Wiesbaden/Stuttgart (dapd). Der Rückgang der Zahl der Firmenpleiten in Deutschland in diesem Jahr ist nach Einschätzung von Insolvenzexperten noch kein Grund zur Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung. Im Gegenteil: Die derzeitige Konjunkturlage dürfte erst der Anfang vom Ende vieler Firmen sein. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young unter 126 Restrukturierungsberatern, Bankmanagern, Insolvenzverwaltern und Investoren. Demnach ist davon auszugehen, dass in den kommenden zwölf Monaten „das wirtschaftliche Umfeld, in dem sich die Unternehmen behaupten müssen, schwieriger werden“ dürfte. Das Statistische Bundesamt teilte am Freitag mit, dass im August 2.390 Unternehmen und damit 7,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat bei den Amtsgerichten Insolvenz angemeldet haben. Auch im Jahresverlauf gab es demnach weniger Firmenpleiten. In den ersten acht Monaten sei die Zahl der Insolvenzen hierzulande um 2,9 Prozent auf 19.746 gesunken. Krise kommt erst langsam in den Auftragsbüchern an Dennoch wollen Fachleute diesen Abwärtstrend nicht als Zeichen für eine Entwarnung werten. Mit 77 Prozent erwartet demnach eine überwältigende Mehrheit der von Ernst & Young Befragten, dass die Zahl der Sanierungsfälle in den kommenden zwölf Monaten leicht zunehmen wird. Zehn Prozent rechnen sogar mit einer starken Zunahme. Damit sind sie wesentlich pessimistischer als noch im Vorjahr: Im April 2011 hatten nur 28 Prozent einen Anstieg der Zahl von Sanierungsfällen erwartet. „Bislang waren die Folgen der Eurokrise und die Abkühlung der Konjunktur in Asien in Deutschland noch kaum spürbar, deshalb schien die Krise vielen Unternehmen weit weg“, erklärte Ernst & Young- Restrukturierungsexperte Bernd Richter. Zwar gehe es vielen deutschen Unternehmen noch immer besser als ihren europäischen Wettbewerbern. Doch es sei „klar“, dass „sich die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen früher oder später auch in den Auftragsbüchern der hiesigen Unternehmen bemerkbar machen werden“. Auf den zweiten Blick untermauert auch die Statistik diese Einschätzung. Demnach stieg trotz der rückläufigen Gesamtzahl von Firmenpleiten das Volumen an offenen Gläubigerforderungen im August binnen Jahresfrist von 2,4 Milliarden auf 4,2 Milliarden Euro. Als Grund dafür nannten die Statistiker, dass im August 2012 „mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen“ zahlungsunfähig geworden seien. Automobilzulieferer besonders gefährdet „In besonders wettbewerbsintensiven Branchen wie der Automobilindustrie hatten zum Beispiel die Zulieferer kaum eine Chance, im Aufschwung finanzielle Rücklagen zu bilden. Dafür ist der Preisdruck viel zu hoch“, sagte Richter. Die befragten Insolvenzexperten vermuten in der Automobilbranche deshalb auch besonders viele Pleitekandidaten. 25 Prozent gehen davon aus, dass Automobilzulieferer in den kommenden zwölf Monaten besonders häufig in eine finanzielle Schieflage geraten werden. Auch im Maschinenbau, der als wichtiger Gradmesser für die konjunkturelle Gesamtlage der deutschen Wirtschaft gilt, könnte es finanziell enger werden, wie die Umfrage belegt. Hauptgrund dafür sei der „steigende Margendruck auf vielen Märkten“. Viele Unternehmen hätten aber auch „wichtige Marktveränderungen verschlafen“ und es versäumt, die Betriebsabläufe den geänderten konjunkturellen Rahmenbedingungen anzupassen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Zeitzeugin spricht zum Holocaust-Gedenktag im Bundestag
