Berlin (dapd-nrd). Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat eine lückenlose Aufklärung des Skandals um mutmaßlich manipulierte Organtransplantationen verlangt. Vertreter des Gesundheitswesens und der Transplantationsmedizin sollen dem Minister am 27. August Rede und Antwort stehen. Deren Vertreter plädierten am Freitag für zusätzliche fachliche Kontrollen, lehnten mehr staatliche Aufsicht aber ab. Die Staatsanwaltschaft in Regensburg geht weiter davon aus, dass die mutmaßlichen Datenfälschungen auf das Konto eines Einzeltäters gehen. Der ehemalige Oberarzt am Uniklinikum Regensburg wird verdächtigt, dort 2004 bis 2006 mindestens 23 Patientendaten gefälscht zu haben, um den Schwerkranken bevorzugt zu einer Lebertransplantation zu verhelfen. Der Mediziner wechselte 2008 an das Uniklinikum nach Göttingen, wo er auch Daten von Aspiranten für eine Lebertransplantation gefälscht haben soll. Er ist dort mittlerweile suspendiert. Sein ehemaliger Vorgesetzter in Regensburg ist inzwischen beurlaubt, weil er möglicherweise seiner Kontrollpflicht nicht ausreichend nachgekommen ist. Der Gesundheitsminister erklärte, „die Vorfälle in Göttingen und Regensburg erschüttern mich zutiefst“. Er zeigte sich besorgt, dass die Bereitschaft zur Organspende durch die Vorfälle abnehmen könnte. Er forderte die staatlichen Aufsichtsbehörden in Bayern und Niedersachsen auf, aus den Ergebnissen der Ermittlungen Konsequenzen zu ziehen. Erste Erkenntnisse zeigten, dass in den Transplantationszentren Göttingen und Regensburg Spenderorgane in vielen Fällen nicht nach medizinischer Notwendigkeit und Dringlichkeit vergeben worden seien. „Sollte das zutreffen, wäre dies gesetzeswidrig und ethisch in höchstem Maße verwerflich.“ Unabhängige Ärzte sollen Wartelisten überprüfen Bei dem Treffen am 27. August erwarte er „Vorschläge, wie künftig Manipulationen und andere Verstöße besser zu verhindern sind. Neben der lückenlosen Aufklärung der Vorfälle werden wir zusammen über die Konsequenzen beraten.“ Der medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Günter Kirste, lehnte zusätzliche staatliche Kontrollen zur Vermeidung von Manipulationen als nicht sinnvoll ab. „Das hilft nicht“, sagte der Professor der dapd. Es sollte vielmehr eine zusätzliche „fachliche Ebene eingeführt werden, die auch die Kompetenz hat, zu kontrollieren“, sagte Kirste. „Dann haben wir das Problem gelöst.“ Konkret sollten die Anmeldungen auf den Wartelisten für eine Transplantation von Ärzten überprüft werden, die nichts mit Organtransplantationen zu tun haben. Dieses Modell habe sich bei der Feststellung des Hirntods bewährt. Der Hirntod muss festgestellt sein, bevor einem Verstorbenen Organe entnommen werden dürfen. Die in Frankfurt am Main ansässige Stiftung koordiniert die Zusammenarbeit zwischen den rund 50 Transplantationszentren und den Krankenhäusern mit Intensivstation in Deutschland. Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, forderte zudem mehr Geld für zusätzliche Prüfer. Der Zeitung „Die Welt“ sagte er, es solle nach amerikanischem Vorbild spezielle Prüfer geben, die flächendeckend kontrollierten, aber auch ganze Verläufe von Transplantationen begutachten könnten. Bisher könnten Prüfer nur Einzelfällen nachgehen. Auch das berufsrechtliche Instrumentarium sollte verschärft werden. Montgomery legt sich mit Bayern an Deutliche Vorwürfe richtete der Ärztepräsident an die Adresse der zuständigen staatlichen Stellen in Bayern. Im Inforadio des RBB sagte er: „In Bayern haben gerade die staatlichen Gremien versagt, denn wir haben damals mit der Selbstverwaltung diesen Fall aufgedeckt. Wir haben mit den bayerischen Institutionen gesprochen. Niemand hatte auch nur die Spur eines Interesses, diesen Fall damals zu verfolgen.