Berlin (dapd). Unter dem Dach des amerikanischen Konzerns Starwood sind mehr als 1100 Hotels in neun Marken vereinigt. Dazu gehören weltweit mehr als 400 Sheraton-Hotels, fast 200 Westin-Hotels und mehr als 150 Einrichtungen der Luxusmarken St. Regis, The Luxury Collection und W Hotels. dapd-Korrespondent Rolf Westermann sprach mit Senior Vice President Thomas Willms (50), der für Ost- und Zentraleuropa zuständig ist, über die Auswirkungen der Eurokrise, die neue Macht der Hotelgäste und aufstrebende Märkte. dapd: Herr Willms, Ihr Büro liegt in bester Lage im alt-ehrwürdigen Fünf-Sterne-Hotel Imperial in Wien. Dennoch sind Sie nicht oft dort. Thomas Willms: Das stimmt. Ich habe zwar aufgehört zu zählen, aber ich bin etwa 170 Tage im Jahr geschäftlich unterwegs. dapd: Sie sind für die Arbeit in Zentral- und Osteuropa mit 70 Hotels verantwortlich. Wo sehen Sie aufstrebende Regionen? Willms: Russland und die Türkei sind starke Wachstumsmärkte. In Russland stehen große sportliche Ereignisse bevor – 2014 die Olympischen Winterspiele in Sotschi und 2018 die Fußball-Weltmeisterschaft. Wir werden dort innerhalb von fünf Jahren die Zahl unserer Hotels auf zehn verdoppeln. Die Türkei hat sehr gute Wirtschaftszahlen. Dort eröffnen wir im kommenden Jahr drei Hotels, nicht nur in den Metropolen Istanbul und Ankara. dapd: Das Geschäft in Russland boomte doch schon mal und ist dann wieder eingebrochen. Sind solche Investitionen nicht riskant? Willms: Den Boom gab es in Moskau und Sankt Petersburg. Früher dominierte dort das Luxussegment mit Fünf-Sterne plus und durchschnittlichen Zimmerpreisen von 1000 US-Dollar. Jetzt wollen wir uns dort auch mit unseren Mittelklasse-Marken wie Four Points by Sheraton und Aloft engagieren. Wir binden uns mit unseren Standort-Entscheidungen jeweils für 25 bis 30 Jahre, aber man kann höchstens fünf Jahre solide vorausplanen. Das konnte man 1985 in Peking übrigens auch nicht, dennoch war es eine sehr gute Entscheidung. dapd: Nun steht in Deutschland wohl eine Wirtschaftsflaute bevor, Südeuropa ist bereits voll davon erfasst. Spüren Sie bereits Auswirkungen? Willms: Wir sind ein globales Unternehmen mit 154.000 Mitarbeitern in 100 Ländern. Wir können das ausgleichen. Unseren zehn Hotels in Griechenland geht es derzeit wirklich nicht so gut, Libyen und Syrien sind auch schwierig. Aber dafür stehen die Hotels in der Türkei, in China und in Deutschland sehr gut da. In Macao haben wir erst kürzlich ein Sheraton eröffnet, das 3896 Zimmer hat und damit das größte Hotel weltweit ist. dapd: Aber die Firmen kürzen ihre Reiseetats. Macht Ihnen das Sorgen? Willms: Es gibt immer solche Entwicklungen. Aber das Konzept der Videokonferenzen, das eine Zeitlang populär gemacht werden sollte, um Reisen einzusparen, hat sich nicht durchgesetzt. Die Menschen wollen direkt kommunizieren. Dann werden Konferenzen vielleicht vom Luxussegment St. Regis in ein Westin-Hotel der gehobenen Kategorie verlegt. Insgesamt gibt es eine goldene Zeit des Reisens, in dieser Branche gibt es eine absolut goldene Zukunft. So hat China zum Beispiel 77 Millionen Reisende, 2015 werden es schon 100 Millionen sein. Wir haben eine Reihe von Hotels, in denen mehr Chinesen sind als Amerikaner. In den nächsten 20 Jahren werden weltweit drei Milliarden Menschen in einer Mittelklasse sein, die beruflich oder privat auf Reisen gehen werden. dapd: Was bedeutet das konkret für Starwood? Die Starwood-Gruppe startete einmal mit 30 