Bad Soden (dapd). Elektro-Fahrräder finden in Deutschland immer mehr Anhänger. Der Absatz von E-Bikes werde in diesem Jahr rund 400.000 Stück erreichen, nach 310.000 verkauften Rädern im Jahr 2011, wie der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) am Dienstag in Bad Soden mitteilte. Mittelfristig dürfte der jährliche Anteil der E-Bikes am Gesamtmarkt für Zweiräder auf rund 15 Prozent und damit etwa 600.000 Stück steigen. Auf Deutschlands Straßen sind derzeit laut dem Verband mehr als eine Million Elektro-Fahrräder unterwegs. Insgesamt lieferten die deutschen Zweiradhersteller im ersten Halbjahr knapp 2,93 Millionen Fahrräder und E-Bikes an den Handel aus. Das waren 2,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Als Grund nannte der Verband das unbeständige Frühlingswetter. Der Absatz dürfte um drei bis fünf Prozent gesunken sein, erklärte der ZIV. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Verfassungsschutzämter sollen Informationen austauschen
Berlin (dapd). Die Verfassungsschutzämter von Bund und Ländern müssen sich ihre Informationen zukünftig gegenseitig zur Verfügung stellen. Die Innenministerkonferenz einigte sich am Dienstag in Berlin auf eine Informationspflicht für alle Verfassungsschutzbehörden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) soll dabei die Zentralstelle bilden. Zudem soll ein Register für alle in Deutschland eingesetzten V-Leute geschaffen werden. Weiter ist vorgesehen, die gemeinsamen Abwehrzentren von Verfassungsschutz und Polizei auszubauen. Die vorgeschlagene Aufgabenteilung zwischen Bund und Ländern, bei der der Bund für den gewaltbereiten Extremismus zuständig sein sollte, ist zunächst vom Tisch. Hintergrund sind die Pannen des Verfassungsschutzes bei den Ermittlungen zur rechtsextremistischen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Die Terroristen zogen mehr als 13 Jahre unbehelligt von den Sicherheitsbehörden durch die Bundesrepublik und ermordeten nach bisherigen Erkenntnissen zehn Menschen. dapd (Politik/Politik)
Merkel will Vorschläge aus Zukunftsdialog prüfen
Berlin (dapd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will Anregungen von Bürgern und Experten für einen stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland aufgreifen. Sie habe sich auf das „Experiment Zukunftsdialog“ eingelassen, um neben dem Alltagsgeschäft auch eine Vision für einen längeren Zeitraum zu schaffen, sagte Merkel am Dienstag in Berlin zum Abschluss der Gesprächsreihe. Diese hatte das künftige Zusammenleben und Arbeiten in Deutschland zum Thema. Dazu konnte zum einen über eine Online-Plattform diskutiert werden, zum anderen lud die Kanzlerin Bürger zu drei Diskussionsveranstaltungen. Außerdem beschäftigten sich über 130 Experten mit Fragen der alternden Gesellschaft, der Globalisierung der Wirtschaft und des Lernens in der digitalen Welt. Es wurden Vorschläge erarbeitet, die nun konkret mit den zuständigen Ministern und dem Kanzleramt geprüft beziehungsweise ausgearbeitet werden. So etwa ein nationaler Demenzplan, ein deutschlandweiter Gesundheitsmonitor, ein dauerhafter Bürgerdialog, ein nationaler „Dreck-Weg“-Tag oder ein Wiedervereinigungsdenkmal. dapd (Politik/Politik)
Klöckner fordert politische Haftung Becks für Nürburgring-Desaster
