Belgische Ford-Mitarbeiter randalieren in Kölner Werk

Belgische Ford-Mitarbeiter randalieren in Kölner Werk Köln (dapd). Aufgebrachte belgische Arbeiter des US-Autoherstellers Ford haben am Mittwoch vor der deutschen Unternehmenszentrale in Köln gegen die Schließung ihres Werks in Genk protestiert. Einige von ihnen verschafften sich gewaltsam Zutritt zum Firmengelände und randalierten dort. Drei Polizisten wurden leicht verletzt, wie ein Sprecher mitteilte. Sie erlitten durch umherfliegende Feuerwerkskörper vermutlich ein Knalltrauma. Ein Demonstrant wurde den Angaben zufolge festgenommen, weil er mit Knallkörpern warf. Rund 200 Beschäftigte waren mit Bussen aus Belgien angereist. Sie blockierten zunächst den Eingang. Als die Polizisten eintrafen, seien sie von einigen Demonstranten mit Feuerwerkskörpern beworfen worden, sagte der Polizeisprecher. Zahlreiche Arbeiter vermummten sich, legten Reifen auf die Fahrbahn und zündeten diese an. Die Situation sei eskaliert, und alle Arbeiter hätten das Firmengelände gestürmt. Einige von ihnen hätten Fenster eingeschlagen. Die Polizei nahm die Personalien der Demonstranten auf. Erst gegen Mittag beruhigte sich die Lage Am Mittag beruhigte sich laut Polizei die Lage, und die Arbeiter verließen das Werksgelände wieder. Anschließend protestierten sie vor dem Gelände. Auf einem Transparent hieß es: „Genker und Kölner Kollegen kämpfen gemeinsam gegen Arbeitsplatzabbau bei Ford.“ Die Versammlung vor dem Werksgelände sei als Spontandemonstration gewertet und deshalb nicht aufgelöst worden, sagte der Polizeisprecher. Das Unternehmen äußerte in einer ersten Reaktion zwar Verständnis für die Verärgerung der belgischen Beschäftigten, zeigte zugleich aber Unverständnis für die Form des Protests. „Natürlich verstehen wir auf der einen Seite, welchen Einfluss unser europäischer Geschäftsplan auf die Menschen hat“, erklärte Ford Deutschland. „Auf der anderen Seite sind wir enttäuscht darüber, dass einige der Protestierenden sich gewaltsam Zugang zum Werksgelände verschafft haben“, hieß es in der Stellungnahme. Unter der Bedingung, dass die Demonstranten das Gelände verlassen, habe Ford auf Anzeigen verzichtet, sagte eine Unternehmenssprecherin auf dapd-Anfrage. Die Sachschäden seien „marginal“ gewesen. Ford-Chef verteidigt Werksschließungen Für Mittwoch und Donnerstag waren internationale Betriebsratssitzungen der Ford-Mitarbeiter in Köln geplant. Das Werk in Genk soll Ende 2014 schließen, etwa 4.500 Mitarbeiter sowie 5.000 Stellen bei Zulieferern sind davon betroffen. Derzeit laufen noch Gespräche zwischen Ford und belgischen Regierungs- und Gewerkschaftsvertretern, die sich mit der Entscheidung nicht abfinden wollen. Bereits Ende Oktober hatten die Ford-Mitarbeiter in Genk protestiert und vor dem Werk Autos angezündet. Ford leidet seit geraumer Zeit unter Absatzeinbrüchen und rechnet im Europageschäft für das laufende Jahr mit einem Verlust von mehr als 1,5 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro). Konzernchef Alan Mulally verteidigte am Mittwoch in Berlin die Schließung von zwei Werken in Großbritannien und dem in Genk. „Das wird viele Menschen betreffen, und wir sind uns dessen bewusst“, sagte er bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Europa seit Bekanntgabe der Entscheidung, die insgesamt 6.200 Jobs kosten dürfte. Zu den Schließungen gebe es aber keine Alternative. Mulally bekräftige, dass es Überlegungen gebe, im Zuge der Umstrukturierung die Produktion der Van-Modelle C-MAX und Grand C-MAX aus dem spanischen Valencia ins saarländische Saarlouis zu verlegen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Karlsruhe zweifelt am Deal