Hotels, danach gab es enorme Zukäufe mit inzwischen mehr als 1100 Hotels weltweit mit über 330.000 Zimmern. Haben Sie jetzt die Größe erreicht, die Sie brauchen oder expandiert das Unternehmen weiter? Willms: Ein börsennotiertes Unternehmen kann sich Stillstand nicht leisten. Wir haben in diesem Jahr 80 Hotels eröffnet, also jede Woche mehr als eines. Die Pipeline sieht zwischen 80 und 120 neue Eröffnungen pro Jahr vor, auch im kommenden Jahr. dapd: Starwood hat 25 Hotels in Deutschland. Wie schätzen Sie den Markt ein? Willms: Deutschland steht gut da. Wir werden weiter wachsen, so eröffnen wir 2014 das erste Four Points by Sheraton-Hotel in Berlin und zwar am Flughafen. Das traditionelle Fünf-Sterne-Plus-Segment ist in der Hauptstadt sehr gesättigt. Aber mit einem Design-Hotel könnten wir uns vorstellen, in Berlin weiter zu expandieren. In München haben wir sieben Hotels, aber sehen auch noch Platz für unsere Mittelklassemarken. Das erste Element-Hotel Europas – die Marke steht für Nachhaltigkeit und ist zugeschnitten auf Langzeitreisende – eröffnen wir in Frankfurt. dapd: Sind die Margen nicht zu gering? Willms: Berlin ist eine Sieben-Tage-Destination, völlig anders als Frankfurt oder Zürich. Die Auslastung ist sehr gut, aber der Nachteil ist, dass es keine großen Firmensitze gibt. In Berlin läuft deshalb das meiste Geschäft in den Bereichen Tourismus, Messe und Politik. Berlin ist nach London und Paris die am dritthäufigsten besuchte Stadt Europas. Aber in Paris kostet ein Zimmer in der Luxuskategorie 600 Euro, in Berlin nur 280 Euro. Der Service ist der Gleiche, wird aber nicht honoriert. Da fehlen 400 Euro, die komplett in die Marge fließen. Trotzdem ist Berlin ein herausragender Standort. dapd: Der Markt wird immer transparenter. Es gibt immer mehr Portale im Internet, die Hotels bewerten. Ist das gut oder schlecht für die Branche? Willms: Jedenfalls gibt es keine Geheimnisse mehr – und wir gehen offen damit um. Die Gäste haben heutzutage mehr Einfluss als jemals zuvor. Früher hat ein Gast einen Beschwerdebrief geschrieben, der verschwand irgendwo. Das ist heutzutage nicht mehr möglich. 60 Prozent unserer Businessgäste lesen Reiseportale. Uns ist wichtig, dass wir uns aktiv mit Bewertungen und Beschwerden auseinandersetzen. Das Management ist angewiesen, stichhaltige Antworten zu geben und keine Standardbriefe zu verschicken. Die Bewertungen werden gesammelt, und die können wir weltweit vergleichen. So fließt die Zufriedenheit der Gäste auch in die Bewertung der Hoteldirektoren mit ein. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Schlagwort: das
Gewinneinbruch bei Wincor Nixdorf
Paderborn (dapd). Die Nachfrageschwäche in Europa und hohe Restrukturierungskosten haben zu einem drastischen Gewinneinbruch beim Geldautomaten- und Kassensystem-Hersteller Wincor Nixdorf geführt. Mit 68 Millionen Euro fiel das Nettoergebnis im Geschäftsjahr 2011/2012 um 42 Prozent niedriger aus als im Vorjahr, wie das Paderborner Unternehmen am Montag mitteilte.
Große Nachfrage nach Vermittler bei NRW-Großprojekten
Essen/Düsseldorf (dapd-nrw). Bei der Durchsetzung von Industrie- und Infrastrukturprojekten sind Unternehmen und Kommunen in NRW offensichtlich immer häufiger auf Vermittlungsprofis angewiesen. Seit Jahresbeginn seien bei der neu eingerichteten Moderationsstelle des Landes bereits 20 Baumaßnahmen angemeldet worden, berichten die Zeitungen der WAZ-Mediengruppe mit Verweis auf das NRW-Wirtschaftsministerium.
