Von Schlecker ins eigene Geschäft

Von Schlecker ins eigene Geschäft Maikammer (dapd). „Sonjas Drogerie“ ist ein nur 32 Quadratmeter großes Geschäft im pfälzischen Weinort Maikammer. Aber für die 43 Jahre alte Geschäftsführerin steht der Laden auch für die Befreiung aus der Arbeitslosigkeit und ihr Vertrauen in die Zukunft. Im März war Sonja Weisenburger bei der insolventen Drogeriekette Schlecker entlassen worden – seit Anfang Juni ist sie ihre eigene Chefin. Seit 1995 hatte die Pfälzerin bei Schlecker gearbeitet, zuletzt als Springerin, was bedeutet, dass sie je nach Bedarf in verschiedenen Filialen der Region eingesetzt wurde. „Als ich erfuhr, dass ich meine Stelle verliere, flossen die Tränen“, erinnert sich die 43-Jährige an die Situation im März: „Aber schon am nächsten Tag habe ich diesen Laden für meine eigene Drogerie reservieren lassen.“ Das Geschäft, das nur wenige Schritte von Sonja Weisenburgers Wohnung entfernt liegt, hatte zuvor fast zwölf Jahre leer gestanden. Direkt nebenan gibt es einen Gemüseladen, schräg gegenüber eine Bäckerei und ein paar Meter weiter bietet ein Imbiss Dönerkebab an. „Nachdem die Schlecker-Filiale in Maikammer geschlossen hatte, gab es keine Drogerie mehr im Ort. Also dachte ich mir, dass dies auch eine gute Chance für mich sein könnte“, berichtet die Geschäftsfrau. Bevor es losgehen konnte, musste die gelernte Hotel- und Restaurantfachfrau einige Hürden nehmen. Mithilfe einer Existenzgründungsberaterin erstellte sie einen Business- und Finanzplan. Einen Kredit bei einer Bank nahm sie nicht auf, stattdessen finanzierte die alleinstehende Frau den Gang in die Selbstständigkeit mit ihrem Ersparten. Mitarbeiter hat sie erst einmal keine eingestellt: Sonja Weisenburger ist Geschäftsführerin und Verkäuferin in einem, die Bestellungen erledigt sie in der Mittagspause vom heimischen Computer aus. „Allerdings war es am Anfang nicht einfach, überhaupt die Waren geliefert zu bekommen“, berichtet sie. Ein großer Konzern, der Nahrungsmittel, Kosmetika und Pflegeprodukte herstellt, habe ihr mitgeteilt, dass erst ab einem erwarteten Jahresumsatz von einer Million Euro geliefert werde, beschreibt sie die gängigen Geschäftsbedingungen. „Im Grunde kann ich meine Ware nur von Zwischenhändlern beziehen“, sagt sie. Dennoch sei ihr Geschäft gut angelaufen. „Aufgrund meiner jahrelangen Arbeit bei Schlecker weiß ich, welche Produkte am wichtigsten sind,“ berichtet die Ladenbesitzerin, die von Sonnencreme und Kosmetika bis hin zu Rasierklingen so ziemlich alles verkauft, was die Kunden im Alltag benötigen. Neben den Bewohnern des Ortes zählen auch Touristen zu ihren Kunden. „Gerade für die älteren Leute aus der Nachbarschaft ist das Angebot ganz praktisch“, findet Semra Kurt, die im Döner-Imbiss schräg gegenüber arbeitet. Eine Drogerie habe nach dem Aus für die Schlecker-Filiale im Ort schon gefehlt. Nun müsse man sich nicht mehr extra ins Auto setzen, nur weil gerade mal die Flasche mit dem Putzmittel leer sei. „Wir kaufen auch dort ein“, sagt Semra Kurt. Manchmal bekomme sie Anrufe von früheren Kolleginnen, die sich für ihren beruflichen Weg interessieren, berichtet Sonja Weisenburger. Allein in Rheinland-Pfalz waren Mitte Juli laut Arbeitsagentur von 1.248 ehemaligen Schlecker-Beschäftigten, die sich arbeitslos gemeldet haben, 973 noch immer auf Jobsuche. Für Sonja Weisenburger ist dieses Kapitel Vergangenheit. Auch dass die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Schlecker-Insolvenz jetzt gegen 14 Personen, darunter Firmengründer Anton Schlecker, wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, Bankrott und Untreue ermittelt, quittiert die 43-Jährige Ladenbesitzerin nur noch mit einem Schulterzucken. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Verband: Energiegenossenschaften liefern Beitrag zur Energiewende