“ Die Landesregierung wies die Kritik zurück: Justizministerin Beate Merk (CSU) betonte, die Staatsanwaltschaft Regensburg habe sämtliche Hinweise, die von der Bundesärztekammer gekommen seien, umfassend geprüft. Das Wissenschaftsministerium stellte klar, die bayerischen Behörden hätten „umgehend auf den Vorfall im Jahr 2005 reagiert“. Das Universitätsklinikum Regensburg teilte mit, die Zahl der Lebertransplantationen sei nach dem Ausscheiden des verdächtigten Mediziners von 52 im Jahr 2008 auf 76 im Jahr 2009 gestiegen. In den Jahren 2003 bis 2011 seien insgesamt 466 Lebern am Uniklinikum Regensburg transplantiert worden. Der Anstieg lasse sich mit dem Ausbau des Lebertransplantationsprogramms seit 2003 sowie dem 2008 begonnenen Kinderlebertransplantationsprogramm erklären. In Medien war wegen der weiter gestiegenen Fallzahlen die These vom Einzeltäter angezweifelt worden. dapd (Politik/Politik)
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Jahrelange Schließungswelle bei Tankstellen vorbei
Hamburg (dapd). Obwohl Autos in Deutschland immer weniger Benzin verbrauchen, ist das jahrelange Tankstellensterben praktisch vorbei: Zum 1. Juli gab es in der Bundesrepublik 14.686 Stationen, wie der Hamburger Energie-Fachdienst „EID“ am Freitag berichtete. Das sind nur 43 weniger als vor einem Jahr. „Bei so einem geringen Rückgang muss man die Tankstellenzahl hierzulande ganz klar als stabil bezeichnen“, sagte Chefredakteur Rainer Wiek der Nachrichtenagentur dapd. Marktführer ist weiter Aral mit 2.392 Stationen vor Shell (2.088), Esso (1.061) und Total (982). Einzelne Ketten erwägen sogar wieder Wachstum statt Abbau. Der Aral-Vorstandsvorsitzende Stefan Brock sagte laut „EID“: „Unsere Projekt-Pipeline ist gut gefüllt.“ Die Billigkette Jet legte netto um mehr als zehn Tankstellen zu. Das deutsche Tankstellennetz hatte im Jahr 1971 mit 44.352 Stationen seine größte Dichte erreicht. Seitdem wurden es trotz eines steigenden Autobestands immer weniger Stationen, in manchen Jahren wurden 2.000 oder 3.000 Tankstellen geschlossen. Gleichzeitig wurden die verbliebenen Stationen immer größer und leistungsfähiger. Außerdem haben die Betreiber das sogenannte Shop-Geschäft mit Zigaretten, Getränken und Schokolade so sehr ausgebaut, dass ein großer Teil ihrer Einnahmen inzwischen aus dem Laden stammt. Zuletzt wurden die Angebote an Kaffee und warmem Essen deutlich ausgebaut. In den 90er Jahren verlangsamte sich das Schließungstempo auf noch mehrere Hundert Stationen pro Jahr. Seit Anfang 2008 liegt die Tankstellenzahl bei über 14.000 und fällt nur noch leicht. Energieexperte Wiek hält es für möglich, dass der Tankstellenmarkt damit ein Gleichgewicht gefunden hat. Völlig offen ist aber, wie lange so ein Gleichgewicht Bestand hat: Der Treibstoffabsatz in Deutschland geht langsam, aber gleichmäßig zurück, weil die Autos immer weniger Sprit verbrauchen. Außerdem drohen dem Benzinverkauf mit dem Aufstieg der Elektroautos zusätzliche Absatzrisiken. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Sovello-Betriebsrat kritisiert Aus für Transfergesellschaft
