Baden-Baden (dapd). BMW-Vorstandsmitglied Herbert Diess rechnet angesichts der CO2-Zielwerte der EU-Kommission mit einer deutlichen Verteuerung von Premium-Modellen. „Wir müssen nach dem heutigen Stand der Technik davon ausgehen, dass sich unsere Fahrzeuge in den Herstellungskosten um 30 bis 40 Prozent verteuern“, sagte Diess am Freitag beim Wirtschaftsforum in Baden-Baden. Die EU will den durchschnittlichen CO2-Ausstoß von Neuwagen eines Herstellers bis 2020 unter 100 Gramm je Kilometer drücken. „Wir haben heute keine Pläne, wie wir dieses Ziel kosteneffizient erreichen können“, sagte der für Entwicklung zuständige BMW-Top-Manager. Ohne Elektroautos gehe es gar nicht. Der Hersteller will im kommenden Jahr das reine Elektromodell i3 auf den Markt bringen. Allerdings müsse hierzulande mehr Unterstützung aus der Politik kommen, sei es durch Subventionen oder andere Hilfen, forderte Diess: „Wir brauchen Rahmenbedingungen, denen man entnimmt, dass die Politik die Elektromobilität will.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Neue Umfrage stärkt Selbstbewusstsein der CSU vor Parteitag
München (dapd). Kurz vor dem Start des CSU-Parteitags in München hat eine weitere Umfrage die Hoffnungen der Christsozialen auf eine absolute Mehrheit in Bayern bestärkt. Damit steigt auch das Selbstbewusstsein der CSU. Parteichef Horst Seehofer mahnte am Freitag von der Bundesregierung mehr Entscheidungsfreudigkeit an. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt forderte vom FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler mehr Führungsstärke im Streit über das Betreuungsgeld. Der GMS-Umfrage im Auftrag von „SAT.1 Bayern“ zufolge liegt die CSU derzeit in Bayern bei 48 Prozent. Dagegen kommt ein mögliches Bündnis aus SPD, Grünen und Freien Wählern zusammen nur auf 38 Prozent. Fast identische Zahlen hatte vor rund einer Woche eine Emnid-Umfrage ergeben. Allerdings liegt die SPD nun nur noch bei 20 statt bei 21 Prozent. Neu ist auch, dass die FDP verstärkt von einem Wiedereinzug in den Landtag im Herbst 2013 träumen kann: Sie kommt nun auf fünf statt auf vier Prozent. Dagegen scheitert die Piratenpartei an der Fünf-Prozent-Hürde. Seehofer kritisierte im Bayerischen Rundfunk, die Berliner Koalition schiebe einige Themen schon zu lange vor sich her. Dazu zähle neben dem Betreuungsgeld auch die Energiewende. Notwendig sei eine wirksame Antwort gegen weitere Strompreiserhöhungen. Dobrindt fordert „klare Führungsstrukturen“ bei der FDP Dorindt mahnte mit Blick auf die FDP-Blockade beim Betreuungsgeld: „Es wird Zeit, dass Herr Rösler seine Autorität in diesem Prozess endlich zu erkennen gibt.“ Offensichtlich habe die FDP „mit internen Koordinierungsschwierigkeiten“ zu kämpfen. Dobrindt fügte in der „Rheinischen Post“ hinzu: „Ich hoffe, dass sich das rasch ändert und klare Führungsstrukturen einziehen. Wir wissen manchmal nicht, wer bei den Verhandlungen für die FDP spricht.“ Die Berliner CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt lehnte einen „Kuhhandel“ mit den Liberalen, die unter anderem eine Abschaffung der Praxisgebühr fordern, ab. „Das ist nicht mein Verständnis von Politik“, sagte sie der „Saarbrücker Zeitung“. In der Europapolitik werde die CSU weiter dafür sorgen, „dass wir nicht den Weg von Rot-Grün in die Schulden-, sondern in die Stabilitätsunion gehen“. Hasselfeldt fügte hinzu, vom CSU-Parteitag werde Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) „eine starke Rückendeckung für ihre Positionen erhalten, auch bei der Bewältigung der Probleme in Griechenland“. Klar sei, dass Griechenland die vereinbarten Konditionen strikt einhalten müsse: „Unsere Solidarität ist kein Freibrief.