München (dapd). Der Benzinpreis hat ein neues Allzeithoch erreicht. Zuletzt kostete ein Liter Super E10 im bundesweiten Durchschnitt 1,697 Euro, wie der ADAC am Freitag in München mitteilte. Damit erhöhten die Tankstellen den Preis innerhalb von zwei Tagen um fast drei Cent. Den bisherigen Rekord hatte E10 am 24. August mit 1,696 Euro erreicht. Ein Liter Diesel kostete zuletzt im Mittel 1,545 Euro. Damit legte der Preis innerhalb von zwei Tagen um 2,5 Cent zu. Der Rekord in Höhe von 1,554 Euro stammt vom 26. August. Ein Sprecher des Autoclubs bezeichnete die Preise als „deutlich überhöht“. Er vermutet, dass das neuerliche Plus mit dem bevorstehenden Schulferienende in Bayern und Baden-Württemberg zusammenhängt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
E.on erhöht Druck in Sanierungsverhandlungen
Hamburg (dapd). E.on-Konzernchef Johannes Teyssen erhöht bei den Sanierungsverhandlungen den Druck auf die Belegschaft. In einem Interview mit der Hamburger Fachzeitschrift „EID“ vom Freitag drohte Teyssen damit, dass am Standort Berlin möglicherweise ein Jobabbau drohe, wenn die Gewerkschaften auf ihren Forderungen beharren. Der neue Tarifvertrag müsse „im Vergleich zu anderen Unternehmen mit vergleichbaren Aufgaben wettbewerbsfähig sein, denn sonst können wir die grundsätzliche Entscheidung für einen angedachten Standort nicht aufrechterhalten“, sagte Teyssen. E.on will zentrale Aufgaben des Personal- und Rechnungswesens in Berlin und im rumänischen Cluij bündeln. Für diese Arbeiten will der Konzern niedrigere Gehälter zahlen, die auf dem Stand externer Dienstleister lägen. Die Verhandlungen gehören zum Sanierungsprogramm E.on 2.0, das unter anderem den Abbau von bis zu 11.000 Stellen weltweit vorsieht. Teyssen sagte in dem Interview, sein Konzern komme bei der Umsetzung „sehr gut voran“. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Lufthansa bewegt sich auf UFO zu
Frankfurt/Main (dapd). Die Lufthansa ist ihren Flugbegleitern in einem entscheidenden Punkt des Tarifstreits entgegengekommen. Konzernchef Christoph Franz kündigte am Freitag in Frankfurt an, allen Leiharbeitern am Standort Berlin 2013 die Festanstellung in der Lufthansa-Gruppe anzubieten. Damit hat sich die Arbeitgeberseite nach fast drei Streiktagen inhaltlich auf das Kabinenpersonal zubewegt. Der Verzicht auf Leiharbeit gehört zu den zentralen Forderungen der Gewerkschaft UFO. Franz äußerte die Hoffnung, dass dieser Schritt der Gewerkschaft helfe, „gemeinsam in konstruktiven Gesprächen den Weg zu einer zukunfts- und wettbewerbsfähigen Vergütungsstruktur für die Mitarbeiter der Kabine zu beschreiten“. Zu den Einzelheiten des Angebots sagte er zunächst nichts. Es geht um rund 200 Mitarbeiter der Firma Aviation Power, eines Joint Ventures der Lufthansa mit der Zeitarbeitsfirma Manpower. „Lufthansa verzichtet einseitig, auf absehbare Zeit und ohne weitere Vorbedingungen auf den Einsatz von externen Kabinencrews in Berlin“, erklärte Franz. „Damit gehen wir einen großen Schritt auf unseren Tarifpartner zu.“ Er hoffe, dass dies der Gewerkschaft UFO helfe, „gemeinsam in konstruktiven Gesprächen den Weg zu einer zukunfts- und wettbewerbsfähigen Vergütungsstruktur für die Mitarbeiter der Kabine zu beschreiten“. Während der Sonderflugplan der Lufthansa mit der Streichung von etwa der Hälfte der 1.800 geplanten Flüge am Freitag abgearbeitet wurde, hatten die Tarifparteien mittags bereits ihre Gespräche wieder aufgenommen. Zunächst ließen beide offen, ob schon über Inhalte gesprochen wird. Nach Lufthansa-Zählung fielen knapp 1.000 Flüge aus. Mehr als 100.000 Fluggäste waren betroffen, aber ein Chaos an Flughäfen und Bahnhöfen blieb aus. UFO-Vorsitzender Nicoley Baublies hielt eine Schlichtung für das geeignete Mittel zur Aufweichung der verhärteten Fronten. Es handele sich zunächst um ein