Fürth (dapd). Die Übernahme des Modelleisenbahnherstellers Märklin durch den Chef des Fürther Spielwarenkonzerns Simba Dickie ist perfekt: Der Simba-Dickie-Vorstandsvorsitzende und -Gesellschafter Michael Sieber und der frühere Märklin-Insolvenzverwalter Michael Pluta gaben den Deal am Donnerstag in Fürth nach der Vertragsunterzeichnung bekannt. Als Käufer tritt die von Sieber und seinem Sohn Florian eigens dafür gegründete Sieber & Sohn GmbH & Co. KG auf. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Transaktion muss noch das Bundeskartellamt zustimmen. „Wir haben unseren Traumpartner gefunden“, sagte Pluta, der Märklin seit der Insolvenz 2009 betreute. Ihm sei immer klar gewesen, dass er das Traditionsunternehmen nicht jedem geben wolle, sondern nur einem Käufer „mit Herz“. In Sieber habe er ihn gefunden. Sieber betonte, er und sein Sohn hätten sehr viel Respekt vor der neuen Aufgabe. Märklin sei wie Schuco und Steiff eine Ikone der Spielwarenbranche. Gleichwohl habe er sich nicht sofort für eine Übernahme entschieden, sondern von Pluta in vielen Gesprächen davon überzeugen lassen. Nun glaube er an das Wachstumspotenzial des Unternehmens, auch international. „Wir denken in Generationen. Für uns ist es ein langfristiges Engagement“, betonte er. Märklin soll nicht ins Simba-Dickie-Korsett Die Eigenständigkeit von Märklin soll dabei erhalten bleiben. Es sei nicht vorgesehen, das Unternehmen in das Korsett der Simba-Dickie-Gruppe zu stecken. Allerdings werde der 28-jährige Florian Sieber die bisherige Doppelspitze bei Märklin aus Wolfrad Bächle und Stefan Löbich als gleichberechtigter dritter Geschäftsführer ergänzen. Sieber sagte, der Stammsitz von Märklin in Baden-Württemberg sowie alle etwa 1.100 Arbeitsplätze in Göppingen und im ungarischen Györ blieben erhalten. Die Verbindlichkeiten gegenüber Banken und allen anderen Gläubigern würden vollständig beglichen. Zur künftigen Ausrichtung von Märklin sagte er, die von Pluta begonnene Mehrmarken-Strategie solle fortgeführt werden. Geplant sei, die Marke wieder in die Kinderzimmer zu bringen und auch für Jugendliche attraktiv zu machen. Märklin war 2009 in die Insolvenz gegangen und hatte die Sanierung aus eigener Kraft geschafft. Das Unternehmen gehörte seither vorwiegend den Gläubigerbanken Goldman Sachs, BW-Bank und Kreissparkasse Göppingen. Laut Pluta setzte Märklin zuletzt 109 Millionen Euro um und erzielte ein operatives Ergebnis (Ebit) von zehn Millionen Euro. Die Simba Dickie Group, zu der unter anderem der Bobby-Car-Hersteller BIG gehört, setzte 2012 mit ihren weltweit 4.200 Mitarbeitern 615 Millionen Euro um. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Keine Annäherung in erster Tarifrunde der Metallindustrie
Esslingen (dapd). Zum Auftakt der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft einen schnellen Abschluss gewünscht. In wichtigen Positionen liegen ihre Vorstellungen aber noch weit auseinander. Der Bezirksleiter der IG Metall in Baden-Württemberg, Jörg Hofmann, gab am Donnerstag in Esslingen als Ziel eine zwölfmonatige Laufzeit für den Tarifvertrag aus. „Eine Laufzeit, die länger ist, wird sich die IG Metall mit einem höheren Volumen bezahlen lassen müssen“, fügte er hinzu. Die IG Metall fordert bundesweit 5,5 Prozent mehr Lohn. Vor Baden-Württemberg hatten schon die Verhandlungen in anderen Ländern wie Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland oder Berlin und Brandenburg begonnen – alle wurden ohne Ergebnis vertagt. Im Südwesten dauerten die Gespräche am Donnerstagabend noch an. Die Gehaltsforderung der Gewerkschaft sei bei den Arbeitgebern „verhalten pessimistisch“ aufgenommen worden, sagte der Südwestmetall-Vorsitzende Stefan Wolf. Die Unternehmen seien noch nicht wieder auf dem Vorkrisenniveau von 2007 und müssten darüber hinaus immer noch den „historisch hohen“ Abschluss des Jahres 2012 verkraften, sagte Wolf, der Vorsitzende des Autozulieferers ElringKlinger ist. In Baden-Württemberg wurde im vergangenen Jahr der Pilotabschluss für die insgesamt 3,7 Millionen Beschäftigen der Branche erzielt, der eine Lohnerhöhung von 4,3 Prozent vorsah. Während die IG Metall argumentiert, dass höhere Löhne auch die Kaufkraft erhöhen und die Binnennachfrage stärken, konterte Wolf: „Wodurch Sie den Konsum ankurbeln und Binnennachfrage schaffen, ist durch neue Arbeitsplätze.