Niedrigzinsniveau verändert Investmentverhalten deutscher Unternehmen

Frankfurt am Main / Bielefeld. Die staatlich anerkannte, private Fachhochschule des Mittelstands (FHM) und die Commerzbank stellten heute ihre neueste Studie zum Finanzanlageverhalten mittelständischer Unternehmen vor. Demnach befindet sich der Anlagebedarf auf einem neuem Allzeithoch. Außerdem legen laut der Studie immer mehr Mittelständler ihre Liquidität länger als 6 Monate an.

Das unverändert niedrige Zinsniveau übt – bei erfreulicher Geschäftslage – zunehmend Druck auf das Anlageverhalten deutscher Unternehmen aus. In der neuen Studie der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld (FHM) äußern mehr als die Hälfte der befragten Mittelständler Anlagebedarf. Besonders auffällig ist die starke Zunahme des Anlagevolumens: Mit durchschnittlich 5,9 Mio. Euro wurde der bislang höchste Wert ermittelt, im Vorjahr lag er bei 2,7 Mio. Euro. Mit der Marktzinsentwicklung hat auch die Zinserwartung der Mittelständler im Durchschnitt leicht abgenommen. Sie liegt mit rund 2,4 % aber weiterhin über dem Marktniveau.

Um diese gewünschte Mindestverzinsung zu erreichen, hat bei den Mittelständlern mittlerweile ein Umdenken eingesetzt. Obgleich die Sicherheit der Anlage immer noch das wichtigste Kriterium für Mittelständler ist und rund ein Drittel der Befragten dafür sogar Negativzinsen in Kauf nimmt, ist eine Einstellungsänderung erkennbar. So sind 29% der Befragten bereit, für eine Verzinsung von 0,00% – 0,50% liquide Mittel bis zu drei Jahren anzulegen. 28% der Mittelständler sind bereit, für eine Verzinsung von 1,00% – 2,00% Kursschwankungen zu akzeptieren. Jeder zehnte Befragte neigt noch mehr zum Risiko und würde sogar starke Kursschwankungen in Kauf nehmen, wenn die Anlage eine Rendite von 3,00% erzielt. „Bei den Unternehmen setzt sich die Erkenntnis durch, dass spürbare Renditen nicht völlig risikolos erhältlich sind. Das ist gut so – insbesondere bei den derzeit hohen Anlagevolumina und der Möglichkeit, Geld länger anzulegen, wird sonst Geld verschenkt“, so Martin Keller, Geschäftsbereichsleiter Product Management der Mittelstandsbank.

Diese Einstellungsänderung führt auch zu einer Anpassung des Anlageverhaltens. Trotz ihrer hohen Sicherheitsaffinität sind Mittelständler für eine höhere Rendite bzw. zur Vermeidung von Negativzinsen bereit, ihr Geld länger anzulegen. So werden bei der Anlage von Liquidität mittlerweile Laufzeiten von 6 Monaten bis zu einem Jahr bevorzugt. Daneben steigt die Nachfrage nach längerfristig orientierten Fondslösungen. Die neuen Studienergebnisse der FHM in Kooperation mit der Commerzbank decken sich mit erlebter Praxis. „In der Mittelstandsbank beobachten wir, dass für das höhere Anlagevolumen verstärkt mittel- bis längerfristige Anlageformen gesucht werden. Dabei entscheiden sich Mittelständler vermehrt für solche Investmentfonds, die einen breiten Markt abdecken und dadurch Einzelrisiken vermeiden“, ergänzt Martin Keller.

Entscheidend für die Einstellungsveränderung ist auch die Erkenntnis, dass die Zeit der niedrigen Zinsen noch andauern wird. So gehen 57% der Mittelständler davon aus, dass die Niedrigzinsphase noch drei Jahre andauert, 29% gehen von fünf Jahren, und 7,3% gehen sogar von mehr als 10 Jahren aus. „Auch wenn niemand die Zinsentwicklung vorhersagen kann, hat der Mittelstand sich eine eindeutige Meinung gebildet – die Zeit des billigen Geldes wird mittelfristig andauern“ so der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Volker Wittberg.

Die komplette Studie kann bei Professor Dr. Volker Wittberg angefordert werden. Kontakt: wittberg@fh-mittelstand.de; Tel. 0521-96655-240

www.fh-mittelstand.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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