Mainz (dapd). Die Stunde der Opposition: Die CDU im rheinland-pfälzischen Landtag hat ihren Misstrauensantrag gegen Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) am Dienstag zu einer Generalabrechnung mit dem seit 18 Jahren amtierenden Regierungschef genutzt. Beck habe mit seiner Weigerung, wegen der Nürburgring-Pleite zurückzutreten, der gesamten politischen Klasse geschadet, sagte CDU-Fraktionschefin Julia Klöckner in ihrer Rede zur Begründung des Antrags. Beistand bekam Beck von der SPD-Fraktion und dem grünen Koalitionspartner. Während SPD-Fraktionschef Hendrik Hering den Misstrauensantrag vor allem mit Verweis auf das politische Lebenswerk des 63-jährigen Beck als unangemessen zurückwies, versuchte der Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Daniel Köbler, die Schärfe aus der Debatte zu nehmen. Von der Landesregierung ergriff niemand das Wort. Abgestimmt wird über den Antrag erst am Donnerstag (30. August). SPD und Grüne kündigten an, den CDU-Vorstoß abzuschmettern. CDU-Chefin Klöckner verteidigte den Misstrauensantrag: Angesichts der „Nürburgring-Affäre“ sei ein solches Vorgehen mehr als gerechtfertigt. Klöckner warf Beck mangelnde politische Verantwortung vor. Die persönliche politische Haftung sei „eine Frage des Anstandes“. Beck verspiele stattdessen die politische Glaubwürdigkeit. „Was muss denn noch passieren, damit es in Deutschland für einen Politiker einen Grund für einen Rücktritt gibt?“, sagte Klöckner. Der Ministerpräsident hat nach Ansicht Klöckners eine „unterentwickelte Kultur“ im Umgang mit Fehlern. Er habe beim Nürburgring sein Wissen nicht zum Wohle des Landes genutzt und die Wähler getäuscht, sagte sie. Das „System Beck“ vertusche Fehler. Den Sozialdemokraten warf Klöckner vor, nicht mehr als unabhängig denkende Parlamentarier zu agieren, sondern im „lähmenden Gehorsam“ alles „abzunicken“, was von der Regierung komme. Auch den Grünen-Regierungspartner griff Klöckner scharf an: Die stellvertretende Ministerpräsidentin Eveline Lemke habe vor der Wahl Anzeigen gegen die Nürburgring-Verantwortlichen vorgeschlagen und sogar den Rücktritt gefordert: „Der dicke Kurt muss weg“, zitierte Klöckner aus einem Telefonat Lemkes mit einem Bürger. Dieser habe diesen Satz in einer eidesstattlichen Erklärung beschworen. Darauf, dass Lemke nach der Wahl „aufräumen“ und „für klar Schiff sorgen“ wolle, „darauf warten wir bis heute“, fügte sie hinzu. Der Grünen-Politiker Köbler sprang Beck zur Seite: Die gemachten Fehler rechtfertigten nicht den Angriff auf die Integrität des Ministerpräsidenten, sagte er. Für seine Fraktion gebe es keinen Grund, die Koalition mit der SPD infrage zu stellen. Köbler betonte, dass sich für die Grünen durch die Insolvenz der Rennstrecke nichts geändert habe. „Wir haben das gewusst, als wir den Koalitionsvertrag unterschrieben haben“, sagte Köbler. Gleichzeitig rief er die CDU zu einer „konstruktiv-kritischen Debatte“ auf und appellierte an Klöckner: „Ziehen sie ihren Antrag zurück.“ SPD-Mann Hering warf Klöckner vor, den Misstrauensantrag als Werbung für ihre Kandidatur zur stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden zu nutzen. „Sie wissen, dass er unangemessen ist.“ Hering bezeichnete Beck als Politiker, der „nah bei den Menschen“ ist. Becks Leitlinie sei die Gerechtigkeit und unter seiner Führung die Bildungspolitik zu einem „Muster und Blaupause“ für andere Länder geworden. „Wir stehen zu Kurt Beck aus voller Überzeugung“, betonte er. Beck ist nach dem früheren CDU-Ministerpräsidenten Peter Altmeier erst der zweite Regierungschef in der Geschichte von Rheinland-Pfalz, der sich einem Misstrauensvotum stellen muss. Das Scheitern des Antrags gilt als sicher. SPD und Grüne verfügen zusammen über 60 der 101 Mandate. Die damalige SPD-Alleinregierung hatte neben die Rennstrecke eine Erlebniswelt bauen lassen und war mit der Privatfinanzierung wegen geplatzter Schecks 2009 gescheitert. Auch die dann gefundenen privaten Betreiber zahlten nicht die komplette Pacht, sodass die Nürburgring GmbH in Turbulenzen geriet. Kritiker fürchten, dass der Steuerzahler nun bis zu einer halben Milliarde Euro schultern muss. dapd (Politik/Politik)
