Rürup schlichtet Tarifkonflikt bei der Lufthansa

Rürup schlichtet Tarifkonflikt bei der Lufthansa Frankfurt/Main (dapd). Der frühere Wirtschaftsweise Bert Rürup hat im Arbeitskampf der Flugbegleiter der Lufthansa die Rolle des Schlichters übernommen. Der ehemalige Vorsitzende des Sachverständigenrates habe sich bereiterklärt, in der Tarifauseinandersetzung zwischen der Lufthansa und der Flugbegleitergewerkschaft UFO als Schlichter zu vermitteln, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt am Main mit. Auch UFO erklärte, die Gewerkschaft habe sich mit der Lufthansa auf deren Vorschlag auf Rürup als Schlichter geeinigt. Nach Angaben des Unternehmens verständigten sich die Tarifparteien zudem in einem Abkommen über Details der bevorstehenden Schlichtung. Die Einschaltung eines Schlichters hatten UFO und die Lufthansa am vergangenen Freitag während eines 24-stündigen Streiks der Flugbegleiter vereinbart. Beide Seiten wollen parallel zu den eigentlichen Schlichtungsgesprächen noch über weitere Streitfragen verhandeln. Durch den 24-Stunden-Streik fielen rund 1.000 Lufthansa-Flüge aus. Während der Schlichtungswochen gilt für beide Seiten Friedenspflicht. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Schweiz im Fluglärmstreit vor Gericht fast chancenlos

Schweiz im Fluglärmstreit vor Gericht fast chancenlos Brüssel/Stuttgart (dapd). Im Fluglärmstreit mit Deutschland steuert die Schweiz vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg auf eine weitere juristische Niederlage zu. Der Generalanwalt des Gerichts, Niilo Jääskinen, zerpflückte am Donnerstag die Schweizer Argumente gegen die deutschen Anflug-Beschränkungen auf den Flughafen Zürich. In seinen Schlussanträgen schlug er dem Gericht außerdem vor, die Anfechtung der Schweiz zurückzuweisen und bestätigte damit die Entscheidung der vorherigen Instanz. Streitpunkt ist eine Verordnung, die im Jahr 2003 von Deutschland für den eigenen Luftraum in Kraft gesetzt wurde. Die Beschränkungen der sogenannten 220. Durchführungsverordnung sehen neben der Festlegung von bestimmten Mindestflughöhen vor, dass Anflüge über deutsches Gebiet nur zwischen 7.00 und 21.00 Uhr erfolgen dürfen, nachts gilt also ein Flugverbot. Die Schweiz hatte sich gegen die Entscheidung gewehrt, das Gericht der Europäischen Union wies die Klage im Jahr 2010 jedoch ab. So war das Nachbarland mit einer Anfechtung vor den Europäischen Gerichtshof gezogen. Das Urteil ist in einigen Monaten zu erwarten. Die Klage an sich sei zwar zulässig, aber in der Sache unbegründet, hielt Jääskinen fest. Der Finne hat als Generalanwalt die Aufgabe, dem Gericht unabhängig Entscheidungsvorschläge zu unterbreiten. Er kam zu dem Schluss, dass die Maßnahmen kein Verbot der Ausübung schweizerischer Verkehrsrechte im deutschen Luftraum beinhalten, sondern „nur eine Änderung der Flugwege vom und zum Flughafen Zürich verlangen“. Die Schlussanträge des Generalanwalts sind für den EuGH nicht bindend, dennoch folgt das Organ in den meisten Fällen der Argumentation. „Warum die Schweiz trotz der Staatsverhandlungen die Klage aufrecht erhalten hat, ist uns nicht bekannt“, wunderte sich unterdessen die baden-württembergische Lärmschutzbeauftragte Gisela Splett (Grüne). Erst in der vergangenen Woche hatten der deutsche Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und seine Schweizer Kollegin Doris Leuthard (CVP) einen neuen Kompromiss zum Fluglärmstreit unterzeichnet. Dieser muss aber noch vom National- und Ständerat in der Schweiz sowie dem Deutschen Bundestag ratifiziert werden. Doch auch dann kann der neue Vertrag noch nicht gänzlich umgesetzt werden: „Mit der Ratifizierung des Staatsvertrags gilt, längstens bis zum Jahr 2020, immer noch die alte Durchführungsverordnung“, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums auf dapd-Anfrage. Denn der neue Vertrag setze voraus, dass die Schweiz das Pistensystem in Zürich ausbaue, um den Flugverkehr künftig stärker in Ost-West-Richtung abwickeln zu können, sagte der Sprecher weiter. Deswegen, so vermutete er, gebe die Schweiz das so gut wie verlorene Gerichtsverfahren nicht auf. dapd (Politik/Politik)

