SPD plant Entwurf zur strengeren Kontrolle von Nebentätigkeiten

SPD plant Entwurf zur strengeren Kontrolle von Nebentätigkeiten Berlin (dapd). Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier hat für kommende Woche einen Entwurf der SPD für eine striktere gesetzliche Regelung der Nebeneinkünfte von Bundestagsabgeordneten angekündigt. „Wir werden noch in der nächsten Woche einen Vorschlag zur erheblichen Verschärfung der Regeln vorlegen“, sagte Steinmeier der „Bild am Sonntag“. Die Kritik an den Nebeneinkünften von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück wies Steinmeier in scharfen Worten zurück: „Man hat ja fast den Eindruck, als dürften Sozialdemokraten kein Geld verdienen. Dazu sage ich nur: Das hätten manche im konservativen Lager vielleicht gerne so.“ Zu der Ankündigung Steinbrücks, Auftraggeber und Durchschnittsverdienst für seine Vorträge zu nennen, sagte Steinmeier: „Es ist weit mehr als das, wozu er laut Gesetz verpflichtet ist.“ dapd (Politik/Politik)

Kartellamt dringt auf öffentliche Benzinpreis-Datenbank

Kartellamt dringt auf öffentliche Benzinpreis-Datenbank Essen (dapd). Der Ruf nach einer öffentlichen Benzinpreis-Datenbank mit den aktuellen Preisen aller Tankstellen in Deutschland wird lauter: Bundeskartellamt und die Monopolkommission dringen gegenüber dem Bundestag auf die Einrichtung eines solchen Datenportals im Internet, über das Autofahrer das günstigste Tankangebot in ihrer Umgebung per Handy oder Navigationsgerät abrufen könnten. Auch die Mineralölwirtschaft plädiere für eine öffentliche Preis-Datenbank mit Meldepflicht für die Tankstellen, die die Regierung bisher ablehne, berichten die Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Samstagausgabe). Sie berufen sich auf Stellungnahmen für eine Bundestagsanhörung in der kommenden Woche. Damit gerät die Bundesregierung dem Bericht zufolge unter Druck, ihren Widerstand gegen ein solches Info-Portal aufzugeben. Nach ihrem Gesetzentwurf für eine Markttransparenzstelle sollen zwar Tankstellen ihre Preise dem Kartellamt melden – allerdings nicht in Echtzeit und ohne Zugang für Verbraucher. Eine öffentliche Datenbank könne den freien Tankstellen schaden, argumentiere die Regierung. Gegen diese Position gebe es aber auch in der Koalition zunehmend Kritik. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Innenminister für schnellere Asylverfahren