Vorgespräch, um überhaupt Wege für einen konstruktiven Wiedereinstieg zu finden. „Und zur Übermittlung der jeweiligen roten Linien“, ergänzte Baublies. Er sei auch bereit, sofort gemeinsam einen Schlichter zu suchen. Leiharbeiter zentraler Konfliktpunkt Die Gespräche waren vor zehn Tagen nach 13-monatigen Verhandlungen abgebrochen worden. Seit einer Woche haben die Stewardessen und Stewards der Lufthansa dreimal gestreikt, am Freitag ganztägig und bundesweit. Die Gewerkschaft will fünf Prozent mehr Geld und Garantien für Jobstrukturen. Lufthansa bot zuletzt 3,5 Prozent mehr Gehalt bei zwei Stunden Mehrarbeit im Monat. Die Beschäftigung von Leiharbeitern ist einer der zentralen Konfliktpunkte im derzeitigen Tarifkonflikt der Flugbegleiter der Lufthansa. Offizieller Anlass der Gründung der Personal-Dienstleistungsfirma Aviation Power war die Ausweitung des Flugplans der Lufthansa in Berlin Anfang Juni. Während der Streiks der vergangenen Tage ermöglichten die Aviation-Power-Flugbegleiter, dass ein großer Teil der Lufthansa-Flüge in Tegel abgewickelt werden konnte. Im ZDF sagte Baublies, nun sei eine „Denkpause“ notwendig. „Es ist wie bei einer Paartherapie. Wir sind verdammt, zusammenzukommen.“ Nach dem Ausstand am Freitag werde es weitere Streiks erst geben, „wenn wir feststellen, dass eine Annäherung tatsächlich nachhaltig nicht möglich ist“, versicherte der UFO-Vorsitzende. Schützenhilfe bekam UFO von den Kollegen aus dem Cockpit. Jörg Handwerg, der Pressesprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, bekundete „grundsätzlich Solidarität mit den Streikenden“. Er beklagte eine Klimaveränderung im Unternehmen. „Die Lufthansa stellt in Verhandlungen inakzeptable Forderungen, die dann zwangsläufig zur Eskalation mit dem Personal führen.“ Die Airline müsse lernen, ihre Angestellten mitzunehmen. Kunden suchten sich andere Wege Dem Konkurrenten Air Berlin bescherte der Streik bei der Lufthansa zusätzliche Kunden. Die Fluggesellschaft habe sechs zusätzliche innerdeutsche Verbindungen angeboten, sagte eine Unternehmenssprecherin. Außerdem setzte Air Berlin in 16 Fällen größere Flugzeuge als geplant ein. Viele Lufthansa-Kunden stiegen auch auf die Deutsche Bahn um. Die Mietwagenfirmen registrierten eine etwas erhöhte Nachfrage wegen des Streiks. (Liste der gestrichenen Lufthansa-Flüge: http://url.dapd.de/xbCill ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Trotz Werftenpleiten steigt Beschäftigung im Schiffbau
Hamburg (dapd). Zum ersten Mal seit 2008 hat die deutsche Werftbranche den Abwärtstrend bei der Beschäftigung gestoppt und innerhalb eines Jahres rund 500 zusätzliche Jobs geschaffen. Von September 2011 bis zu diesem Jahr stieg die feste Beschäftigung im deutschen Schiffbau um 3,1 Prozent auf 16.850 Mitarbeiter, wie aus einer am Freitag in Hamburg veröffentlichten Umfrage der IG Metall unter den Betriebsräten der Branche hervorgeht. Dazu kommen 6.500 Mitarbeiter mit Werkverträgen und 3.300 Leiharbeiter. Damit beschäftigt die Branche insgesamt rund 27.000 Leute. Nach Ansicht der Gewerkschaft zeigen die Zahlen, dass der Wechsel vom traditionellen Frachtschiffbau hin zum Spezialschiffbau vorankomme. Auch für 2013 rechnet die IG Metall mit einem leichten Beschäftigungsaufbau. Allerdings müssten die Standorte Stralsund und Wolgast der insolventen P+S-Werften erhalten werden. Der Personalabbau bei der Sietas-Werft in Hamburg sei durch Einstellungen etwa bei Meyer, der Flensburger Schiffbaugesellschaft oder Nordic in Wismar mehr als wettgemacht worden. Die größte deutsche Werft ist mit 3.600 Stellen inzwischen die Meyer-Werft aus Papenburg. Die dort gebauten Kreuzfahrtschiffe sind neben Superjachten und Militärschiffen die erfolgreichsten Produkte des deutschen Schiffbaus. Technisch eher einfache Schiffe wie Frachter oder Tanker kommen dagegen fast vollständig aus Asien, wo die Staaten ihre Werftindustrie fördern und die Löhne niedriger sind. IG Metall-Schiffbauexperte Heino Bade warnte davor, dass die koreanischen Werften beim Spezialschiffbau aufholen. So sei ebenfalls die auf Kreuzfahrer und andere Sonderschiffe spezialisierte Werft STX Europe mit Standorten in Finnland und Frankreich in koreanischem Besitz. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Grünes Licht für Anbindung von drei Nordsee-Windparks