Verband: Energiegenossenschaften liefern Beitrag zur Energiewende Berlin (dapd). Energiegenossenschaften haben in den vergangenen Jahren 800 Millionen Euro in erneuerbare Energien investiert. Das geht aus einer Untersuchung des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DGRV) und weiterer Initiatoren hervor, die der Verband am Donnerstag in Berlin vorstellte. „Die Genossenschaften werden zum Treiber der Energiewende“, sagte der DGRV-Vorstandsvorsitzende Eckhard Ott. Nach Angaben des Verbandes wurden seit 2005 mehr als 500 neue Genossenschaften gegründet. Diese unterhalten zum überwiegenden Teil Photovoltaikanlagen. Der Verband schätzt, dass Genossenschaften in Deutschland pro Jahr 290.000 Megawattstunden Strom erzeugen. An der Studie beteiligten sich 290 Genossenschaften mit durchschnittlich 160 Mitgliedern. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

CDA dringt auf gesetzliche Regelung für Leiharbeiter

CDA dringt auf gesetzliche Regelung für Leiharbeiter Saarbrücken (dapd). In der Union regt sich Kritik an der zögerlichen Haltung von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), ein Gesetz über die Gleichstellung von Zeitarbeitern und Stammbeschäftigten auf den Weg zu bringen. „Durch die Tarifverträge in ein paar großen Branchen ist sicher viel Positives passiert. Aber wahr ist auch, dass davon nur ein Teil der Zeitarbeit erfasst ist“, sagte der Vorsitzende der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Karl-Josef Laumann, der „Saarbrücker Zeitung“. Der CDU-Politiker plädierte dafür, dass die Zeitarbeitsbranche ihre tariflichen Möglichkeiten ausschöpfen müsse. Vorstellbar sei aber auch, dass die CDU die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung ins Wahlprogramm für die nächste Bundestagswahl schreibe. „Denn es muss noch mehr passieren“, sagte der CDA-Chef. Von der Leyen hatte ihre Zurückhaltung für eine gesetzliche Regelung mit tariflichen Vereinbarungen in Branchen wie der Stahl-, Metall- und Chemie-Industrie begründet. Darin sind komplette beziehungsweise weitgehende Lohnangleichungen zwischen Leiharbeitern und Stammbeschäftigten vorgesehen. dapd (Politik/Politik)

