Nominierung für den Deutschen Verpackungspreis: Graspapier revolutioniert die Papierindustrie

Papier auf Grasbasis, entwickelt von der C + G Papier GmbH in Hennef, hat sich in umfassenden Praxistests als wirtschaftlich tragfähige Alternative zu traditionellen Verpackungsmaterialien erwiesen. (Foto: VOß CONSULTING)
Papier auf Grasbasis, entwickelt von der C + G Papier GmbH in Hennef, hat sich in umfassenden Praxistests als wirtschaftlich tragfähige Alternative zu traditionellen Verpackungsmaterialien erwiesen. (Foto: VOß CONSULTING)

Hamburg/Hennef. Die erfolgreiche Entwicklung von Papier mit hohem Anteil des Rohstoffs Gras durch die Hennefer C + G Papier GmbH bedeutet eine bahnbrechende Innovation in der Papierindustrie. Zu den ersten im Praxiseinsatz stehenden Produkten aus dem nachwachsenden Rohstoff gehören Graskartons, die der Jury des Deutschen Verpackungsinstituts (DVI) zur Begutachtung für die Verleihung des Deutschen Verpackungspreises 2015 vorlagen.

Der nach Vorgaben der Otto Group gestaltete, von der C + G Papier GmbH nach dem patentierten Verfahren hergestellte und bei der Jury eingereichte spezielle Schuhkarton besteht zu 51 Prozent aus dem innovativen Material GRASPAP® sowie zu 49 Prozent aus Altpapier. Entwickelt wurde der Karton in einem gemeinsamen Projekt der C + G Papier GmbH und der Abteilung Fashion & Sports bei der Otto GmbH & Co. KG.

Sowohl das innovative Material als auch die nachweisliche Praxistauglichkeit waren die Hauptkriterien, die der Innovation die Nominierung eingetragen hatten. Ohne Konkurrenz zu Lebensmittelpflanzen und unter gleichzeitiger Verbesserung technischer Eigenschaften entstand mit GRASPAP® ein emotionaleres, neues Packmittel, das ökonomische Vorteile bietet und gegenüber Verpackungen mit Frischfaseranteil wohl auch einen ökologischen Vorsprung hat.

Die beiden Geschäftsleiter der C + G Papier GmbH, Uwe D‘Agnone und Frank Cruse, nahmen die Nominierung mit großer Freude auf. „Die jahrelange Entwicklungsarbeit und die enge Kooperation mit Forschungsinstitutionen und der Verpackungsindustrie haben zu einem Ergebnis geführt, das in allen Belangen unseren ursprünglichen Ideen und Vorstellungen entspricht.“, erklärt Uwe D‘Agnone. „Die Nominierung für den Deutschen Verpackungspreis empfinden wir als besondere Anerkennung und Bestätigung unserer Arbeit.“ Frank Cruse ergänzt: „Eine solche Würdigung umfangreicher Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen ist immer auch Motivation und Ansporn, weiter innovativ zu sein. Wir werden unser Verfahren für weitere Einsatzgebiete optimieren, um die Verpackungsindustrie noch vielseitiger und nachhaltiger zu machen.“

Praxistest bestanden

Bei dem betreffenden Schuhkarton handelt es sich nicht um ein Prototypenmodell, sondern um ein Serienprodukt, welches bei der Hermes Fulfilment GmbH, einem Unternehmen der Otto Group, im Rahmen von ausführlichen Praxistests mit dem neuen Verpackungsmaterial zum Einsatz kam. Die Erfahrungen mit dem innovativen Produkt seien durchweg positiv, wie Stefan Krantz, Leiter Logistik Service bei Hermes Fulfilment erläutert: „Gras als Papierrohstoff ist zunächst einmal ein sehr ungewöhnliches Konzept, und es darf daher nicht verwundern, dass es hinsichtlich der Praxistauglichkeit des fertigen Produkts Zweifel geben kann. Doch unsere Erfahrungen mit dem neuen Material haben uns absolut überzeugt. Von der Anmutung des Kartons bis hin zu den technischen Parametern wie Bruchkraft oder Steifheit ist der Graskarton den traditionellen Kartonagen in jeder Hinsicht ebenbürtig. Dies ist für ein hoch automatisiertes und wirtschaftlich denkendes Unternehmen wie Hermes Fulfilment ein entscheidender Gesichtspunkt, sich für ein Produkt zu entscheiden. Darüber hinaus erfüllt der Karton unsere ökologischen Anforderungen, da er mit den bei uns vorwiegend eingesetzten Produkten aus Altpapier gleichgestellt werden kann.“

Papier aus Gras: Eine Idee mit Zukunft

Mit der Idee, Gras als nachwachsenden, ökologisch überlegenen Rohstoff mit fast unbegrenzter Verfügbarkeit in die Papierherstellung einzuführen, hat die C + G Papier GmbH einen völlig neuen Weg beschritten. Umfassende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in Zusammenarbeit mit mehreren renommierten Forschungsinstituten brachten den Nachweis, dass sich Gras hervorragend als Papierbestandteil eignet und den Rohstoff Holz bei gleichbleibender Qualität und sogar verschiedenen Vorteilen gegenüber Zellstofffasern je nach Mischung um bis zu 60 Prozent ersetzen kann.