Reiseagentur warnt vorsorglich vor langen Streiks bei der Lufthansa
Frankfurt/Main (dapd-hes). Kunden der Lufthansa müssen sich möglicherweise auf lange und umfangreiche Streiks einstellen. Die Buchungsagentur Egencia empfahl ihren Kunden nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen der größten deutschen Fluggesellschaft mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO am Dienstag, sich „in den kommenden Tagen und Wochen auf massive Behinderungen“ einzustellen. Ein Lufthansa-Sprecher erklärte, von 1.800 Flügen täglich könnten bis zu 1.200 vom Streik betroffen sein. Es soll ab Mittwoch gestreikt werden, ab Donnerstag möglicherweise deutschlandweit. Details nannte die UFO zunächst nicht. Sie erklärte vielmehr, ein Streik werde jeweils, „wenn überhaupt“, wenige Stunden vorher angekündigt. Ausgerechnet am Ende der Hauptreisezeit drohen damit an den großen deutschen Flughäfen empfindliche Streiks. Am Wochenende gehen in mehreren Bundesländern, darunter Sachsen und Niedersachsen, die Sommerferien zu Ende. Die Verhandlungen für die mehr als 18.000 Flugbegleiter waren am frühen Dienstagmorgen gescheitert. Dafür schoben sich die Tarifparteien anschließend gegenseitig die Verantwortung zu. Die Lufthansa wies Vorwürfe der UFO zurück, sie habe zu wenig Entgegenkommen gezeigt. Das Unternehmen habe ein „umfassendes Absicherungsangebot“, vorgelegt, sagte Lufthansa-Personalvorstand Peter Gerber in Frankfurt am Main. Allerdings habe die Airline im Gegenzug Zugeständnisse wie längere Arbeitszeiten eingefordert. Die Lufthansa prüfe auch, juristisch gegen den Streik vorzugehen. Die Flugbegleitergewerkschaft erklärte die Tarifrunde für gescheitert. Sie rief ihre Mitglieder für Mittwoch zum Streik auf. Ihr Vorsitzender Nicoley Baublies nannte das Scheitern „tragisch“. Seit Donnerstag vergangener Woche sei UFO täglich mit Lufthansa zusammengetroffen, sagte der Gewerkschaftsfunktionär. Auch der Unternehmensvorstand habe sich an den Gesprächen beteiligt. „Zur Sicherung und Ausgestaltung der Arbeitsplätze kannten wir kein Tabu hinsichtlich materieller Einschnitte“, betonte Baublies. Lufthansa habe nach Lesart der Gewerkschaft jedoch am Ende ein reines Vergütungsangebot vorgelegt, das für die Mitarbeiter Gehaltseinbußen von bis zu 1.300 Euro bedeutet hätte. UFO hatte im April fünf Prozent mehr Gehalt und eine höhere Gewinnbeteiligung gefordert. In den Bundesländern erklärten Lufthansa-Sprecher, falls ihre Flughäfen bestreikt würden, lägen Notfallpläne in der Schublade. In Sachsen und Niedersachsen äußerten sich die Flughafenbetreiber zuversichtlich, kaum betroffen zu sein, weil Hannover, Leipzig und Dresden keine Umsteigeflughäfen seien. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport bereitet sich nach eigenen Angaben bereits auf mögliche Arbeitsniederlegungen und daraus resultierende Flugausfälle vor. „Wir stehen in engem Kontakt zur Lufthansa“, sagte ein Sprecher auf dapd-Anfrage. Die notwendigen Maßnahmen würden kurzfristig abgestimmt. Zunächst bleibe aber abzuwarten, wo und wie lange die Flugbegleiter tatsächlich ihre Arbeit niederlegten, sagte der Fraport-Sprecher. Auch die Deutsche Bahn steht nach eigenen Angaben „in engem Kontakt mit der Lufthansa“, um bei Bedarf Transportkapazitäten anzubieten. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Der Bundestag könnte größer werden