Hamburg (dapd). Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat am Freitag grünes Licht für den Bau einer Konverterplattform in der Nordsee gegeben. Dort soll Wechselstrom von Hochsee-Windparks zum Weitertransport ans Festland in Gleichstrom umgewandelt werden. Zugleich erteilte die Behörde am Freitag die Genehmigung für ein Seekabelsystem, das der Anbindung der Windparks Borkum West II, MEG Offshore 1 und Borkum Riffgrund 1 an das Stromnetz dienen soll. Damit ist der Weg geebnet für die Verlegung und Inbetriebnahme von insgesamt sechs Seekabelsystemen. Sie dienen der Anbindung der drei Offshore-Windparks an die Konverterplattform. Das System ist auf eine Leistung von 800 Megawatt ausgelegt. Der späteste Baubeginn ist nach BSH-Angaben für Ende 2014 festgelegt. Die Genehmigung erlaubt demnach eine Laufzeit von zunächst 25 Jahren. Sie beginnt, sobald die Offshore-Windparks an die Konverterplattform angeschlossen sind, deren Standort rund 47 Kilometer nördlich von Borkum liegt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Lufthansa bietet Leiharbeitern Festanstellung an
Frankfurt/Main (dapd-bln). Die Lufthansa will allen Leiharbeitern, die sie am Standort Berlin beschäftigt, im kommenden Jahr die Festanstellung in der Lufthansa-Gruppe anbieten. Das kündigte Vorstandschef Christoph Franz am Freitag in Frankfurt am Main an. Es handelt sich dabei um rund 200 Mitarbeiter der Firma Aviation Power. „Lufthansa verzichtet einseitig, auf absehbare Zeit und ohne weitere Vorbedingungen auf den Einsatz von externen Kabinencrews in Berlin“, erklärte Franz. „Damit gehen wir einen großen Schritt auf unseren Tarifpartner zu.“ Er hoffe, dass dieser Schritt der Gewerkschaft UFO helfe, „gemeinsam in konstruktiven Gesprächen den Weg zu einer zukunfts- und wettbewerbsfähigen Vergütungsstruktur für die Mitarbeiter der Kabine zu beschreiten“. Die Beschäftigung von Leiharbeitern ist einer der zentralen Konfliktpunkte im derzeitigen Tarifkonflikt der Flugbegleiter der Lufthansa. Aviation Power ist ein Joint Venture einer Lufthansa-Tochter und des Personaldienstleisters Manpower. Offizieller Anlass der Gründung war die Ausweitung des Flugplans der Lufthansa in Berlin aus Anlass der Eröffnung des Hauptstadtflughafens. Der Flugplan wurde anschließend ausgeweitet, obwohl der neue Flughafen nicht eröffnet wurde. Während der Streiks der vergangenen Tage ermöglichten die Aviation-Power-Flugbegleiter, dass ein großer Teil der Lufthansa-Flüge in Tegel abgewickelt werden konnte. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Konjunktur in Deutschland und Europa robuster als befürchtet
Berlin (dapd). Die Konjunktur in der Europäischen Union und besonders in Deutschland ist trotz der Euro-Turbulenzen robuster als befürchtet. Das geht aus am Freitag veröffentlichten Daten hervor. So dürfte die EU-Leistungsbilanz im zweiten Quartal wieder ein Plus aufweisen, und vor allem deutsche Unternehmen haben im Juli ihre Exporte deutlich gesteigert. Dazu passt, dass das Produktionsvolumen in Deutschland im Juli im Vergleich zum Vormonat um deutliche 1,3 Prozent gestiegen ist, während die Zahl der Firmenpleiten im ersten Halbjahr zurückging. Branchenbeobachter sehen bereits positiver in die Zukunft, da Deutschland ein kräftiges Exportplus in die Wachstumsmärkte außerhalb Europas schaffte. Der Rückgang deutscher Ausfuhren in