Internet-Inhalte von welt.de und bild.de soll künftig Geld kosten

Internet-Inhalte von welt.de und bild.de soll künftig Geld kosten Berlin (dapd). Die Onlineausgabe der Zeitung „Die Welt“ soll bis Jahresende kostenpflichtig werden. „welt.de“ solle „nach Möglichkeit bis Ende des Jahres mit bezahlten Inhalten startklar sein“, sagte ein Sprecher der Axel Springer AG am Donnerstag in Berlin. Über den Umfang der kostenpflichtigen Inhalte habe das Unternehmen bislang aber noch nicht entschieden. Es gebe verschiedene Modelle für den Verkauf von Online-Inhalten. Für „welt.de“ sei noch keine Entscheidung über das Modell gefallen. Auch die Inhalte des Portals „bild.de“ will Springer ab Mitte des kommenden Jahres zum Teil verkaufen. „Spätestens mit dem Start der Bundesligasaison 2013/2014 müssen wir auch über ‚bild.de‘ bezahlte Inhalte anbieten“, sagte der Unternehmenssprecher weiter. Springer habe Rechte an der Fußballbundesliga erworben. Deren Spiele können „Bild“ nur als Paid Content, also bezahlten Inhalt, anbieten. Das Portal „bild.de“ ist nach Angaben des Sprechers das deutsche Nachrichtenportal mit der größten Reichweite. Das Onlineportal der „Welt“ sei das reichweitenstärkste einer deutschen Qualitätszeitung, sagte er. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Familienetat wächst wegen des Betreuungsgeldes um fünf Prozent

