Europa sollte nicht so naiv sein

Europa sollte nicht so naiv sein Düsseldorf (dapd). Zur Sicherstellung seiner Energieversorgung mit Gas und Öl muss Europa nach Ansicht von Wintershall-Vorstandschef Rainer Seele strategische Energiepartnerschaften aufbauen. „Europa sollte nicht so naiv sein zu glauben, dass es irgendwo einen globalen Markt gibt, auf dem wir immer die Menge bekommen, die wir in Zukunft brauchen“, sagte der Chef des größten deutschen Erdöl- und Erdgasproduzenten dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). Deshalb würde eine strategische Verflechtung mit den größten Förderländern Russland, Norwegen und dem arabischen Raum benötigt. Europa müsse sich auch fragen, ob es den Wettbewerbern den arabischen Raum überlassen wolle. China und Indien gäben im globalen Wettlauf um Rohstoffe mittlerweile das Tempo vor, sagte Seele. Die EU sollte einen sichern Absatzmarkt garantieren und sich parallel gegenüber Investitionen der Produzentenländer öffnen. Die Kasseler Wintershall Holding ist eine 100-prozentige Tochter des Chemiekonzerns BASF. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Europa sollte nicht so naiv sein

Europa sollte nicht so naiv sein Düsseldorf (dapd). Zur Sicherstellung seiner Energieversorgung mit Gas und Öl muss Europa nach Ansicht von Wintershall-Vorstandschef Rainer Seele strategische Energiepartnerschaften aufbauen. „Europa sollte nicht so naiv sein zu glauben, dass es irgendwo einen globalen Markt gibt, auf dem wir immer die Menge bekommen, die wir in Zukunft brauchen“, sagte der Chef des größten deutschen Erdöl- und Erdgasproduzenten dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). Deshalb würde eine strategische Verflechtung mit den größten Förderländern Russland, Norwegen und dem arabischen Raum benötigt. Europa müsse sich auch fragen, ob es den Wettbewerbern den arabischen Raum überlassen wolle. China und Indien gäben im globalen Wettlauf um Rohstoffe mittlerweile das Tempo vor, sagte Seele. Die EU sollte einen sichern Absatzmarkt garantieren und sich parallel gegenüber Investitionen der Produzentenländer öffnen. Die Kasseler Wintershall Holding ist eine 100-prozentige Tochter des Chemiekonzerns BASF. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Europa sollte nicht so naiv sein

Europa sollte nicht so naiv sein Düsseldorf (dapd). Zur Sicherstellung seiner Energieversorgung mit Gas und Öl muss Europa nach Ansicht von Wintershall-Vorstandschef Rainer Seele strategische Energiepartnerschaften aufbauen. „Europa sollte nicht so naiv sein zu glauben, dass es irgendwo einen globalen Markt gibt, auf dem wir immer die Menge bekommen, die wir in Zukunft brauchen“, sagte der Chef des größten deutschen Erdöl- und Erdgasproduzenten dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). Deshalb würde eine strategische Verflechtung mit den größten Förderländern Russland, Norwegen und dem arabischen Raum benötigt. Europa müsse sich auch fragen, ob es den Wettbewerbern den arabischen Raum überlassen wolle. China und Indien gäben im globalen Wettlauf um Rohstoffe mittlerweile das Tempo vor, sagte Seele. Die EU sollte einen sichern Absatzmarkt garantieren und sich parallel gegenüber Investitionen der Produzentenländer öffnen. Die Kasseler Wintershall Holding ist eine 100-prozentige Tochter des Chemiekonzerns BASF. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Parteienforscher begrüßt frühe Nominierung Steinbrücks