die Eurozone sei vorerst gestoppt worden, sagte etwa der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, am Freitag in Berlin. Die Eurozone profitiere von der Exportstärke Deutschlands. „Viele europäische Unternehmen gelangen Huckepack mit dem deutschen Exportmodell auf die Weltmärkte“, sagte Börner. Deutsche Unternehmen haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Juli 9,2 Prozent mehr Waren exportiert und deren Wert im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 93,6 Milliarden Euro gesteigert. Die Einfuhren nach Deutschland legten um 1,9 Prozent auf 76,7 Milliarden Euro zu. Der Außenhandelsüberschuss betrug damit 16,9 Milliarden Euro. Die Exporte in die Eurozone stiegen im Juli im Jahresvergleich um 3,2 Prozent auf 34,1 Milliarden Euro, die Importe um 6,7 Prozent auf 34,7 Milliarden Euro. Nach Rückgang bald wieder mehr Insolvenzen erwartet Die gesamte Europäische Union hat im zweiten Quartal dieses Jahres überraschend wieder einen Überschuss in der Leistungsbilanz erzielt. Nach jüngsten Schätzungen der europäischen Statistikbehörde Eurostat wandelte sich die Bilanz nach einem Defizit im Vorjahresquartal von 37,1 Milliarden Euro in einen positiven Saldo von 4,6 Milliarden Euro. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2011 ging das Defizit der Warenhandelsbilanz in diesem Jahr auf minus 12,2 Milliarden Euro zurück, nach minus 41,0 Milliarden Euro zuvor. Dagegen erwarten Insolvenzverwalter nach einem Rückgang der Firmenpleiten in Deutschland in den ersten sechs Monaten 2012 zum Jahresende wieder steigende Zahlen. „Der schwächelnde Export in der Eurozone wird schon bald Folgen haben“, sagte der Vorsitzende des Insolvenzverwalterverbands VID, Christoph Niering, in Berlin. „Bei den geringen Margen in vielen Schlüsselbranchen sind die finanziellen Reserven schnell verbraucht.“ Im ersten Halbjahr meldeten in Deutschland fast 14.800 Unternehmen Insolvenz an, 3,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Westerwelle: Kein Euro-Land wird aufgegeben
Paphos (dapd). Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verteidigt den von der Europäischen Zentralbank (EZB) beschlossenen Ankauf von Staatsanleihen. Zwar sei die EZB unabhängig und Deutschland respektiere die Entscheidung. Doch gehe es auch darum, Vertrauen in den Euro und in das europäische Projekt zurückzugewinnen, sagte Westerwelle am Freitag am Rande des EU-Außenministertreffens im zyprischen Paphos. Grundsätzlich werde deutlich: „Keiner in der Europäischen Union gibt auch nur ein Land auf. Wir stehen zusammen.“ Zugleich wehrte sich Westerwelle gegen die Darstellung, der Euro-Raum stecke immer weiter in der Krise drin. „Ich sehe etwas Licht am Horizont“, entgegnete der FDP-Politiker den Skeptikern und verwies auf die Gesundung Irlands sowie die eingeleiteten Reformen in Spanien und Italien. Bei Griechenland müsse der Troika-Bericht abgewartet werden, sagte der Außenminister weiter. Doch sei auch hier die Haltung der Bundesregierung eindeutig: „Wir wollen, dass die Euro-Zone zusammenbleibt.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Westerwelle fordert Prozess gegen Assad vor internationalem Gericht
Paphos/Zypern (dapd). Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) droht dem syrischen Präsidenten Baschar Assad mit einem Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof. „Es wäre nur gerecht, wenn Baschar Assad sich eines Tages auch vor der internationalen Gerichtsbarkeit verantworten müsste“, sagte Westerwelle beim Treffen mit seinen EU-Amtskollegen am Freitag im zyprischen Paphos. „Aber wenn durch eine Exillösung das Blutvergießen jetzt schnell beendet werden kann, ein friedlicher Neuanfang in Syrien möglich wird, dann wäre das auch ein gangbarer und akzeptabler Weg.“ Damit spielte er auf ein Angebot der Arabischen Liga an, die Assad kürzlich einen „sicheren Hafen“ für den Fall angeboten hatte, dass er zurücktritt. Zugleich versicherte Westerwelle, dass sich die EU weiterhin um eine gemeinsame Resolution des UN-Sicherheitsrates bemühen werde. Die Verhinderung eines solchen Entschlusses durch die Vetomächte China und Russland nannte Westerwelle kritikwürdig. dapd (Politik/Politik)