Berlin (dapd). Die deutsch-israelische Autorin Inge Deutschkron wird im kommenden Jahr die Rede zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ im Bundestag halten. Das gab Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) nach Angaben des Parlaments vom Freitag im Ältestenrat bekannt. Deutschkron und ihre Familie wurden von 1933 an wegen ihrer politischen Arbeit und als Juden verfolgt. Sie überlebte den Holocaust im Berliner Untergrund und engagiert sich seitdem als Schriftstellerin, Aktivistin und Bürgerin für Demokratie, Menschenrechte und für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Holocaust-Gedenktag wird üblicherweise am 27. Januar begangen, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz. Da dieser Tag 2013 auf einen Sonntag fällt, wird die Veranstaltung dem Bundestag zufolge am 30. Januar 2013 stattfinden. dapd (Politik/Politik)
Luftverkehrsbranche protestiert gegen Beibehaltung der Ticketsteuer
Berlin (dapd). Die Luftverkehrsbranche hat scharf gegen die Festschreibung der Ticketsteuer auch im kommenden Jahr protestiert. Nach einem entsprechenden Beschluss im Haushaltsausschuss des Bundestags in der Nacht zum Freitag erklärte Lufthansa-Vorstandschef Christoph Franz, die „einseitige Benachteiligung“ deutscher Unternehmen durch die Steuer und den Emissionshandel sei eine Bürde, „die sie im Wettbewerb nicht mehr kompensieren können“. Das gefährde Arbeitsplätze, warnte Franz. Sein Kollege von Air Berlin, Hartmut Mehdorn, sprach von einer vertanen Chance. Er werde sich weiter für die Abschaffung der Abgabe einsetzen. Christoph Blume, der Chef des Flughafens Düsseldorf, beklagte, die Steuer habe dazu geführt, „dass mehrere Millionen Passagiere gar nicht oder von Flughäfen in unseren Nachbarländern fliegen“. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Peter Siegloch, nannte die Steuer „nicht fair gegenüber einer Branche, die in einem harten internationalen Konkurrenzkampf steht“. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Kernbrennstoffsteuer drückt EnBW-Ergebnis
Karlsruhe (dapd). Beim Stromversorger EnBW schlägt im dritten Quartal 2012 die Kernbrennstoffsteuer voll auf das Ergebnis durch. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) betrug von Januar bis September 1,93 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Freitag in Karlsruhe mitteilte. Das entspricht einem Minus von 2,0 Prozent gegenüber den ersten drei Quartalen des Vorjahres. Nach sechs Monaten hatte das Unternehmen noch ein Ebitda-Plus von 13,9 Prozent im Jahresvergleich gemeldet. Einen großen Anteil am aktuellen Rückgang habe die Kernbrennstoffsteuer, die 2012 in der zweiten Jahreshälfte fällig geworden sei statt in der ersten wie im vergangenen Jahr, sagte ein Sprecher. Den Rückgang der Stromerzeugung nach der Abschaltung zweier Atomkraftwerke glich der Versorger durch ein stärkeres Gasgeschäft aus. Insgesamt stieg der Umsatz nach Firmenangaben von Januar bis September um 4,4 Prozent. Vor allem der Gashandel legte demnach mit einem Plus von 28,8 Prozent auf 1,64 Milliarden Euro deutlich zu. Der Stromumsatz ging dagegen empfindlich zurück, nachdem im vergangenen Jahr zwei Blöcke der Atomkraftwerke in Neckarwestheim und Philippsburg vom Netz genommen wurden. Auch seien die Großhandelspreise auf dem Strommarkt zuletzt rückläufig gewesen. Konzernüberschuss geht zurück „Angesichts der strukturellen Herausforderungen und des vielfach schwierigen Marktumfelds verlief die Geschäftsentwicklung des EnBW-Konzerns in den ersten neun Monaten 2012 im Rahmen unserer Erwartungen“, sagte Finanzvorstand Thomas Kusterer. Unter dem Strich blieb dem Unternehmen ein um Sondereffekte bereinigter Überschuss von knapp 600 Millionen Euro. Das sind 7,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. EnBW hatte im vergangenen Jahr hatte nach dem beschlossenen Atomausstieg und wegen Abschreibungen auf Firmenbeteiligungen einen Konzernfehlbetrag von 867 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Jahr 2010 hatte noch ein Reingewinn von 1,2 Milliarden Euro in den Büchern gestanden. Der Konzern versucht derzeit, das Ruder herumzureißen. Dazu sicherte sich das Unternehmen von seinen Aktionären – darunter die beiden Hauptanteilseigner, das