30 ostwestfälische Unternehmen haben sich zwei Jahre im AGW Projekt „PERFEKT“ mit Führung, Gewinnung und Halten von Mitarbeitern beschäftigt. (Foto: agentur tat)
30 ostwestfälische Unternehmen haben sich zwei Jahre im AGW Projekt „PERFEKT“ mit Führung, Gewinnung und Halten von Mitarbeitern beschäftigt. (Foto: agentur tat)

AGW – ersteckte Qualitäten offengelegt

Minden (tat). Mit einer Tagung rund um professionelles Personalmanagement und Kreativität in Unternehmen hat die Ausbildungsgemeinschaft der Wirtschaft (AGW) in Minden ihr Projekt Perfekt abgeschlossen. 30 Kleine und mittlere Unternehmen aus der Region hatten sich in diesem landesweit einmaligen Projekt mit der Ressource Personal beschäftigt. Zum Abschluss ging es mit namhaften Experten um das Thema Kreativität in Unternehmen.

Ostwestfalen ist einer der stärksten Wirtschaftsregionen Deutschlands. Viele sogenannte Hidden Champions arbeiten hier erfolgreich. „Dennoch ist der Fachkräftemangel hier angekommen“, sagte Andreas Böttcher, Leiter des Projektes PERFEKT der Ausbildungsgemeinschaft der Wirtschaft. Diese Erkenntnis und eine für Ostwestfalen beispielhafte Studie im Kreis Minden-Lübbecke zeigte: In den meisten kleineren und mittleren Unternehmen gab es kaum oder keine Personalentwicklung. Kapazitäten zum Aufbau von Kenntnissen im Personalmarketing und Personalrekrutierung waren oft nicht vorhanden. 21 Prozent aller Ausbildungen wurden wegen zwischenmenschlicher oder kognitiver Probleme abgebrochen. „Damit kann man nicht mit Konzernen um Mitarbeiter konkurrieren.“

Bei diesen Herausforderungen hat das Projekt die 30 KMU unterstützt. Anders als bei anderen Angeboten kamen in den Seminaren, Veranstaltungen und Zirkeln immer wieder dieselben Unternehmer und Führungskräfte der sehr unterschiedlichen Branchen zusammen. Nach Angaben von Teilnehmern waren die Gespräche am Rande oft fast noch wichtiger, als die Inhalte der Seminare. Branchen übergreifend nahmen sie Anregungen und Tipps mit, die sie im Alltag so nie bekommen hätten. Das Land Nordrhein-Westfalen hat das Projekt mit mehreren hunderttausend Euro gefördert.

„Wir haben schnell gespürt, dass es unsere Aufgabe als AGW war, mit den Unternehmen zu erarbeiten: Was macht mich aus?“, sagte Projektleiter Andreas Böttcher. Eine wichtige Erkenntnis für die Unternehmen sei: „Personalarbeit mache ich nicht mehr nebenbei.“ Jetzt gehe es darum, den Unternehmen zu vermitteln, wie sie mit dem digitalen Wandel umgehen können. Dazu beschäftigten sich die Teilnehmer in der Abschlussveranstaltung mit der Kreativität in Unternehmen.

Experten auf Abschlusstagung des AGW Projekts Perfekt

Die Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Simone Mahrenholz von der Universität Manitoba/Kanada stellte zehn Thesen zur Kreativität vor. So enthalte Kreativität keine neuen Elemente. Sie schaffe aus vorhandenem neue Synthesen. Sie sei auch nicht Chaos, sondern baue auf der genauen Kenntnis der Regeln auf und schaffe daraus Neues. Allerdings lasse sich Kreativität auch nicht erzwingen. Sie brauche Raum um sich entfalten zu könne.

In eine ähnliche Richtung ging der aus Manitoba per Skype zugeschaltete Professor Ralph Stern. Es brauche keine besonderen architektonisch gestalteten Räume in den Unternehmen, um Kreativität zu fördern. „Die zentrale Bedingung für Kreativität ist die Diversität der Mitarbeiter, ist die kulturelle Vielfalt der Mitarbeiter.“ Unternehmen sollten Denkräume schaffen, in denen Mitarbeiter das Gefühl haben, nicht als Spinner bezeichnet zu werden.

Dr. Dr. Ewald Schlüter, Geschäftsführer der AGW, stellte das Konzept der freien Kreativität in Unternehmen in Frage: „Jede Veränderung, die nicht organisiert ist, führt ins Chaos.“ Bei der Rekrutierung neuen Personals würden oft kreative Mitarbeiter gesucht, dabei wünschten sich die Unternehmen oft nur gute Problemlöser: „Die meisten Aufgaben werden in klaren Strukturen gelöst.“ Schlüter warnte aber auch davor, das Thema Kreativität ganz hintanzustellen. Hotspots der Kreativität in den Unternehmen seien oft die Kaffeeautomaten, die Pausen und die Gespräche der Mitarbeiter nebenbei. Aber auch in der Unternehmensführung sei täglich Kreativität gefragt. „Nur die Unternehmen werden überleben, die sich permanent die Frage stellen, ob ein erfolgreiches Produkt optimiert werden soll oder besser ein neues Produkt zu entwickeln ist“, sagte er.

Die Teilnehmer des Projektes und der Abschlussveranstaltung zeigten sich überzeugt. „Wenn es das Projekt noch einmal geben würde, würde ich sofort wieder mitmachen“, stellte Andreas Döpkind, Geschäftsführer der SichTel GmbH aus Minden fest. Und für Gerald Mayer von Bundesverband Mittelständische Wirtschaft waren die zehn Thesen der Kreativität Simone Mahrenholz „eine Offenbarung“.

www.agentur-tat.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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