Karlsruhe zweifelt am Deal Karlsruhe (dapd). Das Bundesverfassungsgericht hat Zweifel, ob die seit 2009 geltende gesetzliche Regelung zu Urteilsabsprachen im Strafprozess mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Das wurde am Mittwoch bei der mündlichen Verhandlung über die Verfassungsmäßigkeit des sogenannten Deals deutlich. Es gehe insbesondere darum, ob dabei die Pflicht der Gerichte und der Staatsanwaltschaft, „den wahren Sachverhalt“ zu ermitteln, ausreichend gewährleistet sei, sagte Gerichtspräsident Andreas Voßkuhle in Karlsruhe. Dass die Verfassungsrichter hier Vorbehalte haben, wurde nach einer eingehenden Untersuchung der tatsächlichen Rechtspraxis offenbar. Nach einer Studie halten sich viele Richter in unteren Instanzen beim „Deal“ nicht an die gesetzlichen Vorgaben, sondern kungeln nach wie vor „informell“ mit Staatsanwaltschaft und Verteidigern über einen „Strafrabatt“ für den Angeklagten im Falle eines Geständnisses. Dieser liegt in der Regel bei rund einem Drittel der sonst drohenden Strafe. Kritiker sehen die Gefahr, dass Angeklagte sich gedrängt sehen könnten, ein falsches Geständnis abzulegen. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) stellte mögliche Nachbesserungen der gesetzlichen Regelung in Aussicht. Es sei das Ziel des Gesetzgebers gewesen, den früher bestehenden „Wildwuchs“ bei Urteilsabsprachen einzugrenzen, sagte die Ministerin in Karlsruhe. Inhaltsleere Geständnisse habe es gerade nicht geben sollen. Der Blick auf die Praxis sei teilweise „erschreckend“ und könne den Gesetzgeber „nicht beruhigt zurücklassen“. Missentwicklungen müssten gegebenenfalls korrigiert werden. Transparentes Verfahren wird unterlaufen Die Bundesregierung nahm bisher für sich in Anspruch, ein transparentes Verfahren für solche Deals geschaffen zu haben. So muss nach der geltenden Regelung in der Strafprozessordnung (StPO) beispielsweise das Hauptverhandlungsprotokoll den wesentlichen Ablauf sowie den Inhalt der Verfahrensabsprache enthalten. Doch die Praxis sieht offenbar in großen Teilen anders aus. Nach einer vor dem Zweiten Senat präsentierten wissenschaftlichen Studie halten sich viele Richter in Deutschland nicht an die gesetzlichen Transparenzregeln bei den Absprachen. Mehr als die Hälfte der Richter greife bevorzugt zum „informellen“ und damit letztlich illegalen Deal. Verfassungsrichter Peter Huber sagte dazu: „Damit kann der Rechtsstaat – wenn er sich nicht ad absurdum führen will – nicht zufrieden sein.“ Die vom Düsseldorfer Strafrechtsprofessor Karsten Altenhain erstellte Umfrage unter rund 330 Richtern, Staatsanwälten und Strafverteidigern in Nordrhein-Westfalen wurde eigens für die Verfassungsgerichts-Verhandlung gefertigt. Strafrabatt für ein falsches Geständnis? Mehr als die Hälfte der befragten Verteidiger berichtete demnach von Fällen, in denen Angeklagte ein wahrscheinlich falsches Geständnis abgelegt hätten, um eine drohende hohe Strafe zu drücken. Motiv eines Deals aufseiten der Richter ist den Angaben zufolge häufig die Abkürzung komplexer Verfahren – gerade bei Wirtschaftsstrafprozessen. Der Präsident des Bundesgerichtshofs (BGH), Klaus Tolksdorf, sieht ein „strukturelles Problem“. Er sei sehr skeptisch, ob der Deal mitsamt dem „schlanken Geständnis“ überhaupt in das deutsche System des Strafprozesses passe, sagte Tolksdorf. „Im Prinzip verträgt sich Konsens und Strafrecht nicht“, betonte der BGH-Präsident. Wenn die bisherige Regelung wegfalle, würde es nach seiner Einschätzung nicht zu einem „Kollaps“ in der deutschen Strafrechtspflege kommen. Generalbundesanwalt Harald Range sagte vor dem Verfassungsgericht, die geltende „Deal“-Regelung habe zwar Rechtssicherheit gebracht. Er mache sich aber mit Blick auf „schlanke Geständnisse“ Sorgen um die Wahrheitserforschung im Strafprozess. Er berichtete von einem „kollektivem Unwohlsein“ angesichts der Ergebnisse aus der Praxis. Der Zweite Senat entscheidet über drei Verfassungsbeschwerden gegen strafrechtliche Verurteilungen, denen ein Deal vorausging. Die Beschwerdeführer rügen eine Verletzung ihres Grundrechts, sich nicht selbst belasten zu müssen und einen Verstoß gegen das Recht auf ein faires Verfahren. Das Urteil wird in drei Monaten erwartet. dapd (Politik/Politik)