Parteienforscher begrüßt frühe Nominierung Steinbrücks Berlin (dapd). Der Politologe Oskar Niedermayer hält die vorzeitige Nominierung Peer Steinbrücks als Kanzlerkandidat der SPD für sinnvoll. Dies gebe dem SPD-Politiker Zeit, „um sich inhaltlich zu profilieren“, sagte Niedermayer der Nachrichtenagentur dapd in Berlin. Diese Zeit brauche Steinbrück, da er sich bisher nur mit Finanzthemen einen Namen gemacht habe. Besser wäre es allerdings gewesen, den Bundesparteitag der Sozialdemokraten im Dezember abzuwarten. Niedermayer schätzt die Chancen für eine künftige große Koalition als gut ein. Inhaltlich gebe es „keine wesentlichen Probleme“. Die Deutschen seien wegen der Eurokrise stabilitätsorientiert und wünschten sich eine „starke, breite Regierung“. Dennoch werde die SPD im Bundestagswahlkampf auf ein Bündnis mit den Grünen setzen und versuchen, nicht wieder Juniorpartner in einer großen Koalition zu werden. Die Sozialdemokraten würden sich dabei sicher auch die Möglichkeit offen halten, mit Grünen und FDP eine Ampelkoalition zu bilden, sagte Niedermayer. Auf solche Verhandlungen würden sich die Liberalen vermutlich einlassen. Die Differenzen zwischen SPD und Grünen seien im Übrigen schwerwiegender als die Meinungsunterschiede zwischen FDP und SPD, urteilte Niedermayer. dapd (Politik/Politik)

Ramsauer schließt Autobahn-Vollsperrungen nicht aus

Ramsauer schließt Autobahn-Vollsperrungen nicht aus Dortmund (dapd). Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sieht in der zeitweiligen Vollsperrung der Autobahn 40 im Ruhrgebiet während der dortigen Sanierungsarbeiten ein mögliches Modell für andere Strecken. „Man muss beim Baustellenmanagement auch neue Wege ausprobieren. Die Erkenntnisse bei der A 40 werden gerade sauber ausgewertet“, sagte Ramsauer den „Ruhr Nachrichten“. „Wenn sich das Modell als erfolgreich erweist, ist es eine Alternative zu jahrelangen Dauerbaustellen“, zeigte sich Ramsauer überzeugt. Voraussetzungen seien allerdings „gut ausgebaute Alternativstrecken und kontinuierliche Informationen für die Autofahrer“. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

CDU-Politiker Laschet hält Schwarz-Grün im Bund für möglich

CDU-Politiker Laschet hält Schwarz-Grün im Bund für möglich Berlin (dapd). Der designierte CDU-Bundesvize Armin Laschet hält eine schwarz-grüne Koalition für möglich, wenn sich aus der Bundestagswahl keine bürgerliche Mehrheit ergibt. „Am Ende wird man sehen müssen, wo die größeren Schnittmengen sind“, sagte der nordrhein-westfälische CDU-Landeschef der Zeitung „Die Welt“. „Die SPD sollte sich nicht zu sicher sein, sich in eine große Koalition retten zu können.“ Maßstab sei eine Politik für die Stabilität des Euro. Dazu gehöre eine konsequente Beendigung der Schuldenpolitik. Prinzipiell könne die Union mit der FDP gut zusammen regieren, sagte Laschet. Nordrhein-Westfalen habe das gezeigt. Im Bund sei es dringend erforderlich, dass die schwarz-gelbe Koalition „zu einem Klima kommt, in dem man sich gegenseitig Erfolge gönnt“, mahnte er. Laschet räumte dem SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück geringe Erfolgsaussichten gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein. „Als Ministerpräsident in NRW hat Steinbrück eine schlechte Bilanz hinterlassen.“ Dafür hätten ihn die Wähler 2005 abgewählt. dapd (Politik/Politik)