Zehn Prozent Dispozinsen sind laut Studie angemessen

Zehn Prozent Dispozinsen sind laut Studie angemessen Berlin (dapd). Bereits mit Zinssätzen von zehn Prozent im Jahr für Kontoüberziehung können Kreditinstitute einer Studie zufolge „profitabel arbeiten“. Verlangt werden derzeit aber bis zu 14 Prozent. Deshalb appellierte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) am Donnerstag bei der Vorstellung der Studie an Banken und Sparkassen, für „faire Konditionen und volle Transparenz“ zu sorgen. Es sei nicht vermittelbar, dass die Institute sich zu historisch niedrigen Zinsen Geld besorgen könnten, bei ihren Kunden aber zum Teil heftig zulangten, sagte die Ministerin. „Wollen die Banken den Kredit bei ihren Kunden nicht verspielen, müssen sie runter von überhöhten Dispozinsen.“ Aigner will im Herbst ein Spitzengespräch über faire Bankkonditionen mit Vertretern der Kreditinstitute, der Verbraucher und der Schuldnerberatung führen. Nach einer Forsa-Umfrage (vom 13. bis 16. Juli unter 1.001 Befragten) empfinden 80 Prozent der Deutschen das durchschnittliche Dispozinsniveau als unangemessen. Etwa jeder vierte Verbraucher hat in diesem Jahr schon sein Girokonto überzogen. Jeder Dritte fühlt sich von seiner Bank über die Dispozinsen nicht gut informiert. Nach der vom Ministerium beauftragten Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung verfügen über 80 Prozent der Haushalte in Deutschland über einen Dispokredit-Rahmen. Jeder sechste Haushalt nimmt diesen regelmäßig in Anspruch. Nach früheren Untersuchungen der Stiftung Warentest schwanken die Dispozinsen bei Banken und Sparkassen in Deutschland zwischen 6 und 14,75 Prozent, der Durchschnitt liegt bei 11 bis 12 Prozent. Die Autoren der Studie sehen das Dispozinsniveau vieler Banken und Sparkassen in Deutschland kritisch und ziehen die Begründungen der Geldhäuser für die hohen Zinsen in Zweifel: Weder habe sich der Bearbeitungs- und Verwaltungsaufwand in den vergangenen Jahren erhöht, noch seien die Ausfallquoten mit im Schnitt höchstens 0,3 Prozent auffallend hoch. In der Studie wird mehrfach darauf hingewiesen, dass sich die Refinanzierungskosten der Banken am Geldmarkt in jüngster Zeit erheblich reduziert haben. Die Dispozinsen seien aber nicht unmittelbar und in gleichem Maße gefallen. Es sei naheliegend, lautet das Ergebnis der Untersuchung, „dass die Erträge aus dem Dispokreditgeschäft die Kosten, die dem Kreditinstitut für dieses einzelne Produkt entstehen, deutlich übersteigen, so dass sie zur Quersubventionierung anderer Leistungen oder zur Gewinnsteigerung verwendet werden“. Der Forsa-Umfrage zufolge kennt nicht einmal jeder zweite Bankkunde die Höhe seines persönlichen Dispozinses. Aigner mahnte die Kreditinstitute, die Kunden benötigten umfassende Informationen, damit sie vergleichen und das für sie beste Angebot auswählen können. „Es kann nicht sein, dass man eine Stunde lang auf der Internetseite einer Bank suchen muss, bis man die Höhe des Dispozinses findet“, kritisierte die CSU-Ministerin. (Studie und Forsa-Umfrage im Internet: www.bmelv.de/dispo ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Deutschland schickt Kampfhubschrauber nach Afghanistan

Deutschland schickt Kampfhubschrauber nach Afghanistan Düsseldorf (dapd). Die Bundeswehr wird in Afghanistan erstmals den neuen Kampfhubschrauber Tiger einsetzen. „Wir sind entschlossen, den Tiger Ende dieses Jahres, spätestens Anfang nächsten Jahres, in Afghanistan zum Einsatz zu bringen. Wir brauchen dieses Waffensystem dringend“, sagte Generalmajor Jörg Vollmer der „Rheinischen Post“. Der Bundeswehr-Offizier führt die Division Spezielle Operationen in Stadtallendorf und war 2009 Regionalkommandeur in Nord-Afghanistan. Vollmer warnte vor einer zu schnellen Reduzierung der deutschen Kampftruppe. „2013 sichern unsere Fallschirmjäger für ein halbes Jahr die Region um Kundus und müssen auch den Materialabfluss der Nato-Rückverlegung bis 2014 über die zwei Nachschubrouten nach Usbekistan und Tadschikistan schützen“, sagte er. Tausende von Containern und Fahrzeugen müssten durch den deutschen Verantwortungsbereich geschleust werden. dapd (Politik/Politik)