Innenminister für schnellere Asylverfahren Berlin (dapd). Nach dem starken Zuwachs an Asylanträgen in Deutschland kritisiert Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Aufstockung der Leistungen für Asylbewerber auf Hartz-IV-Niveau. „Das wird dazu führen, dass die Asylbewerber-Zahlen noch weiter steigen, denn es wird für Wirtschaftsflüchtlinge noch attraktiver zu uns zu kommen und mit Bargeld wieder abzureisen“, sagte Friedrich der „Bild“-Zeitung (Samstagausgabe). Laut Friedrich könnten die Kosten jedoch eingedämmt werden, wenn das Asylbewerbergesetz entsprechend geändert würde. „Die Bundesländer können sich dagegen wehren, indem sie strikt Sachleistungen statt Bargeld verteilen. Aber ein Teil der Leistungen muss immer in bar ausbezahlt werden. Deshalb müssen wir das Asylbewerberleistungsgesetz jetzt ergänzen: Wer aus sicheren Herkunftsstaaten kommt – dazu zähle ich Mazedonien und Serbien – soll künftig weniger Barleistungen erhalten.“ Das Verfassungsgericht hatte im Juli die aktuellen Sätze für Asylbewerber für „menschenunwürdig“ erklärt und verlangt, dass die staatlichen Hilfen für Asylbewerber künftig annähernd auf das Niveau der Sozialhilfe und von Hartz IV erhöht werden müssen. Danach war es zu einem starken Zustrom an Flüchtlingen nach Deutschland gekommen – vor allem aus Serbien und Mazedonien. Nach dem sprunghaften Anstieg der Zahl von Flüchtlingen plant Friedrich zudem Sofortmaßnahmen gegen Asylmissbrauch. „Erstens müssen die Asylverfahren so schnell wie möglich durchgeführt werden und zweitens müssen die Unberechtigten schnell wieder in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden. Und drittens müssen wir auf europäischer Ebene dafür sorgen, dass wieder eine Visumspflicht für Bürger aus beiden Ländern eingeführt wird“, sagte Friedrich der „Bild“-Zeitung. Dazu habe er auch Kontakt mit der EU-Ratspräsidentschaft aufgenommen: „Was die Wiedereinführung der Visumspflicht für Serbien und Mazedonien angeht, hat der Rat der EU-Innenminister bereits entsprechende Beschlüsse gefasst. In einem Brief an die EU-Ratspräsidentschaft habe ich nochmals darum gebeten, die notwendige Zustimmung des EU-Rates herbeizuführen. Jetzt will Friedrich auch die Bundespolizei einsetzen, um die Asylverfahren für Flüchtlinge zu beschleunigen. „Für die Beschleunigung der Asylverfahren werden wir mehr Personal einsetzen. Noch im Oktober werden Angehörige der Bundespolizei das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge verstärken.“ Die schnelle Abschiebung abgelehnter Asylbewerber sei jedoch „eine Aufgabe der Länder“. dapd (Politik/Politik)

Bremer CDU-Fraktionschef bietet Rückzug vom Amt an

Bremer CDU-Fraktionschef bietet Rückzug vom Amt an Bremen (dapd-nrd). Der CDU-Fraktionsvorsitzende in der Bremischen Bürgerschaft, Thomas Röwekamp, hat angekündigt, sein Amt zur Verfügung zu stellen, wenn damit weitere Personalquerelen vermieden werden können. Dem „Weser-Kurier“ (Samstagausgabe) sagte er: „Ich biete Rita Mohr-Lüllmann den Fraktionsvorsitz an, obwohl ich diese Funktion sehr gerne ausfülle, nach Ansicht vieler gute Arbeit gemacht und großen Rückhalt in der Fraktion habe. Aber ich würde in die zweite Reihe zurücktreten, für das Wohl der Partei.“ Röwekamps Bedingung: Die Landesvorsitzende Rita Mohr-Lüllmann müsste ihre Ambitionen für ein Bundestagsmandat aufgeben und sich als Spitzenkandidatin für die nächste Bürgerschaftswahl 2015 zur Verfügung stellen. Röwekamp war bis Dezember 2011 Fraktions- und Landesvorsitzender der CDU Bremen. Um diese Position war im Landesverband ein heftiger Streit entstanden. Nach einer Mitgliederbefragung zu seinen Ungunsten war Röwekamp zurückgetreten und hatte den Weg für Mohr-Lüllmann als Parteichefin freigemacht. dapd (Politik/Politik)

Ramsauer fordert eine zusätzliche Milliarde für Verkehrsprojekte

Ramsauer fordert eine zusätzliche Milliarde für Verkehrsprojekte Bremen/Berlin (dapd). Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) fordert zusätzliche Gelder aus dem Bundesetat für Verkehrsprojekte. „Wir haben eine dramatische Unterfinanzierung bei allen Verkehrsträgern“, sagte der Minister dem „Weser-Kurier“. In die anstehenden Haushaltsverhandlungen will Ramsauer dem Bericht zufolge mit der Forderung nach einer zusätzlichen Milliarde Euro gehen. Ramsauer sagte, es gebe zusätzlichen Finanzbedarf sowohl bei der Instandhaltung der bestehenden Verkehrswege als auch bei laufenden Bauprojekten. „Die Infrastruktur bröckelt uns an vielen Stellen sprichwörtlich unter den Rädern weg“, sagte er. Laufende Projekte müssten ohne zusätzliche Finanzierung zeitlich gestreckt werden. Insgesamt fehlen laut dem Minister derzeit vier Milliarden Euro, um alle Planungen umzusetzen: 2,5 Milliarden Euro für Straßenbauten, eine Milliarde Euro für Schienentrassen sowie 500 Millionen Euro für Wasserwege. dapd (Politik/Politik)