Große Nachfrage nach Vermittler bei NRW-Großprojekten weiterlesen
Ulbig unterstützt neues Extremismus-Abwehrzentrum
Dresden (dapd). Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) hat dem neuen Extremismus-Abwehrzentrum seine Unterstützung zugesichert. Der Kampf gegen den Rechtsextremismus müsse konsequent, länderübergreifend und vernetzt geführt werden, sagte Ulbig der „Leipziger Volkszeitung“ (Montagausgabe). Das dürfe aber kein Lippenbekenntnis sein, sondern „wir müssen die notwendigen Instrumente dafür schaffen.“ Seine Innenministerkollegen rief er auf, den Streit übre Zuständigkeiten oder Abgrenzungen beizulegen und stattdessen zu handeln. Zuvor hatte es Unmut bei diversen Länderinnenministern über den als übereilt und unabgestimmt erscheinenden Plan von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gegeben, das neue Zentrum (GETZ) bereits am Donnerstag (15. November) mit Standorten in Köln und Meckenheim zu eröffnen. dapd (Politik/Politik)
Von Beust geißelt Betreuungsgeld
Berlin (dapd). Auch nach der Verabschiedung im Bundestag sorgt das Betreuungsgeld weiter für kontroverse Debatten. Der frühere Erste Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) wertete es als lebensfremd, die Linke gar als illegale Parteispende an die CSU. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) verteidigten dagegen die neue Familienleistung. Nach monatelangem Gezerre hatte der Bundestag am Freitag dem Betreuungsgeld zugestimmt, das Eltern für Kleinkinder erhalten, die sie nicht in eine öffentlich geförderte Kindertagesstätte geben. Es soll am 1. August 2013 eingeführt werden. Trotz Bedenken votierten auch viele FDP- und CDU-Politiker für die Leistung, für die sich vor allem die CSU stark gemacht hatte. Von Beust sieht im Betreuungsgeld hingegen „ein fatales Symbol“, weil es vor allem in Großstädten „völlig an der Lebenswirklichkeit der Leute vorbeigeht“. Denen gehe es „doch vielmehr um die Fragen: Wie hoch sind die Kita-Preise? Wie lange die Wartezeiten? Wo ist die beste Kita?“, machte von Beust in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ deutlich. Gabriel kritisiert verquere Logik Die SPD will das Betreuungsgeld vom Bundesverfassungsgericht stoppen lassen. „Wir werden gegen das Betreuungsgeld klagen“, sagte Parteichef Sigmar Gabriel der Zeitung „Die Welt“. Auch viele Verfassungsrechtler fänden es absurd, dass der Staat eine Leistung dafür zahle, dass eine andere staatliche Leistung nicht angenommen werde. Nach dieser Logik müsste man jedem Geld überweisen, der auf den Besuch eines staatlich subventionierten Theaters verzichtet oder das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs nicht nutzt, sagte Gabriel. Aus Sicht der Linke-Vorsitzenden Katja Kipping ist das Betreuungsgeld „nichts anderes als eine illegale Parteispende an die CSU auf Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler“. Im „Hamburger Abendblatt“ erinnerte Kipping die SPD daran, dass eine Abschaffung des Betreuungsgeldes nach der Bundestagswahl 2013 nur in einer Koalition im linken Lager möglich sei. „Es ist wirklich fraglich, ob die SPD in einer großen Koalition die Courage dazu hätte“, mahnte Kipping. Der Finanzminister ist entspannt Finanzminister Schäuble wies die Oppositionskritik zurück. Man habe das Betreuungsgeld schon in der großen Koalition mit der SPD verabredet. Es gebe auch valide Argumente für die Leistung, sagte Schäuble der „Welt am Sonntag“. „Die Debatte ist aufgeregt, der Finanzminister ist entspannt“, denn die Leistung sei in der Finanzplanung bereits berücksichtigt, sagte Schäuble. Kanzlerin Merkel lobte in der Debatte über das Betreuungsgeld das Thüringer Modell. Die Kombination von Landeserziehungsgeld und Kita-Förderung passe, sagte sie am Samstag bei einem Parteitag der Thüringer CDU in Seebach im Wartburgkreis. Die Menschen hätten so den Eindruck, „sie werden nicht in ein Modell gezwungen“, sondern hätten die Wahlfreiheit. Thüringen zahlt Eltern von Kindern, die zuhause betreut werden, seit 2006 das sogenannte Landeserziehungsgeld von 150 Euro pro Monat und Kind. dapd (Politik/Politik)