“ Seehofer wirbt für Rentenkonzept der CSU Am Samstag soll der Kampf gegen die Altersarmut ein Schwerpunkt des CSU-Parteitags sein. Seehofer warb in dem BR-Interview für seine Forderung, bei der Berechnung der Rente die „Familienarbeit“ besser zu berücksichtigen. Er betonte: „Die Rentenversicherung lebt von beidem: den Beitragszahlern, die in normalen Arbeitsverhältnissen sind, aber auch von denen, die Kinder großziehen, weil die Kinder ja die Beitragszahler der Zukunft sind.“ Ein Vollzeitbeschäftigter müsse einen Lohn erhalten, von dem er seine Existenz finanzieren könne. Seehofer fügte hinzu, je höher die Löhne seien, „desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Altersarmut vermeiden“. Wo es keine Tarifbindung gebe, sollten Gewerkschaften und Arbeitgeber für Regionen und Branchen Mindestlöhne festlegen. dapd (Politik/Politik)
Altmaier: Vorgänger haben Energiewende schlecht vorbereitet
Berlin (dapd). Bundesumweltminister Peter Altmaier hat seinem Vorgänger Norbert Röttgen (beide CDU) vorgehalten, die Energiewende schlecht vorbereitet zu haben. Im Umweltministerium habe er keine Konzepte gefunden für die nächsten zehn Jahre – „weder von meinen Vorgängern Norbert Röttgen, Jürgen Trittin, Sigmar Gabriel, noch von sonst irgendjemanden“, sagt Altmaier am Donnerstagabend in der ARD-Sendung „Beckmann“. „Politiker aller Parteien dachten lange, dass es reicht, regenerative Energien zu fördern und alles andere wird sich von selbst ergeben“, sagte Altmaier. Den Ärger der Verbraucher wegen der steigenden Stromkosten findet der CDU-Politiker verständlich. „Ich bin auch sehr sauer, sauer auf uns alle“, sagte der Minister. dapd (Politik/Politik)
ver.di: Arbeitsmarktpolitik muss im Fokus des Wahlkampfs stehen
Berlin (dapd). Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di will die Arbeitsmarktpolitik ins Zentrum des anstehenden Bundestagwahlkampfs rücken. „Wir werden das zum Thema öffentlicher Auseinandersetzungen machen und in die Betriebe reintragen“, sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske am Donnerstagabend in Berlin. Dabei gehe es unter anderem um die Forderung der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro und die Regulierung der Leiharbeit. Zudem müsse der Missbrauch von Werkverträgen sanktioniert werden. Bsirske sagte, er gehe fest von der Einführung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns nach der Bundestagswahl 2013 aus. Ein weiteres wichtiges Thema im Wahlkampf müsse die Bekämpfung drohender Altersarmut werden. Das geringe Rentenniveau werde deutlich, wenn man sich ansehe, wie lange ein durchschnittlicher Beitragszahler einzahlen müsse, um am Ende eine zum Leben ausreichende Rente zu erhalten. 2009 seien es bei einem Durchschnittsentgelt von 30.000 Euro 27 Beitragsjahre gewesen, 2030 würden es 43,5 Jahre sein. Ziel bleibe eine den Lebensstandard sichernde Alterssicherung, sagte der ver.di-Chef. Diese müsse in erster Linie durch die Stärkung der umlagefinanzierten gesetzlichen Rentenversicherung erreicht werden. Darüber hinaus müsse die Regelaltersgrenze auf 65 Jahre herabgesetzt werden und das Rentenniveau in Ost und West angeglichen werden. „Umverteilen!