Berlin (dapd). Der nächste Bundestag könnte mehr Abgeordnete umfassen als in der laufenden Legislaturperiode. Das zeichnete sich am Dienstag nach der ersten Runde der fraktionsübergreifenden Gespräche über ein neues Wahlrecht ab. Zugleich betonten Politiker von Union, SPD, FDP, Linke und Grünen den gemeinsamen Konsenswillen. Das neue Wahlrecht soll aus ihrer Sicht zügig und ohne Parteiengezänk erarbeitet werden. Hintergrund des Treffens war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes von Ende Juli, wonach das geltende Wahlrecht unter anderem wegen der Überhangmandate nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Die Richter ließen maximal 15 Überhangmandate zu. Bei der Bundestagswahl 2009 gab es 24 solcher Mandate, die allesamt der Union zufielen. Aktuell sind es nach dem Ausscheiden von Julia Klöckner (CDU) und Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) aus dem Parlament noch 22 solcher Mandate. Überhangmandate entstehen, wenn eine Partei mehr direkt gewählte Abgeordnete hat, als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis zustehen. Auch monierten die Richter den Effekt des negativen Stimmgewichts, wonach der Gewinn von Zweitstimmen für eine Partei bei eben dieser Partei zu einem Sitzverlust im Bundestag führen kann. Die Karlsruher Richter trugen der Politik auf, schon für die Bundestagswahl 2013 eine Neuregelung zu finden. Die Teilnehmer der Runde aus Fraktionsgeschäftsführern und Wahlrechtsexperten zeigten sich zuversichtlich, dass rasch, womöglich vor Weihnachten, ein fraktionsübergreifender Gesetzentwurf stehen kann. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Michael Grosse-Brömer (CDU) sprach von einem „sehr guten Gespräch“. Einig seien sich alle, dass Parteipolitik nicht im Vordergrund stehen könne. Das Wahlrecht werde sich nicht rigoros verändern und müsse für die Bürger verständlich bleiben. Es müsse auch ermöglichen, dass kleine und große Parteien im Bundestag vertreten seien. Auch müssten regionale Interessen berücksichtigt werden. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sprach von einem „guten Auftakt“ für die weiteren Gespräche. Die SPD wolle eine „Neutralisierung“ der Überhangmandate durch Ausgleich oder Verrechnung. Auch müsse das zentrale Versprechen der Demokratie, wonach jeder Bürger das gleiche Stimmengewicht habe, erfüllt werden. FDP-Fraktionsgeschäftsführer Jörg van Essen sagte, einen Übergang zu einem Mehrheitswahlrecht werde es nicht geben. Für die Linksfraktion sagte deren Geschäftsführerin Dagmar Enkelmann, das neue Wahlrecht müsse Bestand haben vor dem Bundesverfassungsgericht. Ihr Kollege von den Grünen, Volker Beck, mahnte, Deutschland brauche schnell wieder ein geltendes Wahlrecht, um bei einer Regierungskrise eine Neuwahl zu ermöglichen. Derzeit gebe es kein geltendes Wahlrecht. Der stellvertretende Unions-Fraktionschef Günter Krings (CDU) rechnet mit einer steigenden Zahl an Bundestagsabgeordneten durch das neue Wahlrecht. An den Überhangmandaten will Krings festhalten. Man könne sie „nicht einfach wegstreichen“, weil sie ja gewonnene Direktwahlkreise seien, betonte er im Deutschlandfunk. Man werde sie daher „in irgendeiner Form ausgleichen“ müssen, was das Parlament durch mehr Listenabgeordnete vergrößere. Die Hälfte der 598 Abgeordneten wird per Direktmandat gewählt, die andere Hälfte zieht über die Landeslisten in den Bundestag ein. Dazu kommen dann die Überhangmandate. Die SPD will die Überhangmandate „neutralisieren“ durch Ausgleich oder Verrechnung, wie Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte. Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Beck sagte, eine Vergrößerung des Parlaments sei nicht zwingend, aber möglich. Sein FDP-Kollege van Essen verwies darauf, dass der Bundestag im europäischen Vergleich gemessen an der Bevölkerungszahl zu den kleineren Parlamenten zähle. Eine nachträgliche Verkleinerung könnte durch einen neuen Zuschnitt der aktuell 299 Wahlkreise erfolgen. Darüber könne man womöglich in der nächsten Legislaturperiode reden, sagte Beck. Dies noch vor der Wahl 2013 zu tun, sei nicht möglich, weil die Aufstellung der Kandidaten bereits im Gange sei. Die Linke will nach 2013 zudem Änderungen im Ausländerwahlrecht erreichen. Nach dem ersten Treffen lassen die Fraktionen nun verschiedene Modelle berechnen. Das nächste Gespräch ist für die Woche ab dem 10. September anberaumt, wenn der Bundestag regulär wieder tagt. dapd (Politik/Politik)
US-Investor will Douglas kaufen
Hagen (dapd). Der US-Finanzinvestor Advent International greift nach der mit roten Zahlen kämpfenden Handelskette Douglas. Das treibt den Kurs der Douglas-Aktie steil nach oben. Der US-Investor verhandelt bereits mit verschiedenen Douglas-Anteilseignern über einen Kauf des Hagener Unternehmens, wie die Nachrichtenagentur dapd am Dienstag aus Frankfurter Finanzkreisen erfuhr. Allerdings seien die Gespräche noch nicht auf der Zielgeraden. Der Ausgang der Verhandlungen sei weiter offen, hieß es. Die „Financial Times Deutschland“ (Dienstagausgabe) hatte zuvor berichtet, Advent werde möglicherweise schon in der kommenden Woche ein Kaufangebot für Douglas abgeben und wolle etwa 38 bis 40 Euro je Douglas-Aktie zahlen. Das würde den Handelskonzern mit bis zu 1,6 Milliarden Euro bewerten. Laut „FTD“ wollen der Drogerieunternehmer Erwin Müller und die Oetker-Gruppe ihre Douglas-Beteiligungen an Advent abgeben. Damit habe der Finanzinvestor „die Mehrheit an Douglas so gut wie sicher“, hieß es in dem Bericht. Denn Müller besitze bereits 10,8 Prozent der Douglas-Anteile und habe über Verkaufsoptionen Zugriff auf weitere 15 Prozent der Anteile. Oetker gehören 25,8 Prozent an Douglas. Advent, Douglas und Oetker lehnten auf Anfrage von dapd jeden Kommentar zu dem Bericht ab. Von Müller war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Die Verkaufsspekulationen sorgten an der Börse für einen Höhenflug der Douglas-Aktie. Zeitweise gewann das Papier mehr als zwölf Prozent an Wert. Auch am Dienstagnachmittag lag die Aktie noch mehr als 8 Prozent im Plus. Das Handelshaus Douglas, zu dem neben der gleichnamigen Parfümeriekette unter anderem die Christ-Juweliergeschäfte und die Thalia-Buchhandlungen gehören, kämpft zurzeit mit roten Zahlen. Schuld daran ist die früher florierende Buchhandelssparte Thalia, die massiv unter dem Erfolg des Internet-Buchhändlers Amazon und dem Aufstieg der E-Books leidet. Allein in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2011/2012 musste Douglas deshalb unter dem Strich einen Verlust von mehr als 73 Millione Euro ausweisen. Im Vorjahr hatte der Konzern noch einen Gewinn von 82 Millionen Euro gemacht. Douglas-Chef Hennig Kreke hat der Sparte deshalb eine Radikalkur verordnet. Standortschließungen, Flächenverkleinerungen und Sortimentsoptimierungen sollen sie wieder wettbewerbsfähig machen. Allerdings braucht der Turnaround offenbar Zeit. Advent International verfügt bereits über Erfahrungen im deutschen Einzelhandel. Mehrere Jahre lang gehörte der Textil-Discounter Takko zum Portfolio des Unternehmens. Dort trieb Advent die internationale Expansion voran, bevor Takko an den britischen Finanzinvestor Apax weiterverkauft wurde. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Altmaier will bei Energiewende Kosten in Milliardenhöhe sparen