Focus : Sicherheitskontrollen am Flughafen Tegel versagen
München (dapd). Der Berliner Flughafen Tegel versagt einem Medienbericht zufolge bei den Sicherheitskontrollen. Wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtet, könnten Terroristen durch das Untergeschoss in Terminal A unkontrolliert bis auf das Rollfeld gelangen. Ein Mitarbeiter sagte, im Untergeschoss stünden die Außentüren oft stundenlang offen und es gebe keine Kontrollen. Ein Reporter des Magazins sei durch das unterirdische Labyrinth, in dem neben den Datenleitungen auch Heizung, Klimaanlage und Wasserversorgung untergebracht ist, bis an das Rollfeld gelangt. Ein Sprecher der Flughafengesellschaft BER sagte dem Magazin: „Sollten sich konkrete Sachverhalte andeuten, die unter Umständen zu beanstanden wären, gehen wir diesen nach und stellen sie ab.“ Hundertprozentige Sicherheit könne es nirgendwo geben. Die Gesellschaft gehe intern davon aus, dass es nahezu ausgeschlossen werden könne, ungehindert in den Sicherheitsbereich zu gelangen. Der Flughafen Tegel ist Deutschlands viertgrößter Airport mit voraussichtlich 18 Millionen Fluggästen in diesem Jahr. Zudem starten von hier auch die Maschinen der Bundesregierung. dapd (Politik/Politik)
Göring-Eckardt unterstützt Claudia Roth bei Parteivorsitz-Kandidatur
Berlin (dapd). Die grüne Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt unterstützt eine erneute Kandidatur von Claudia Roth als Parteivorsitzende am kommenden Wochenende. „Ich wünsche mir, dass Claudia Roth ein gutes Ergebnis beim Parteitag bekommt“, sagte Göring-Eckardt der „Bild am Sonntag“. Roth hatte bei der Urwahl zur Spitzenkandidatur überraschend klar gegen Göring-Eckardt verloren. Optimistisch zeigten sich Göring-Eckardt und der männliche Spitzenkandidat Jürgen Trittin, das grüne Wahlergebnis von 2009 deutlich zu verbessern. „Wir trauen uns zu, kräftig zuzulegen. Sonst wären wir nicht angetreten“, sagte Göring-Eckardt. Trittin sagte: „Nur wenn wir das grüne Wahlergebnis von 2009 um einige Prozentpunkte steigern, wird die Regierung Merkel abgelöst. Es geht bei der Wahl um die Frage: Grün oder Merkel?“ Die aus Thüringen stammende Göring-Eckardt glaubt, dass ihre Spitzenkandidatur das grüne Wahlergebnis in Ostdeutschland verbessern wird: „Als Ostdeutsche weiß ich, dass sich viele Menschen dort gerne mit Ostdeutschen identifizieren. Meine Wahl zur Spitzenkandidatin wird den Grünen beim Wahlergebnis im Osten helfen.“ Grüne mit niedrigeren Umfragewerten Trittin und Göring-Eckardt lassen unterdessen Distanz zum SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück erkennen. „Die politische Auseinandersetzung findet mit Frau Merkel statt. Wir werden uns nicht an der Kanzlerkandidatenentscheidung der SPD abarbeiten“, sagte Göring-Eckardt in einem gemeinsamen Interview. Trittin betonte: „Wer Kanzlerkandidat wird, ist eine Entscheidung, die die SPD bei ihrem Parteitag im Dezember zu treffen hat.“ Ablehnend äußerte sich das Spitzenduo zu einer schwarz-grünen Koalition nach der Bundestagswahl, schloss aber Gespräche mit der Union nicht aus. Die neuen Spitzenkandidaten der Grünen starten mit niedrigen Umfragewerten in den Bundestagswahlkampf. Im aktuellen Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Emnid wöchentlich im Auftrag von „Bild am Sonntag“ erhebt, verlieren die Grünen einen Prozentpunkt und kommen auf nur 12 Prozent. dapd (Politik/Politik)
Schäuble verteidigt Beschlüsse der schwarz-gelben Koalition