“ Bsirske forderte darüber hinaus eine Vermögensabgabe und eine gerechtere Vermögensbesteuerung. Ein Prozent der Bevölkerung verfüge über 36 Prozent des gesamten Nettovermögens. Bsirske sprach sich für eine einmalige Abgabe auf die privaten Nettovermögen oberhalb eines Freibetrages von einer Million Euro je Erwachsenen und 200.000 Euro pro Kind aus. Das würde rund 300 Milliarden Euro einbringen, zu zahlen im Verlauf von zehn Jahren. Bsirske sagte, eine Wahlempfehlung werde die Gewerkschaft aber nicht aussprechen. Man orientiere sich an Themen. Mitgliederverlust setzt sich fort Auch in der Finanzkrise verliert ver.di weiter Mitglieder. Bis zum Jahresende werde man voraussichtlich einen Mitgliederverlust von 0,7 bis 0,8 Prozent haben, sagte Bsirske. Das wären rund 15.000 Menschen weniger. 2011 hatte die Gewerkschaft knapp 2,1 Millionen Mitglieder gezählt. Ihre Zahl sinkt seit Gründung der Gewerkschaft 2001 kontinuierlich, als 2,81 Millionen Menschen in ver.di vereint waren. Bsirske sagte, Ende des Jahres werde man rund 422 Millionen Euro Einnahmen haben, was einem Plus von sieben Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr entspreche. Trotz der höheren Einnahmen rechne er aber damit, eine sogenannte Vermögensentnahme tätigen zu müssen. Über die Höhe wollte sich Bsirske nicht äußern. Er betonte, über die Handlungsfähigkeit der Gewerkschaft müsse man sich aber keine Sorgen machen. (Informationen über ver.di: http://www.verdi.de/) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Seehofer will Familienarbeit bei Rente besser berücksichtigen
München (dapd-bay). Zur Verhinderung von Altersarmut will der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer bei der Berechnung der Rente „die Familienarbeit besser berücksichtigen“. Im „Bayerischen Rundfunk“ sagte der CSU-Vorsitzende am Freitag: „Die Rentenversicherung lebt von beidem: den Beitragszahlern, die in normalen Arbeitsverhältnissen sind, aber auch von denen, die Kinder großziehen, weil die Kinder ja die Beitragszahler der Zukunft sind.“ Ein Vollzeitbeschäftigter müsse einen Lohn erhalten, von dem er seine Existenz finanzieren könne. Je höher die Löhne seien, „desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Altersarmut vermeiden“. Wo es keine Tarifbindung gebe, sollten Gewerkschaften und Arbeitgeber für Regionen und Branchen Mindestlöhne festlegen. Von der Berliner Koalition verlangte Seehofer mehr Entscheidungsfreudigkeit. CDU, CSU und FDP würden „einige Themen schon zu lange“ vor sich herschieben, sagte Seehofer. Dazu zähle neben dem Betreuungsgeld auch die Energiewende „mit einer wirksamen Antwort gegen weitere Strompreiserhöhungen“ oder die Sicherung von Arbeitsplätzen. dapd (Politik/Politik)
Bankenaufsicht kommt zum 1. Januar – vielleicht aber auch nicht
Brüssel (dapd). Der deutsch-französische Streit um den Aufbau einer europäischen Bankenaufsicht scheint fürs erste entschärft – doch der beim EU-Gipfel vereinbarte Formelkompromiss legt schon den Grundstein für den nächsten Konflikt: Bis zum Jahresende sollen sich die Mitgliedstaaten „auf den Rechtsrahmen“ für die neue Kontrollinstanz „einigen“, hieß es in einer am Freitagmorgen verbreiteten Abschlusserklärung. Ob die Aufsicht schon zum 1. Januar beginnt und damit auch direkte Bankenhilfen aus dem Euro-Rettungsfonds ESM möglich macht, darüber dürften Paris und Berlin schon bald wieder aneinandergeraten. Denn die Deutung der in stundenlangen Verhandlungen ausgetüftelten Gipfelbeschlüsse ging am frühen Freitagmorgen auffallend auseinander. Nach Darstellung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird die Bankenaufsicht ihre praktische Arbeit nicht zum 1. Januar 2013 aufnehmen, sondern erst im Verlauf des Jahres aufgebaut. Bis Ende 2012 werde nun zunächst einmal der rechtliche Rahmen für die neue Kontrollinstanz von den EU-Finanzministern geschaffen. „Vorher kann ja nicht eine einzige Person eingestellt werden“, sagte Merkel. Der Gipfel habe „noch einmal festgehalten, dass die praktische Fertigstellung der Bankenaufsicht erfolgt sein muss, bevor eine direkte Rekapitalisierung von Banken ins Auge gefasst werden kann“, stellte die Kanzlerin klar. „Unser Ziel ist eine Bankenaufsicht, die ihren Namen auch verdient, denn wir wollen ja etwas besser machen, als das was wir heute schon haben.