sollten die Erlöse jedoch wieder zulegen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)