Außenseiter mit mehr Beifall als die Promis

Außenseiter mit mehr Beifall als die Promis Frankfurt/Main (dapd-hes). Über 300 Mitglieder der Grünen haben sich Montagabend in Frankfurt für den Auftritt der Bewerber um die neue Doppelspitze ihrer Partei interessiert. Elf der insgesamt 15 Kandidaten kämpften in Drei-Minuten-Statements um die Gunst der Basis und stellten sich danach einer Diskussion. Angereist als Aspiranten auf das Sprecheramt im Wahljahr 2013 waren auch die Grünen-Promis Claudia Roth, derzeit Parteichefin, die Fraktionsvorsitzenden Renate Künast und Jürgen Trittin sowie Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Ein Bayer bekam auf der Bühne den meisten Applaus. Insgesamt treten 15 Bewerber bei der Urwahl an, nach dem Auftakt in Hannover am 21. September war das Frankfurter Forum nun die fünfte von insgesamt elf geplanten Kandidatenvorstellungen. Bis zum 30. Oktober können die Grünen-Mitglieder ihre zwei neuen Sprecher wählen, an die Spitze sollen zwei Frauen oder ein Mann und eine Frau. Am 9. November, eine Woche vor dem Bundesparteitag, soll das erfolgreiche Paar vorgestellt werden und sofort im Amt sein. Die Grünen hatten sich erstmals in ihrer Geschichte zu diesem Verfahren entschlossen. Trittin hat es nicht leicht Roth, Künast, Trittin und Göring-Eckardt erhielten für ihre versiert vorgetragenen Kurzbeiträge reichlich Beifall in Fankfurt. Gut behaupten konnte sich auch der einzige hessische Kandidat an diesem Abend, der 24-jährige Wiesbadener Nico Hybbeneth, der bei konkreten Nachfragen mit bildungspolitischer Kompetenz punktete. Will Trittin Parteisprecher werden, muss er unter allen zwölf männlichen Mitbewerbern die meisten Stimmen bekommen – nur einer von ihnen kann in die Doppelspitze. Nehmen sich die Männer gegenseitig zu viele Voten weg, siegen zwei Frauen. Applaus für „Verzweiflungskandidatur“ eines Bayern Gemessen am Applaus in Frankfurt, könnte es Trittin auch mit dem 75-jährigen Alfred Mayer zu tun bekommen. Der von zurückliegenden Koalitionsperioden seiner Partei enttäuschte grüne Fundi aus dem bayerischen Berg am Laim ist der älteste Kandidat bei der Urwahl. „Meine absurde Bewerbung ist die einzige Möglichkeit, die Grünen daran zu erinnern, dass nur sie die Hoffnungsträger sind“, erklärte Mayer frohgemut auf dem Podium. Er sei angetreten zu einer „Verzweiflungskandidatur“, sagte der Bayer unter stürmischem Applaus. dapd (Politik/Politik)

Genossen geschlossen hinter Steinbrück

Genossen geschlossen hinter Steinbrück Berlin (dapd). Die Sozialdemokraten sammeln sich geschlossen hinter ihrem designierten Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück. Auch die Parteilinke kündigte an, den 65-Jährigen zu unterstützen. „Die Gegner sind nicht in der Partei“, sagte der Koordinator der SPD-Linken, Ralf Stegner, am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“. Es gelte, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu schlagen. Dafür sei Steinbrück „eine gute Wahl“. Unterdessen debattieren Grüne und FDP über eine mögliche Zusammenarbeit mit der SPD nach der Bundestagswahl im September 2013. An diesem Montag will der SPD-Vorstand in Berlin den früheren Bundesfinanzminister Steinbrück offiziell zum Kanzlerkandidaten nominieren. Am 9. Dezember soll die endgültige Kür Steinbrücks auf einem Sonderparteitag folgen. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles rechnet mit großer Geschlossenheit bei der Nominierung. Sie sei sich sicher, dass der Vorstand mit großer Mehrheit der Empfehlung von Parteichef Sigmar Gabriel folgen werde, sagte Nahles auf NDR Info. „Steinbrück ist der beste Mann. Er verfügt vor allem in Wirtschafts- und Finanzfragen über großen Sachverstand.“ Stegner räumte ein, Steinbrück sei nicht der Wunschkandidat der Parteilinken gewesen. Jetzt gehe es aber darum, die Partei, das Programm und den Kandidaten zusammenzubringen. Auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Elke Ferner, ebenfalls führende Parteilinke, stellte sich hinter Steinbrück. „Was uns eint, ist, dass wir die konservativ-liberale Regierung ablösen wollen, und ich glaube, dem Ziel wird sich dann auch vieles während des Wahlkampfs unterordnen“, sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen im Deutschlandradio Kultur. Stegner, Chef der schleswig-hosteinischen SPD, betonte: „Wir wollen nicht die halbtote Linkspartei im Westen wieder neu beleben.“ Deswegen müsse „in Gerechtigkeitsfragen schon das gelten, was wir im Programm haben“. Im Hinblick auf den parteiinternen Streit über die Absenkung des Rentenniveaus fügte Stegner hinzu, es müsse ein Kompromiss gefunden werden. Im Rentenstreit hatte sich die SPD vergangene Woche auf eine Kompromisslinie verständigt, eine Grundsatzentscheidung aber vertagt. Ungeklärt blieb die Frage, ob an der umstrittenen Senkung des Rentenniveaus von heute 51 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns auf 43 Prozent im Jahr 2030 festgehalten wird. Stegner zeigte zugleich Verständnis für Steinbrücks Forderung nach „Beinfreiheit“ im Wahlkampf: „Man kann einen Kandidaten nicht verändern. Der muss authentisch sein, wenn er eine Chance haben will.“ Dem stimmte der Vorsitzende der Bayern-SPD, Florian Pronold, zu. „Wir werden ihm große Freiheit gönnen“, sagte er im SWR. Unterdessen debattiert die FDP über ihre Haltung zu Steinbrück und einer möglichen Ampelkoalition nach der Bundestagswahl. „Nur weil die SPD jetzt einen konservativ anmutenden Kanzlerkandidaten hat, erhöht sich nicht die inhaltliche Nähe“, sagte FDP-Generalsekretär Patrick Döring der „Rheinischen Post“. Der Zeitung zufolge hat auch Parteichef Philipp Rösler intern deutlich gemacht, dass er die Koalition mit der Union fortsetzen und dies im Wahlkampf deutlich kommuniziert werden sollte. Dörings Vorgänger als Generalsekretär, Christian Lindner, äußerte sich vorsichtiger. Im Deutschlandfunk sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende im nordrhein-westfälischem Landtag über Steinbrück: „Ich halte ihn für eine respektable Persönlichkeit.“ Er könne sich den Sozialdemokraten auch als Gesprächspartner vorstellen. Allerdings seien die Schnittmengen zwischen SPD und FDP gering. „Ich sehe große inhaltliche Hürden“, betonte Lindner. Er grenzte sich ausdrücklich von Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ab, der kürzlich Sympathien für eine Ampelkoalition geäußert hatte. Die Grünen-Fraktionschefin im NRW-Landtag, Bärbel Höhn, sagte auf NDR Info, die Grünen könnten sich eine Zusammenarbeit mit Steinbrück als Kanzler gut vorstellen. „Steinbrück hat ja bereits ein Signal für ein rot-grünes Bündnis gegeben“, sagte Höhn. Grünen-Chef Cem Özdemir hob in der Zeitung „Die Welt“ hervor, dass bei der angestrebten Energiewende die SPD mit den Grünen an einem Strang ziehe. „Auch wenn wir uns mit den Sozialdemokraten des Öfteren gestritten haben, so war stets klar, dass wir gemeinsam einen eindeutigen Kurs hin zu den erneuerbaren Energien einschlagen.“ dapd (Politik/Politik)