Früherer Kirch-Manager Hahn macht Breuer verantwortlich

Früherer Kirch-Manager Hahn macht Breuer verantwortlich München (dapd). Der frühere Kirch-Manager Dieter Hahn hat ein Interview des früheren Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer für das Scheitern von Verhandlungen mit Walt Disney zum Verkauf von Anteilen an ProSiebenSat. 1 verantwortlich gemacht. „Nach dem Interview war klar, wir bekommen die Fusion nicht mehr hin“, erklärte Hahn vor dem Oberlandesgericht München am Freitag. In diesem Interview hatte sich Breuer kritisch über die Kreditwürdigkeit Kirchs geäußert. Hahn hatte die Verhandlungen im Frühjahr 2002 für Kirch geleitet. Er sagte, dabei sei es um die Abgabe von Aktien für 1,3 Milliarden Euro gegangen. Mit dem Besitz der Aktien wäre die Kontrolle von ProSiebenSat. 1 verbunden gewesen. Die Kirch-Erben wollen Schadenersatz. Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen und Breuer wurden vom Gericht geladen für den 16. November. Das Gericht kritisierte gleichzeitig den Anwalt der Deutschen Bank, Peter Heckel. Sein Vortrag zu den Plänen der Bank mit Kirch in einem anderen Verfahren „dürfte daher wesentlich vom Vortrag im hiesigen Verfahren abweichen“, schrieb das Gericht in einem Beschluss, der der Nachrichtenagentur dapd vorliegt. Der Bank wurde Gelegenheit zur Stellungnahme innerhalb einer Woche gegeben. Auch der Rechtsanwalt Ronald Frohne, der von Hahn zu den Verhandlungen hinzugezogen worden war, gab ebenfalls an, man habe sich bereits auf konkrete Verkaufsbedingungen geeinigt. „Letztendlich kam es dann aber nicht zu einem endgültigen Vertragsabschluss.“ Fitschen und Breuer sollen persönlich erscheinen Der Rechtsstreit zieht sich mittlerweile seit zehn Jahren hin. Der 2011 gestorbene Medienmogul Leo Kirch wollte Schadenersatz in Milliardenhöhe von der Deutschen Bank, da er das Interview Breuers für die Pleite seines Medienimperiums verantwortlich machte. Das Unternehmen hatte rund 6,5 Milliarden Euro an Schulden aufgetürmt. Die Erben führen den Prozess inzwischen fort. Ein Vergleich mit der Deutschen Bank war zwischenzeitlich gescheitert. Bereits am Montag war in der Verhandlung durchgeklungen, dass das Gericht die Schadenersatzansprüche der Kirch-Erben für begründet halten könnte. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Präsident des Bundesrats ist erstmals ein Grüner

