Mittelstand in Ostwestfalen-Lippe lässt Potenzial von Big Data laut Mittelstandsstudie liegen. (Bild: Commerzbank)
Mittelstand in Ostwestfalen-Lippe lässt Potenzial von Big Data laut Mittelstandsstudie liegen. (Bild: Commerzbank)

Neue Commerzbank Mittelstandsstudie

Der Mittelstand in Ostwestfalen-Lippe versucht, Unternehmens- und Marktdaten systematisch zu nutzen, kann diese jedoch längst noch nicht umfassend durch systematische Analyse in Smart Data um wandeln. Das ist das Kernergebnis der Mittelstandsstudie „Big Data, Smart Data – Lost Data?“ der Commerzbank, die sich mit dem Rohstoff des 21. Jahrhunderts befasst.

„Unsere Studie zeigt, dass viele Unternehmen im Mittelstand kein Erkenntnisproblem haben, sondern insbesondere aufgrund von internen Strukturen, Prozessen und auch mit Blick auf die Führungskultur noch nicht bereit sind für die Nutzung des riesigen Potenzials von Big Data. Es braucht einen Weckruf, wenn der deutsche Mittelstand hier im internationalen Vergleich nicht ins Hintertreffen geraten will“, kommentiert Hans-Jürgen Stricker, Niederlassungsleiter der Commerzbank in Bielefeld und verantwortlich für das Firmenkundengeschäft in der Region, die aktuelle Studie.

18. Mittelstandsstudie der Commerzbank

Im Auftrag der Commerzbank hatte das Marktforschungsinstitut Kantar TNS von November bis Januar bundesweit Führungskräfte von 2.000 mittelständischen Unternehmen zur Bedeutung und Nutzung von Big Data und Smart Data befragt, darunter 60 in OWL. Hierbei handelt es sich um die 18. Mittelstandsstudie der Commerzbank.

Große Mehrheit versucht, Daten systematisch zu nutzen

Für rund zwei Drittel der mittelständischen Unternehmen In Ostwestfalen-Lippe haben digitale Daten aktuell eine zentrale Bedeutung. Damit ist die Region bei der Bewertung von Big Data im bundesweiten Vergleich (46 Prozent) einen Schritt voraus. Bei der systematischen Nutzung von Daten ist jedoch noch Luft nach oben: 76 Prozent der Unternehmen versuchen, die verfügbaren Daten systematisch zu nutzen, 70 Prozent werten sie automatisiert aus (bundesweit: 60 Prozent). Die Zusammenführung von Daten nehmen 61 Prozent vor, neue Instrumente zur Datenerhebung setzen 58 Prozent ein. Bei den relevanten Daten hält sich die Erfassung interner und externer Daten die Waage: Mehr als der Hälfte der Unternehmen liegen Daten zur finanziellen Lage und zur Auslastung der Ressourcen vor, ebenso vielen zur Kundenzufriedenheit und Kundenprofilen.

Kunden und Markt sind noch viel zu selten im Blick

Weniger als die Hälfte der Mittelständler in Deutschland erfasst externe Daten und wertet diese mit Blick auf Kunden und Markt aus. Noch geringer ist die Zahl der Unternehmen, die die Customer Journey konsequent verfolgen und Daten über Kundenzufriedenheit, individuelle Kundenprofile und Produktnutzung gleichermaßen sammeln. In OWL sind es nur 16 Prozent – immerhin die zweitbeste Zahl aller Regionen.

Die Mittelstandsstudie der Commerzbank zeigt, dass die in Big Data Analytics steckenden Vorteile, die die Tech Giants wie Google und Amazon groß gemacht haben, in Deutschland noch bei weitem nicht ausgeschöpft werden. In Ostwestfalen-Lippe werden die Daten zwar deutlich häufiger für eine bessere Planung und Auslastung der Ressourcen (68 Prozent zu 57 Prozent bundesweit) und eine schnelle Anpassung des Sortiments an die Nachfrage genutzt. Jedoch nutzen nur 32 Prozent der befragten Unternehmer Daten für die Individualisierung von Angeboten und 35 Prozent für eine dynamische Preisgestaltung – bundesweit tun dies 42 und 43 Prozent.

Es fehlen sowohl qualifizierte Mitarbeiter als auch Analysespezialisten

Zu einem erfolgreichen Business Case wird Big Data laut der Studie erst bei einer abteilungsübergreifenden Auswertung durch Spezialisten. In Ostwestfalen-Lippe setzen immerhin 38 Prozent der Unternehmen interne Experten ein, bei 17 Prozent sind es externe. Bei Smart-Data-Usern wird hingegen wesentlich häufiger abteilungsübergreifend analysiert (bei 63 Prozent der Unternehmen durch interne und bei 14 Prozent durch externe Spezialisten). Fehlende Qualifikation der Mitarbeiter und fehlende Bereitschaft der Führungskräfte sind weitere Faktoren: An ihr scheitert in OWL bei 34 Prozent (bundesweit sogar 40 Prozent) und 32 Prozent der Unternehmen eine umfassendere Nutzung digitaler Daten.

Die technische Bedrohung durch Cybercrime ist Unternehmen gegenwärtig

71 Prozent Unternehmer der Region fühlen sich durch Trojaner bzw. Viren bedroht: 16 Prozent geben an, bereits entsprechend geschädigt worden zu sein. Hackerangriffe wurden deutlich seltener erlebt, werden aber häufiger gefürchtet. Gezielte Sabotage, beispielsweise durch Wettbewerber, wird nur bei 21 Prozent der Unternehmen als Bedrohung gesehen. Sicherheitsmaßnahmen sind so weit verbreitet wie in keiner anderen Region: Firewall, Virenschutz, Benutzeridentifikation auf allen Geräten und Daten-Back-ups werden jeweils von mindestens 95 Prozent der Unternehmen eingesetzt, physischen Wach- und Gebäudeschutz gibt es bei 67 Prozent der Unternehmen.

Sicherheitsfragen dominieren Beziehungen zu Banken und Sparkassen

Nahezu alle befragten Unternehmen erwarten Authentifizierungsverfahren, die sicher und benutzerfreundlich sind, 84 Prozent die Entwicklung höherer Sicherheitsstandards. Darüber hinaus sind die Finanzpartner als Datenanalysten gefragt: Mehr als die Hälfte der Unternehmen erwartet individuelle Analysen auf Basis der Finanz- und Geschäftsdaten. Jeweils die Hälfte erwarten die Bewertung von Geschäftspartnern und innovative Visualisierungen sowie die Einrichtung von Frühwarnsystemen, z. B. zur Liquiditätsentwicklung.

Den Finanzpartnern ist das Spannungsfeld zwischen Chancen und Risiken der Digitalisierung bewusst, wie Stricker unterstreicht: „Das Thema Sicherheit hat bei uns naturgemäß einen ganz besonders hohen Stellenwert. Es wird uns aber nicht bei der Entwicklung disruptiver Geschäftsabläufe und -modelle ausbremsen. Wir bieten bereits heute komfortable Lösungen wie zum Beispiel ein digitales Treasury Management System zur Liquiditätssteuerung im Unternehmen sowie mobile Apps für das Banking im Mittelstand an.“

www.commerzbank.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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