Familienetat wächst wegen des Betreuungsgeldes um fünf Prozent Berlin (dapd). Der Bund will im kommenden Jahr die Ausgaben für Kinder, Familien und Senioren um fünf Prozent auf 7,1 Milliarden Euro steigern. Das sieht der Einzeletat von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) vor, über den der Bundestag am Donnerstag erstmals debattierte. Während die Koalition aus Union und FDP darin den Beleg einer erfolgreichen Politik sah, kritisierte die Opposition die Steigerung, weil diese allein auf den falschen Ansatz eines Betreuungsgeldes zurückzuführen sei. Schröder verwies bei der Einbringung des Familienetats 2013 auf Erfolge, die vom Elterngeld über die Schaffung von mehr Kitaplätzen bis zum Bundesfreiwilligendienst reichten. Deutlichen Nachholbedarf sah die Ministerin bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zugleich lehnte sie eine gesetzlich fixierte Frauenquote ab. Das ist aus Sicht der Opposition ein Rückschritt hinter die Position der zuständigen EU-Kommissarin, die bis 2020 eine verbindliche Quote von Frauen in Spitzenpositionen von 40 Prozent anstrebt. Zugleich verteidigte Schröder das umstrittene Betreuungsgeld, für das im kommenden Jahr 300 Millionen Euro vorgesehen seien. Die SPD nannte das „ein unsinniges Projekt“. Hier solle offenbar nur die CSU in der anstehenden bayerischen Landtagswahl 2013 unterstützt werden, mutmaßte SPD-Fraktionsvize Dagmar Ziegler. Auch Linke und Grüne beklagten hier eine Mittelverschwendung, die für soziale Projekte dringender benötigt würden. Die Opposition rief die FDP auf, in den Haushaltsberatungen das Betreuungsgeld noch zu stoppen. Die Liberalen gingen auf diese Forderung nicht ein. Vielmehr verwiesen die FDP-Abgeordneten auf eine grundlegende Richtungsänderung. „Wir stellen einen Haushalt auf, der auf die Zukunft baut“, sagte die familienpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Miriam Gruß. FDP-Finanzexperte Florian Toncar fügte hinzu, trotz angespannter Haushaltslage sollen die Ziele der Schuldenbremse drei Jahre früher erreicht werden als bisher geplant. Ein Jahr vor Inkrafttreten des Rechtsanspruches auf einen Kita-Platz für Ein- bis Dreijährige rief Schröder die Bundesländer zum Endspurt auf. Für den Kita-Ausbau seien Mittel in Höhe von 580 Millionen Euro rückwirkend ab 2012 geplant, um mindestens 30.000 zusätzliche Betreuungsplätze zu schaffen, sagte sie. Jetzt müssten jene Länder, die „immer noch im Energiesparmodus unterwegs“ seien, verstärkte Anstrengungen zur Schaffung neuer Plätze unternehmen. Die Opposition hielt Schröder vor, hier zu lange den realen Bedarf ignoriert zu haben. SPD-Haushälter Rolf Schwanitz nannte es einen „üblen Taschenspielertrick“, den die Ministerin jetzt vorführe, wenn ihr Ministerium diese 30.000 zusätzlichen Plätze ohnehin erst bis 2014 einplane. Der Linke-Abgeordnete Steffen Bockhahn ergänzte, wenn Kinder heute als Armutsrisiko gelten, sei es höchste Zeit, eine kostenlose Infrastruktur bei Krippen und Kindergärten zu schaffen. Grünen-Familienexpertin Katja Dörner bezeichnete den Etatentwurf 2013 ein „in Zahlen gegossenes Scheitern der Ministerin Kristina Schröder“. Die ursprünglich geplante Familienpflegezeit sei gestrichen worden, auch die Unterstützung ungewollt kinderloser Paare sei unzureichend. Und die 580 Millionen Euro mehr für den Kita-Ausbau kämen letztlich nur durch die Verhandlungen der Länder über den Fiskalpakt zustande. dapd (Politik/Politik)

Högl kritisiert mangelnde Unterstützung für NSU-Ausschuss

Högl kritisiert mangelnde Unterstützung für NSU-Ausschuss Berlin (dapd). Die SPD-Obfrau im Untersuchungsausschuss zum Rechtsterror, Eva Högl, wirft der Bundesregierung mangelndes Engagement bei der Aufklärung der Ermittlungspannen im Fall der Terrorzelle NSU vor. „Die Kanzlerin hat gesagt, dass die Bundesregierung alles dazu beiträgt, dass dieser Untersuchungsausschuss unterstützt wird. Ich habe nicht den Eindruck dass alle Bundesminister diese Mahnung richtig verstanden haben“, sagte Högl am Donnerstag in Berlin. Die SPD-Politikerin kritisierte insbesondere Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU). Der Ressortchef hätte die Bundeswehr-Personalakte von NSU-Terrorist Uwe Mundlos „unmittelbar“ dem Ausschuss zuzuleiten müssen, monierte sie. Die Akten sind erst am Donnerstagnachmittag dem Ausschuss zugeleitet worden. Zuvor zitierten allerdings bereits einigen Medien aus den Akten. Hintergrund ist die Mordserie der rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Die Terroristen zogen mehr als 13 Jahre unbehelligt von den Sicherheitsbehörden durch die Bundesrepublik und sollen zehn Menschen ermordet haben. dapd (Politik/Politik)