Präsident des Bundesrats ist erstmals ein Grüner Berlin (dapd). Premiere im Bundesrat: Mit Winfried Kretschmann hat die Länderkammer erstmals in ihrer 63-jährigen Geschichte einen Grünen-Politiker als Präsidenten. Die Länder wählten den baden-württembergischen Ministerpräsidenten am Freitag einstimmig zum Vorsitzenden. Am 1. November tritt der 64-Jährige das Amt als Nachfolger des bayerischen Regierungschefs Horst Seehofer (CSU) an. Kretschmann nimmt dann für ein Jahr auch die Befugnisse des Bundespräsidenten wahr, wenn das Staatsoberhaupt selbst verhindert ist. Da der Bundestag während der Haushaltsverhandlungen im September keine Gesetze verabschiedet hat, blieb dem Bundesrat breiter Raum für Diskussion über Verordnungen, Gesetzesentwürfe und eigene Initiativen. Ein Überblick: – HARTZ IV: Langzeitarbeitslose bekommen ab Januar 2013 acht Euro mehr pro Monat. Der Regelsatz steigt damit auf monatlich 382 Euro. Um acht Euro wird auch der sogenannte Partnersatz auf dann 345 Euro angehoben. Über 25 Jahre alte Personen, die bei ihren Eltern oder in Wohngemeinschaften leben, bekommen künftig 306 Euro (plus 7 Euro). Die Sätze für Kinder und Jugendliche steigen um 2 bis 5 Euro. Die Hartz-IV-Regelsätze werden jährlich angepasst, und zwar anhand der Preis- und Lohnentwicklung. – RENTENBEITRÄGE: Die geplante Senkung von 19,6 auf 19 Prozent zum Jahreswechsel ist noch nicht in trockenen Tüchern. Der Bundesrat weigerte sich, zum Senkungsvorschlag der Bundesregierung überhaupt Stellung zu nehmen. Aber auch die Forderung SPD-geführter Länder, mit dem Überschuss in der Rentenkasse einen Demografiefonds einzurichten, bekam keine Mehrheit. Allerdings kann über die Beitragssenkung weiter verhandelt werden – die eigentliche Abstimmung über die Beitragssenkung steht noch aus. – STERBEHILFE: Auch hier legten sich die Länder quer. Das SPD-geführte Rheinland-Pfalz scheiterte mit dem Vorstoß, nur die Werbung für Suizidbeihilfe unter Strafe zu stellen. Die Länder fanden aber auch keine gemeinsame Haltung zu einem Entwurf der Bundesregierung. Nach intensiver Debatte über die Sommermonate hatte das Bundeskabinett vorgeschlagen, die gewerbsmäßige Förderung der Selbsttötung zu verbieten. Niedersachsen forderte, allgemein die organisierte Suizidbeihilfe unter Strafe zu stellen. – WLAN: Die Länder wollen ein beschränktes Haftungsrisiko für WLAN-Betreiber durchsetzen. Da der Bedarf an mobilen Internetzugängen steigt, forderten sie die Bundesregierung auf zu klären, welche Vorkehrungen WLAN-Betreiber treffen müssen, um diesen Service ohne Haftungs- und Abmahnungsrisiken betreiben zu können. Denn bislang müssen beispielsweise Wirte hohe Strafen zahlen, wenn ein Gast den WLAN-Zugang eines Restaurants missbraucht, um illegal Daten ins Internet zu stellen. – MOTORRADLÄRM: Die Bundesregierung soll sich bei der EU-Kommission für eine wirksame Minderung der Lärmbelastung durch Motorräder einsetzen. Denn vermehrt an Wochenenden und Feiertagen litten vor allem die Bürger in landschaftlich reizvollen Gegenden. Die Lärmbegrenzungsvorschriften müssten überarbeitet werden, fordert der Bundesrat. Dabei müssten nicht nur die Stand-, sondern auch Fahrgeräusche gemessen und die Lärmgrenze deutlich gesenkt werden. – KRANKENHAUSFINANZIERUNG: Die Länder möchten die finanzielle Situation der Krankenhäuser verbessern. In einer Entschließung fordern sie die Bundesregierung auf, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die tatsächlichen Kostensteigerungen ausgleicht. Die Leistungsfähigkeit der Kliniken werde zunehmend gefährdet. Allein für das Jahr 2012 gebe es bundesweit eine Finanzierungslücke von 900 Millionen Euro. – ENERGIEWENDE: In einer Stellungnahme zu den geplanten Haftungsregeln beim Netzanschluss von Offshore-Windparks fordert der Bundesrat, auch die Speicherkapazitäten für erneuerbare Energien weiter voranzubringen. Zur Sicherung des wirtschaftlichen Betriebs der Pumpspeicherwerke wollen die Länder diese Anlagen von Netzentgelten freistellen. Dies würde für Investoren günstige Rahmenbedingungen für Neuinvestitionen schaffen. – HOMOSEXUELLE: Der Bundesrat setzt sich für die Rechte in Deutschland strafrechtlich verurteilter Homosexueller ein. In einer Entschließung fordert er die Bundesregierung auf, Maßnahmen zur Rehabilitierung und Unterstützung für die nach 1945 in beiden deutschen Staaten wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen Verurteilten vorzuschlagen. Zur Begründung weisen die Länder darauf hin, dass in der Bundesrepublik homosexuelle Handlungen bis zur Strafrechtsreform von 1969 und in der DDR bis 1968 verfolgt wurden. (Im Internet: www.bundesrat.de ) dapd (Politik/Politik)

