100. Todestag des Firmengründers Dr. August Oetker

Portraitfoto Firmengründer Dr. August Oetker
Portraitfoto des Firmengründers Dr. August Oetker. (Foto: Dr. August Oetker KG)

Bielefeld. Zum 100. Mal jährt sich am 10. Januar 2018 der Todestag des Firmengründers Dr. August Oetker (1862–1918). Mit Tatkraft und Erfindungsreichtum hat der Familienunternehmer bewiesen, wie wichtig eine fundierte Ausbildung, innovative Ideen und ein ausgeprägter Wille zum Erfolg sind. Vor 125 Jahren entwickelte er auf diese Weise die Rezeptur des Backpulvers maßgeblich weiter und revolutionierte so das Backen.

Dr. August Oetker, der einer Bäckerfamilie aus Obernkirchen entstammte, wurde am 6. Januar 1862 geboren. Nach dem Abitur und einer Apothekerlehre, studierte er vier Semester Naturwissenschaften in Berlin. Anschließend promovierte er in Freiburg im Breisgau über ein botanisches Thema und bestand 1888 seine Doktorprüfung. Am 20. März 1889 heiratete er Caroline Jacobi, die er während seiner Zeit als Apothekergehilfe in Hanau kennengelernt hatte. Das Ehepaar zog zunächst nach Charlottenburg, wo am 17. November 1889 ihr Sohn Rudolf zur Welt kam.

Dort beteiligte sich Dr. August Oetker an einer Firma, die Einrichtungen für chemische Fabriken und Apotheken herstellte. Der gelernte Apotheker hatte jedoch ein besonderes Ziel – den Erwerb einer eigenen Apotheke. So ergriff er Ende des Jahres 1890 die Chance, eine Apotheke im ostwestfälischen Bielefeld zu erwerben. Die Übernahme der Aschoff’schen Apotheke am 1. Januar 1891 gilt heute als Gründungsdatum des Nahrungsmittelunternehmens Dr. Oetker. Schon bald sollte sich auch der zweite Wunsch von Dr. August Oetker verwirklichen: die Schaffung eines ganz besonderen Produkts.

Der Grundstein für den Unternehmenserfolg

Unmittelbar nach der Übernahme der Apotheke entwickelte Dr. August Oetker in seiner „Geheimbutze“, wie er das Laboratorium liebevoll nannte, verschiedene Arzneimittel. Dort wandte er sich immer intensiver der Erforschung des Backpulvers zu. In einer benachbarten Bäckerei in der Obernstraße in Bielefeld unternahm er seine ersten Backversuche.

„Eines Tages“, so erinnerte sich der Bäckermeister Eduard Müller, „war Dr. August Oetker zu meinem Vater in die Backstube gekommen. In seiner Tasche hatte er mehrere Papiertüten mit einem geheimnisvollen Pulver mitgebracht. Was das für ein Pulver war, wurde mir nicht gesagt. Aber ich fand bald heraus, dass es ein neuartiges Triebmittel sein musste, das den Kuchenteig besser auflockern sollte, als es bis dahin mit Hefe oder Hirschhornsalz möglich war.“ Es dauerte mehrere Wochen, bis die Proben zur Zufriedenheit von Dr. August Oetker ausfielen. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, mit welcher Zielstrebigkeit er sich um eine optimale Zusammensetzung seines Backpulvers bemühte. Er ließ sich weder durch anfängliche Fehlschläge entmutigen noch durch die Skepsis, mit der mein Vater und auch ich zunächst seine Versuche in unserer Bäckerei verfolgten.“

1893 gelang Dr. August Oetker schließlich der Durchbruch mit einer damals sensationellen Neuerung. Aufgrund der Qualität der eingesetzten Rohstoffe und des genauen Mischungsverhältnisses erzielte er mit seinem Backpulver stets perfekte Backergebnisse. Das Pulver, das er Backin nannte, portionierte er in kleine Tütchen, abgepackt für jeweils einen Pfund Mehl, und garantierte, dass jeder damit hergestellte Kuchen gelingt. Es zeigte sich schon bald, dass in Dr. August Oetker nicht nur ein innovativer Wissenschaftler, sondern auch ein hervorragender Unternehmer steckte.

Genialer Tüftler und Werbestratege

Um sein Produkt bekannt zu machen, versah es Dr. August Oetker mit seinem Namen als Garant bester Qualität – einer der ersten Markenartikel des Landes war geboren. Früh erkannte und nutzte der Firmengründer die Möglichkeiten der Werbung. Er entwickelte Rezepte, annoncierte sie in Zeitungen und verschickte sie zusammen mit einer Probe Backin an Interessenten. Der Erfolg bestätigte die Idee und weitere Produkte wie Puddingpulver, Aromen und Speisestärke folgten.

Die Absatzzahlen des Unternehmens nahmen stetig zu, weshalb Dr. August Oetker im Mai 1900 gemeinsam mit seinen Mitarbeitern in einen Fabrikneubau an der Bielefelder Lutterstraße zog. Noch heute befindet sich hier der Stammsitz des Familienunternehmens. Einige Jahre später wagte der Firmengründer erste Schritte in ausländische Märkte. 1908 gründete er eine ausländische Niederlassung in Baden bei Wien. Sie stellte zugleich seinen ersten Produktionsbetrieb außerhalb des Deutschen Reichs dar.

Unternehmer mit ausgeprägtem Familiensinn

Seine Firma führte Dr. August Oetker stets als Familienunternehmen. Schlüsselpositionen besetze er – wenn möglich – mit Mitgliedern der Familie, in denen er loyale und fähige Mitarbeiter sah. 1904 übertrug er beispielsweise die Leitung des Labors seinem Bruder Dr. Eduard Oetker. Seine Entscheidungen richtete der Firmengründer am langfristigen Erfolg seines Unternehmens aus – nicht am kurzfristigen Gewinn. Auf diese Weise legte er den Grundstein für die Philosophie und die Werte des heutigen Nahrungsmittelunternehmens Dr. Oetker. So verstanden es auch die nachfolgenden Familiengenerationen als Auftrag, eine auf Langfristigkeit ausgerichtete Unternehmensstrategie zu verfolgen.

Engagement für die Wissenschaft und Gesellschaft

Als Vereinsmitglied förderte Dr. August Oetker unter anderem den 1908 gegründeten Naturwissenschaftlichen Verein für Bielefeld und Umgebung sowie das Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie mit großzügigen Zuwendungen. In Anerkennung seiner Verdienste für die Wissenschaft und die Gesellschaft erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Hierzu zählt ebenfalls der ihm für sein gewachsenes Ansehen und seine gemeinnützigen Bestrebungen im Jahr 1913 verliehene Titel Kommerzienrat.

1917 erkrankte Dr. August Oetker schwer. In dieser Zeit regelte er seine Nachfolge. Da sein einziger Sohn, Dr. Rudolf Oetker, 1916 in der Schlacht vor Verdun gefallen war, sollte sein Enkel Rudolf-August Oetker das Unternehmen einmal fortführen. Dr. August Oetker starb im Januar 1918 im Alter von 56 Jahren in Bielefeld. Er hinterließ ein Unternehmen, welches damals trotz der Folgen des Ersten Weltkrieges in Europa zu den bedeutendsten seiner Art gehörte.

www.oetker-gruppe.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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