Berlin (dapd). Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will die Umstellung von Atom- auf Ökostrom so kostengünstig wie möglich bewerkstelligen. „Wenn wir zu einer vernünftigen Zusammenarbeit aller Beteiligten kommen, können wir Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe bei der Energiewende einsparen“, sagte Altmaier am Dienstag vor einem Gespräch mit Arbeitgebern und Gewerkschaften über steigende Strompreise im Kanzleramt. Er mahnte einen nationalen Konsens an, der dafür sorgt, dass der Ausbau der Netze und der Ausbau der erneuerbaren Energien aufeinander abgestimmt werden. „Es hat in der Vergangenheit nicht zu viel, sondern zu wenig Koordination gegeben“, sagte der Bundesumweltminister. Die Beteiligten müssten endlich miteinander reden, nicht nur übereinander. Nach dem Gespräch mit den Sozialpartnern werde es weitere Treffen geben, beispielsweise mit den Energieproduzenten und den Netzbetreibern. „Die Energiewende ist ein Gemeinschaftswerk, und deshalb muss darüber auch mit allen Beteiligten immer wieder gesprochen werden“, betonte der CDU-Politiker. dapd (Politik/Politik)
VW drückt alten Golf mit Preisnachlässen in den Markt
Duisburg/Wolfsburg (dapd). Wenige Wochen vor dem Modellwechsel beim VW-Golf flutet der Hersteller den Neuwagenmarkt offenbar mit Fahrzeugen der auslaufenden Generation: Bei der wichtigsten Baureihe von Volkswagen hat der Hersteller nach einer Expertenstudie die Rabatte deutlich erhöht, damit der Absatz nicht einbricht. Nach Angaben des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center der Universität Duisburg-Essen bewerben große Händlerketten den VW Golf als Tageszulassung mit bis zu 33 Prozent Nachlass. In Konzernkreisen hieß es dagegen, das Rabattniveau beim Golf sei unverändert. „So intensiv ist VW in der Vergangenheit noch nicht in den Preiskampf eingestiegen“, erklärte Dudenhöffer. Offensichtlich habe Volkswagen große Mengen der sechsten Golf-Modellreihe mit hohen Rabatten an die Händler abgegeben. Laut Dudenhöffer wird der Golf ab 12.880 Euro angeboten, während der niedrigste Listenpreis 16.975 Euro beträgt. Volkswagen stellt kommende Woche die neue Generation des Golf vor. Üblicherweise bricht in der Autoindustrie vor einem Modellwechsel die Nachfrage nach der alten Version ein. Beim Auslaufmodell Golf 6 (mit Jetta) im Hauptmarkt Deutschland wurden dagegen bis Ende Juli 147.150 Fahrzeuge neu zugelassen, nur 2,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Deutlich jüngere Konkurrenten wie der Ford Focus oder Opel Astra verloren in dem Zeitraum mehr als 10 Prozent. Weil der Golf seit 2003 praktisch nur mit oberflächlichen Änderungen produziert wird, kann VW das Auto möglicherweise sogar zu den deutlich gesenkten Preisen profitabel verkaufen: Nach fast 10 Jahren sind die Produktionsanlagen abgeschrieben. „Jedes zusätzliche Auto verdient Geld“, sagte Dudenhöffer. Nach der am Dienstag veröffentlichten Studie stieg der durchschnittliche Golf-Nachlass von 20,4 auf 21,1 Prozent an. Allerdings liegen die Rabatte bei anderen Herstellern noch viel höher. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
SPD will Betreuungsgeld notfalls in Karlsruhe stoppen
