Jahresbilanz am Ausbildungsmarkt 2013/2014

Im Agenturbezirk Bielefeld verzeichnete der Ausbildungsmarkt im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme der gemeldeten Ausbildungsstellen um 4,3 Prozent. Die Zahl der gemeldeten Bewerber, also der Jugendlichen, die sich bei der Agentur für Arbeit um einen Ausbildungsplatz bemühten, sank um 4,1 Prozent. Zum Ende des Ausbildungsjahres waren noch 323 Bewerber unversorgt (-18 Prozent).

„Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Ausbildungsmarkt im Laufe dieses Berichtsjahres wieder positiver entwickelt. Wir sind zwar immernoch nicht da, wo wir eigentlich sein sollten, die Richtung hingegen stimmt. Die durch den doppelten Abijahrgang im vergangenen Jahr erhöhten Bewerberzahlen sind in diesem Jahr wieder gesunken. Die Zahl der Ausbildungsstellen stieg jedoch um 4,3 Prozent oder fast 200 Stellen. Das zum Agenturbezirk. Sehen wir uns die beiden Kreise im Zuständigkeitsbereich der Bielefelder Agentur an, so stellen wir fest, dass die Verläufe unterschiedlich sind. Während in der Stadt Bielefeld die Ausbildungsstellen und die Bewerberzahlen stiegen, sanken im Kreis Gütersloh diese Zahlen. Den Grund hierfür sehen wir darin, dass die Stadt Bielefeld im letzten Jahr sehr schwach auf dem Ausbildungsmarkt war. Der Kreis Gütersloh bewegte sich bereits im letzten Jahr auf einem guten Niveau – trotzdem unserer Ansicht nach kein Grund zum Nachlassen. Die Fachkräfte werden künftig dringend benötigt.“ Diese Bilanz für das Berufsberatungsjahr 2013/2014 zog Thomas Richter, Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld, in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Swen Binner, Geschäftsführer für Berufliche Bildung der Industrie- und Handelskammer OWL zu Bielefeld sowie Elmar M. Barella, Geschäftsführer der Handwerkskammer Ostwestfalen zu Bielefeld. Richter appellierte an die Wirtschaft, trotz der leicht verbesserten Lage auf dem Ausbildungsmarkt, die Anstrengungen auf dem Ausbildungsmarkt zu erhöhen.

Der Agenturchef hob hervor, dass das Angebot immernoch nicht reichte. „Wir hatten im zurückliegenden Ausbildungsjahr 78 Stellen für 100 Bewerber. Das sind 6 Stellen mehr als im letzten Jahr, von einem ausgeglichenen Ausbildungsmarkt können wir jedoch noch lange nicht sprechen. Im Verhältnis Bewerber zu Stellen liegt Gütersloh auch noch weiterhin vorne mit 80 Stellen auf 100 Bewerber. Die Stadt Bielefeld hat sich jedoch von 66 auf 77 Stellen im Jahresverlauf gesteigert.“

Insgesamt waren bei der Agenturen für Arbeit Bielefeld 4718 Ausbildungsplätze zur Besetzung gemeldet, 4,3 Prozent (196 Stellen) mehr als im Vorjahr. Damit sei die Situation laut Richter auf dem gleichen Stand wie vor zwei Jahren. Alles in allem meldeten sich 6017 Bewerberinnen und Bewerber von Oktober 2013 bis September 2014, um sich einen Ausbildungsplatz vermitteln zu lassen. Dies sind 4,1 Prozent (256) weniger als im vorangegangenen Beratungsjahr. Mit 3266 begannen 54,3 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber ein Ausbildungsverhältnis oder Erwerbstätigkeit. Das waren 185 weniger als im Vorjahr. 2437 mündeten in eine betriebliche Ausbildung, 435 in eine geförderte außerbetriebliche Ausbildung ein.

Das Bildungsgefälle reicht von 115 Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss bis zu 879 Absolventen mit der allgemeinen Hochschulreife. Dazwischen liegen 1304 Schulabgänger mit einem Hauptschulabschluss, 2136 mit einem Realschulabschluss und 1327 mit der Fachhochschulreife. Die Zahl der Bewerber ohne Hauptschulabschluss stieg im Gegensatz zum Vorjahr wieder um 4,5 Prozent (5 Bewerber) an. Die Zahl der Bewerber mit einem allgemeinen Hochschulabschluss blieben mit 0,2 Prozent konstant (2 Bewerber).