Sorge um die Zukunft Europas

Sorge um die Zukunft Europas Frankfurt/Main (dapd-hes). Der designierte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sorgt sich um das Verhältnis junger Menschen zu Europa. Am Tag der Auszeichnung der EU mit dem Friedensnobelpreis warb er am Freitag auf der Frankfurter Buchmesse für einen neuen Anlauf, um Jüngeren den Sinn der Union nahezubringen. Nach den Kriegen des 20. Jahrhunderts sei ein friedenstiftendes Europa ein überzeugendes Argument für die Staatengemeinschaft gewesen, sagte Steinbrück bei einer Talkrunde der Tageszeitung „Die Welt“. Für die heutige Generation sei das jedoch nicht genug. Ihr müsse man von der Rechtsstaatlichkeit, der Trennung von Staat und Kirche, Presse- und Meinungsfreiheit erzählen. „Das ist fantastisch. Das gibt’s in anderen Teilen der Welt nicht“, sagte Steinbrück. An der Gesprächsrunde zum Thema „Mehr Europa – Die Krise der EU als Gefahr und Chance“ nahmen auch die Professoren Volker Gerhardt, Paul Kirchhof und Karl Schlögel teil. Eine Abwendung vom Projekt Europa ist für alle Teilnehmer undenkbar. Allerdings dürfe man die Staatengemeinschaft nicht als bloße Administration verstehen, sagte der Philosoph Gerhardt. Das tägliche Europa sei oft nicht der Rede wert, bestätigte auch der Historiker Schlögel. Migration zwischen Ost- und Westeuropa, der Aufbau einer länderübergreifenden Infrastruktur, Austauschprogramme für Studenten: All das sei noch mehr als 20 Jahren undenkbar gewesen, hob Schlögel hervor. Stärkere Verklammerung der Mitgliedsstaaten Allerdings müsse man sich weit über die nächste Legislaturperiode hinaus darüber Gedanken machen, wie eine europäische Staatengemeinschaft in Zukunft aussehen soll, betonte Steinbrück: „Wir stehen vor einer Weichenstellung in Europa.“ Entweder die Europäer entschieden sich für einen relativ losen Staatenbund oder aber schlügen den Weg in eine „stärkere Verklammerung“ ein. Die Vereinigten Staaten von Europa nach dem Modell der USA sei hierzulande aber nicht einführbar, räumte Steinbrück ein. Die Unterschiede in der Kultur und Sprache würden dies verhindern. Eine stärkere Verzahnung der einzelnen Mitgliedsstaaten aber „könnte bald die souveränen Rechte der Länder berühren“, führte er aus. Perspektivisch sei es möglich, dass dann auf die einzelnen Länder ein Referendum zukomme. Heutzutage sei die Abtretung souveräner Rechte für die Mitgliedsstaaten undenkbar. Trotzdem würde dies eventuell eines Tages auf die Europäer zukommen. Man müsse darüber diskutieren. Das Recht auf Selbstbestimmung sieht der Heidelberger Professor und ehemalige Verfassungsrichter Kirchhof als eine große Kraft eines jeden Volkes. Dies habe man am Auseinanderbrechen von Jugoslawien gesehen. Auch in großen Krisen, wie in Griechenland, müsse man den Staat „in seiner Souveränität ernst nehmen“, sagte Kirchhof. Die Sparanstrengungen Griechenlands dürften nicht auf die Bedürfnisse des Finanzmarktes fixiert bleiben. Er empfahl, dass 30 Prozent des Sparerfolgs im Land bleiben müsse. Die Menschen müssten spüren, dass sich das Sparen lohne, sonst verlören sie alle Hoffnung, sagte er. dapd (Politik/Politik)