Opel sponsert angeblich Borussia Dortmund

Opel sponsert angeblich Borussia Dortmund Berlin (dapd). Der kriselnde Autobauer Opel sponsert offenbar künftig den deutschen Fußball-Meister Borussia Dortmund. Der kommissarische Opel-Chef Thomas Sedran wollte am Donnerstag die Partnerschaft mit „einem Erstliga-Verein auf Top-Niveau“ bekannt geben. Aus dem Umfeld der Vertragspartner erfuhr der „Tagesspiegel“, dass es sich dabei um den BVB handelt. Opel sponsert bereits vier Bundesligisten: Fortuna Düsseldorf, den SC Freiburg, Bayer Leverkusen und Mainz 05. Offenbar tritt Opel beim BVB genau wie bei den anderen vier Klubs zwar nicht als Trikotsponsor in Erscheinung. Spieler und Offizielle sollen aber mit Autos der Marke fahren. Geworben wird auch auf den Banden im Stadion, auf Großbildleinwänden und in den Stadionmagazinen. Von 1989 bis 2002 war Opel Hauptsponsor des FC Bayern München. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Als bei Neckermann die Hoffnung platzte

Als bei Neckermann die Hoffnung platzte Frankfurt/Main (dapd). Die Nachricht von der Insolvenz ihrer Firma traf die Beschäftigten von Neckermann unvorbereitet. „Gestern sah es noch so aus, dass es eine Einigung geben könnte“, sagt Heidi Röder enttäuscht. „Der Betriebsrat hatte am Dienstagabend noch große Hoffnungen, dass die zähen Verhandlungen doch noch erfolgreich sein könnten.“ Nach den gescheiterten Verhandlungen am Mittwoch sagt sie: „Was soll man machen, wenn der Eigentümer Sun Capital nicht mitmacht?“ Wie viele Andere weiß Heidi Röder die Antwort auch nicht. Dabei treffe es sie als langjährige Betriebskrankenschwester nicht so sehr wie andere, sagt sie. Acht Jahre sei sie bei Neckermann gewesen, aber freie Stellen für Krankenschwestern gebe es auch woanders. Doch viele ihrer Kollegen hätten ein schwereres Los. „Viele sind über 50 Jahre alt“, sagt sie. Und wie schnell verliere man nicht nur seinen Job. „In Frankfurt sind die Lebenshaltungskosten sehr hoch. Wohnung und Auto, das will alles bezahlt werden“, betont Röder. Nach und nach verlassen weitere Mitarbeiter das riesige Firmengelände, nachdem die Insolvenz gegen 15.30 Uhr auf einer Mitarbeiterversammlung bekannt gegeben wurde. Eine junge Frau weint, eine Kollegin streicht ihr tröstend über die Wange. Viele wollen die Insolvenz nicht kommentieren. „Wir haben schon genug gelitten die letzten Monate“, wehrt eine Mitarbeiterin in einem roten Pullover ab. Eine Kollegin, die jahrelang in der Qualitätssicherung arbeitete, trägt die Nachricht von der Insolvenz mit Fassung und gibt sich betont sachlich. „Es war richtig, dass der Arbeitskampf so hart geführt wurde“, sagt sie mit Blick auf die letzten vier Monate. Aber schließlich gewinne der, „der am längeren Hebel sitzt“, meint sie und atmet dabei schwer. Natürlich werde sie sich jetzt nach einem anderen Arbeitsplatz umsehen, sagt sie und verlässt das Firmengelände Richtung Straßenbahn. Dort startet gerade Steffen Sauer aus der Logistik sein Motorrad. 16 Jahre lang war er Staplerfahrer bei Neckermann. Von der Insolvenz wolle er sich jedoch nicht beeindrucken lassen. „Ich hatte immer Arbeit“, sagt der gelernte Schreiner und IT-Techniker. Auf der Suche nach einem Job würde er erstmal alles nehmen, sich „zur Not auch wieder selbstständig machen“. Seinen Optimismus lasse er sich nicht verderben. Und auch die Kollegin im roten Pulli dreht sich noch mal um und sagt: „Es gibt auch noch schöne Seiten im Leben. Ich gehe jetzt erstmal zu meiner Verabredung. Wir wollen ein Bier trinken.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Durchsuchung in Schleckers Villa und Firmensitz

