Berlin (dapd). Der Berliner V-Mann aus dem Umfeld der rechtsextremen Terrorzelle NSU ist offenbar bei einer Sicherheitsüberprüfung als Flugzeugmechaniker durchgerutscht. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) erklärte am Dienstag in Berlin nach einer entsprechenden Veröffentlichung der Tageszeitung „Die Welt“, dass der Mann in Dresden bei einer High-Tech-Firma gearbeitet habe: „Im Fall Thomas S. hat das BMWi 2008 auf Antrag des Unternehmens eine Sicherheitsüberprüfung eingeleitet. Es handelte sich aufgrund der Tätigkeit als Flugzeugmechaniker um eine Sicherheitsüberprüfung der niedrigsten Stufe.“ Das Ministerium verfüge dabei in der Regel über keine eigenen Erkenntnisquellen. „Deshalb ist für das Ergebnis einer Sicherheitsüberprüfung die Bewertung des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) maßgeblich. Das BfV hat dem BMWi Anfang Juli 2009 mitgeteilt, dass im Fall Thomas S. ein Sicherheitsrisiko nicht erkennbar sei. Insofern liegen keine Versäumnisse seitens des BMWi vor.“ Nachdem im Mai 2012 erste Erkenntnisse über mögliche Zusammenhänge zwischen Thomas S. und einer terroristischen Vereinigung bekannt geworden seien, habe das BMWi umgehend eine Wiederholungsprüfung veranlasst. „Im Juli 2012 hat das BMWi dann das Unternehmen, für das Thomas S. gearbeitet hat, veranlasst, diesen aus allen sicherheitsempfindlichen Tätigkeiten herauszunehmen.“ Um vollständige Transparenz zu gewährleisten, habe das BMWi dem Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses „Terrorgruppe nationalsozialistischer Untergrund“ die Akten im Zusammenhang mit der Sicherheitsüberprüfung übermittelt. Das Wirtschaftsministerium führe auf Antrag von Unternehmen jährlich rund 10.000 erstmalige Sicherheitsüberprüfungen von Personen der Privatwirtschaft durch, die in sicherheitssensiblen Bereichen arbeiteten. „Die Welt“ schrieb, nach dem Bekanntwerden von Details aus dem Vorleben von S., der langjährige V-Person des Berliner Staatsschutzes gewesen sei und 2005 noch unter anderem wegen Volksverhetzung verurteilt worden sei, hätten Ministerium und Verfassungsschützer ihre damalige Einschätzung verändert. Der Verfassungsschutz halte jedoch an seiner Einschätzung der Verurteilung von 2005 fest: Die letzte Straftat von S. sei im Jahre 2000 geschehen, allein die Verurteilung erfolgte 2005. „Ewige Rache gibt es im deutschen Rechtsstaat nicht“, heiße es in Sicherheitskreisen gegenüber der „Welt“. dapd (Politik/Politik)
Eckpunkte für Umgang mit Beschneidungen vorgelegt
Berlin (dapd). Die Bundesregierung will Beschneidungen an Jungen erlauben, sofern sie mit Einwilligung der Eltern und nach den Regeln der ärztlichen Kunst vorgenommen werden. In Eckpunkten, die das Bundesjustizministerium am Dienstag an Bundesländer und Verbände verschickt hat und die mehreren Zeitungen vorliegen, ist vorgesehen, dass die Beschneidung zwar eine Körperverletzung bleibt, zugleich aber nicht rechtswidrig und damit nicht strafbar ist. Zu den Regeln der Kunst gehöre „die gebotene und wirkungsvolle Schmerzbehandlung“. Die Beschneidung dürfe das Kindeswohl nicht gefährden. Wie die „Süddeutsche Zeitung“, die „Welt“ und die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in ihren Mittwochausgaben weiter berichten, stellt der mit Spannung erwartete Gesetzentwurf ausdrücklich nicht auf eine religiöse Motivation der Eltern ab. Die Rechtspraxis sähe sich sonst „vor die schwierige Aufgabe gestellt, den Inhalt religiöser Überzeugungen ermitteln zu müssen“. Das Landgericht Köln hatte in einem Aufsehen erregenden Urteil die Auffassung vertreten, dass es sich bei Beschneidungen um eine rechtswidrige Körperverletzung handele und die Einwilligung der Eltern unbeachtlich sei. Das Urteil erregte weltweit Aufmerksamkeit. Bei Juden und Muslimen verursacht es noch immer heftige Empörung. Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast sagte am Dienstagabend in Berlin: „Wir haben für Freitag zu einer Anhörung eingeladen, um mit einer ausführlichen Beratung zu beginnen. Die vom Justizministerium vorgelegten Eckpunkte werden wir dabei auch beraten.“ Grundsätzlich halte sie es für richtig, „hier zu einer sehr sorgfältigen Beratung durch den Bundestag zu kommen und am Ende die Fraktionsdisziplin aufzuheben“, sagte Künast. Die Debatte um die Beschneidung sei keine leichte Debatte. Die körperliche Unversehrtheit des Kindes, die Religionsfreiheit und die elterliche Sorge müssten miteinander verbunden werden. dapd (Politik/Politik)
Applaus für Kohl
Berlin (dapd). Bei seinem ersten Besuch in der Unionsfraktion seit zehn Jahren hat Altkanzler Helmut Kohl in einem eindringlichen Appell für mehr Gemeinsamkeit in Europa geworben. „Wir brauchen die Bereitschaft zum Miteinander. Wir können die Zukunft nur gemeinsam gewinnen“, sagte der ehemalige CDU-Vorsitzende nach Teilnehmerangaben am Dienstag vor der Unionsfraktion in Berlin. „Wir müssen den Frieden in Europa bewahren“, mahnte Kohl und betonte die Erfolge der Fraktion und seiner Partei. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte im Anschluss an die Sitzung, Kohl sei eine „große Persönlichkeit der Geschichte“. Er sei froh, dass der Besuch in der Fraktion zustande gekommen sei. Der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler kritisierte in der ARD, Kohl sei von seiner Partei in der Spendenaffäre „zu hart behandelt worden“. Er habe aber die „Größe, darüber hinweg zu sehen und hierher zu kommen“. Kohl und Schäuble gehen sich aus dem Weg Die Unionsabgeordneten würdigten den 82-Jährigen anlässlich des 30. Jubiläums seiner Kanzlerwahl am 1. Oktober 1982 und empfingen ihn mit minutenlangem Applaus. Der Empfang habe ihm große Freude bereitet, sagte Kohl den Angaben zufolge. Seine Heimat sei die CDU/CSU-Fraktion, sei das Parlament. Kohl sprach dem Vernehmen nach deutlich und wich auch von seinem Manuskript ab. Der ehemalige CDU-Vorsitzende sitzt seit längerer Zeit im Rollstuhl. Am Donnerstag feiert die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung Kohl mit einer Veranstaltung in Berlin. Dort werden neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jacques Delors und der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann sprechen. Kohl will sich mit einem Dankeswort an die Gäste wenden. Bereits am Mittwoch veranstaltet die Unionsfraktionsspitze einen Geburtstagsempfang für Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) anlässlich seines 70. Geburtstages. Kohl war ebenfalls eingeladen, hatte seine Teilnahme jedoch abgesagt. Zwischen ihm und Schäuble war es wegen der CDU-Spendenaffäre zum Zerwürfnis gekommen. Der Finanzminister war am Dienstag nicht in der Fraktion, sondern bei einer Konferenz in Finnland. Blüm würdigt Kohl als herausragenden Staatsmann Der frühere Weggefährte und Vertraute Kohls, Norbert Blüm (CDU), wartet nach dem Streit wegen der Parteispendenaffäre seit Jahren auf einen Anruf des Altkanzlers und eine späte Versöhnung. Der langjährige Arbeitsminister im Kabinett Kohl sagte im Deutschlandfunk, den letzten persönlichen Kontakt zu Kohl habe er an jenem Tag gehabt, als das CDU-Präsidium die Entscheidung getroffen habe, dass dieser den CDU-Ehrenvorsitz ruhen lassen sollte. Das war vor rund zwölf Jahren, am 18. Januar 2000. Damals legte Kohl den Ehrenvorsitz nieder. Blüm sagte, nach der Entscheidung im Präsidium habe er abends noch versucht, mit Kohl zu reden. „An der Entscheidung habe ich ja teilgenommen. Auf den Rückruf warte ich bis heute, auf den zugesagten Rückruf.“ Er würdigte Kohl zugleich als einen herausragenden Staatsmann. Er habe „großen Respekt vor seiner Lebensleistung“ und blicke mit Hochachtung auf die 16 Jahre zurück, die er mit ihm in der Regierung verbracht habe. dapd (Politik/Politik)