“ Außerdem gelte: „Wir sollten die Märkte nicht enttäuschen, indem wir immer wieder zu kurzfristige Ansagen machen.“ Die Banken sollten auch in unterschiedlicher Weise überwacht werden, „einige wahrscheinlich direkt von der EZB-Ebene, andere indirekt über die nationalen Aufsichtsbehörden“. Diplomat: Wird „unterschiedliche Interpretationen“ geben Der französische Staatspräsident François Hollande dagegen rechnet durchaus mit einem Startschuss zum Jahreswechsel, sobald eben der Legislativrahmen dafür mit dem Europäischen Parlament abgestimmt und von den Staats- und Regierungschefs im Dezember angenommen worden sei. Ab Januar werde die federführende Europäische Zentralbank (EZB) mit dem Aufbau der Aufsicht beginnen, kündigte Hollande an. Von da an brauche es noch „einige Wochen oder Monate“, bis die effektive Arbeit beginne – und falls notwendig, Banken direkt aus dem Euro-Rettungsfonds ESM rekapitalisiert würden. Letzteres ist Hollande ein Anliegen, damit der ESM pleitebedrohten Staaten wie Spanien und Irland die teure Bankenrettung abnehmen kann. Der Franzose dürfte nun darauf beharren, dass die notwendigen Vorarbeiten bis dahin ja schon abgeschlossen sein müssten. Merkel hingegen könnte Diplomatenkreisen zufolge versuchen, die Arbeitsfähigkeit der Aufsicht infrage zu stellen und so die innenpolitisch heikle Auszahlung der ersten Bankenhilfen bis nach der Bundestagswahl im Herbst zu verzögern. „Ich bin sicher, dass es unterschiedliche Interpretationen geben wird“, sagte ein hoher EU-Diplomat mit Blick auf die umstrittene Zeitfrage. Schon der vorige Juni-Gipfel hatte den Beschluss gefasst, den Aufbau der Aufsicht bis Ende des Jahres zu „prüfen“. Daraus ist nun das Ziel geworden, den Rechtsrahmen festzuzurren. Das bedeutet die Klärung komplizierter Fragen: Wie kann die Europäische Zentralbank die neue Rolle übernehmen, ohne dass ihre Unabhängigkeit in der Geldpolitik gefährdet wird? Wie werden Länder eingebunden, die nicht in der Eurozone sind? Und wie wird mit Banken umgegangen, die Geschäfte innerhalb und außerhalb der Währungsunion machen? Euro-Budget und Reformverträge werden nur „geprüft“ Hollande hatte sich im Vorfeld des Gipfels zum Vorkämpfer der Krisenstaaten gemacht – und drohte Merkel unverhohlen: Wenn sie sich nicht auf ein Datum einlasse, werde er die Diskussionen über eine Vertiefung der Währungsunion blockieren. „Bevor wir über neue Etappen reden, schließen wir die Bankenunion ab.“ Tatsächlich wurden etliche weitere deutsche Anliegen in der Abschlusserklärung nur mit wenigen, eher vagen Worten gewürdigt: Ein eigenes Euro-Budget soll nun lediglich „geprüft“ werden, gleiches gilt für die individuellen Reformverträge zwischen Brüssel und den Mitgliedstaaten, mit denen Merkel die Hauptstädte disziplinieren will. Auch den deutschen Ruf nach einer schärferen Kontrolle nationaler Haushalte durch einen mächtigen EU-Oberaufseher schmetterte Hollande ab. Die Eurozone habe bereits genügend Prozeduren, „ein ganzes Arsenal“ sogar, sagte er. Es sei nicht notwendig, dieses noch zu erweitern – Vertragsänderungen stünden deshalb vorerst nicht an. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte sich für einen aufgewerteten EU-Währungskommissar stark gemacht, der den nationalen Regierungen bei ihrer Haushaltsplanung auf die Finger schauen und unsolide Budgetentwürfe zurückweisen können sollte – ohne Einspruchsrecht von dritter Seite. Dafür wollte Schäuble eine Änderung der europäischen Verträge initiieren. © 2012 AP. All rights reserved (Politik/Politik)
