Frauen in Unternehmensnachfolgen besser einbinden

Frauen in Unternehmensnachfolgen

Unternehmermangel hin oder her: Frauen in Unternehmensnachfolgen sind noch selten.  Über die Potenziale, die Frauen in Führungspositionen für Familienunternehmen heben sprach ich mit Kerstin Bardua. Sie kennt die Herausforderungen der Töchternachfolge aus eigenem Erleben. 

In deutschen Familienunternehmen sind Unternehmensnachfolgerinnen rar – warum ist das so?

Die Ursachen für diesen Umstand liegen in einem jahrhundertelangen gereiften Wertesystem, das die Rollenaufteilung  der Geschlechter klar definierte und sich auch heute nur zögerlich verändert. Traditionelle Denkweisen bei der Vergabe von Führungsaufgaben und ein ausgeprägtes Gehaltsgefälle zwischen Mann und Frau tragen hierzulande nur bedingt dazu bei, das Selbstbildnis der Frau für eine Führungsaufgabe zu schärfen. Darüber hinaus verfügt Deutschland im Vergleich mit seinen europäischen Nachbarländern nicht über die besten politischen Rahmenbedingungen, um Frauen unkompliziert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.

Muß sich in den Köpfen von Familienunternehmern etwas ändern?

Unbedingt. Allein der Blick auf die demographische Entwicklung der kommenden Jahrzehnte lässt den drohenden Unternehmermangel erahnen. Rund 95% aller Firmen in Deutschland sind Familienunternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern. Deren Inhaber  sehen sich mit wachsenden Herausforderungen in der Unternehmensnachfolge konfrontiert.  Aufgrund der damit verbundenen Auswirkungen auf unsere Volkswirtschaft muss ein Umdenken bei Unternehmen und Politik stattfinden.

Studien zufolge sollen sich allein in NRW nur etwa die Hälfte aller Unternehmer im Übergabealter mit ihrer Nachfolge beschäftigt haben. Auch wenn traditionell die Söhne in die Unternehmensnachfolge eintreten wäre es unverantwortlich, das Potenzial von Frauen in der Unternehmensnachfolge außer Acht zu lassen.

In welchen Branchen sind Frauen in Unternehmensnachfolgen stark repräsentiert? Wo gibt es dringenden Nachholbedarf?

Frauen sind eher im klassischen Dienstleistungssektor unternehmerisch bzw. verantwortlich aktiv. In Handwerks- und klassischen Produktionsbetrieben oder den klassischen MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) besteht dagegen starker Nachholbedarf.

Was spricht denn für Frauen in Unternehmensnachfolgen und Führungspositionen?

  1. Der schnelle und stetige Wandel in der Arbeitswelt – Stichwort: Digitalisierung – erfordert verstärkt Flexibilität, Kreativität und Offenheit. Eigenschaften, die Frauen grundsätzlich als Ressource mitbringen.
  2. Frauen führen kooperativ: Sie schauen mehr ganzheitlich auf die Situation und wägen emphatisch ihre Entscheidungen ab. Speziell für den Nachfolgeprozess bedeutet das beispielsweise, das sie eher offen in einer „Tandem-Führung“ mit Jung und Alt agieren und die Abgrenzung zum Übergeber nicht in den Vordergrund stellen.
  3. Junge Frauen sind auch eher als männliche Nachfolger bereit, externe Hilfe und Unterstützung zu holen. Dies ist eine Eigenschaft, die der Entwicklung von Unternehmen tendenziell hilft und eine gute Perspektive bietet.

Stichwort Digitalisierung – welche Chancen bietet sie für Frauen?

Es ist eine neue Freiheit in der Bewältigung von Arbeitsaufgaben entstanden. In vielen Firmen hat ein Umdenken eingesetzt. Begünstigt durch neue technische Entwicklungen können zum Beispiel „Job-Sharing“, „Home-Office“ oder „Teilzeit-Lösungen“ angewendet werden. Vor dem Hintergrund, das dies nicht nur der Kinder-Begleitung sondern in kommenden Jahrzehnten auch der Betreuung der Eltern durch die Kinder entgegen kommt, werden diese flexiblen Arbeits-Modelle eine noch wichtigere Rolle spielen. Schon jetzt ist erkennbar, dass auch Frauen in Unternehmensnachfolgen diese neuen Möglichkeiten verstärkt für sich nutzen und gestalten.

Was kann ein Unternehmer denn in Vorbereitung eines Generationswechsels tun?

Der beschriebene Unternehmermangel führt auch in der Unternehmensnachfolge zum Kampf um die besten Köpfe. Insbesondere, wenn der Stabwechsel familienextern umgesetzt wird. Für einen erfolgreichen Generationswechsel zahlt sich eine gute Vorbereitung der Unternehmensnachfolge in Zusammenarbeit mit Spezialisten immer aus.

 

 

Veröffentlicht von

Ingo Claus

Jahrgang 1975. Der Dipl.-Kaufmann begleitet Mittelständler beim Generationswechsel, beim Firmenkauf und Unternehmensverkauf in Ostwestfalen-Lippe, dem Münsterland und Osnabrück. Ingo Claus verfügt über eine langjährige Expertise im Beteiligungsmanagement sowie in der Durchführung und Verhandlung von nationalen und internationalen M&A-Projekten für inhabergeführte Unternehmen des deutschen Mittelstands. Mehr als 20 Jahre Branchenerfahrung in der Medien- und Internetwirtschaft sowie der Unternehmensberatung. Gründer eines Dienstleistungs- und Handelsunternehmen im Bereich Architektur- und Design. Partner von K.E.R.N – Die Nachfolgespezialisten. Inhaber des rechtlich selbständigen Standortes Osnabrück. Spezialist für Unternehmenskauf oder Unternehmensverkauf in Osnabrück, Münster und dem Emsland. Sie erreichen Ingo Claus unter: osnabrueck@die-nachfolgespezialisten.eu http://unternehmensnachfolge-news.de

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