Land Baden-Württemberg und die kommunale Zweckgemeinschaft OEW – 820 Millionen Euro frisches Kapital. Mit einem Effizienzprogramm namens Fokus will die EnBW zudem Ergebnisverbesserungen von insgesamt 750 Millionen Euro im Jahr ab 2015 erreichen. Seit September steht der von E.on geholte Spezialist für erneuerbare Energien, Frank Mastix, an der Spitze des Unternehmens. Operativ läuft es indes recht ordentlich. Deswegen hatte der Energieversorger bereits zum Halbjahr seine Erwartungen für das Gesamtjahr nach oben angepasst. EnBW plant für 2012 mit einem um Sondereffekte bereinigten Beida, das fünf Prozent unter dem Vorjahreswert liegen soll. Zunächst hatte der Konzern ein Minus von 10 bis 15 Prozent erwartet. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
BMW steigert Verkäufe um mehr als 13 Prozent
München (dapd). Der Autobauer BMW hat im vergangenen Monat so viele Fahrzeuge verkauft wie noch nie in einem Oktober. Der Absatz der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce stieg gegenüber dem Vorjahr um 13,2 Prozent auf 157.618 Stück, wie der DAX-Konzern am Freitag in München mitteilte. Vertriebsvorstand Ian Robertson sagte: „Wir sind auf einem guten Weg, im Jahr 2012 einen neuen Absatzrekord zu erzielen – trotz des momentanen Gegenwinds in einigen europäischen Märkten.“ Seit Jahresbeginn verkaufte der Konzern nach eigenen Angaben knapp 1,5 Millionen Autos und damit neun Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In Europa verkaufte BMW im Oktober wegen der Schuldenkrise allerdings mit 71.368 Fahrzeugen 0,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Dafür steigerte der Hersteller seine Verkäufe in anderen wichtigen Märkten deutlich. In Nordamerika seien die Auslieferungen im vergangenen Monat um ein Fünftel auf knapp 40.000 Stück gestiegen, in Asien sogar um gut 36 Prozent auf 41.000. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Wirtschaftsministerium erwartet schwache Konjunktur im Winter
Berlin (dapd). Der deutschen Wirtschaft steht nach dem Wachstum in den ersten drei Quartalen des Jahres ein schwacher Winter bevor. Das geht aus dem Bericht zur wirtschaftlichen Lage im November hervor, den das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag in Berlin veröffentlichte. „Hierzu tragen vornehmlich die Verunsicherung durch die Euroschuldenkrise sowie das rezessive Umfeld in der Eurozone bei“, hieß es. Wegen einer sich bereits im dritten Quartal abschwächende Nachfrage in der Industrie sei im Winterhalbjahr mit Zurückhaltung bei den Investitionen zu rechnen. Zudem dürften außenwirtschaftliche Impulse in den kommenden Monaten ausbleiben. Zunehmende Konsumausgaben in Deutschland und eine langsam anziehende Weltkonjunktur sollten im kommenden Jahr aber für ein höheres Wachstumstempo sorgen, prognostizierte das Ministerium. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Weniger Pleiten im August
Wiesbaden (dapd). Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist im August zurückgegangen. Insgesamt meldeten in dem Monat 2.390 Unternehmen bei den Amtsgerichten Insolvenz an. Das waren 7,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Die Zahl der Insolvenzen von privaten Verbrauchern schrumpfte demnach im August auf Jahressicht um 5,2 Prozent auf 8.594. Die gesamten offenen Forderungen der Gläubiger seien jedoch deutlich auf 4,2 Milliarden Euro gestiegen, nachdem es im August vor einem Jahr nur 2,4 Milliarden Euro gewesen waren. Als Grund nannten die Statistiker, dass im August dieses Jahres mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen zahlungsunfähig geworden seien. In den ersten acht Monaten 2012 sei die Zahl der Firmenpleiten hierzulande auf Jahressicht um 2,9 Prozent auf 19.746 Fälle gesunken, teilten die Statistiker mit. Unter Privatleuten sei die Zahl der Insolvenzen in diesem Zeitraum um 3,2 Prozent auf 67.304 zurückgegangen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Steinbrück kritisiert die schwarz-gelbe Haushaltspolitik