Studie: Armut bringt viele Nachteile für Kinder und Jugendliche
Berlin (dapd). Armut bleibt das größte Entwicklungsrisiko für Kinder und Jugendliche. Das geht aus einer Langzeitstudie der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Deutliche Nachteile erleben arme Kinder vor allem in materieller und kultureller Hinsicht. Als Konsequenz aus der Untersuchung forderte der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler, die Folgen von Kinderarmut stärker zu bekämpfen. „Einrichtungen für Kinder und Jugendliche müssen mehr Verantwortung für deren Entwicklung übernehmen. Nur so können soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit hergestellt werden“, sagte Stadler. Die Langzeitstudie begleitete 900 Kinder vom Vorschulalter an über einen Zeitraum von 15 Jahren und untersuchte die qualitativen Folgen von Armut auf die Entwicklung dieser Kinder. Die wichtigsten Faktoren, die über das Aufwachsen von Kindern bestimmen, sind demnach das Einkommen und der Bildungshintergrund der Eltern sowie die Familienform, in der das Kind aufwächst. „Um Armut zu verhindern, müssen Eltern über sichere Arbeit mit armutsfesten Löhnen und über Betreuungs- und Bildungsangebote für ihre Kinder verfügen, damit diese ganztägig qualitativ gut versorgt werden“, sagte Stadler. Die meisten Kinder bleiben in der Armut Aus der Studie geht hervor, dass arme Kinder und Jugendliche im Vergleich zu ihren besser gestellten Altersgenossen wesentlich häufiger benachteiligt und in ihren Entwicklungschancen eingeschränkt sind. Während 37 Prozent der armen Jugendlichen in mehrfacher Hinsicht benachteiligt sind (multiple Deprivation), war dies nur bei elf Prozent der nicht-armen Jugendlichen der Fall. Zudem zeigt die Untersuchung, dass Kinder, die in armen Familien aufwachsen, auch als Jugendliche meist noch in solchen Verhältnissen leben. Von den Kindern, die 1999 als arm galten, lebten zehn Jahre später immer noch 57 Prozent in solchen Verhältnissen. Umgekehrt konnten von den nicht-armen Kindern im Vergleichszeitraum 82 Prozent ihren Status behalten. Die meisten der Kinder, die 1999 arm waren, erlebten zudem mehrere Armutsepisoden in den folgenden Jahren. „Armut ist der größte Risikofaktor für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“, sagte die Studienleiterin Gerda Holz vom ISS. Nach Ansicht von AWO-Chef Stadler hilft die bloße Verbesserung von materieller Armut den Kindern jedoch nicht, der Armutsfalle zu entkommen. „Starke Institutionen können Kindern das bieten, was sie zu Hause eventuell nicht bekommen können“, sagte Stadler. Jeder Euro, der in Kinder investiert werde, müsse als Investition in die Zukunft verstanden werden. Linke fordert Kindergrundsicherung Mit Blick auf die Studie kritisierte die Linke die Sozial- und Bildungspolitik der Bundesregierung. „Dass sich Kinder- und Jugendarmut derart verfestigen konnte, ist vor allem ein Armutszeugnis für die Politik der Regierenden und ein Ergebnis jahrelangen verfehlten Handelns“, sagte die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Diana Golze. Sie forderte vor dem Hintergrund der Studie eine eigenständige Kindergrundsicherung sowie eine bessere Infrastruktur für Kinder und Jugendliche. (Details aus der Studie: http://url.dapd.de/4JVmsC ) dapd (Politik/Politik)
Energiespar-Check für Privathaushalte