German U15 werben für deutsche Hochschulen

German U15 werben für deutsche Hochschulen Berlin (dapd). 15 deutsche Universitäten wollen künftig gemeinsam für ihre Interessen eintreten. Dafür haben sie nach internationalem Vorbild den Verein „German U15“ gegründet. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hält den Zusammenschluss für eine gute Idee. „Wir wollen die Bedingungen für Wissenschaft, Forschung und Lehre verbessern“, sagte der Vorsitzende der „German U15“, der Direktor der Universität Heidelberg, Bernhard Eitel, bei der Vorstellung der Aufgaben und künftigen Arbeitsfelder am Freitag in Berlin. Es gehe vor allem darum, die Potenziale der verschiedenen Hochschultypen bestmöglich zu nutzen. Zu den „Baustellen“ gehöre unter anderem die steigende Studentenzahl. Dies sei vor allem für forschungsstarke und fachlich breit aufgestellte Universitäten eine „besondere Herausforderung“, sagte der Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin, Jan-Hendrik Olbertz. „Die Studierendenzahlen erreichen so langsam eine Größe, die für die Universitäten gefährlich wird“, warnte er. „Am Ende brauchen wir mehr Geld“ Ein weiteres Arbeitsfeld sei die Hochschulfinanzierung. „Am Ende brauchen wir mehr Geld“, sagte „German U15“-Vorsitzender Eitel. Zum einen wolle die deutsche Hochschullandschaft zur Weltspitze gehören. Zum anderen gebe es die benötigten finanziellen Mittel nicht. „Da liegt ein Widerspruch“, sagte er. Die Aufgabe der „German U15“ sei, auf diesen Widerspruch aufmerksam zu machen. Bundesbildungsministerin Schavan begrüßte die Gründung von „German U15“. „Dieser Zusammenschluss stärkt die Stimme der deutschen Wissenschaft international. Er zeigt einmal mehr, wie notwendig die Initiative der Bundesregierung für eine Grundgesetzänderung ist“, sagte Schavan. Dem Bund ist es bislang nur erlaubt, Hochschulen zeitlich befristet und auf Projektbasis finanziell zu unterstützen. Eine Grundgesetzänderung soll ermöglichen, dass der Bund auch dauerhaft wissenschaftliche Einrichtungen an Hochschulen fördern darf. Schavan sagte: „Nur wenn Bund und Länder nachhaltig zusammenarbeiten, können wir die große internationale Attraktivität unseres Wissenschaftssystems sichern und weiterentwickeln.“ Zu „German U15“ gehören die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Universitäten Bonn, Frankfurt, Freiburg, Göttingen, Hamburg, Heidelberg, Köln, Leipzig und Mainz, die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Universitäten Münster, Tübingen und Würzburg. Auch in Kanada und den Niederlanden haben sich die größten Universitäten vereinigt. dapd (Politik/Politik)

