Bankenaufsicht kommt zum 1. Januar – vielleicht aber auch nicht

Bankenaufsicht kommt zum 1. Januar - vielleicht aber auch nicht Brüssel (dapd). Der deutsch-französische Streit um den Aufbau einer europäischen Bankenaufsicht scheint fürs erste entschärft – doch der beim EU-Gipfel vereinbarte Formelkompromiss legt schon den Grundstein für den nächsten Konflikt: Bis zum Jahresende sollen sich die Mitgliedstaaten „auf den Rechtsrahmen“ für die neue Kontrollinstanz „einigen“, hieß es in einer am Freitagmorgen verbreiteten Abschlusserklärung. Ob die Aufsicht schon zum 1. Januar beginnt und damit auch direkte Bankenhilfen aus dem Euro-Rettungsfonds ESM möglich macht, darüber dürften Paris und Berlin schon bald wieder aneinandergeraten. Denn die Deutung der in stundenlangen Verhandlungen ausgetüftelten Gipfelbeschlüsse ging am frühen Freitagmorgen auffallend auseinander. Nach Darstellung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird die Bankenaufsicht ihre praktische Arbeit nicht zum 1. Januar 2013 aufnehmen, sondern erst im Verlauf des Jahres aufgebaut. Bis Ende 2012 werde nun zunächst einmal der rechtliche Rahmen für die neue Kontrollinstanz von den EU-Finanzministern geschaffen. „Vorher kann ja nicht eine einzige Person eingestellt werden“, sagte Merkel. Der Gipfel habe „noch einmal festgehalten, dass die praktische Fertigstellung der Bankenaufsicht erfolgt sein muss, bevor eine direkte Rekapitalisierung von Banken ins Auge gefasst werden kann“, stellte die Kanzlerin klar. „Unser Ziel ist eine Bankenaufsicht, die ihren Namen auch verdient, denn wir wollen ja etwas besser machen, als das was wir heute schon haben.“ Außerdem gelte: „Wir sollten die Märkte nicht enttäuschen, indem wir immer wieder zu kurzfristige Ansagen machen.“ Die Banken sollten auch in unterschiedlicher Weise überwacht werden, „einige wahrscheinlich direkt von der EZB-Ebene, andere indirekt über die nationalen Aufsichtsbehörden“. Diplomat: Wird „unterschiedliche Interpretationen“ geben Der französische Staatspräsident François Hollande dagegen rechnet durchaus mit einem Startschuss zum Jahreswechsel, sobald eben der Legislativrahmen dafür mit dem Europäischen Parlament abgestimmt und von den Staats- und Regierungschefs im Dezember angenommen worden sei. Ab Januar werde die federführende Europäische Zentralbank (EZB) mit dem Aufbau der Aufsicht beginnen, kündigte Hollande an. Von da an brauche es noch „einige Wochen oder Monate“, bis die effektive Arbeit beginne – und falls notwendig, Banken direkt aus dem Euro-Rettungsfonds ESM rekapitalisiert würden. Letzteres ist Hollande ein Anliegen, damit der ESM pleitebedrohten Staaten wie Spanien und Irland die teure Bankenrettung abnehmen kann. Der Franzose dürfte nun darauf beharren, dass die notwendigen Vorarbeiten bis dahin ja schon abgeschlossen sein müssten. Merkel hingegen könnte Diplomatenkreisen zufolge versuchen, die Arbeitsfähigkeit der Aufsicht infrage zu stellen und so die innenpolitisch heikle Auszahlung der ersten Bankenhilfen bis nach der Bundestagswahl im Herbst zu verzögern. „Ich bin sicher, dass es unterschiedliche Interpretationen geben wird“, sagte ein hoher EU-Diplomat mit Blick auf die umstrittene Zeitfrage. Schon der vorige Juni-Gipfel hatte den Beschluss gefasst, den Aufbau der Aufsicht bis Ende des Jahres zu „prüfen“. Daraus ist nun das Ziel geworden, den Rechtsrahmen festzuzurren. Das bedeutet die Klärung komplizierter Fragen: Wie kann die Europäische Zentralbank die neue Rolle übernehmen, ohne dass ihre Unabhängigkeit in der Geldpolitik gefährdet wird? Wie werden Länder eingebunden, die nicht in der Eurozone sind? Und wie wird mit Banken umgegangen, die Geschäfte innerhalb und außerhalb der Währungsunion machen? Euro-Budget und Reformverträge werden nur „geprüft“ Hollande hatte sich im Vorfeld des Gipfels zum Vorkämpfer der Krisenstaaten gemacht – und drohte Merkel unverhohlen: Wenn sie sich nicht auf ein Datum einlasse, werde er die Diskussionen über eine Vertiefung der Währungsunion blockieren. „Bevor wir über neue Etappen reden, schließen wir die Bankenunion ab.“ Tatsächlich wurden etliche weitere deutsche Anliegen in der Abschlusserklärung nur mit wenigen, eher vagen Worten gewürdigt: Ein eigenes Euro-Budget soll nun lediglich „geprüft“ werden, gleiches gilt für die individuellen Reformverträge zwischen Brüssel und den Mitgliedstaaten, mit denen Merkel die Hauptstädte disziplinieren will. Auch den deutschen Ruf nach einer schärferen Kontrolle nationaler Haushalte durch einen mächtigen EU-Oberaufseher schmetterte Hollande ab. Die Eurozone habe bereits genügend Prozeduren, „ein ganzes Arsenal“ sogar, sagte er. Es sei nicht notwendig, dieses noch zu erweitern – Vertragsänderungen stünden deshalb vorerst nicht an. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte sich für einen aufgewerteten EU-Währungskommissar stark gemacht, der den nationalen Regierungen bei ihrer Haushaltsplanung auf die Finger schauen und unsolide Budgetentwürfe zurückweisen können sollte – ohne Einspruchsrecht von dritter Seite. Dafür wollte Schäuble eine Änderung der europäischen Verträge initiieren. © 2012 AP. All rights reserved (Politik/Politik)

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Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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