Höhere Honorare für Apotheker in Sicht

Höhere Honorare für Apotheker in Sicht Berlin (dapd). Deutschlands Apotheker können im kommenden Jahr mit höheren Honoraren rechnen. Das Bundesfinanzministerium gab für die Pläne grünes Licht. „Das Ergebnis einer gründlichen Prüfung ist nun, dass wir den Entwurf mittragen können“, sagte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag auf dapd-Anfrage und bestätigte damit einen Bericht der „Frankfurter Rundschau“. Die Honorare der Apotheker sollen 2013 um insgesamt 190 Millionen Euro steigen. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) fordert allerdings mehr. Der Gesetzentwurf von Wirtschaftsminister Philipp Rösler und Gesundheitsminister Daniel Bahr (beide FDP) sieht vor, dass Apotheker für die Abgabe eines rezeptpflichtigen Medikaments künftig 25 Cent mehr bekommen: 8,35 Euro statt wie bisher 8,10 Euro. Bezahlen müssen das die Krankenkassen und damit die Versicherten. ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf traf sich am Donnerstag mit Rösler zu einem Gespräch. Dabei bekräftigte er nach Verbandsangaben „die Forderung der Apothekerschaft, das Festhonorar an die tatsächlichen Sach- und Personalkostensteigerungen anzupassen“. Das vorgesehene Honorar-Plus sei nicht ausreichend, sondern existenzgefährdend. Der Verband verwies darauf, dass die Zahl der Apotheken in Deutschland sinke und derzeit etwa sechs Apotheken pro Woche schließen müssten. Nach ABDA-Angaben zeigte Rösler in dem Gespräch Verständnis für die Position. Die Apotheker erwarteten nun „konsequentes Handeln, das den Apotheken schnelle Hilfe bringt“, sagte Wolf. Am Mittwoch waren bereits selbstständige Apotheker in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland in einen Warnstreik getreten, um ihre Forderungen zu untermauern. Dagegen kritisierte ein Sprecher des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) die Honorarstruktur als undurchsichtig. Es bleibe weiter unklar, wie viel die Apotheker eigentlich verdienten. Sie bekämen ja nicht nur das feste Honorar pro Packung, sondern auch noch einen Anteil des Apothekenabgabepreises, sagte der Sprecher. „Wenn die Apotheker mehr Geld aus den Portemonnaies der Beitragszahler haben wollen, sollen sie erst einmal die tatsächliche Einkommenssituation eines durchschnittlichen Apothekers offenlegen“, forderte er. Das Bundesfinanzministerium wies die Darstellung zurück, es habe die geplante Honorarerhöhung mit einem Veto blockiert. Vielmehr habe es sich um eine „ganz normale Ressortabstimmung“ über einen Gesetzentwurf gehandelt, sagte der Sprecher. Das Ministerium habe die anderen Ressorts um Stellungnahmen zu einzelnen Punkten gebeten und anschließend seine Entscheidung getroffen. Auch die Dauer dieses Verfahrens – etwa zwei Monate – sei „nicht ungewöhnlich“. Normalerweise liefen solche Vorgänge aber intern ab. Die Entscheidung, den Gesetzentwurf zu unterstützen, sei dem Wirtschafts- und dem Gesundheitsressort am Mittwoch offiziell mitgeteilt worden. dapd (Politik/Politik)

