Ein Besuch von Hochschuleinrichtungen stellt für viele Menschen eine hohe Hürde dar. Deshalb suchen bei einer Science Bench Forschende die Gesellschaft an einem öffentlichen Ort auf. (Foto: HSBI)
Ein Besuch von Hochschuleinrichtungen stellt für viele Menschen eine hohe Hürde dar. Deshalb suchen bei einer Science Bench Forschende die Gesellschaft an einem öffentlichen Ort auf. (Foto: HSBI)

Wissenschaft trifft Gesellschaft in der Fußgängerzone:

HSBI-Projekt InCamS@BI veranstaltet erste Science Bench in der Bielefelder Altstadt

Bielefeld – „Lasst uns über Plastik reden“ – unter diesem Titel lud das Transferprojekt InCamS@BI die Bielefelder Stadtgesellschaft Anfang September zum Gespräch über Kunststoffe und zirkuläre Wertschöpfung ein. Alltagsbeobachtungen zu Kunststoffen bildeten Aufhänger für interessante Gespräche in dem neuen Veranstaltungsformat.

Niedrigschwellige Transfers zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Unternehmen zu initiieren, so lautet eines der Ziele des Projekts InCamS@BI der Hochschule Bielefeld (HSBI) zusammen mit der Universität Bielefeld. Dazu erprobt das Team auch neue Formate der Wissenschaftskommunikation wie das der Science Bench. Den Auftakt in diesem für die HSBI innovativen Veranstaltungsformat bestritt am 8. September Heike Wulf, die als Technologiescout mit dem Schwerpunkt Zirkuläre Wertschöpfung im InCamS@BI-Projekt arbeitet. In den gut anderthalb Stunden der ersten Bielefelder Science Bench folgten fünf Bürgerinnen ihrer Einladung und nahmen auf der Wissenschaftsbank zum Thema „Lasst uns über Plastik reden“ in der Rathausstraße Platz. 

Science Bench heißt: Dialog auf Augenhöhe und alltagsnahe Themen ohne Vorbedingungen

Bei dem in der deutschen Hochschullandschaft bisher nur an wenigen Standorten umgesetzten Format Science Bench geht es darum, ausgetretene Pfade der Wissenschaftskommunikation zu verlassen und in einen Austausch auf Augenhöhe mit den Bürgerinnen und Bürgern zu treten. Dementsprechend einfach und alltagsnah ist das Prinzip: Eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler sitzt auf einer Bank an einem belebten Platz der Stadt und kommt mit den Passantinnen und Passanten über ein lebensnahes Thema ins Gespräch. So entwickelt sich ein direkter Dialog, in dem die Bürgerinnen und Bürger ihre Fragen, Ideen, Vorschläge, aber auch Befürchtungen zum Thema einbringen können. Mit diesem einfachen Zugang lassen sich auch Personen erreichen, für die der Besuch von klassischen Formaten der Wissenschaftskommunikation wie Ringvorlesungen eine zeitliche oder inhaltliche Hürde darstellt.

Gesellschaftliche Impulse werden im InCamS@BI-Projekt aus unterschiedlichen Blickwinkeln analysiert

Eine davon ist an diesem Nachmittag Karin Hamel, die als Buchhändlerin arbeitet und in ihrem Arbeitsalltag immer wieder über die Folien nachdenkt, die Bücher mit Festeinband mit einer zusätzlichen Schicht  Kunststoff umhüllen: „Die Folien haben in erster Linie den Zweck, Kundinnen und Kunden zu signalisieren, dass sie für den Kaufpreis ein unbenutztes, neues Buch bekommen. Bei den meist günstigeren Taschenbüchern wird auf diesen Effekt verzichtet. Nach dem Öffnen sind die Folien leider Abfall.“ Alltagsprobleme wie diese bilden für das interdisziplinäre InCamS@BI-Team Anknüpfungspunkte, die als Impuls für die weitere Arbeit dienen können: „Interessant ist hier für mich die Tatsache, dass die Folierung nur ein bestimmtes Produktsegment betrifft, während die Kundinnen und Kunden ungebundene Bücher auch ohne Folierung akzeptieren“, schildert Heike Wulf ihren ersten Eindruck. „Aus Perspektive der Zirkulären Wertschöpfung wäre es wünschenswert, darüber nachzudenken, ob die Konsumentinnen und Konsumenten die Folien überhaupt wollen oder ob sie überflüssig sind?“, erklärt die studierte Umweltwissenschaftlerin den Standpunkt ihrer Forschungsgruppe. Interessant wäre die aufgeworfene Frage aber auch aus wirtschaftspsychologischer oder materialwissenschaftlicher Sicht – zwei weitere Forschungsgruppen in InCamS@BI, die Impulse wie diesen aufnehmen und in Projektskizzen verwerten können. Nicht zuletzt deshalb soll die Science Bench in leicht angepasster Form im Lauf des Projekts wiederholt werden.

Nach gut 90 Minuten Science Bench zieht Heike Wulf ein positives Fazit der Premiere: „Unser Ziel war es, zu signalisieren: Die Hochschule geht dorthin, wo die Leute sind. Und dass sich Wissenschaft auch mit ganz alltäglichen Problemen beschäftigen kann.“

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WIR Redaktion

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