“ Wenn die Unternehmen aber durch hohe Löhne zu stark belastet würden, wandere Arbeit in andere Länder ab. Arbeitgeber fordern lange Laufzeit für Planungssicherheit Auch auf eine kurze Laufzeit will sich Wolf, der im September den inzwischen als Präsident des Verbandes Gesamtmetall amtierenden Rainer Dulger ablöste, nicht einlassen. „Lange Laufzeiten sind ganz wichtig. Unsere Unternehmen brauchen Planungssicherheit“, sagte er. Das erste Quartal laufe bei vielen Unternehmen noch sehr holprig. Deswegen fordern die Arbeitgeber auch, auf die unterschiedliche Situation der Unternehmen Rücksicht zu nehmen. Die IG Metall sollte flexible Lohnentwicklungen zulassen, hatte Dulger zu Wochenbeginn in der „Bild“-Zeitung verlangt. „Die tatsächliche Lage ist besser als die Laune mäkelnder Wirtschaftsvertreter“, monierte dagegen am Donnerstag der Bezirksleiter der IG Metall in Berlin-Brandenburg, Olivier Höbel. Der Bezirksleiter in Sachsen-Anhalt, Hartmut Meine, kritisierte, die Arbeitgeber seien nicht bereit, mit der IG Metall den Tarifkonflikt zügig beizulegen. Gewerkschafter Hofmann forderte von den Arbeitgebern, in der zweiten Runde ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Die wird in allen Ländern ab Mitte April stattfinden. Am 30. April läuft die Friedenspflicht aus. Dann sind auch Streiks möglich. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Kretschmann besucht Niederlande und trifft Königin Beatrix
(dapd). Als amtierender Bundesratspräsident reist Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) am Montag in die Niederlande. Bei seiner eintägigen Visite wird Kretschmann von Königin Beatrix, dem Ministerpräsidenten Mark Rutte und den Vorsitzenden beider Parlamentskammern empfangen, wie der Bundesrat am Donnerstag mitteilte. Mit der Reise setze Kretschmann die langjährige Tradition seiner Amtsvorgänger fort. Seit 1996 sei es üblich, dass der jeweilige Bundesratspräsident einmal jährlich die Niederlande besucht. Seit dem 1. November 2012 ist Kretschmann als erster Grüner Präsident des Bundesrates. Den Posten hat er für ein Jahr inne. dapd (Politik/Politik)
NSU-Untersuchungsausschuss will Vertreter Berlins befragen
Berlin (dapd). Der Untersuchungsausschuss des Bundestages will die Hintergründe der Berliner NSU-Affäre erörtern. Deshalb sei Berlins Innenstaatssekretär Bernd Krömer (CDU) zusammen mit dem ehemaligen Landeskriminalamtschef Peter-Michael Haeberer für die Sitzung am 22. April dieses Jahres als Zeugen geladen worden, sagte ein Sprecher des Senatsinnenverwaltung am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd. Begleitet würden sie von einem ehemaligen V-Mann-Führer des LKA. Vor einem Jahr war bekannt geworden, dass die Zwickauer Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) über Jahre hinweg mehrere Menschen getötet hatte. Im Zuge der Aufklärung hatte es zahlreiche Probleme bei der Abstimmung der Behörden gegeben, weshalb sich ein Untersuchungsausschuss des Bundestages mit dem Thema befasst. Unter anderem waren beim Berliner Landesverfassungschutz Akten zum Thema Rechtsextremismus geschreddert worden. Weil die Berliner Polizei mehrere Jahre einen NSU-Helfer als V-Mann führte, schließt die Berliner Opposition nicht aus, dass bei der Aktion auch Hinweise auf die Terrorgruppe vernichtet wurden. Die Anwerbung des V-Mannes fiel in die Amtszeit von Haeberer. Versuche der Opposition, den Ex-LKA-Chef auch vor dem Innenausschuss des Abgeordnetenhauses zu den Hintergründen zu befragen, waren zuletzt immer wieder durch die rot-schwarze Koalitionsmehrheit verhindert worden. Der Innenexperte der Grünen, Benedikt Lux, forderte am Donnerstag erneut, Haeberer und der V-Mann-Führer müssten auch vor dem Innenausschuss des Abgeordnetenhauses aussagen. dapd (Politik/Politik)