Nur Blumenkübel bleiben von Occupy in der Nachbarschaft der EZB

Nur Blumenkübel bleiben von Occupy in der Nachbarschaft der EZB Frankfurt/Main (dapd). Die Occupy-Bewegung hat ihre Mahnwachen im Umfeld der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main beendet. Nach der Räumung des Zeltlagers im Park der EZB Anfang August löste Occupy am Donnerstag auch ihre Aktionen auf dem benachbarten Willy-Brandt-Platz auf Anordnung der Polizei weitgehend auf. Zurück blieben zehn Pflanzenkübel, genehmigt als „Flower Power“-Aktion. Allerdings gingen bereits neue Anmeldungen für Mahnwachen im Ordnungsamt ein. „In solchen Fällen gilt aber eine 48-Stunden-Frist, in denen wir zu den Anträgen nicht Stellung nehmen“, sagte Behördensprecher Ralph Rohr. Nach dem Aus des Protestcamps gegen die Macht der Banken im Park vor der EZB im August hatten die Aktivisten zuletzt auf dem benachbarten Willy-Brandt-Platz fortlaufend Versammlungen angemeldet. Dabei verstießen sie gegen die Auflagen des Ordnungsamts, die Mahnwachen nicht mit Mobiliar auszustatten. Am Mittwoch errichteten sie auch wieder drei Zelte. Die rund zehn Lagerbewohner weckte die Stadtpolizei am frühen Donnerstagmorgen. Widerstandslos luden die Aktivisten ihr Hab und Gut auf einen städtischen Lastwagen, der das Mobiliar in den Garten eines Occupy-Aktivisten fuhr. In mehreren Verfügungen hatte das Ordnungsamt den Versammlungsanmeldern in den vergangenen Wochen immer wieder untersagt, Tische, Stühle und Pavillons auf den rund 200 belagerten Quadratmetern aufzustellen. Die Stadt hatte gleichzeitig angekündigt, die Auflagen gegebenenfalls polizeilich durchzusetzen. Bis Anfang der Woche waren noch drei Mahnwachen auf dem Platz angemeldet. In der Occupy-Frankfurt-Gruppe herrscht derzeit Uneinigkeit. Aus der Zeit des Zeltlagers im Park bekannte Aktivisten hatten sich diese Woche ausdrücklich vom Auftreten einiger Bewohner der Mahnwachen distanziert und zuletzt eigene Anmeldungen für Versammlungen auf dem Platz zurückgezogen. Die Occupy-Bewegung hat ihre Zeltlager auch in Kiel, Berlin, Düsseldorf und Kassel räumen müssen oder freiwillig aufgegeben. In Hamburg droht dem Camp Ende des Monats das Aus. dapd (Politik/Politik)

Verteidigungsminister de Maizière nimmt den MAD in Schutz

Verteidigungsminister de Maizière nimmt den MAD in Schutz Schönefeld (dapd). Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat die Kritik am Militärischen Abschirmdienstes (MAD) in der NSU-Aktenaffäre zurückgewiesen. Der Militärgeheimdienst habe sich „korrekt“ verhalten, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag in Schönefeld bei Berlin. Allerdings sei es „unsensibel“ gewesen, den Untersuchungsausschuss zum Rechtsterrorismus über den Vorgang „nur unzureichend informiert“ zu haben. Niemand ärgere sich darüber mehr als er selbst, sagte de Maizière. Im Untersuchungsausschuss war am Dienstag bekanntgeworden, dass der MAD versucht haben soll, den späteren NSU-Terroristen Mundlos 1995 als Informanten zu werben. Der Militärgeheimdienst bestreitet allerdings, dass es sich bei den Kontakten um einen Anwerbeversuch gehandelt habe. Er sei jedoch bereits im März über den Kontakt zu Mundlos 1995 informiert gewesen. Dem Ausschuss wurde der Vorfall erst jetzt durch eine parlamentarische Anfrage bekannt. Die rechte Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) zog mehr als 13 Jahre unbehelligt von den Sicherheitsbehörden durch die Bundesrepublik und soll zehn Menschen ermordet haben. dapd (Politik/Politik)