Das nach einem patentierten Verfahren produzierte Papier GRASPAP® des Hennefer Unternehmens verbindet Grasbestandteile in erprobten Rezepturen mit Altpapier und Frischfasern. Gras, so ergaben umfangreiche Tests, verfügt über alle grundsätzlichen Eigenschaften, die für die Papierherstellung erforderlich sind. Es besteht aus organischem Material, das sich im Produktionsprozess nicht wesentlich anders verhält als Zellstoff. GRASPAP® zeigt hervorragende Eigenschaften hinsichtlich Haltbarkeit, Reißfestigkeit, Hautverträglichkeit und Lebensmittelechtheit.

Gras – nicht nur der Farbe nach grün

Der Rohstoff für GRASPAP® ist zu Pellets verarbeitetes Gras. Dabei handelt es sich um ein geradezu vorbildliches ökologisches Produkt, das in allen Regionen Deutschlands in großer Menge zur Verfügung steht, durchschnittlich dreimal im Jahr geerntet werden kann und bei der Ernte nicht vernichtet wird. Eine Betrachtung der CO2-Bilanz zeigt, dass die Produktion von GRASPAP® weniger als ein Viertel der CO2-Emissionen verursacht, die bei der Herstellung von Zellstoff aus Holz anfallen. Das von der C + G Papier GmbH aufbereitete Gras wird zudem nur auf kurzen Wegen zur nächsten Papierfabrik transportiert, der Transportweg des Ursprungsmaterials und des daraus erzeugten Graszellstoffs bleibt regional und ist damit besonders umweltschonend. Minimale Logistikkosten und eine hohe Versorgungssicherheit sind ebenfalls Folge der regionalen Rohstoffversorgung.

Der Energiebedarf für die Aufbereitungsprozesse des Grasprodukts ist zudem wesentlich geringer als der bei der Zellstoffherstellung übliche, insbesondere werden weder Wasser noch Chemie benötigt.

Durch die besonderen Eigenschaften der Grasfaser, insbesondere der speziellen Dichte, erreicht Graspapier eine fast hundertprozentige Opazität (Undurchsichtigkeit). Damit ist das Papier im Gegensatz zu den Holzzellstoffprodukten nicht durchscheinend. Zusammen mit weiteren positiven technischen Eigenschaften (wie einer hohen Festigkeit, die die Notwendigkeit der Zugabe von Frischfasern drastisch reduziert) erlaubt dies eine Materialeinsparung von bis zu 15 Prozent.

Patentierte Pelletherstellung

Die Produktion des Rohstoffs Gras für die Papierindustrie läuft nach einem von der C+G Papier GmbH entwickelten, getesteten und patentierten Verfahren ab: Hergestellt wird ein Granulat (Pellets), das zu hundert Prozent aus Gras besteht. Durch eine rein mechanische Behandlung (Zerkleinern, Schneiden, Mahlen) werden die Grasfasern so bearbeitet, dass sie die für die Herstellung von Papier hervorragend geeigneten Eigenschaften erhalten.

Der Aufwand für die Pelletherstellung, insbesondere bei den Verfahren zur Befreiung des verwendeten Heus von Verunreinigungen und Fremdstoffen, hängt von den Anforderungen hinsichtlich des Reinheitsgrades der Papiere ab. Sie schwanken zwischen Hygienepapieren mit extrem hohem und Vollpappen mit einem geringen Reinheitsgrad. Je feiner das herzustellende Papier ist, umso kürzer ist die Schnittlänge des Rohstoffs zu wählen. Diese Anforderungen werden durch den Einsatz unterschiedlicher Mühlen und Matrizen erfüllt.

Das Anwendungsspektrum von Graspapieranteilen reicht von graphischen Papieren über Verpackungen/Faltschachteln bis hin zu Kartonagen/Pappen aller Art und überdeckt damit mehr als 80 Prozent des gesamten Papiermarkts. Die nun vom DVI prämierten Kartons sind das wichtigste Anwendungssegment von GRASPAP®. Verpackungsmaterial aus Papier, Karton und Pappe ist zudem mit fast 50 Prozent Anteil an der Gesamtpapiererzeugung das größte Segment der deutschen Papiererzeugung und verzeichnet solide Wachstumsraten, die auch für Graspapier-Kartons eine lukrative Marktentwicklung erwarten lässt.

www.creapaper.com

 

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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