Große Bedenken nach EZB-Entscheidung
Berlin (dapd). Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) für unbegrenzte Anleihekäufe schürt in Deutschland die Sorge vor einer zu mächtigen Position der Bank. SPD und Linke beklagten, es fehle an parlamentarischer Kontrolle der Frankfurter Institution. Mehrere Abgeordnete der Koalition, die als Kritiker der Europapolitik der Regierung bekannt sind, brachten eine Klage gegen die Anleihekäufe ins Gespräch. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hingegen verteidigte die Entscheidung der EZB. Deren Präsident Mario Draghi hatte am Donnerstag nach einer Sitzung des EZB-Rats in Frankfurt bekanntgegeben, dass die Zentralbank im Kampf gegen die Eurokrise unbegrenzt Staatsanleihen von Mitgliedsländern der Währungsunion kaufen werde. Bundesbankchef Jens Weidmann stimmte als einziger gegen das Programm. Der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Carsten Schneider, kritisierte die mangelnde parlamentarische Kontrolle. Deutschland hafte mit 27 Prozent für einen ungedeckten Scheck, den die EZB ausgestellt habe, sagte er im ZDF-„Morgenmagazin“. Ob die Zentralbank Anleihen aufkaufe und zu welchen Bedingungen, darauf habe das Parlament keinerlei Einfluss. „Die Machtarchitektur in der Europäischen Union ist komplett gedreht. Keiner kontrolliert die Europäische Zentralbank“, bemängelte Schneider. Linksfraktionsvize Sahra Wagenknecht beklagte ebenfalls, viele Entscheidungen liefen in der Eurokrise „am Parlament vorbei und gegen den mehrheitlichen Willen der Bevölkerung“. Nun könne es sein, dass die Bürger auch noch für die aufgekauften „Schrottpapiere“ in der EZB-Bilanz haften müssten, warnte Wagenknecht in Berlin. Draghi sei „nicht der Retter Europas, sondern ein Bodyguard für die Profite der Banken und Hedgefonds“. Brüderle setzt statt auf Klage auf „politischen Dialog“ Kritik kam auch von der FDP. Fraktionschef Rainer Brüderle bezeichnete die EZB-Entscheidung in Mainz als „grenzwertig“. Die Zentralbank dürfe sich nicht dauerhaft in die Finanzpolitik einmischen, sie sei für die Geldwertstabilität zuständig. Klageforderungen wies Brüderle aber zurück. „Das muss man in einem politischen Dialog angehen“, erklärte er. Sein Fraktionskollege Frank Schäffler hingegen findet eine Klage angebracht. Mit der EZB-Entscheidung sei europäisches Recht gebrochen worden, indem die Notenbank zur Staatsfinanzierung missbraucht werde, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Auch der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler sagte, die EZB-Entscheidung verstoße gegen das für sie geltende Verbot der Staatsfinanzierung. Rechtlich könne nur die Bundesregierung gegen die Zentralbank vorgehen, und zwar mit einer sogenannten Nichtigkeitsklage, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. Dagegen verteidigte Bundesfinanzminister Schäuble die EZB-Pläne. „Das Mandat der EZB ist ganz klar auf Geldpolitik beschränkt und die Entscheidungen, die getroffen wurden, sind innerhalb der Sphäre der Geldpolitik“, sagte er am Freitag in Stockholm. „Es ist nicht der Beginn einer Staatsfinanzierung, das wäre inakzeptabel.“ Regierungssprecher Steffen Seibert betonte in Berlin, „dass die EZB auf einer Ebene der Verantwortung handelt und die Bundesregierung und andere nationalen Regierungen auf einer anderen“. Jeder Akteur müsse seine jeweiligen Aufgaben zur Bewältigung der Krise in Europa erledigen. Daran ändere die EZB-Entscheidung nichts. dapd (Politik/Politik)