Berlin (dapd). Die SPD will gegen das geplante Betreuungsgeld vor Gericht ziehen. Sollte die schwarz-gelbe Koalition das Gesetz tatsächlich im September verabschieden, strebe die SPD im Bundestag eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht an, sagte die Justiziarin, Brigitte Zypries, am Dienstag in Berlin. Ein von der Fraktion in Auftrag gegebenes Gutachten kommt zu dem Schluss, dass die geplante Familienleistung für Kinder gegen das Grundgesetz verstößt. Die Regierungskoalition aus Union und FDP will das Betreuungsgeld Ende September in zweiter und dritter Lesung verabschieden. Es soll Eltern von ein- und zweijährigen Kindern zu Gute kommen, die keine staatlich geförderte Betreuung einer Krippe oder einer Tagesmutter in Anspruch nehmen. Besonders die CSU macht sich für das Betreuungsgeld stark, das auch in Teilen von FDP und CDU sehr umstritten ist. „Es ist ein Lex Seehofer, dass die Landtagswahl in Bayern vorbereiten soll“, kritisierte SPD-Fraktionsvize Dagmar Ziegler. Für eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht ist ein Viertel der Bundestagsabgeordneten nötig. Die SPD-Fraktion allein kommt nicht auf eine ausreichende Zahl Parlamentarier. Man habe aber „gute Signale“ der Grünen, hieß es. Ziel sei eine gemeinsame Klage. Die Partei stützt sich bei ihren Plänen auf ein Rechtsgutachten von Professor Joachim Wieland von der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer. Er sieht im geplanten Gesetz einen Verstoß gegen die Verfassung in vier zentralen Punkten. So schaffe das Betreuungsgeld einen Anreiz für Eltern, ihr Kind nicht in eine öffentlich geförderte Kinderbetreuung zu geben. Damit verletze das Betreuungsgeld das Gebot, dass die Ausgestaltung der Kinderbetreuung Angelegenheit der Eltern ist und der Staat in diese Entscheidung nicht lenkend eingreifen darf, schreibt Wieland in dem Gutachten, das dapd vorliegt. Laut Gutachten steht das Betreuungsgeld auch im Widerspruch zum allgemeinen Gleichheitssatz. Familien, die ein staatliches Angebot wie Kitas nicht in Anspruch nehmen, dürften nicht besser gestellt werden als Familien, die Kitas für ihre Kinder nutzen. Die vorgesehene Regelung führe ebenfalls dazu, dass Eltern mit 13 und 14 Monaten alten Kindern zum Teil Betreuungsgeld bekommen, zum andern Teil nicht – und das bei ansonsten gleichen Bedingungen. Auch das verstoße gegen den Gleichheitssatz. Auch ist das Betreuungsgeld nach Auffassung des Verfassungsrechtlers unvereinbar mit dem staatlichen Gleichstellungsgebot. Das verpflichtet den Staat, mit positiven Maßnahmen die Gleichstellung von Frauen zu fördern – „mit dem Betreuungsgeld tue die Bundesregierung das Gegenteil: Sie verfestigt traditionelle Rollenbilder“, schreibt der Jurist. Wieland geht davon aus, dass ein Verfahren in Karlsruhe mindestens ein Jahr dauern könnte. Sollte das Gesetz also in diesem Herbst verabschiedet werden, würde Karlsruhe erst nach der Bundestagswahl im Herbst 2013 entscheiden. Harsche Worte gegen das Betreuungsgeld kommt weiter von den Familienverbänden. „Abgesehen von der rechtlichen Fragwürdigkeit ist das Betreuungsgeld vor allem moralisch verwerflich, denn es setzt falsche Anreize“, sagte der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Wolfgang Stadler. Es handle sich um ein „unmoralisches Angebot“, weil damit nicht die Bedürfnisse des Kindes hinterfragt, sondern Eltern in Versuchung gebracht werden, auch ein Kind, das von einem Kita-Angebot enorm profitieren würde, zu Hause zu betreuen, befürchtet Stadler. dapd (Politik/Politik)