Thalheim (dapd). Der Betriebsrat des insolventen Solarmodulherstellers Sovello aus Thalheim in Sachsen-Anhalt hat das Scheitern der Transfergesellschaft kritisiert. Dadurch ist etwa die Hälfte der 1.000 Mitarbeiter arbeitslos. Für die Einrichtung der von der alten Geschäftsführung zugesagten Transfergesellschaft sei nicht genügend Geld vorhanden, sagte Insolvenzverwalter Lucas F. Flöther am Freitag. Den Betroffenen war bereits vor der Insolvenzeröffnung am 1. August gekündigt worden. Nach den alten Plänen sollten sie ab Anfang August für fünf Monate in die Transfergesellschaft wechseln. Die Sovello GmbH hatte am 14. Mai wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz angemeldet. Zunächst versuchte die Geschäftsführung eine Sanierung in sogenannter Eigenverwaltung. In den zweieinhalb Monaten bis zur Insolvenzeröffnung am 1. August verschlechterte sich den Angaben zufolge die Situation jedoch weiter, so dass das Dessauer Amtsgericht eine Fortsetzung der Eigenverwaltung ablehnte und mit Flöther einen Insolvenzverwalter einsetzte. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens lief das Insolvenzgeld aus, und Sovello muss nun die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter wieder selbst bezahlen. Finanzielle Lage des Unternehmens schlimmer als befürchtet Flöther bezeichnete die finanzielle Lage des Unternehmens weit schlimmer als befürchtet. Eine Fortführung des Geschäftsbetriebs sei aber vorerst möglich. Zur Rettung des Unternehmens will er umgehend die Gespräche mit Interessenten fortsetzen. Über Anzahl und Herkunft der potenziellen Investoren wurde zunächst nichts mitgeteilt. Die betroffenen Beschäftigten seien tief enttäuscht, dass die Transfergesellschaft nicht zustande gekommen sei, sagte der Betriebsrat der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Samstagausgabe). Aus Sicht der Arbeitnehmer ist es unverständlich, warum das Land als größter Gläubiger die Beschäftigten im Stich lasse. „Durch absehbare Klagen von Beschäftigten gegen die Kündigung wird die Investorensuche erschwert.“ Geschäftsführer von Aufgaben entbunden Der Insolvenzverwalter will zunächst weiter produzieren lassen. Allerdings drohten für den Fall, dass kurzfristig kein Investor gefunden wird, weitere Entlassungen und eine weitere Reduzierung der Produktion. Der bisherige Vorsitzende der Geschäftsführung, Reiner Beutel, wurde von seinen Aufgaben entbunden. Hingegen bleiben der technische Geschäftsführer Hans-Jörg Axmann und Vertriebsgeschäftsführer Andreas Ehrler im Unternehmen und sollen Flöther bei den Gesprächen mit potenziellen Investoren unterstützen. Das Land Sachsen-Anhalt und die Investitionsbank hatten am Montag weitere Hilfe für das Unternehmen wegen der Unternehmenssituation und rechtlicher Restriktionen abgelehnt. Zur Begründung hieß es, es lägen bislang keine tragfähigen Konzepte vor. Kritisiert wurden auch die Vorstellungen eines von der alten Geschäftsführung ins Spiel gebrachten Investors. Nach dessen Planungen sollte künftig überwiegend in China produziert werden. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Rüdiger Fuchs wird neuer Geschäftsführer der P+S Werften
Stralsund (dapd). Der ehemalige Airbus-Manager und Sietas-Werftsanierer Rüdiger Fuchs wechselt als Unternehmenschef an die Spitze der angeschlagenen P+S-Werften. Er werde ab 7. August den Schiffbau-Verbund mit Volkswerft Stralsund und Peene-Werft Wolgast führen, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Der 46-jährige Manager löst den bisherigen Geschäftsführer Dieter Brammertz ab, der seit 2010 die Umstrukturierung der früheren Hegemann-Werften geleitet hatte. Brammertz war in die Kritik geraten, nachdem die Werften-Gruppe mit 2.000 Mitarbeitern in Finanznöte geraten war und staatliche Beihilfen in Höhe von mehr als 150 Millionen in Anspruch nehmen musste. Fuchs kündigte einen Neuanfang an. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Deutsche in Sektlaune