Erwerbsminderungsrentner stark von Armut bedroht
München (dapd). Die gut 1,6 Millionen Rentner mit einer Erwerbsminderung und ihre Familienmitglieder sind überdurchschnittlich stark von Armut bedroht. Das zeigt eine neue Studie der Deutschen Rentenversicherung, die der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagausgabe) vorliegt. Danach sind 37 Prozent der Personen, die in Haushalten von Erwerbsminderungsrentnern leben, von Armut gefährdet. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nur 15,8 Prozent der Einwohner von Armut bedroht. Für die Statistiker ist dies der Fall, wenn jemand weniger als 952 Euro im Monat zum Leben hatte. In der Untersuchung heißt es: Ein beachtlicher Teil der Erwerbsminderungsrentner und ihrer Haushaltsmitglieder befinde sich in einer „prekären Einkommenslage“. Mit einer durchschnittlichen Höhe von 660 Euro monatlich biete diese Rente allein „in der Regel keine ausreichende Absicherung des Haushalts“. Auf eine zusätzliche Vorsorge, wie eine private oder betriebliche Rente, könnten aber „jeweils nur circa ein Zehntel der Betroffenen zurückgreifen“. Überdurchschnittlich stark von einer materiellen Notlage betroffen seien alleinlebende Männer, Haushalte mit Kindern, Zuwanderer und Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss. Laut der Studie muss mittlerweile ein Viertel der Haushalte von Erwerbsminderungsrentnern staatliche Leistungen wie Wohngeld, Hartz IV, Grundsicherung oder Sozialhilfe beziehen. Leistungen nach Rentenreform 2001 gesunken Die Forscher führten dies dem Zeitungsbericht zufolge vor allem auf die nach der Rentenreform von 2001 gesunkenen Leistungen zurück. So hätten Neurentner mit einer Erwerbsminderung im Jahr 2000 durchschnittlich 706 Euro bekommen. 2010 seien es nur noch 600 Euro gewesen. Der Präsident der Deutschen Rentenversicherung, Herbert Rische, sagte der Zeitung: Bei der Studie handele es sich um „erste Projektergebnisse“. Er bewertete es positiv, dass die Bundesregierung in ihrem Rentenpaket eine Verbesserung der sozialen Absicherung von Erwerbsminderungsrentnern vorsieht. Es sei daher wichtig, noch in dieser Legislaturperiode eine entsprechende Regelung zu verabschieden. Sie soll Erwerbsminderungsrentnern im Schnitt in knapp 20 Jahren etwa 45 Euro mehr Rente bringen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hält dies für nicht ausreichend. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte: „Kranke Frührentner sind in Not, weil ihre Gesundheit ruiniert worden ist, sie sich keine ausreichende Alterssicherung aufbauen konnten und auch noch mit Rentenabschlägen bestraft werden.“ Durch das sinkende Rentenniveau werde sich ihre Situation noch verschärfen. dapd (Politik/Politik)
CDU-Ministerpräsidenten streiten mit Schröder über Kinderkrippen
Berlin (dapd). Der geplante Kita-Ausbau sorgt weiter für Streit zwischen Bund und Ländern. Gleich zwei CDU-Ministerpräsidenten stellten sich am Donnerstag gegen Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU). Anlass sind die von ihr geplanten Regelungen zur Förderung des Krippen-Ausbaus. Der Bund will dazu 580 Millionen Euro bereitstellen. Unterdessen versucht die Union, den Konflikt mit der FDP um das Betreuungsgeld zu beenden. Schröder hatte am Donnerstag die Blockade der Länder im Bundesrat scharf kritisiert: Diese hatten die Annahme der vom Bund für den Kita-Ausbau