Wir freuen uns als deutsche Europäer

Wir freuen uns als deutsche Europäer Shenyang/China (dapd). Viel zu lachen hat Guido Westerwelle derzeit nicht. Internationale Konflikte bringen die Reisepläne des deutschen Spitzendiplomaten schnell durcheinander, und als FDP-Politiker hat er mit Putschgerüchten gegen Parteichef Philipp Rösler zu kämpfen. Als am Freitag die Nachricht vom Friedensnobelpreis für die Europäische Union ins nordostchinesische Shenyang dringt, wirkt der Außenminister erstmals seit Monaten gelöst. Mit einem breiten Lachen sagt er: „Wir freuen uns als deutsche Europäer.“ Eigentlich sollte die Eröffnung des fünften deutschen Generalkonsulats im Reich der Mitte eine Feier für China werden – mit rund 200 geladenen Gästen, die nach mehreren Reden eine Schildenthüllung mit der Aufschrift „Bundesrepublik Deutschland – Generalkonsulat“ erleben sollten. Dann kommt die Nachricht des Nobelpreiskomitees. Und die Feier wird zwischenzeitlich europäisch. Westerwelle kann von allen Seiten Glückwünsche für diese hohe Ehrung entgegennehmen. Nobelpreis für die EU ist Auszeichnung und Auftrag zugleich Glückwünsche für zwei Nobelpreise in zwei Tagen – das erlebt kaum ein Außenminister. Denn erst am Donnerstag hatte Westerwelle in Peking China für die Leistungen von dessen Schriftsteller Mo Yan gratulieren können. Chinesische Zeitungen feierten am Freitag ausführlich den ersten Literaturnobelpreis für das Land. Mo, dessen richtiger Name Guan Moye ist, wurde in eine Linie mit Größen wie William Faulkner oder Gabriel García Márquez gestellt. Und auf der Frankfurter Buchmesse wurden seine Bücher gleich an prominente Stelle gerückt. Für Westerwelle ist das eine Auszeichnung auch für die „Kulturnation“ China. Nur einen Tag später kann der Außenminister einen zweiten Nobelpreis würdigen – die Auszeichnung für die Europäische Union und damit auch für Deutschland als europäische Führungsmacht. Bisher wurden zwei Deutsche mit dem Preis ausgezeichnet: Carl von Ossietzky und Willy Brandt. Bescheiden sagt Westerwelle in China: „Die Nachricht erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit, vor allem aber mit Respekt.“ Diese Auszeichnung sei auch als Auftrag zu verstehen, „weiter an Europa zu bauen“. Deutsches Generalkonsulat mit Sitz im Kempinski In China werden solche Worte gern gehört. Denn Deutschlands größter Handelspartner in Asien schaut mit Sorge auf die europäische Staatsschuldenkrise – und auf die möglichen Auswirkungen auf seinen Wirtschaftsaufschwung. Allein mit Deutschland verbindet das Reich der Mitte eine bilaterale Handelsbilanz von mehr als 140 Milliarden Euro. Und die deutschen Direktinvestitionen belaufen sich offiziellen Angaben zufolge auf 20,3 Milliarden US-Dollar. Ein Leuchtturm dabei ist das BMW-Werk in Shenyang, das weltweit modernste Werk des bayerischen Automobilherstellers. Das soll so weitergehen, wünschen sich chinesische Offizielle. Überhaupt haben Deutschland und speziell Bayern in der nordostchinesischen Millionenmetropole einen guten Ruf. Zum einen wegen der Autos, zum anderen wegen des Biers. Im dortigen Hotel Kempinski gibt es sogar eine echte Bierstube der Münchner Paulaner Brauerei. Nur einige Etagen höher wird nun das neue Generalkonsulat seinen vorläufigen Sitz nehmen, das immerhin die fünfte deutsche Vertretung in China ist. Nur die USA haben noch mehr dieser Konsulate. So lobt Westerwelle China zum Abschluss seiner zweitägigen Reise als ein „Land im Aufbruch“ und versichert seinen Gastgebern mit einem Nobelpreis im Rücken: „Wir suchen Partnerschaften, und nicht nur Investitionsstandorte.“ dapd (Politik/Politik)