Berlin (dapd). Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die jüngsten Beschlüsse der schwarz-gelben Bundesregierung verteidigt. „Die Koalition hat nichts beschlossen, was die Haushaltspolitik beeinträchtigen würde“, sagte Schäuble der „Welt am Sonntag“. Der CDU-Politiker wies die heftige Kritik der Opposition am Betreuungsgeld zurück. Man habe das Betreuungsgeld schon in der großen Koalition mit der SPD verabredet. Es gebe auch valide Argumente für das Betreuungsgeld. „Die Debatte ist aufgeregt, der Finanzminister ist entspannt“, denn die Leistung sei in der Finanzplanung bereits berücksichtigt. Schäuble wehrte sich gegen den Vorwurf, er baue die Neuverschuldung langsamer ab, als es bei der guten Wirtschaftslage eigentlich möglich wäre. „Die Schuldenbremse haben wir deutlich schneller angezogen, als es das Grundgesetz eigentlich vorschreibt“, sagte er. Gleichzeitig habe man international aber zugesagt, beim Sparen auch auf das Wirtschaftswachstum Rücksicht zu nehmen. „Deshalb kann ich jetzt nicht noch radikaler auf die Bremse treten“, betonte der Minister. Er bekräftigte das Ziel, für das Jahr 2014 einen Haushalt ohne strukturelle Neuverschuldung vorlegen zu wollen. „Das ist ehrgeizig und das wird kein Zuckerschlecken“, sagte Schäuble. Wie viel dafür zusätzlich eingespart werden müsse, hänge von der Entwicklung der Steuereinnahmen ab und vom Arbeitsmarkt. „Aber es werden wahrscheinlich schon ein bis zwei Prozent des Bundeshaushalts“, sagte Schäuble. Das entspricht rund drei bis sechs Milliarden Euro. dapd (Politik/Politik)
Bayerns Koalition ringt um Einigkeit
München (dapd). Mit verhärteten Fronten hat am Samstag das mit Spannung erwartete Spitzentreffen der bayerischen Koalition zum Thema Studiengebühren begonnen. FDP-Landeschefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger kritisierte kurz vor dem Start der Verhandlungen in der Staatskanzlei das Vorgehen der CSU. Diese habe Drohkulissen aufgebaut – und zwar „mit Pistole auf die Brust setzen und anderem mehr“. CSU-Fraktionschef Georg Schmid zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Koalition nicht platzen wird. Das schwarz-gelbe Bündnis habe vier Jahre lang exzellent gearbeitet. Schmid fügte hinzu: „Und jetzt schaffen wir auch noch dieses letzte Jahr zusammen.“ Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) versicherte: „Wir haben keine Krise.“ In den vergangenen Tagen hatten dagegen Drohungen aus der CSU mit einem Bruch des Regierungsbündnisses für Wirbel gesorgt. Die FDP lehnt jedoch die Forderung des Koalitionspartners nach einer Abschaffung der Studiengebühren weiter ab. Hintergrund der Zuspitzung in der Debatte sind strategische Überlegungen der CSU-Spitze mit Blick auf den Landtagswahlkampf. Der Bayerische Verfassungsgerichtshof hatte im Oktober das von den Freien Wählern angestrebte Volksbegehren zur Abschaffung der Gebühren zugelassen. Die CSU will nun eine Abstimmungsniederlage vermeiden. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte am Freitag betont: „Nach meiner Einschätzung würde ein Volksentscheid über die Studiengebühren-Abschaffung die Mehrheit finden – also sie würden durch das Volk dann abgeschafft.“ Bayerns FDP-Fraktionschef Thomas Hacker forderte am Samstag in einem dapd-Interview von der CSU mehr Standhaftigkeit. Eine Partei dürfe nicht „davon laufen“, wenn sie eine Niederlage bei einem Volksentscheid erwarte. An dem Treffen in der Staatskanzlei nahmen für die FDP auch Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil und Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch teil. Zeil versicherte: „Wir wollen keinen Krach – und wir machen auch keinen Krach.“ Er fügte mit Blick auf die CSU hinzu: „Diese ganzen unnötigen Begleitgeräusche sind von anderen ausgegangen.“ Heubisch warb erneut für ein Festhalten an den Studiengebühren. Er verwies ebenso wie Leutheusser-Schnarrenberger darauf, dass sich die FDP dabei auf den Koalitionsvertrag berufen kann. Für die CSU gehört neben Seehofer, Schmid und Herrmann noch Staatskanzleichef Thomas Kreuzer zum Koalitionsausschuss. Herrmann sagte zu Journalisten, man werde sich „in Ruhe“ über das weitere Vorgehen unterhalten. Danach müsse man darüber auch noch in den beiden Landtagsfraktionen sprechen. Der bayerische Innenminister fügte hinzu: „Klar ist: Es steht dieses Volksbegehren an. Und die Wahrscheinlichkeit ist relativ groß, dass es am Schluss im Volk eine Mehrheit bekommen könnte. Darum muss man schauen, wie man mit dieser Frage klug umgeht.“ Allerdings müssten die Hochschulen künftig „genauso viel Geld zur Verfügung haben wie jetzt“. Dies sei „noch wichtiger als die ein oder andere taktische Frage“. dapd (Politik/Politik)
