Deutsche Unternehmen bei Geldanlagen zu mehr Risiko bereit

Frankfurt am Main/Bielefeld. Die staatlich anerkannte, private Fachhochschule des Mittelstands (FHM) und die Commerzbank stellten heute eine neue Studie zum Finanzanlageverhalten mittelständischer Unternehmen vor. Demnach sind die deutschen Mittelständler offener für komplexere Anlageformen.

Trotz des erhöhten Investitionsbedarfs und des niedrigen Zinsniveaus bleibt der Finanzanlagebedarf der deutschen Unternehmen im Vergleich zu früheren Studien der staatlich anerkannten, privaten Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld mit durchschnittlich rund 2,8 Mio. Euro weiter hoch. Auffällig sind jedoch die gestiegenen Erwartungen der Unternehmer: Die angestrebte Mindestverzinsung hat sich gegenüber dem Vorjahr spürbar auf 2,83 Prozent erhöht. Zudem hat sich der Anlagehorizont signifikant ausgeweitet.

Die neuen Studienergebnisse der FHM in Kooperation mit der Commerzbank decken sich mit Praxiserfahrungen. „Wir beobachten, dass sich das Anlagevolumen zwar stabil hält, jedoch ändert sich das Anlageverhalten. Mit dem erneut abgesenkten Zinsniveau durch die EZB entsteht der Wunsch nach eine höhere Rendite. Dafür sind die Unternehmen bereit, längere Laufzeiten zu akzeptieren oder in komplexere Anlageformen wie Schuldscheindarlehen, Anleihen oder Fonds zu investieren“, so Martin Keller, Geschäftsbereichsleiter Zins-, Anlage- und Währungsmanagement der Mittelstandsbank.

Die veränderte Nachfrage bei den unterschiedlichen Anlageformen spiegelt sich wiederum in der Studie wider: So legen derzeit 86 Prozent der Mittelständler in Sichteinlagen an, im Jahre 2013 war es noch 97 Prozent. Gleiches gilt für Festgelder bzw. Termingelder, hier ging die Zahl der dort investierenden Mittelständler um 5 Prozentpunkte auf 82 Prozent zurück. Dafür stieg die Nachfrage nach Investmentfonds über alle Anlageklassen hinweg. Erstmals investierten fünf Prozent der Mittelständler dabei auch in Immobilienfonds. Die Gefahr möglicher Kursschwankungen wird als nicht mehr so wichtig für die Auswahl einer Anlageform angesehen.

Vier von fünf Unternehmen halten Beratung bei der Finanzanlage für wichtig. Ein Trend zu Onlinebanking ist aber auch bei Geldanlagen erkennbar. Etwa die Hälfte der Befragten wickelt Wertpapiergeschäfte online ab oder kann es sich vorstellen. „Dies unterstreicht den Trend zur integrierten Multikanalbank, in der einfache Geschäftsvorgänge online vorgenommen, komplexe Entscheidungen hingegen weiterhin durch eine fundierte Beratung unterstützt werden sollen“, so Martin Keller.

Die Inflationserwartungen der befragten Unternehmen liegen bei etwa 2 Prozent und bewegen sich damit im Rahmen des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank (EZB). Für den Leiter der Studie und FHM-Professor Dr. Volker Wittberg ist dies nicht verwunderlich: „Die getroffenen Maßnahmen der EZB zur Bekämpfung der Deflation zeigen den Mittelständlern, dass mittelfristig auch in Deutschland ein Anstieg der Inflation nicht zu erwarten ist. Das wiederum gibt Raum auch für etwas längerfristige Zinsanlagen, ohne Kursverluste befürchten zu müssen“. 

www.fh-mittelstand.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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