Neckermann-Pleite: Arbeitnehmer attackieren Finanzinvestor

Neckermann-Pleite: Arbeitnehmer attackieren Finanzinvestor Hamburg (dapd). Arbeitnehmervertreter im Neckermann-Aufsichtsrat und die Gewerkschaft ver.di gehen nach der Schließung des Versandhändlers hart mit dem Geschäftsgebaren der Finanzinvestoren ins Gericht. Die Kritik zielt zuvorderst auf Neckermann-Eigner Sun Capital. „Es lässt sich kaum klären, ob das Management im Wissen um die tatsächliche Geschäftssituation Abfindungen vermeiden wollte oder ob der Eigentümer (…) die Geduld verloren hatte“, schreibt der zuständige ver.di-Sekretär und Neckermann-Aufsichtsrat Wolfgang Thurner in einem Gastbeitrag für die „Financial Times Deutschland“ . „Jedenfalls hat sich selten zuvor ein Arbeitgeber so hartnäckig geweigert, den Beschäftigten in ihrer dramatischen Lage finanziell durch Abfindungen entgegenzukommen“. „Der gesunde Menschenverstand“, die übliche Suche nach einem sozialverträglichen Kompromiss, sei „schlicht negiert“ worden. Thurner bezieht sich in dem Beitrag auf Verhandlungen des Eigners mit den Arbeitnehmern über die Senkung der Personalkosten, in denen Sun keine Kompromissbereitschaft gezeigt und Neckermann stattdessen in die Pleite geschickt hatte. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Geschlossene Gesellschaft: Die Freimaurer im Michel