Über 60 Prozent Wahlbeteiligung bei Grünen-Urwahl

Über 60 Prozent Wahlbeteiligung bei Grünen-Urwahl Berlin (dapd). Knapp 62 Prozent der Parteimitglieder der Grünen haben fristgerecht ihre Stimme für die Urwahl zur Kür des Spitzenduos für die Bundestagswahl abgegeben. 36.533 Briefe seien eingetroffen, sagte Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke am Mittwoch in Berlin. Sie freue sich, dass „sich so viele grüne Mitglieder beteiligen“ und wertete die Urwahl als großen Erfolg. Bislang seien alle Stimmzettel von den eidesstattlichen Erklärungen getrennt geworden. In Zweiergruppen würden die Stimmen nun zweimal ausgezählt. Die Ergebnisse dieser Zweiergruppen wiederum würden in einer Urne aufbewahrt, sodass niemand das Ergebnis vor Zählschluss erfahren könne. 15 Kandidaten hatten sich beworben, insgesamt 59.266 Briefe wurden verschickt. Am 10. November soll voraussichtlich das Ergebnis bekannt gegeben werden. dapd (Politik/Politik)

Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen zwei mutmaßliche Islamisten

Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen zwei mutmaßliche Islamisten Stuttgart (dapd). Gegen zwei mutmaßliche Islamisten hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anklage erhoben. Eine Sprecherin bestätigte am Mittwoch auf dapd-Anfrage einen entsprechenden Bericht von SWRinfo. Bei den Verdächtigen soll es sich dem Sender zufolge um zwei Männer aus Ulm und Hachenburg in Rheinland-Pfalz handeln. Laut Staatsanwaltschaft wird den Beschuldigten zusammen mit weiteren Männern die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen Deutsche für den islamistischen Kampf geworben und dazu Reisen nach Ägypten vermittelt haben. Laut SWRinfo soll es sich bei einem der Männer um den Schwiegersohn eines als „Hassprediger“ bekannten Arztes aus Neu-Ulm handeln, der in Verbindung zur sogenannten Sauerlandgruppe stand. dapd (Politik/Politik)

Özdemir freut sich über Obamas Sieg

Özdemir freut sich über Obamas Sieg Berlin (dapd). Grünen-Chef Cem Özdemir freut sich über die Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama. „Herzlichen Glückwunsch an Obama und sein Team“, sagte Özdemir am Mittwoch im ARD-„Morgenmagazin“. Der Erfolg des Amtsinhabers sei „eine gute Nachricht für uns Europäer“. Er fügte hinzu: „Wir haben einen Partner in den USA, der die gleiche Sprache spricht wie wir.“ Özdemir betonte mit Blick auf das transatlantische Verhältnis, die Europäische Union müsse auch in der Außenpolitik „mit einer Stimme sprechen“. Für die Amerikaner sei Nordafrika nicht mehr „eine Interessenssphäre erster Güte“, für Europa dagegen die unmittelbare Nachbarregion. Europa müsse sich darum kümmern, dass sich dort Stabilität, Demokratie und Menschenrechte durchsetzten. dapd (Politik/Politik)