zugesagten Gelder vorerst abgelehnt, weil sie die Bedingungen für nicht akzeptabel halten. Unter anderem ist eine Berichtspflicht über die tatsächliche Verwendung des Geldes vorgesehen. Angesichts der ursprünglichen Planung, bis 1. August 2013 einen Rechtsanspruch auf Kitaplätze umzusetzen, werfen sich beide Seiten nun eine Verzögerung der Maßnahmen vor. Der Ministerpräsident von Sachsen, Stanislaw Tillich (CDU), sagte dem Berliner „Tagesspiegel“, für den Ausbau sei vor allem Planungssicherheit erforderlich. „Diese ist nicht gewährleistet, wenn der Bund kurz vor dem Ziel die bisherigen Spielregeln ändert. Die Befürchtung, die Mittel werden zur Haushaltssanierung zweckentfremdet, entbehrt jeder Grundlage.“ Erbost reagierte auch der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU): In der Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zur Entlastung der Kommunen beim Fiskalpakt sei „unabhängig von Auflagen, Bedingungen oder gar Ausbaustufen“ festgelegt worden, dass der Bund Finanzmittel für den Kita-Ausbau zur Verfügung stelle, sagte Haseloff. „Frau Schröder sollte nachdenklich machen, dass dies von allen Bundesländern übereinstimmend so gesehen wird“, fügte er hinzu. Auch die Familienministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), attackierte Schröder. Die Bundesministerin verdrehe die Tatsachen, sagte die SPD-Vizechefin der „Passauer Neuen Presse“. „Frau Schröder blockiert seit mehr als drei Monaten die Weitergabe dieser Mittel, indem sie immer neue Forderungen mit reinen Verfahrensfragen zu rechnerischen Nachweisen und Berichtspflichten an die Länder stellt“, sagte Schwesig. Schröder habe den geplanten Rechtsanspruch von Eltern auf einen Kita-Platz für ihre Kinder „längst aufgegeben“, sagte Schwesig. „Sie wollte kein zusätzliches Geld zur Verfügung stellen und versucht nun, diese Mittel zu blockieren.“ Den Ländern den schwarzen Peter zuschieben zu wollen, sei eine „billige Nummer“. Sorge bereitet der Streit um die Auszahlung der Gelder nun vor allem den Kommunen. Denn sie müssen letztlich die vorgesehenen Betreuungsplätze schaffen. „Die Zeit drängt, die Mittel des Bundes müssen zügig fließen“, forderte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy. Der Städtetag habe „kein Verständnis dafür, wenn jetzt wertvolle Zeit durch Auseinandersetzungen verloren geht“. Auch im Streit um das Betreuungsgeld ist weiter keine Lösung in Sicht. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) versucht, die Liberalen nun unter Hinweis auf den Koalitionsvertrag auf Linie zu bringen. „Die FDP hat erklärt, dass sie vertragstreu ist, und das Betreuungsgeld ist im Koalitionsvertrag festgelegt“, sagte Kauder der Zeitungsgruppe „Straubinger Tagblatt“/“Landshuter Zeitung“ (Freitagausgabe). CSU-Chef Horst Seehofer hatte zuvor „für November“ eine Sitzung des Koalitionsausschusses angekündigt. Er sei dann zu einer „Paketlösung“ bereit, mit der CDU, CSU und FDP ihre Konflikte etwa über das Betreuungsgeld und die Praxisgebühr lösen könnten. Der Entwurf der CDU/CSU-Fraktion zum Betreuungsgeld stieß bei der FDP bisher auf Ablehnung. dapd (Politik/Politik)
Drogeriekette dm profitiert von Schlecker-Pleite und wächst