NPD-Verbot: Henkel kritisiert Haltung der FDP
Berlin (dapd-bln). Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) hat den Rückzug der Bundes-FDP aus der Initiative für ein NPD-Verbot scharf kritisiert. Er halte die Entscheidung der Liberalen für „kurzsichtig, formalistisch und gefährlich“, sagte er am Donnerstag vor dem Abgeordnetenhaus. Damit werde die Phalanx der Demokraten durchbrochen. Berlin stehe ohne Wenn und Aber zum Verbotsverfahren. Namentlich griff Henkel FDP-Chef Philipp Rösler an. Dessen Äußerung, Dummheit lasse sich nicht verbieten, sei „fatal und erschreckend“. Schließlich solle nicht Dummheit, sondern Menschenverachtung und Rassenwahn verboten werden, sagte Henkel mit Blick auf Äußerungen des NPD-Fraktionsvorsitzenden im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, über ein Europa als „Land der weißen Rasse“. dapd (Politik/Politik)
Marine stellt fünfte neue Korvette in Dienst
Warnemünde (dapd). Mit Salutschüssen einer Traditions-Schützenmannschaft ist am Donnerstag in Rostock-Warnemünde die fünfte und vorerst letzte Korvette für die Deutsche Marine in Dienst gestellt worden. Das auf den Namen „Ludwigshafen am Rhein“ getaufte, 89 Meter lange Schiff sei in den vergangenen Wochen von einer erfolgreichen Erprobungsfahrt aus Brasilien zurückgekehrt, sagte Kapitän Lars Hirland. Die von einem norddeutschen Werftenkonsortium gebauten Korvetten 130 können weltweit zur Seeraumüberwachung sowie zur Aufklärung und Bekämpfung von See- und Landzielen eingesetzt werden. Mit jeweils nur 58 Mann werden die Schiffe mit vergleichsweise kleinen Besatzungen geführt. Die Neubauten verfügen über modernste Computer- und Sensorsysteme, Präzisions-Flugkörper zur Bekämpfung von Seezielen und können bis 21 Tage ohne Unterbrechung auf See operieren. Das erste Schiff des neuen Geschwaders war vor fünf Jahren in Dienst gestellt worden. dapd (Politik/Politik)
Hochseefischer zufrieden mit Fangbilanz 2012
Hamburg/Sassnitz (dapd). Deutschlands Hochseefischer haben im vergangenen Jahr fast 104.000 Tonnen Fisch angelandet. Damit sei eine vergleichsweise gute Fangbilanz erreicht worden, erklärte der Deutsche Hochseefischereiverband am Donnerstag in Hamburg. Gute Fänge seien vor allem in der Schwarmfischerei auf Hering, Makrele und Holzmakrele in der Nordsee und im Nordatlantik erzielt worden, sagte ein Sprecher. Vollständig abgefischt wurde die Kabeljau-Quote vor Grönland. Volle Netze meldeten auch Besatzungen, die auf den Fang von Schwarzem Heilbutt, Rotbarsch, Goldlachs und Blauem Wittling ausgelaufen waren. Insgesamt fischten 2012 neun Hochseetrawler unter deutscher Flagge. An Bord arbeiteten etwa 500 Seeleute, die die Fänge noch auf See verarbeiteten und einfrosteten. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Integrationsminister für doppelte Staatsbürgerschaft
Dresden (dapd-nrw). Die Integrationsministerkonferenz der Länder plädiert mehrheitlich für die Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft. Dies sei bereits Praxis in vielen anderen Ländern, sagte der nordrhein-westfälische Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) am Donnerstag in Dresden. Zudem sprachen sich die von SPD und Grünen geführten Bundesländer – die in der Konferenz über eine Mehrheit verfügen – für die Abschaffung der sogenannten Optionspflicht aus. Derzeit müssen sich in Deutschland geborene Migrantenkinder bis zum 23. Lebensjahr zwischen dem Pass der ausländischen Eltern