Die Vergangenheit geht nicht nur die Betroffenen an

Die Vergangenheit geht nicht nur die Betroffenen an München (dapd-bay). Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, fordert anlässlich des 74. Jahrestags der Reichspogromnacht eine stärkere Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Mahnung, die vom 9. November 1938 ausgeht, sei in den Köpfen der Menschen in Deutschland leider nicht mehr präsent genug, beklagte Knobloch in einem dapd-Interview in München. „Weil Gedenken in weiten Teilen bereits zu einem Ritual geworden ist.“ Die Gedenkveranstaltungen am 9. November würden jedes Jahr organisiert; viele Menschen befassten sich daher nicht mehr damit, sondern wendeten sich lieber vollkommen neuen Angelegenheiten zu. „Diese Formen des Gedenkens sind bekannt, sie haben sich eingespielt, und es werden die immer gleichen Bekenntnisse und Beteuerungen ausgesprochen“, sagte die 80-Jährige. Inhaltlich erfreuten sich diese Botschaften zwar breiter Zustimmung in der Bevölkerung. „Aber ob man daran teilnimmt und ob man sich die Botschaften wirklich zu Herzen nimmt und sein eigenes Denken und Handeln daran ausrichtet, ist eine ganz andere Frage.“ Knobloch rief alle Bürger auf, sich der Erinnerungskultur in Deutschland anzuschließen. „Die Vergangenheit geht nicht nur die Betroffenen an, in Wahrheit sind alle in der Gesellschaft betroffen.“ Wer die Geschichte nicht kenne, wer nicht bereit sei, daraus zu lernen, der sei verdammt, sie zu wiederholen. Gerade jetzt, da die Zahl der Zeitzeugen immer kleiner werde, sei es ganz wichtig, „dass die Erlebnisgeneration den Stab der Erinnerung an die Erkenntnisgeneration übergibt“. Die Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses fügte hinzu: „Erkenntnis ist, wie wir wissen, ein anstrengender und mühsamer Prozess – der aber notwendig ist, um eine gute und friedliche Gegenwart und Zukunft für alle Menschen in unserem Land zu gestalten.“ Mit der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 bekam die Judenverfolgung im Deutschen Reich eine neue, grausame Dimension: Überall in Deutschland brannten Synagogen, Scheiben jüdischer Geschäfte wurden zertrümmert, Wohnungen verwüstet, jüdische Bürger misshandelt und ermordet. dapd (Politik/Politik)

Volkswagen tankt 2,5 Milliarden Euro frisches Kapital

Volkswagen tankt 2,5 Milliarden Euro frisches Kapital Wolfsburg (dapd). Volkswagen hat sich nach hohen Ausgaben für den Kauf von Porsche und Ducati 2,5 Milliarden Euro frisches Kapital über eine Wandelanleihe verschafft. Die Anleihe mit einer Laufzeit bis November 2015 und einer Verzinsung von 5,5 Prozent wurde am Dienstag bei Großanlegern platziert, wie der Konzern in Wolfsburg mitteilte. Der Kurs der VW-Aktie brach um mehr als vier Prozent ein und machte VW zum Schlusslicht im DAX. Die Wandelanleihe wird am Ende der Laufzeit in VW-Vorzugsaktien umgetauscht. Dadurch erhöht sich die Zahl der Aktien, was den Gewinn pro Aktie belasten kann. Das drückt den Aktienkurs. Mit der Wandelanleihe will der Autohersteller seine Eigenkapitalbasis stärken und mehr Nettoliquidität bekommen, um sein globales Wachstum voranzutreiben. Zuletzt waren die flüssigen Mittel deutlich gesunken: Ende September meldete VW 9,2 Milliarden Euro, Ende März waren es noch 15,8 Milliarden Euro. Allein der restliche Porsche-Anteil hatte 4,5 Milliarden Euro gekostet, beim Motorradhersteller Ducati waren es 700 Millionen Euro. VW will sich „noch robuster und flexibler aufstellen“ „Für unser künftiges globales Wachstum und die konsequente Umsetzung unserer Strategie 2018 wollen wir uns noch robuster und flexibler aufstellen und mit der geplanten Wandelanleihe unsere Liquiditäts- und Kapitalbasis weiter stärken“, sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. VW steckt in einer Zeit hoher Investitionen: Die Werke werden umgekrempelt, um in Zukunft Autos auf der Basis des Modularen Querbaukastens herstellen zu können. Mit diesem Plattformkonzept für quer eingebaute Motoren will der Konzern langfristig Milliardenbeträge über vereinfachte Konstruktion und Herstellung sparen. Zunächst erfordert die neue Technik aber Investitionen. Dazu kommt der für 2013 angekündigte Start der Elektroautos aus dem größten Autokonzern Europas. Experten gehen davon aus, dass mit Elektrofahrzeugen über Jahre kein Geld verdient wird, sondern auch hier eine lange Investitionsphase wartet. Zu welchem Kurs die Anleihe in Aktien umgetauscht wird, entscheidet sich erst im Herbst 2015. Schätzungen zufolge könnten rund 13 Millionen neuer VW-Aktien ausgegeben werden. Die Machtverhältnisse im Konzern ändern sich nicht, denn die Vorzugsaktien sind nicht stimmberechtigt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Ein Basarhändler hätte seine wahre Freude daran gehabt