Karlsruhe/Frankfurt (dapd). Die Schlecker-Pleite hat der Drogeriekette dm im abgelaufenen Geschäftsjahr einen zusätzlichen Wachstumsschub versetzt. Allerdings wies Unternehmenschef Erich Harsch am Donnerstag in Karlsruhe darauf hin, dass die Fehler der Konkurrenz den ohnehin starken Wachstumskurs nur noch verstärkt hätten. Der Umsatz in Deutschland stieg demnach um 14 Prozent auf den Rekord von 5,1 Milliarden Euro. Zum Gewinn nennt das Unternehmen keine Zahlen. Dieser liege aber bei etwa einem Prozent des Umsatzes, hieß es. Zum Ablauf des Geschäftsjahres Ende September beschäftigte dm nach eigenen Angaben 29.109 Mitarbeiter in 1.345 deutschen Filialen. Damit stellte die Drogeriekette binnen eines Jahres im Inland rund 3.500 zusätzliche Mitarbeiter ein und machte 89 neue Filialen auf. Etwa 800 Mitarbeiter seien von Schlecker übernommen worden, sagte Roman Melcher, Mitglied der dm-Geschäftsführung, bei der gleichzeitigen Präsentation des Jahresergebnisses in Frankfurt am Main. Europaweit steigerte der Konzern die Erträge um 11,3 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Der Anstieg fiel etwas schwächer aus, weil dm im Ausland nur um 4,3 Prozent wuchs, der dortige Umsatz betrug 1,8 Milliarden Euro. Harsch erklärte, dm nähere sich beim Marktanteil für Drogeriewaren in Deutschland der 20-Prozent-Marke. Das Unternehmen habe seine führende Position also ausbauen können. Auch bei der Entwicklung von Fotos sei dm zum Marktführer aufgestiegen. Der Einfluss der aufsehenerregenden Schlecker-Pleite auf die eigene Entwicklung solle nicht überschätzt werden, erklärte die dm-Geschäftsführung. „Das dynamische Wachstum kommt garantiert nicht von Schlecker“, sagte Melcher. Schlecker habe etwa zwei Milliarden Euro Umsatz mit Drogeriewaren gemacht. Harsch sagte: „Sowohl Schlecker als auch IhrPlatz waren schon in den vergangenen Jahren beim Verkauf von Drogeriewaren keine Big Player mehr.“ Der Marktanteil dieser Konkurrenten habe im vergangenen Jahr unter fünf Prozent gelegen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Bombardier schließt Bahn-Fahrzeugwerk in Aachen
Aachen/Berlin (dapd). Der Zughersteller Bombardier will sein traditionsreiches Werk in Aachen Mitte 2013 schließen. Davon seien 400 fest angestellte Beschäftigte und 200 Leiharbeiter betroffen, erklärte Firmensprecher Immo von Fallois am Donnerstag in Berlin. Er bestätigte damit eine Meldung des Westdeutschen Rundfunks. Die Gespräche zur Zukunft mit Arbeitnehmervertretern und auf politischer Ebene hätten bereits begonnen, sagte der Sprecher. Er nannte als eine Möglichkeit, Festangestellten Angebote an anderen Bombardier-Standorten zu machen. Eine Zahl dazu zu nennen, wäre allerdings nicht seriös. „Wir bedauern zutiefst, dass wir zu dieser Entscheidung gezwungen sind“, sagte Fallois. Das Werk, der älteste noch bestehende deutsche Hersteller von Schienenfahrzeugen, wurde 1838 gegründet. Es baut zurzeit S-Bahn-Triebzüge. Grund für die jetzt bevorstehende Schließung sei jahrelange Unterauslastung. Voraussichtlich bis Mitte 2013 sollen noch laufende Aufträge für die Rhein-Main-Bahn und die Stuttgarter S-Bahn abgewickelt werden. Das Stammwerk Hennigsdorf mit seinen 2.000 Mitarbeitern bleibe von der Maßnahme zunächst unberührt, sagte Fallois. Insgesamt arbeiten bei Bombardier in Deutschland rund 9.000 Menschen. Der Sprecher führte die gedämpfte Auftragslage bei Schienenfahrzeugen als weiteren Grund an. Bombardier-Chef Michael Clausecker hatte noch am Dienstag in seiner Eigenschaft als Präsident des Verbandes der Bahnindustrie von steigenden Umsatzerwartungen für die nächsten zwei Jahre, allerdings auch von einer „unsicheren“ Nachfrageentwicklung gesprochen. Die deutsche Bahnindustrie, die sich weltweit an der Spitze der Branche sieht, bekommt in jüngster Zeit vermehrt ausländische Konkurrenz auch bei Inlandsaufträgen. Umgekehrt war gerade das Aachener Werk auch Lieferant der niederländischen Bahnen. Die Aufträge von dort sind aber stark rückläufig. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)