Durchsuchung in Schleckers Villa und Firmensitz Stuttgart/Burgwedel (dapd). Das Ende der Drogeriekette Schlecker könnte für den Firmengründer Anton Schlecker strafrechtliche Konsequenzen haben. Wegen des Verdachts auf „Bankrott, Untreue und Insolvenzverschleppung“ durchsuchten am Mittwoch mehr als 160 Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft Wohnungen und Geschäftsräume in mehreren Bundesländern, wie Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart mitteilten. Darunter waren auch die Privatvilla von Anton Schlecker und der Firmensitz im schwäbischen Ehingen. Bei den Razzien stellten die Beamten umfangreiches Beweismaterial sicher, vor allem schriftliche Unterlagen und Datenträger, wie ein LKA-Sprecher auf dapd-Anfrage sagte. Insgesamt ermitteln die Behörden gegen 14 Personen. Wie dapd aus Justizkreisen erfuhr, sind darunter Anton Schlecker und seine Frau sowie die beiden Kinder. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat sich ein Anfangsverdacht ergeben, der zu dem Ermittlungsverfahren geführt habe. Der schwerwiegendste Vorwurf sei der des Bankrotts. Dabei gehe es darum, dass offenbar „sehenden Auges“ bei einer bevorstehenden Insolvenz Vermögenswerte beiseite geschafft worden seien. Anton Schlecker führte die Drogeriemarktkette als eingetragener Kaufmann. Daher haftet er mit seinem Privatvermögen. Bei einer Verurteilung drohen dem Unternehmer bis zu fünf Jahre Haft. Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz war bereits vorab über die Ermittlungen informiert, wie ein Sprecher auf dapd-Anfrage sagte. Sie seien „Teil der Gesamtaufklärung“ und deshalb bei einem Verfahren dieser Größe nicht ungewöhnlich. Der Insolvenzverwalter werde die Ermittlungen „nach allen Kräften unterstützen“. Durchsucht wurden nach Angaben der Ermittler neben der Schlecker-Villa und dem Firmensitz zwei weitere Firmenobjekte im Alb-Donau-Kreis und eins im Raum Osnabrück. Dort hat die Schlecker-Tochter Ihr Platz ihren Sitz. Ebenfalls am Mittwoch teilte die Drogeriemarktkette Rossmann mit, dass sie 104 der derzeit noch 490 Ihr-Platz-Geschäfte übernimmt. Dabei würden alle der rund 800 Arbeitsplätze dort langfristig gesichert, auch der Warenbestand der Filialen werde übernommen. Die Geschäfte sollten auf die Marke des neuen Eigentümers umgeflaggt werden, sobald das Bundeskartellamt die Freigabe für die Übernahme erteilt und auch die einzelnen Vermieter dem Geschäft zugestimmt haben, sagte ein Rossmann-Sprecher auf dapd-Anfrage. Über die Zukunft der restlichen Ihr-Platz-Filialen verhandelt Insolvenzverwalter Werner Schneider nach Angaben eines Sprechers noch. Auch für sie gebe es aber aussichtsreiche Interessenten, hieß es am Mittwoch. Der gelernte Metzger Anton Schlecker hatte 1975 den ersten Drogeriemarkt gegründet, drei Jahre später hatte er schon 100 Märkte unter sich. 1984 durchbrach Schlecker die Schallmauer von 1.000 Filialen. Doch das Unternehmen wuchs zu schnell, die Gewinne konnten mit den Umsätzen nicht mithalten. Hinzu kamen Imageprobleme und attraktivere Märkte der Konkurrenz. Am 23. Januar meldete Schlecker offiziell Insolvenz beim Amtsgericht Ulm an. Nach vergeblichen Rettungsversuchen schlossen Ende Juni die letzten Filialen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Bei Opel steht ein Kahlschlag im Topmanagement bevor