Ein Basarhändler hätte seine wahre Freude daran gehabt Berlin (dapd). Die Koalition muss in den Medien deutliche Kritik für ihre Beschlüsse von Sonntagnacht einstecken. Was als Demonstration von Einigkeit gedacht war, ging demnach kräftig in die Hose. Die Koalitionäre von CDU, CSU und FDP beschlossen das Betreuungsgeld für Kleinkinder, die Praxisgebühr soll hingegen abgeschafft werden – ein klassischer Kuhhandel, urteilen Onlinemedien. Kommentatoren sehen die Beschlüsse als „Dokument des Scheiterns dieser Regierung“. Wahlkampfgeschenke für Einzelkämpfer „Die schwarz-gelbe Koalition ist sich immerhin noch insoweit gewogen, als dass sie sich gegenseitig ein paar Wahlkampfgeschenke macht“, kommentiert „Zeit Online“. Doch selbst das habe sich zäh gestaltet. Obwohl die einzelnen Projekte bereits hinreichend bekannt waren, dauerte es sieben Stunden, bis der Kompromiss feststand. „So geschmeidig und handlungsfreudig scheint es dann doch nicht zuzugehen“, stichelt „Zeit Online“. Entsprechend skeptisch schätzt die Webseite dann auch die öffentlich verkündete Einigkeit der Koalitionspartner ein. Der „Gipfel der Einzelkämpfer“ habe nur gezeigt, dass der Wahlkampf vor den Wahlen in Bayern, Niedersachsen und nächstes Jahr im Bund angelaufen sei. Besonders die FDP habe sich dafür mit der Abschaffung der Praxisgebühr und der Absage an neue Staatsschulden in 2014 „ein großes Stück vom Kuchen“ gesichert. Die „Süddeutsche Zeitung“ zeigt sich entsetzt ob des Geschachers um Projekte und schreibt: „Ein Basarhändler hätte seine wahre Freude daran gehabt“. Das Betreuungsgeld sei schon dreimal in der Koalition beschlossen worden, die Abschaffung der Praxisgebühr gehe die tiefer greifenden Probleme im Gesundheitswesen nicht an. Die versprochenen 750 Millionen Euro für CSU-Verkehrsminister Peter Ramsauer würden kaum den Investitionsstau im deutschen Verkehrswesen beheben, auch der angestrebte Kompromiss bei der Rente helfe betroffenen Bürgern wenig, zählt die Zeitung auf. Die nüchterne Bilanz der „Süddeutschen“: Zu großen Taten sei die Koalition nicht in der Lage, selbst vergleichsweise kleine Reformen sorgten für monatelangen Dauerstreit. „Der Koalitionsgipfel sollte Handlungsfähigkeit demonstrieren“, schreibt die Zeitung. Bewirkt habe er das Gegenteil. Er sei „ein Dokument des Scheiterns“. Geschenke ohne Kassenwart Der „Kuhhandel“ sei „ein Ärgernis“, schimpft auch das Online-Portal der WAZ-Gruppe, „Der Westen“. „Das Land sehnt sich nicht nach dem Betreuungsgeld und hat sich mit der Praxisgebühr arrangiert. Wir bekommen Lösungen für Probleme, die sich nicht stellen“, schreibt die Webseite. Dagegen sei die Koalition beim Thema Altersarmut „zu kurz gesprungen“. Hier mangelt es an Geld. Dafür ist Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zuständig, doch der fehlte in der Runde am Sonntag. Er weilt in Mexico beim G-20-Treffen von Finanzministern und Notenbankchefs. Das Haushaltsziel sei bereits mit ihm abgesprochen worden, teilte sein Parteifreund Hermann Gröhe mit. Doch es fällt „Spiegel Online“ auf, dass der Finanzminister in der Runde fehlt, wenn teure Wahlversprechen beschlossen werden. „Ohne Kassenwart verteilen sich Geschenke eben einfacher“, bemerkt die Webseite süffisant. (Kommentar von „Zeit Online“: http://url.dapd.de/57NGxG Kommentar von „Der Westen“: http://url.dapd.de/uHSkwO „Spiegel Online“: http://url.dapd.de/oFNFqW „Süddeutsche Zeitung“: http://url.dapd.de/5c5N4T ) dapd (Politik/Politik)