Ostländer erwarten bei Förderpolitik Beachtung regionaler Aspekte

Ostländer erwarten bei Förderpolitik Beachtung regionaler Aspekte Köthen (dapd-lmv). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den ostdeutschen Ländern die Solidarpaktmittel garantiert. Der Pakt sei verbindlich und werde nicht infrage gestellt, sagte die Kanzlerin am Donnerstag nach einer Konferenz der ostdeutschen Ministerpräsidenten im sachsen-anhaltischen Köthen. Es müsse jetzt darüber gesprochen werden, wie es danach weiter gehe. Die Solidargemeinschaft der Bundesrepublik werde sich im Länderfinanzausgleich widerspiegeln, sagte Merkel. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), der den Vorsitz der Konferenz hat, sagte, zukünftige Förderprogramme dürften nicht mehr an der alten DDR-Grenze enden, sondern müssten den Erfordernissen entsprechen. Dabei müsse es egal sein, ob strukturschwache Regionen in Bayern oder in Sachsen-Anhalt unterstützt würden. Bei politischen Entscheidungen sowohl im Bund als auch auf europäischer Ebene müssten regionale Besonderheiten künftig noch stärker berücksichtigt werden. Der Regierungschef von Brandenburg, Matthias Platzeck (SPD), erinnerte daran, dass Deutschland auf Basis einer Solidargemeinschaft gegründet wurde. In diesem Geiste müssten auch die Gespräche für einen neuen Länderfinanzausgleich geführt werden. Um die bisherigen Fortschritte nicht zu gefährden und die fortbestehenden strukturellen Herausforderungen in den ostdeutschen Ländern bewältigen zu können, seien weiterhin Mittel aus dem EU-Strukturfonds unverzichtbar, stellte der Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Ländern, Christoph Bergner (CDU), fest. Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) sagte, ab 2020 dürfe es die Verteilung der Fördergelder nicht mehr nach Himmelsrichtungen, sondern nach Bedürftigkeit geben. Mitteldeutschland sei aber wegen der demografischen Entwicklung und der geringeren Steuerkraft weiter bedürftig. Die Klage Bayerns gegen den Länderfinanzausgleich wies sie zurück. Zur Forderung des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU) nach einer Senkung der Stromsteuer sagte Merkel, eine Abschaffung der Stromsteuer stehe nicht auf der Tagesordnung. Sie fügte hinzu, die neuen Länder hätten unterschiedliche Interessen. Dort spiele der Energieträger Kohle beispielsweise eine Rolle. Platzeck fügte hinzu, beim Thema Energiewende sei der Klimaschutz in den letzten Wochen ein Stück in den Hintergrund gerückt. Stattdessen seien Preisstabilität und Versorgungssicherheit in den Vordergrund getreten. Nach dem Ausbau von Wind- und Sonnenenergie vor allem in den ostdeutschen Ländern müsse nun das Thema der Speicherung von Energie vordringlich erörtert und umgesetzt werden, forderte der SPD-Politiker. Die ostdeutschen Länder mahnten die Prüfung von Maßnahmen an, die faire Wettbewerbsbedingungen für die heimische Solarindustrie schaffen. Sie appellierten an die Bundesregierung, noch in dieser Legislaturperiode eine Anschlussregelung zum Ausbau der Fotovoltaik nach Erreichen der Ausbaugröße von 52 Gigawatt vorzulegen. Auch sei es unerlässlich, Forschung und Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien zu fördern. Die Bundesregierung solle zudem Vorschläge unterbreiten, wie der Netzausbau vorangetrieben, Versorgungssicherheit gewährleistet und dem Strompreisanstieg für Verbraucher und Gewerbekunden begegnet werden könne. dapd (Politik/Politik)