Bei Opel steht ein Kahlschlag im Topmanagement bevor Rüsselsheim (dapd). Kahlschlag im Opel-Management: Nach dem Abgang von Karl-Friedrich Stracke als Vorstandsvorsitzender und zwei weiteren Vorstandsmitgliedern am Mittwoch sollen zusätzlich zahlreiche Führungskräfte das Unternehmen verlassen. Das bestätigte der taumelnde Autobauer am späten Nachmittag. „Opel will die Bürokratie im Unternehmen reduzieren. Die Führungsstrukturen sollen verschlankt und effizienter gestaltet werden“, sagte ein Opel-Sprecher auf Anfrage. Vorher hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, in den kommenden Wochen wolle sich das Unternehmen von 500 Führungskräften trennen, deren Gehälter allesamt mindestens sechsstellig seien. Den Managern sollen Abfindungsangebote gemacht werden. Den Angaben der Zeitung zufolge soll der vom Mutterkonzern General Motors (GM) mit der Opel-Sanierung beauftragte Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky im Aufsichtsrat sogar die Trennung von 2.400 Managern gefordert haben. Von den rund 40.000 Mitarbeitern gelten nach Girskys Definition 12.000 als Führungskräfte. Seit 2009 hat Opel 8000 von 48.000 Arbeitsplätzen abgebaut, vornehmlich einfache Mitarbeiter. Am Mittwochmorgen waren schon Entwicklungschefin Rita Forst und Finanzchef Mark James ohne Begründung abgelöst worden. „Ich danke Rita und Mark für ihre harte Arbeit“, erklärte Opel-Aufsichtsratschef und General Motors-Vorstand Girsky lediglich in Rüsselsheim. Neuer Chef-Entwickler bei Opel wird laut Mitteilung Michael Ableson, der bisher die weltweite Entwicklung der Fahrzeuge der Kompaktklasse verantwortete. Hier war ihm mit dem Astra ein großer Erfolg gelungen, denn das Auto wurde als Chevrolet Cruze in den USA und weltweit zu einem Verkaufsschlager. Als Finanzvorstand kommt Michael Lohscheller, der bisher Finanzchef der US-Tochter des Konkurrenten Volkswagen war und dort die Sanierung mit geleitet hatte. Lohscheller bringt auch Erfahrung aus der Autobranche von den früheren Arbeitgebern Daimler rund Mitsubishi mit. Am Dienstag hatte Opel Strategievorstand Thomas Sedran zum stellvertretenden Vorstandschef ernannt, nachdem Stracke zurückgetreten war. „Opel ist doch eigentlich eine coole Marke. Sollte man öfter kaufen“, sagte Sedran am Mittwoch in Rüsselsheim am Rande einer Sportveranstaltung. „Und gewinnen kann man nur, wenn man aufsteht und kämpft“, fügte er hinzu. Gleichzeitig sucht der Hersteller weiter nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden. Laut „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“ ist unter anderem der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking im Gespräch. Ein Opel-Sprecher lehnte Kommentare zu „Medienspekulationen“ ab. Sedran war erst im April 2012 von einer Unternehmensberatung in den Vorstand gewechselt. Die wichtigste Aufgabe des neuen Vorstands besteht darin, Opel in die Gewinnzone zurückzuführen. Ganz oben steht dabei die geplante Schließung des Werkes Bochum mit mehr als 3.000 Arbeitnehmern, die aktuell nach 2016 geplant ist. Die Arbeitnehmer haben zunächst auf eine Gehaltserhöhung verzichtet, um Bereitschaft zur Kostenreduzierung zu signalisieren. Opel braucht schnell Erfolge: Am Dienstag wurden Absatzverluste im Kernmarkt Europa von 15 Prozent im ersten Halbjahr 2012 bekannt – 8,2 Prozentpunkte schlechter als der Branchendurchschnitt. Über alle Marken hinweg betrug der Einbruch nach Angaben des Branchenverbandes Acea lediglich 6,8 Prozent. Opel hat in den letzten Jahren Milliardenverluste angehäuft. GM ist offenbar entschlossen, die Krise schnell zu beenden. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Frauenpower im Kanzlerinnenamt