Extremismus-Abwehrzentrum in der Kritik
Berlin/Köln (dapd). Das geplante Extremismus-Abwehrzentrum sorgt für Streit zwischen Bund und Ländern. Mehrere Landesinnenminister monierten am Samstag, nicht ausreichend informiert gewesen zu sein, auch Innenpolitiker der Union in Berlin waren von der Ankündigung des Bundesinnenministeriums angeblich überrascht. Das Ministerium wies die Kritik zurück. Das „Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum“ (GETZ) soll am Donnerstag (15. November) mit den Standorten Köln und Meckenheim bei Bonn eröffnet werden. Die Federführung sollen das Bundesamt für Verfassungsschutz und das Bundeskriminalamt (BKA) innehaben. Auch Bundesnachrichtendienst (BND), der Militärische Abschirmdienst (MAD), die Bundespolizei, die Bundesanwaltschaft und das Zollkriminalamt sollen einbezogen werden. Die Landeskriminalämter und Landesämter für Verfassungsschutz sind zur Mitwirkung eingeladen. Das bisherige Gemeinsame Abwehrzentrum Rechtsextremismus/Rechtsterrorismus (GAR) soll darin aufgehen. Daneben soll das neue Zentrum auch die Bereiche Linksextremismus, Ausländerextremismus und Spionage abdecken. Das bereits in Berlin bestehende Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) mit Schwerpunkt islamistischer Terrorismus soll parallel bestehen bleiben. Die Pläne für das GETZ waren am Freitag bekannt geworden. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) sprach von einem „Affront“ gegenüber den Ländern vor. In einem Brief beklagt Jäger einen „Alleingang“ von Friedrich, wie die Zeitungen der WAZ-Mediengruppe am Samstag berichteten. Nach Jägers Darstellung sind auch die Länder für einen engeren Informationsaustausch. Doch müssten die Aufgaben des neuen Zentrums „von allen Beteiligten gemeinsam und auf Augenhöhe entwickelt und im Konsens beschlossen werden“, forderte der Düsseldorfer Innenminister. Er habe Friedrich schriftlich gebeten, „von dem geplanten Schnellschuss Abstand zu nehmen“, erklärte Jäger weiter. Der Zeitdruck sei „unnötig“. Schließlich sei für Anfang Dezember ohnehin schon eine Konferenz der Innenminister von Bund und Ländern geplant, sagte Jäger mit Blick auf das Treffen vom 5. bis 7. Dezember in Warnemünde. Auch Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) kritisierte das Vorhaben von Friedrich. „Ich bin überrascht“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“. Ob sein Land mitmachen werde, ließ Stahlknecht offen. Auch der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), und der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), wussten bis Freitag von den Plänen nichts, wie sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagten. Ein Sprecher des Innenministeriums entgegnete, das Konzept sei nicht neu, sondern vom Minister bereits im September vorgeschlagen worden. Es werde jetzt umgesetzt, um eine bessere Vernetzung der Behörden zur Bekämpfung des Extremismus zu erreichen. In erster Linie handele es sich um ein Abwehrzentrum des Bundes, bei dem die Länder eingeladen seien, mitzuwirken. Auf der Innenministerkonferenz werde der Minister seinen Länderkollegen die Details noch einmal darlegen. SPD und Linke zweifeln derweil am Sinn des neuen Zentrums. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Hartmann, warf Friedrich einen „Profilierungsversuch zur Unzeit“ vor. „Ich warne davor, das alles zusammen zu binden“, sagte Hartmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Linke-Innenexpertin Petra Pau sieht ebenfalls keinen Sinn in dem „Superzentrum gegen Allroundextremismen“. „Es wird zusammengeführt, was nicht zusammengehört“, kommentierte Pau das geplante Zentrum. dapd (Politik/Politik)