Hönow (dapd). In privaten Haushalten kann oft mit relativ einfachen Maßnahmen Energie eingespart und dadurch die Stromrechnung reduziert werden. In Fragen der Energieeffizienz gebe es noch viele „ungenutzte Spardosen in Häusern“, sagte der Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Gerd Billen, am Dienstag in Hönow bei Berlin. Gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) startete er dort ein neues Angebot der Verbraucherschützer. Dazu kommen unabhängige Experten ins Haus oder die Wohnung und zeigen Möglichkeiten zur Energieeinsparung auf. Mit Kosten zwischen 10 und 30 Euro seien diese Energiespar-Checks auch für jedermann bezahlbar, sagte Billen. Bei Gebäuden gebe es noch große Reserven bei der Energieeffizienz, betonte Rösler. Deshalb sei es der richtige Weg, die Verbraucher zu informieren, aufzuklären und zu beraten. Denn Energie, die nicht verbraucht werde, müsse nicht produziert, nicht übertragen und auch nicht bezahlt werden. Sein Ministerium unterstütze diese Projekte mit jährlich sechs Millionen Euro. Bei dem untersuchten Gebäude handelte es sich um ein erst 1999 errichtetes Reihenhaus mit einer Wohnfläche von 91 Quadratmetern. Energieberaterin Birgit Holfert bewertete neben dem Stromverbrauch auch die Heizungsanlage und den Wärmeschutz. Sie errechnete eine mögliche Ersparnis von 150 Euro pro Jahr. Investitionen von 700 Euro sparen jährlich 150 Euro Dazu seien Investitionen von etwa 700 Euro erforderlich, inklusive eines neuen Kühlschranks, sagte Holfert. Als ein Schwachpunkt am Gebäude wurde im Keller die fehlende Dämmung bei den Zuleitungen für die Fernwärme und den Armaturen der Therme ausgemacht. Zudem gibt es im Wohnzimmer vor einem fußbodentiefen Fenster einen Heizkörper, der unnötig Wärme nach außen abstrahlt. Das Fenster war ursprünglich als Terrassentür gedacht und ist jetzt zur Hälfte mit einer Kunststoffwand versehen. Rösler sagte, es sei eindrucksvoll, bei einem vergleichsweise neuen Gebäude, ein solches Einsparpotenzial zu finden. Die hier empfohlenen Maßnahmen rechneten sich in relativ wenigen Jahren. Bei größeren Investitionen seien auch finanzielle Hilfen durch die staatliche Förderbank KfW möglich. Billen verwies darauf, dass nach einer Gebäudesanierung mit kompetenter Beratung im Schnitt 27 Prozent Energie eingespart würden. Bei der Mehrheit des Wohnungsbestands in Deutschland – Häusern bis Baujahr 1984 – könne eine Sanierung oder Erneuerung der Heizung den Energiebedarf um bis zu 80 Prozent senken. ( http://www.verbraucherzentrale-energieberatung.de ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Berufliche Benachteiligung von Unternehmerinnen kritisiert
Berlin (dapd). Der Verband deutscher Unternehmerinnen (VDU) sieht Frauen im Beruf weiterhin erheblich benachteiligt. „Zu langsam wird klar, dass Frauen in den Chefetagen ein Gewinn sind“, sagte VDU-Präsidentin Stephanie Bschorr bei der Vorstellung einer vom Verband vorgenommenen Umfrage am Dienstag in Berlin. Rund 33 Prozent der 478 befragten Unternehmerinnen aus Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistung fühlen sich im beruflichen Alltag nicht gleichberechtigt, wie die Umfrage ergab. Fast jede Zweite (49 Prozent) gab an, als Unternehmerin schon einmal Ablehnung erfahren zu haben, weil sie eine Frau ist. 82 Prozent vertraten die Meinung, Männer hätten es durch etablierte Traditionen einfacher, als Unternehmer tätig zu sein. Andererseits fühlen sich zwei Drittel (66 Prozent) der Unternehmerinnen ebenso stark und kompetent wie männliche Führungskräfte. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Wirtschaftsanwälte verdienen in der Krise gut
Köln (dapd). Wirtschaftsanwälte machen auch in der Krise gute Geschäfte. Das stellte der JUVE Verlag für juristische Informationen in seiner am Mittwoch in Köln veröffentlichten Statistik über die Lage von Anwaltskanzleien fest, die wirtschaftsberatend in Deutschland tätig sind. Danach setzten im Geschäftsjahr 2011/2012 die 50 größten deutschen Anwaltssozietäten knapp 3,8 Milliarden Euro um – und damit so viel wie nie zuvor. Im Geschäftsjahr zuvor waren es 3,6 Milliarden Euro gewesen. Gleichzeitig waren in der Branche noch nie so viele Anwälte beschäftigt wie im vergangenen Geschäftsjahr. Auf Vollzeitstellen umgerechnet arbeiteten knapp 7.800 Juristen in den JUVE-Top-50-Kanzleien, im Geschäftsjahr zuvor waren es 7500. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Infineon sieht seine Umsätze schwinden