Kirche fordert bundesweiten Feiertag zum Reformationsjubiläum

Kirche fordert bundesweiten Feiertag zum Reformationsjubiläum Timmendorfer Strand (dapd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will den 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017 mit einem bundesweiten Feiertag begehen. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider kündigte am Sonntag auf der EKD-Synodentagung im Ostseebad Timmendorfer Strand an, entsprechende Gespräche mit der Politik zu führen. Das Reformationsjubiläum in fünf Jahren ist eines der zentralen Themen der Synode. Dabei steht auch die Ökumene im Blickpunkt. Derzeit ist der Reformationstag gesetzlicher Feiertag in den ostdeutschen Bundesländern. Schneider setzt sich für eine Arbeitsgruppe ein, die zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz über einen gemeinsamen Buß- und Versöhnungsgottesdienst im Jahr 2017 nachdenkt: „Dabei geht es um ein aufrichtiges und selbstkritisches Erinnern, die gegenseitigen Verletzungen wahrhaftig zu benennen“, sagte Schneider. Er freue sich über positive Signale auf beiden Seiten, die wechselseitige „Hör- und Gesprächsbereitschaft“ zeigten. Synoden-Präses Katrin Göring-Eckardt erhofft sich von dem Jubiläum einen Schub für die evangelische Kirche: „2017 soll für Jung und Alt ein unvergessliches Jahr werden.“ Dabei solle der Gedenktag als „Ausgangspunkt für die Gegenwart und als Kraftquelle für die Zukunft“ begriffen werden. Die EKD werde sich als eine kreative, den Menschen zugewandte Kirche zeigen, sagte die Bundestagsvizepräsidentin und Grünen-Politikerin. „Wirtschaftlicher Erfolg muss neu bewertet werden“ Schneider stieß auf der Synode eine Diskussion über eine „Ethik des Genug“ an. Er mahnte, Wachstum, Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg neu zu bewerten. Das Bruttoinlandsprodukt sei kein hinreichender Indikator für wirtschaftlichen Erfolg. Es könne keine Nachhaltigkeit geben, wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergehe. Die Synode tagt noch bis zum 7. November in dem Ostseebad. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am Montag zu einem Grußwort erwartet. dapd (Politik/Politik)

Evangelische Synode diskutiert über Reformationsjubiläum

Evangelische Synode diskutiert über Reformationsjubiläum Berlin/Timmendorfer Strand (dapd). Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) setzt sich von Sonntag bis Mittwoch (4.-7.11.) im Ostseebad Timmendorfer Strand vor allem mit dem 2017 anstehenden Reformationsjubiläum auseinander. Aber auch mit aktuellen politischen Themen wie der Flüchtlingssituation an den EU-Außengrenzen und dem Kampf gegen den Rechtsextremismus wollen sich die 123 Synodalen beschäftigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am Montagnachmittag (5.11., 15.30 Uhr) ein Grußwort sprechen. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hält am Montagvormittag eine Bibelarbeit ab. Käßmann werde aber nicht nur als Botschafterin des EKD-Rates für das Reformationsjubiläum eine wichtige Rolle spielen, hatte Synoden-Präses Katrin Göring-Eckardt zu Wochenbeginn gesagt. Zu Details wollte sich Göring-Eckardt nicht äußern, es werde jedenfalls „die Überraschung der Synode“. dapd (Politik/Politik)