und dem deutschen Pass entscheiden. „Unser Ziel kann es nicht sein, Bürger zu verlieren. Unser Ziel muss sein, mehr Einbürgerungen zu verwirklichen“, sagte Schneider und verwies auf steigende Zahlen. Derzeit müssten sich 4.000 junge Zuwanderer pro Jahr für eine Staatsbürgerschaft entscheiden, 2018 kämen rund 40.000 in das Alter. Schneider sagte, die Optionspflicht sei vor allem ein Problem junger Türken. Sie seien in Deutschland geboren und aufgewachsen, ihre Identität sei aber türkisch. Er sei sicher, dass die von SPD und Grünen geführten Länder Mehrheiten für ihre Sicht erhielten. „Wir werden sicher eine Bundesratsinitiative überdenken“, betonte er. Die Fragen entschieden sich auch mit der Bundestagswahl im September. Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) lehnte ebenso wie die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), eine doppelte Staatsbürgerschaft und den Wegfall der Optionspflicht ab. Die doppelte Staatsbürgerschaft sei kein Mittel der Integration, sagte Haderthauer. Vielmehr müsse nach erfolgreicher Eingliederung die Einbürgerung in Deutschland stehen. Ähnlich äußerte sich Böhmer. Die Integrationsminister kamen am Mittwoch und Donnerstag in Dresden zusammen. Sachsens Sozialministerin Christine Clauß (CDU) führt derzeit den Vorsitz des Gremiums. Zu den Hauptthemen der Beratungen zählten der Zugang von Zuwanderern zum Arbeitsmarkt und die Armutszuwanderung aus Südosteuropa. Es sei Konsens bei den Integrationsministern, dass EU-Mittel in Rumänien oder Bulgarien effektiver eingesetzt werden müssen, um die Lebensbedingungen zu verbessern, sagte Schneider. Oft seien die Verwaltungen dort nicht in der Lage, EU-Gelder zu nutzen. Es müsse dafür mehr Unterstützung geben, sagte er. Die Flüchtlinge aus Südosteuropa lebten und arbeiteten in Deutschland oft unter unmenschlichen Bedingungen. Zudem sei eine stärkere Armutszuwanderungen auch aus weiteren Ländern der Mittelmeerregion möglich. Dies hänge von der wirtschaftlichen Entwicklung dort ab, sagte Schneider. In einem von allen Ländern beschlossenen Leitantrag sprachen sich die Minister bei der Zuwanderung für eine aktivere „Willkommensgesellschaft“ aus. Darin wird unter anderem eine stärkere interkulturelle Öffnung von Unternehmen und Verwaltungen gefordert. Es müsse verhindert werden, dass Menschen allein wegen ihres fremd klingenden Namens keine Berücksichtigung fänden, heißt es. Schon aus demografischen Gründen sei es notwendig, Fachkräfte im Land zu halten und qualifizierte Zuwanderer zu werben. Die Integrationsminister kommen einmal im Jahr zusammen. Den Vorsitz des Gremiums übernimmt ab Oktober Sachsen-Anhalt. dapd (Politik/Politik)
Mahnmal für NSU-Mordopfer eingeweiht
Nürnberg (dapd-bay). Ein Mahnmal für die NSU-Mordopfer ist am Donnerstag in Nürnberg eingeweiht worden. Es besteht aus vier Ginkgobäumen. Je ein Baum wurde für die drei Nürnberger Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe gepflanzt, ein weiterer steht stellvertretend für alle Opfer von rechtsradikaler Gewalt. Daneben wurde eine Informationsstele errichtet, auf der eine gemeinsam verfasste Erklärung der sieben von der Neonazi-Mordserie betroffenen Städte zu lesen ist. An der Einweihung des Mahnmals an der Straße der Menschenrechte nahmen gut 400 Bürger teil. Unter ihnen waren auch Angehörige der drei Nürnberger Opfer Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru und Ismail Yasar, die in den Jahren 2000, 2001 und 2005 ermordet worden waren. Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) zeigte sich beschämt, dass die „schändlichen Taten“ nicht verhindert werden konnten und die Ermittlungsbehörden erst nach Jahren den Mördern auf die Spur kamen. Bei der Gedenkveranstaltung anwesend waren auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und die Generalkonsulin der Türkei, Ece Öztürk-Cil. dapd (Politik/Politik)