Geschlossene Gesellschaft: Die Freimaurer im Michel Hamburg (dapd-nrd). 1.500 Männer in schwarzen Anzügen, weißen Handschuhen und Schürzen schlagen ihre Hände ineinander: „Klatsch, klatsch, klatsch“, schallt es drei Mal durch das Kirchenschiff der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. Der Gruß „auf Maurerart“, ruft der Mann vor dem haushohen Altar mit gekreuzigtem Christus den überwiegend älteren Herren zu. Hier wird gerade Freimaurer-Geschichte geschrieben – vor den Augen der Presse, als Zeichen, dass sich die geheimnisumwitterte Bruderschaft der Gesellschaft stärker öffnen will. Am Samstagnachmittag trafen sich im Michel Freimaurer aus aller Welt zum ersten Mal in einer deutschen Kirche, um kein christliches, sondern eines ihrer eigenen Rituale durchzuführen. Dabei ließen sie sich sogar von Journalisten filmen, zumindest eine Viertelstunde lang. „Bruder Großzeremonial, geleiten Sie den ehrwürdigsten Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland in den Tempel“, befiehlt der Mann vor dem Altar. Freimaurer fürchten neugierige Blicke Er heißt Bernd-Dieter Hessling, Meister vom Stuhl der Hamburger Loge „Absalom zu den drei Nesseln“. Deren Gründung vor 275 Jahren wird hier mit Freimaurern aus mehr als 50 Ländern gefeiert. Absalom ist die älteste Loge Deutschlands und Hamburg die Gründerstadt der deutschen Freimaurerei. „Bruder Großzeremonial“ holt den obersten deutschen Freimaurer, Rüdiger Templin, in den Kirchenraum und führt ihn zu Hessling, der hinter einem Tisch mit blauer Decke, Kerzen und Büchern steht. Nun übergibt der Absalom-Meister den Hammer seiner Loge feierlich an Templin, damit der das Ritual leiten kann. Dann ist schon Schluss. Zumindest für die Journalisten, die jetzt von Ordnern höflich aber bestimmt aus der Kirche geleitet werden. Die Freimaurer wollen ohne neugierige Blicke weitermachen. Vor denen schützt auch ein schwarzer Vorhang im Vorraum des Haupteingangs, wie jeden Tag strömen Touristen zu Hamburgs Wahrzeichen. „Heute wegen ganztägiger Veranstaltung keine Besichtigung des Kircheninnenraums möglich“, steht auf einem Schild. „Na toll, was ist denn da los?“, beschwert sich eine Frau. „Was die Freimaurer? Das ist doch diese Sekte!“ Genau dieses Image wollen die Freimaurer loswerden. Deshalb veranstalten sie Tage der Offenen Tür, Ausstellungen, Diskussionsrunden und haben Journalisten in den Michel eingeladen. Der Hauptpastor der evangelischen Kirche hatte der Bruderschaft das Gotteshaus, das von dem Freimaurer Ernst Georg Sonnin (1713 – 1794) mitgestaltet wurde, zur Nutzung überlassen. Aber warum werden die Freimaurer den Ruf als verschwörerischer Geheimbund nicht los? Freimaurer sollen sich outen Das liege vor allem an den Nationalsozialisten, sagt der Pressesprecher der deutschen Freimaurer, Oliver Barckhan. Die hätten sie verfolgt und falsche Gerüchte in die Welt gesetzt. Tatsächlich waren die Nazis besessen vom Geheimnis der Freimaurer – auf der Suche danach ließen sie das Logengebäude von Absalom abreißen, heute ist es ein schmuckloser 70er-Jahre-Bau. Freimaurer selbst halten Ideale wie Toleranz, Gleichheit und Humanität hoch. Unter den 1.500 Brüdern im Michel seien Angehörige aller großen Weltreligionen: Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, betont Barckhan. Natürlich schüren auch die geheimnisvollen Rituale Misstrauen. Ihre Rhetorik mittelalterlicher Steinmetze lässt die Freimaurer esoterisch anmuten. Vorwürfe, sie seien ein elitärer Herrenklub zum materiellen Vorteil, weisen führende Freimaurer wie Absalom-Meister Hessling allerdings zurück. Ihnen gehe es um die Arbeit an sich selbst, sagt er. Dennoch: Einflussreiche Männer wie Friedrich der Große, Goethe, Winston Churchill oder Axel Springer waren Freimaurer. Deutschlandweit gibt es derzeit rund 15.000, darunter nur wenige Frauen. Kein Wunder, dass der Eindruck eines elitären Herrenklubs entsteht. Wer weiß, wer noch dazu gehört? Zumindest dieses Problem wollen einige Freimaurer lösen. So rufe die englische Großloge Freimaurer, deren Vertreter am Samstag auch im Michel sitzen, dazu auf, sich öffentlich als solche zu bekennen, sagt Barckhan. Ein weiterer radikaler Schritt in der Geschichte der Freimaurer, die sich der Gesellschaft öffnen wollen ohne ihre Identität zu verlieren. dapd (Politik/Politik)