Herbstgutachten halbiert Konjunkturprognose für 2013 wegen Eurokrise

Herbstgutachten halbiert Konjunkturprognose für 2013 wegen Eurokrise Berlin (dapd). Deutschland gerät in den Sog der Eurokrise: Die einheimische Wirtschaft wird nächstes Jahr nur noch halb so schnell wachsen wie bisher erwartet. Auch ist die günstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt vorerst gestoppt. Zu diesem Schluss kommen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Herbstgutachten. „Daher wird die konjunkturelle Expansion vorerst schwach bleiben und erst im Verlauf des kommenden Jahres wieder leicht anziehen“, erklären die Institute. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, forderte unterdessen Europa eindringlich zum Handeln auf, um die Schuldenkrise zu lösen. „Es muss mehr und schneller geschehen“, sagte sie in Tokio. Das globale Wachstum stagniere und brauche Anreize. Die Ökonomen prognostizieren in ihrem Herbstgutachten für Deutschland ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent in diesem und von 1,0 Prozent im nächsten Jahr. Im Frühjahr waren die Institute noch von einem Plus von 0,9 Prozent 2012 und 2,0 Prozent 2013 ausgegangen. Auch die deutsche Wirtschaft könne sich der Krise in den Partnerländern und der weltweiten Abschwächung nicht auf Dauer entziehen, sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). „Entscheidend für eine positive wirtschaftliche Entwicklung ist, dass die Vertrauenskrise im Euroraum überwunden wird“, fügte Rösler hinzu und unterstützte die Forderung der Institute, an finanzpolitischer Disziplin festzuhalten. Arbeitsmarkt stagniert Neben der sich eintrübenden Weltkonjunktur habe die andauernde Unsicherheit über die Zukunft des Euroraums den Geschäftserwartungen der Unternehmen zugesetzt, schreiben die Wirtschaftsforscher. „Die Konjunktur hat nahezu überall an Fahrt verloren, und die Stimmung von Unternehmen und Haushalten hat sich weiter verschlechtert“, sagte Klaus-Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel bei der Vorstellung des Gutachtens. Schlechtere Geschäftserwartungen schlugen sich in der Folge ungünstig auf Unternehmensinvestitionen nieder. Die Arbeitslosenzahl soll vor diesem Hintergrund laut Gutachten leicht steigen: von 2,892 Millionen in diesem Jahr auf 2,903 Millionen im Jahr 2013. Kritisch beurteilen die Institute die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), massiv Staatsanleihen von Krisenländern zu kaufen. „Damit steigt die Inflationsgefahr“, heißt es im Gutachten. Die Anleihekäufe würden als monetäre Staatsfinanzierung gesehen und stellten keine „langfristige Lösung“ der Schuldenkrise dar, warnte Joachim Scheide vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. „Die Stabilitätsrisiken bleiben hoch“, betonte Scheide. Auch werde eine stark restriktive Finanzpolitik die Nachfrage in den USA im kommenden Jahr dämpfen. In China dagegen sieht man ein Anziehen des Wachstums dank einer expansiven Konjunkturpolitik. Für 2013 nur 0,1 Prozent Wachstum im Euroraum erwartet Die Reform- und Konsolidierungsanstrengungen im Euroraum trüben den Experten zufolge das Wachstum in den Euroländern weiterhin ein: Nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,5 Prozent in diesem Jahr wird für 2013 nur noch ein Wachstum von 0,1 Prozent erwartet. „Doch besteht dann die Aussicht, dass die Unsicherheit, die die wirtschaftliche Aktivität in den Krisenländern derzeit lähmt, zurückgeht“, sagen die Institute voraus. „Unter dieser Voraussetzung dürfte sich die Konjunktur im Euroraum allmählich stabilisieren.“ Sicher ist das jedoch nicht. Abwärtsrisiken würden überwiegen und „die Gefahr ist groß, dass auch Deutschland in eine Rezession gerät“, warnen die Wirtschaftsforscher. Um die Tragfähigkeit der Schulden im Euroraum in Zukunft zu gewährleisten, sollte die Möglichkeit einer geregelten Staatsinsolvenz in Europa eingeführt werden, sagte Kai Carstensen vom Ifo-Institut in München. Im Falle Griechenlands sei bereits im Frühjahr klar gewesen, dass das Land insolvent sei – trotz schmerzlicher struktureller Reformen. „Wir vermuten, dass Griechenland nicht zu retten ist“, sagte Wirtschaftsforscher Scheide. Er plädierte aber dafür, vor weiteren Schritten erst den nächsten Bericht der Troika aus EZB, Europäischer Union und IWF abzuwarten. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

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Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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