Frauenpower im Kanzlerinnenamt Berlin (dapd). Da hängen sie in Öl gegossen und in Holz gerahmt an einer kahlen Betonwand im Berliner Kanzleramt: Gerhard Schröder, Helmut Kohl und all die anderen Kanzler, die Deutschland schon gesehen hat. Alles Männer, denen am Mittwoch – mal rein bildlich gesprochen – die Ohren geklungen haben müssen angesichts dessen, was sich da etwa zwanzig Meter vor ihnen abspielte: Beim Besuch der thailändischen Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra bei Kanzlerin Angela Merkel wurde nichts weniger als eine Zeitenwende eingeleitet, alte Zöpfe wurden abgeschnitten, Strickjacken in die Altkleidersammlung entsorgt. Die Alt-Machos aus Bonner Zeiten und die Jungspunde der Berliner Republik hätten schon bei der Kleiderwahl der Regierungschefinnen alarmiert sein müssen. Merkel trat in einer magentafarbenen Jacke auf, Shinawatra in einem lachsfarbenen Ensemble. Es leuchtete wie noch nie, kein Vergleich zu den schwarzen Brioni-Anzügen grauer Vorzeit. Ein weiteres Indiz deutete darauf hin, dass sich hier Großes tun würde: Merkel hatte sich Sabine Heimbach mitgebracht, sie ist neben Georg Streiter Stellvertreterin von Regierungssprecher Steffen Seibert, der das Feld an diesem Tag offenbar nichtsahnend den Frauen überließ. Und Heimbach wiederum war es dann, die einer Journalistin das Mikrophon für die erste deutsche Frage in dieser Pressekonferenz überließ. „Es ist für mich ein großer Moment, zwei große, starke Frauen hier zu sehen“, legte die Kollegin los. „Sie, Frau Bundeskanzlerin, haben unglaubliche Fans, unsere ganze Redaktion in London ist ganz beeindruckt, wie Sie das stemmen, den Euro zu retten. Und nun haben wir die Premierministerin von Thailand, die ein Land, was im Untergang ist, wieder nach oben bringt. In Dänemark haben wir eine Frau, in Bangladesch haben wir eine Frau. Ist das jetzt die neue Ära, kommen jetzt die Frauen an die Macht? Und schaffen Sie, alles noch zu retten?“ Ein Lächeln zauberte diese Lobeshymne auf Merkels Gesicht. Einfach ist es für die CDU-Vorsitzende schließlich nicht. Wer sich das sogenannte Familienfoto des G-20-Gipfels von Mexiko anschaut, zählt 30 Männer und gerade mal fünf Frauen. Dem Bundeskabinett gehören neben Merkel nur fünf Frauen, aber zehn Männer an. Da ist noch Luft nach oben, oder wie die Kanzlerin es ausdrückte: „Also, wenn Sie meine Pressekonferenzen mit Regierungschefs hier verfolgen, dann haben wir immer noch Raum, dass die Frauen noch stärker vertreten sind.“ Sie freue sich „natürlich ganz besonders, dass heute eine Frau meine Partnerin bei der Pressekonferenz ist und dass Thailand eine Frau als Premierministerin hat“, sagte Merkel. Was den Männer-Frauen-Anteil in der Politik angeht, ist die Kanzlerin sonst eher zurückhaltend, diesmal legte sie den feministischen Treueschwur ab: „Die Probleme, die auf der Welt zu lösen sind, sind immer dieselben. Egal, ob Männer die Verantwortung tragen oder Frauen. Aber – wie Sie sehen – wir trauen uns das auch zu.“ Das Plus an Frauenpower in der Politik ist dabei nicht nur auf Deutschland beschränkt. „Ich kann Ihnen versichern, dass wir Frauen dabei sind, diese Rolle zu übernehmen“, lächelte Ministerpräsidentin Shinawatra in die Kameras. dapd (Politik/Politik)