Erste Rabbinerordination in Köln seit der NS-Zeit

Erste Rabbinerordination in Köln seit der NS-Zeit Köln (dapd-nrw). Jüdische Verbände und deutsche Spitzenpolitiker haben die erste Rabbinerordination in Köln nach dem Holocaust für einen Appell gegen Fremdenfeindlichkeit genutzt. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, warnte vor neuen Gewaltangriffen sowie einem Ende des jüdischen Lebens in Deutschland, sollte die religiös motivierte Beschneidung von Jungen nicht gesetzlich geschützt werden. „No-Go-Areas werde ich für Juden hier niemals akzeptieren“, sagte er bei der feierlichen Zeremonie in der Kölner Synagogen-Gemeinde am Donnerstag. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) versicherte nach der Attacke auf einen Rabbiner in Berlin vor einigen Wochen: „Das ist nicht Deutschland.“ Die Bundesrepublik sei ein offenes, tolerantes Land. Der deutsche Rechtsstaat werde mit aller Härte gegen antisemitische, fremdenfeindliche und rechtsradikale Straftaten vorgehen. Bei der Ordination wurden vier Absolventen des Berliner Rabbinerseminars gesegnet. Das Rabbinerseminar in Berlin war 1873 gegründet und 1938 unter der Nazi-Herrschaft zwangsweise geschlossen worden. Vor drei Jahren wurde die Ausbildungsstätte wieder eröffnet, noch im gleichen Jahr wurden zwei Absolventen in München ordiniert. Ein Jahr später folgten zwei weitere Rabbiner in Leipzig. Graumann mahnte, die religiös motivierte Beschneidung von Jungen schnell gesetzlich zu regeln. „Versprochen ist versprochen“, sagte er. Sollte die Beschneidung in Deutschland verboten werden, würden Juden in die Illegalität getrieben. „Dann wäre jüdisches Leben hier gar nicht mehr möglich“, warnte der Zentralratspräsident. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder sagte: „Juden sind keine Fremden in Europa.“ Säkulare Länder wollten diktieren, was man als Jude tun und lassen dürfe. „Belehren Sie uns nicht, was ein Jude zu tun hat, um jüdisch zu sein“, warnte er. Außenminister Westerwelle versicherte, dass bei der Beschneidung rechtliche Sicherheit geschaffen werde. „Wir wollen ein blühendes, jüdisches Leben in Deutschland“, machte der FDP-Politiker deutlich. Auch Bundespräsident Joachim Gauck schaltete sich am Donnerstag erstmals in die Debatte über Beschneidungen ein und eine Achtung des jüdischen Rituals verlangt. „Jüdischer Glauben und jüdische Lebenspraxis sind Teil unserer Kultur. Das ist selbstverständlich. Das muss selbstverständlich bleiben“, sagte Gauck anlässlich des jüdischen Neujahrsfestes. Er äußerte Verständnis für die Sorge um die Zukunft des jüdischen Lebens in Deutschland, betonte aber: „Für mich ist vollkommen klar und eindeutig: Jüdisches Leben gehört zu Deutschland – heute und in Zukunft.“ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sagte in einer Ansprache zum bevorstehenden jüdischen Neujahrsfest: „Die jüdische Gemeinschaft und alle, denen das Wohl der jüdischen Gemeinschaft am Herzen liegt, durchleben zurzeit schwierige Wochen und Monate.“ Es sei für alle beschämend, dass Menschen angepöbelt, beleidigt und geschlagen werden, weil sie Juden seien. Die Beschneidungsdebatte kritisierte er als „Mangel an Respekt und Verständnis“. Die in Köln ordinierten Rabbiner stammen aus Israel, den USA, der Ukraine und Weißrussland und leben seit Jahrzehnten in Deutschland oder sind hier aufgewachsen. Einer von ihnen wird als Rabbiner in Frankfurt am Main tätig und zudem an einem Bildungsprojekt für Studenten und junge Erwachsene arbeiten. Ein anderer Absolvent wird als Assistenzrabbiner ist der Kölner Synagogen-Gemeinde arbeiten. Graumann sprach von einem „Freudentag“. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland werde durch die vier Männer gestärkt, verbessert und gekräftigt. Die jüdischen Gemeinden in Deutschland haben in den vergangenen 20 Jahren einen enormen Zulauf erhalten. Die Zahl ihrer Mitglieder kletterte nach Angaben der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland seit 1990 von rund 30.000 auf 103.000 in 2011. Bundesweit gibt es aktuell mehr als 100 jüdische Gemeinden. Dabei gilt die Kölner als die älteste nördlich der Alpen. Nachweise gehen bis auf das Jahr 321 zurück. (Informationen zur Ordination: http://www.rabbinerordination.zentralratdjuden.de Mitgliederstatistik: http://url.dapd.de/SQ2lwM ) dapd (Politik/Politik)