Neubiberg (dapd). Der Halbleiterhersteller Infineon hat erneut seine Umsatz- und Ergebnisprognose nach unten korrigiert. Der DAX-Konzern erwartet im bevorstehenden ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2012/2013, das am 1. Oktober beginnt, einen Umsatzrückgang von bis zu zehn Prozent gegenüber dem laufenden Quartal, wie Infineon am Dienstag in Neubiberg mitteilte. Dies treffe auch die Profitabilität des Unternehmens. Die Gesamtsegmentergebnis-Marge soll sich nur noch zwischen fünf und sieben Prozent bewegen. Im zu Ende gehenden vierten Geschäftsquartal rechnet Infineon mit annähernd zwölf Prozent Marge. Dies liegt am unteren Rand der bereits im Sommer gesenkten Prognose. In einer Analyse der DZ-Bank ist von einer „überraschend deutlichen Gewinnwarnung“ die Rede. Der Vorstand werde „Maßnahmen definieren, um über das erste Quartal des Geschäftsjahres hinaus die Profitabilität zu verbessern“, erklärte Infineon. Weitere Details zu den geplanten Maßnahmen will das Unternehmen am 14. November auf der Jahresbilanzpressekonferenz bekanntgeben. Die Infineon-Aktie verlor nach der Ankündigung deutlich an Wert. Sie lag gegen 17.00 Uhr 6,75 Prozent im Minus bei 5,09 Euro. Überschuss um mehr als die Hälfte eingebrochen Infineon äußerte sich damit zum zweiten Mal in diesem Jahr vorzeitig zur Umsatzentwicklung und schraubte die Erwartungen zurück. Im dritten Geschäftsquartal hatte Infineon 990 Millionen Euro umgesetzt. Das waren fünf Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Konzernüberschuss war um 57 Prozent auf 82 Millionen Euro eingebrochen. Die Marge lag bei 12,7 Prozent. Im Jahr zuvor waren es 20,3 Prozent. Der scheidende Vorstandsvorsitzende Peter Bauer hatte Ende Juli angekündigt: „Wo wir sparen können, sparen wir jetzt.“ Die Stellenzahl sollte eingefroren werden. Bauer ist nur noch bis Ende des Monats Konzernchef. Von den Mitarbeitern hatte er sich bereits in der vergangenen Woche verabschiedet. Sein Vorstandskollege Reinhard Ploss übernimmt offiziell am 1. Oktober die Führung. Der 52-jährige Bauer leidet an der Knochenkrankheit Osteoporose und will sich verstärkt um seine Familie und seine Gesundheit kümmern. Bauer ist verheiratet und hat zwei Kinder. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Kaum noch Hoffnung für Neckermann
Frankfurt/Main (dapd). Dem insolventen Versandhändler Neckermann bleibt kaum noch Zeit für die Investorensuche. Zwar bekräftigte die Insolvenzverwaltung am Dienstag, dass nach wie vor Gespräche mit möglichen Kapitalgebern geführt würden. Aber nach Angaben der Gewerkschaft ver.di gibt es keinen Interessenten für die Logistiksparte, in der knapp die Hälfte der Beschäftigten arbeiten. Eine Jobbörse des Betriebsrats, der Arbeitsagentur, der Stadt Frankfurt und der Wirtschaftsförderung für die Neckermann-Mitarbeiter fand derweil regen Zuspruch. „Der Zeitdruck wird immer größer“, sagte Bernhard Schiederig, der im ver.di-Landesbezirk Hessen für Handel zuständig ist. „Es gibt nach wie vor keinen Interessenten für die Logistik.“ Am Sonntag läuft das Insolvenzgeld aus, dann bleibt dem Verwalter nur noch die Abwicklung des Konzerns. Am (morgigen) Mittwoch werde der Insolvenzverwalter die Belegschaft über den Stand der Verhandlungen informieren. Sparte für Übergrößen wird verkauft Bisher kann nur ein kleiner Teil der Neckermann-Beschäftigten aufatmen. Die rund 80 Mitarbeiter zählende Sparte für Kleidung in Übergrößen mit dem Namen Happy Size wird an die Pforzheimer Klingel-Gruppe verkauft, wie bereits am Montag bekanntwurde. Ein Großteil dieser Arbeitsplätze soll erhalten bleiben. Für die Sparte Neckermann.de mit etwa 900 Mitarbeitern laufen noch Verhandlungen. Die Logistiksparte zählt 800 Beschäftigte, mangels Beschäftigung kommen einige davon nach