Berlin (dapd). Der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hält die geplanten Einsparungen im Bundeshaushalt 2013 für nicht ausreichend. „Nie sind die Zeiten so günstig gewesen für einen Bundesfinanzminister und eine Bundesregierung, die Nettokreditaufnahme deutlich zurückzuführen“, sagte Steinbrück am Freitag im Deutschlandfunk. Die Steuerquellen sprudelten und es gebe enorme Entlastungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Zielmarke, ohne Neuverschuldung auszukommen, könne „sehr viel früher erreicht werden als 2016“. Der frühere Finanzminister fügte hinzu, er hätte sich „gewünscht, dass die Bundesregierung hier ihren Ankündigungen sehr viel stärker Rechnung trägt“. Steinbrück kritisierte den Subventionsabbau als ungenügend. „Bei den direkten Zahlungen und bei den steuerlichen Erleichterungen“ gebe es nach wie vor „Spielräume, um in der Tat Ausgaben zu senken“. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte sich zuvor auf letzte Änderungen am Bundesetat für 2013 geeinigt. Die Abgeordneten beschlossen am frühen Morgen, dass der Bund im kommenden Jahr 17,1 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen soll – 1,7 Milliarden weniger als im Regierungsentwurf vorgesehen. Verändert wurden demnach auch die geplanten Gesamtausgaben des Bundes, und zwar von 302,2 auf 302,0 Milliarden Euro. dapd (Politik/Politik)
Verbraucherpreise steigen um zwei Prozent
Wiesbaden (dapd). Die Inflationsrate verharrt in Deutschland bei zwei Prozent. Im Oktober hätten die Verbraucherpreise genau 2,0 Prozent höher gelegen als ein Jahr zuvor, teilte das Statistischen Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit und bestätigte eine frühere Schätzung. Die Teuerungsrate fiel damit genauso hoch aus wie im September, nachdem sie im August noch bei 2,1 Prozent gelegen hatte. Erneut trieben die um 5,5 Prozent gestiegenen Energiepreise die Kosten der Lebenshaltung nach oben. Haushaltsenergie verteuerte sich im Oktober auf Jahressicht um 5,6 Prozent, Kraftstoffe um 5,4 Prozent. Ohne Einbeziehung der Energiepreise hätte die Inflationsrate nach Angaben des Bundesamts nur bei 1,6 Prozent gelegen. Die Preise für Nahrungsmittel lagen im Oktober 3,3 Prozent höher als zwölf Monate zuvor. Alle Verbrauchsgüter waren im Schnitt 3,6 Prozent teurer. Unterdurchschnittlich um 1,1 Prozent stiegen die Kaltmieten und die Preise der Dienstleistungen insgesamt. Bildung wurde wegen der Abschaffung der Studiengebühren in Baden-Württemberg im Schnitt um 4,7 Prozent billiger. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Europaparlament macht im Fall Borg Druck
Berlin (dapd). Im Europäischen Parlament wächst der Druck auf EU-Kommissionschef José Manuel Barroso, vom designierten Gesundheitskommissar Tonio Borg abzurücken. „Wenn die Vorwürfe zutreffen, gibt es überhaupt keine Möglichkeit, Borg anzuhören. Barroso muss seinen Kandidaten zurückziehen“, sagte der FDP-Europaabgeordnete Holger Krahmer der „Berliner Zeitung“ (Freitagausgabe). Ähnlich äußerte sich die Grünen-Europaabgeordnete Franziska Brantner. Maltas Außenminister Tonio Borg soll seinem Landsmann John Dalli nachfolgen, der im Oktober nach Betrugsvorwürfen zurücktreten musste. Doch noch vor der Anhörung im Gesundheitsausschuss am kommenden Dienstag gibt es auch gegen Borg schwere Vorwürfe. In einem Schreiben, das der Zeitung vorliegt, behauptet der Berliner Anwalt Lothar de Maizière, Borg habe dem von Interpol wegen Mordes gesuchten früheren kasachischen Politiker Rashkat Aliyev in Malta eine Aufenthaltsgenehmigung verschafft – gegen Zahlung von 150.000 Euro. Borg wies die Vorwürfe in maltesischen Medien zurück. Im Parlament steht Borg auch wegen frauen- und latent schwulenfeindlichen Äußerungen in der Kritik. dapd (Politik/Politik)