Fernbuslinie zwischen Braunschweig und Hamburg gestartet
Braunschweig/Hamburg (dapd-nrd). Ein ungewohntes Bild bietet sich am Donnerstagvormittag am Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) in Braunschweig. Wo bisher hauptsächlich internationale Fernbusse oft spät in der Nacht einen kurzen Zwischenstopp einlegten, steht ein grüner Reisebus mit der Aufschrift „MeinFernbus, Braunschweig-Hamburg, ab 11 Euro“. Die niedersächsische Stadt hat seit Donnerstag eine neue Fernbuslinie. Viermal täglich pendeln die Busse künftig zwischen Braunschweig und Hamburg. Die Landes-Nahverkehrs-Gesellschaft hatte die Buslinie zu Jahresbeginn genehmigt. Zuvor hatten Bundestag und Bundesrat die Expansion des Streckennetzes ermöglicht, indem sie die strengen Genehmigungsvorgaben für nationale Fernbuslinien lockerten. Das Unternehmen MeinFernbus wirbt mit günstigen Preisen und Komfort wie kostenlosem WLAN und einem Audio-Video-Programm. Die direkte Fahrt von Braunschweig nach Hamburg dauert planmäßig 45 Minuten länger als mit dem ICE der Deutschen Bahn. Die Fahrpreise beginnen ab elf Euro, sind wie von Billigfliegern bekannt gestaffelt und liegen deutlich unter den Normalpreisen der Deutschen Bahn. Neu ist die Situation am Donnerstag in Braunschweig auch für den Fahrer eines gerade ankommenden Bus der Firma Berlin-Linien-Bus. Sein Ziel ist München und die Parkbucht für Fernbusse bereits belegt. Wirklich vorbereitet scheint Braunschweig auf den neuen Wettbewerb der Busanbieter noch nicht zu sein. Die Studentin Stefanie Deters ist eine der ersten Fahrgäste der neuen Linie nach Hamburg. Ihr Reiseziel ist Australien, am Abend will die 24-Jährige am Flughafen der Hansestadt in ihr Auslandssemester starten. Obwohl sie eine Bahncard besitzt, hat sie sich für die neue Fernbusverbindung entschieden. „Ich reise mit viel Gepäck, mit der Bahn müsste ich mindestens einmal umsteigen“, sagte Deters. Eine Direktverbindung nach Hamburg biete im Moment ausschließlich die neue Fernbuslinie. Die im Vergleich zum ICE etwas längere Fahrt stört sie nicht. „Ich habe Zeit“, sagte Deters. Für Justin Stumpe ist vor allem der „geringe Preis“ der Grund für seine Entscheidung, mit dem Bus nach Hamburg zu fahren. „Mit dem Zug würde ich über 50 Euro zahlen, mit dem Bus nur 11 Euro“, sagt der 16-Jährige, der mit Freunden das Nachtleben der norddeutschen Metropole erkunden will. Gäbe es keine Busverbindung, würde er eine Mitfahrgelegenheit nutzen. „Aber der Bus ist praktisch genauso teuer, und man muss sich nicht mit unzuverlässigen und nervenden Mitfahrern auseinandersetzen“, sagte Stumpe. Stolz auf „seinen“ Bus ist Fahrer Michael Psykala, der im Wechsel mit einem Kollegen zweimal täglich zwischen Hamburg und Braunschweig hin und her fährt. Der Bus sei kein normaler Reisebus, „sondern schon etwas Besonderes“, sagte der 35-Jährige. Ein Videoprogramm mit einer Auswahl aus zehn verschiedenen Hollywoodfilmen sorgt auf Mini-Bildschirmen in der Rückseite jedes Sitzes für Unterhaltung, ähnlich wie im Flugzeug. Auch das aktuelle Fernsehprogramm und die aktuelle Position des Busses könnten über die Bildschirme angezeigt werden, sagt Psykala. Für den kleinen Hunger während der Fahrt gebe es eine Snackbar. Er hofft, dass sich der Komfort herumspreche und künftig immer mehr Fahrgäste von der Bahn in den Bus wechselten. Eine Umsteigerin von der Schiene auf die Straße ist Mareike Vietze, die mit ihrer Freundin „ein paar schöne Tage in Hamburg“ verbringen will. Sie kommt eigens mit der Bahn aus dem 50 Kilometer entfernten Wittingen nach Braunschweig. „Es lohnt sich sogar, mit dem Bus zu fahren, wenn ich vorher mit dem Regionalexpress anreise“, sagt Vietze. Die Bahn sei bei „diesen Preisen“ keine wirkliche Alternative. „Ohne Bus würden wir gar nicht fahren“, sagte Vietze. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)