Gewerkschaftsangaben nicht mehr zur Arbeit. Der vierte Unternehmensteil heiß Neckermann Contact Customer Services und betreibt vor allem das Call-Center, in dem die Bestellungen, Rücksendungen und Beschwerden gemanagt werden. Das in den 50er Jahren gegründete Unternehmen befindet sich schon länger in der Krise. Zuletzt gehörte es dem US-Finanzinvestor Sun Capital, der es vom ebenfalls insolventen Handelskonzern Arcandor übernommen hatte. Im April kündigte der Eigentümer an, mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze streichen zu wollen und aus dem Kataloggeschäft auszusteigen. Als Sun Capital schließlich den Geldhahn zudrehte, blieb nur der Gang in die Insolvenz. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Insolvenzverwalter spricht von 30 Interessenten für P+S Werften
Schwerin (dapd). Für die insolventen P+S Werften haben 30 Unternehmen Interesse bekundet. Die Hälfte davon seien Finanzinvestoren, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann am Dienstag in Schwerin nach der zweiten Sitzung des Gläubigerausschusses. Er hoffe, bis Ende Oktober über die Phase der ersten unverbindlichen Interessenbekundungen hinausgekommen zu sein. Am 29. August hatte die Geschäftsleitung der Werften Insolvenz beantragt. Zuvor war bekanntgeworden, dass ein von der Landesregierung geschnürtes Rettungspaket in Höhe von 152,4 Millionen Euro nicht ausreicht. Die Zahl von 30 Interessenten so kurz nach der Insolvenzanmeldung sei erheblich, sagte Brinkmann. „Wir führen auch Gespräche, und demnächst werden wir erste Besichtigungen auf den Werften durchführen.“ Für die rund 1.770 Beschäftigten der beiden Werften soll eine Transfergesellschaft eingerichtet werden. Der Gläubigerausschuss beauftragte den Angaben zufolge Brinkmann und die Geschäftsführung, die Voraussetzungen für eine Auffanggesellschaft zu schaffen. Die Mitarbeiter könnten sechs Monate bis ein Jahr lang in einer solchen Gesellschaft beschäftigt werden. „Das muss ausreichen, um eine Lösung für die Werften zu finden“, sagte Brinkmann. Stimmung auf Werften bedrückt Die Stimmung auf den Werften sei bedrückt, sagte der Betriebsratsvorsitzende der Stralsunder Volkswerft, Jürgen Kräplin. Eine Transfergesellschaft sei jedoch „etwas Positives, in der Situation, in der wir stehen“. Derzeit arbeiten den Angaben zufolge auf den Werften etwa 600 Beschäftigte, davon rund 250 am Standort Wolgast und 350 in Stralsund. Die restlichen Mitarbeiter bummeln nach wie vor Überstunden ab. Die Landesregierung wurde derweil erneut bei der EU-Kommission vorstellig. Bei einem Termin in der vergangenen Woche sei es um die Bedingungen gegangen, unter denen die eingefrorene Rettungsbeihilfe doch noch für den Weiterbau der bestellten Schiffe eingesetzt werden könne, sagte der Abteilungsleiter im Wirtschaftsministerium, Christoph Saur. Von dem Rettungspaket waren nur 70 Millionen ausgezahlt worden. Der Rest wurde gestoppt, weil die Werften vereinbarte Lieferfristen nicht eingehalten hatten. Am 11. Oktober sei ein weiteres Gespräch in Brüssel geplant, sagte Saur. Verhandlungen mit Reedereien Auch mit den Bestellern der in den Werften liegenden Schiffe werde weiter verhandelt, sagte Brinkmann. Auch mit DFDS, die die Aufträge für zwei Schiffe storniert haben, liefen Gespräche. Ebenso mit der Reederei Scandlines, deren zwei bestellte Ostseefähren schon vor langem ausgeliefert sein sollten. „Es müssen wenigstens an einem Schiff wesentliche Veränderungen vorgenommen werden“, sagte der Leiter Vertrieb und Marketing der P+S Werften, Axel Schulz. Das nächste Treffen des Gläubigerausschusses ist für 18. Oktober in Schwerin geplant. In dem Gremium sitzen Vertreter der Arbeitsagentur, der Arbeitnehmer, der Lieferanten, der Kleingläubiger, der NordLB und des Landes. Jede Institution hat eine Stimme. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)