Swen Binner, IHK-Geschäftsführer für Berufliche Bildung, zufolge liegt die Zahl neu eingetragener Ausbildungsverträge in Ostwestfalen mit 3,5 Prozent im Minus. „In Bielefeld sieht die Situation etwas günstiger aus, da mit 1471 neuen Ausbildungsver­trägen lediglich 1 Prozent weniger als im letzten Jahr eingetragen worden sind. Auffallend positiv, vor allem im ostwestfälischen Vergleich, entwickeln sich die gewerblich-technischen Berufe der Metall- und Elektrotechnik (Metall +9,8 Prozent, Elektro +6,3 Prozent) sowie die Fachin­formatiker (+7,1 Prozent). Ebenfalls überdurchschnittlich sehen wir die Kaufleute im Groß- und Außenhandel (+9,1 Prozent) sowie überraschenderweise die Köche (+41,7 Prozent/absolut 34 Verträge). Gerade hier haben die Unternehmen große Probleme, angebotene Ausbildungs­stellen besetzen zu können.“ Negativ überrascht zeigt sich Binner von dem starken Minus bei den Industriekaufleuten (- 19,7 Prozent/absolut 94 Verträge) und bei den Bankkaufleuten (- 26,2 Prozent/45 Verträge). „Bei den Banken war allerdings absehbar, dass sich die Entwicklung nach den starken Zuwächsen im letzten Jahr wegen des doppelten Abiturjahrgangs, in dem viele Banken über Bedarf ausgebildet haben, in diesem Jahr wieder zurückentwickelt.

Für den Kreis Gütersloh fällt der Rückgang mit einem deutlichen Minus von 5,4 Prozent stärker als im ostwestfälischen Durchschnitt aus. „Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass sich der Kreis Gütersloh mit den IHK-Ausbildungsverträgen in den letzten 10 Jahren am weitaus positivsten, verglichen mit anderen Kreisen in der Region, entwickelt hat. Von 7275 neuen Verträgen in Ostwestfalen sind allein 1730 im Kreis Gütersloh registriert.“

Unterdurchschnittlich entwickelt haben sich in diesem Jahr die Berufe der Metalltechnik (-8,3 Prozent), die Büroberufe, die in diesem Jahr aktualisiert worden sind, (-21,3 Prozent) sowie der Bereich Papier/Druck (-14 Prozent). „Erfreulich ist die Entwicklung dagegen bei den Berufen der Elektrotechnik (+10,7 Prozent) sowie vor allem auch den Fachinformatikern (+19,7 Prozent). Aufge­fallen ist uns auch das Plus bei den Kaufleuten für Versicherungen und Finanzen mit +31,6 Prozent“, so Binner.

Insgesamt sieht die IHK Hauptgründe für den Rückgang neu eingetragener Ausbildungsver­träge in rückläufigen Bewerberzahlen. Es fällt den Unternehmen immer schwerer, angebotene offene Ausbildungsstellen auch besetzen zu können. Binner macht das allein daran deutlich, dass für die laufende Nachvermittlungsphase von den Unternehmen in der Stadt Bielefeld und im Kreis Gütersloh noch 45 offene Ausbildungsstellen für 2014 gemel­det sind. Den Blick in die Zukunft gerichtet sieht die IHK als Herausforderung eine weitere Attraktivitätssteigerung beruflicher Bildung, auch im Wettbewerb mit der akademischen Bildung. Gleichzeitig müssten weitere Chancen für praktisch Begabte angeboten und allgemein bildende Schulen über direkte Kooperationen noch stärker in die berufliche Bildung einbezogen werden.

„Für die Handwerkskammer sind die heute verkündeten Zahlen nur ein Zwischenergebnis. Für OWL wurden uns bis zum Stichtag 30.09. 5,6 Prozent mehr abgeschlossene Ausbildungsverträge vorgelegt. Für Bielefeld sind es 3,7 Prozent mehr, in Gütersloh sogar 15,6 Prozent. „Das Rennen“ ist noch lange nicht gelaufen, denn täglich gehen noch zahlreiche Lehrverträge ein. Wir rechnen OWL-weit mit etwa 4400 neu abgeschlossenen Lehrverträgen bis zum 31.12.2014.

Nach einer kürzlich durchgeführten Konjunkturumfrage ist die wirtschaftliche Lage im OWL Handwerk weiterhin gut, so dass der Fachkräftebedarf und die Bereitschaft, Lehrlinge auszubilden im Handwerk nach wie vor hoch sind. Viele Ausbildungsstellen konnten nicht besetzt werden. Für die Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen, ist das eine gute Nachricht. Es ist festzustellen, dass sich der Markt deutlich entspannt hat.

Bei einer kürzlich durchgeführten Mailingaktion haben uns die Handwerksbetriebe 403 offene zu besetzende Lehrstellen benannt, darunter viele für das kommende Ausbildungsjahr, jedoch auch noch 82 für dieses Jahr“, berichtet Elmar M. Barella, Geschäftsführer in der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe. Für den Bereich Bielefeld waren dies 12 Stellen und für den Bereich Gütersloh 21 Stellen. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge vom Stichtag 30.09.2013 in OWL lag 5,6 Prozent über dem Vorjahresergebnis.

„Wir gehen davon aus, dass die Unternehmen im Handwerk gerne mehr Azubis einstellen würden, jedoch wird es angesichts sinkender Schulabgängerzahlen und zunehmender Studierneigung immer schwieriger, Jugendliche für eine handwerkliche, aber durchaus zukunftsreiche, Lehre zu begeistern“, schließt Barella. Für den Ausbildungsbeginn 2015 unterstützt der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Unternehmen bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze kostenfrei unter 0800 – 4 5555 20. Junge Leute, die Hilfe bei der Ausbildungssuche benötigen, melden sich jederzeit unter 0800 – 4 5555 00 bei der Berufsberatung an.

www.arbeitsagentur.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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