Mainz (dapd). Die Deutschen sind weiter in Sektlaune: 2011 tranken sie 335 Millionen Liter Sekt und damit im Schnitt gut vier Liter oder fünfeinhalb Flaschen pro Kopf. Das teilte das Deutsche Weininstitut am Freitag in Mainz mit. Bei einem geschätzten weltweiten Sektkonsum von rund zwei Milliarden Flaschen pro Jahr wird damit etwa jede fünfte Flasche Sekt in Deutschland getrunken. Insgesamt stellten im vergangenen Jahr 1.590 Betriebe in Deutschland 420 Millionen Flaschen Schaumwein her. 86 Prozent werden dabei von den sieben größten Sektherstellern mit einem Absatz von mehr als fünf Millionen Litern Schaumwein pro Betrieb und Jahr hergestellt. Das Gros stammt von ausländischen Weinen, die nach Deutschland importiert und zu Sekt gemacht werden. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Neuer Eröffnungstermin für Jade-Weser-Port
Wilhelmshaven/Hannover (dapd). Eineinhalb Monate später als geplant wird Deutschlands erster tideunabhängiger Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven eröffnet. Am 21. September soll der Jade-Weser-Port nun feierlich eingeweiht werden. Darauf hätten sich die Landesregierungen von Bremen und Niedersachsen sowie der Hafenbetreiber Eurogate und die Jade-Weser-Port-Realisierungsgesellschaft geeinigt, teilte ein Sprecher der niedersächsischen Landesregierung am Freitag mit. Ursprünglich hätte der Hafen bereits am 5. August den Betrieb aufnehmen sollen. Wegen Rissen in der Spundwand, die an Verbindungsteilen zwischen einzelnen Elementen aufgetreten waren, wurde die Eröffnung jedoch verschoben. Die derzeitige Kostenschätzung für die Sanierung beträgt 50 Millionen Euro. Beton musste nachgegossen werden Ob sich diese Kosten weiter erhöhen, ist jedoch noch unklar. Am Freitag wurde bekannt, dass im Rahmen der Sanierung erneut nachgebessert werden musste. An der Betonwand, mit der die fehlerhafte Spundwand saniert wird, seien „Ungeradheiten“ entdeckt worden, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Dort sei der Beton nicht „richtig eingeflossen“. Deshalb seien fünf Kubikmeter Beton nachgegossen worden. Dennoch betonte sie: „Die Wand ist intakt, es gibt keine Risse und keinen Sanierungsbedarf“. Für den Bau des Prestigeobjekts Jade-Weser-Port sind rund eine Milliarde Euro veranschlagt. 650 Millionen Euro kostet die Länder Bremen und Niedersachsen die Infrastruktur, 350 Millionen Euro investiert Eurogate in den Hafenbetrieb. Der angestrebte Jahresumschlag liegt bei 2,7 Millionen Standardcontainern. Am Sonntag werden Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler und Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (beide FDP) gemeinsam den Schlepperhafen am Jade-Weser-Port einweihen. Diesen Termin bezeichnete der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Olaf Lies am Freitag als „Farce“. „Es ist, als wenn man eine große Hauseinweihungsparty macht, und weil das Haus noch gar nicht fertig ist, feiert man die Einweihung eines Autostellplatzes“, sagte er. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Opel dementiert Gespräche über Werksschließungen
Rüsselsheim/Bochum (dapd). Opel hat Medienberichte über Verhandlungen zwischen Konzern und Gewerkschaften über Werksschließungen dementiert. „Die Geschäftsleitung der Adam Opel AG, die IG Metall und die Betriebsräte der deutschen Standorte verhandeln über eine Verlängerung des Ausschlusses betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2016 und die Umsetzung des Tarifabschlusses 2012“, erklärte ein Opel-Sprecher am Freitag auf dapd-Anfrage. Auch der Bochumer Opel-Betriebsrat wies die Berichte zurück. Betriebsratschef Reiner Einenkel sprach von „Unsinn“. Die Gewerkschaften verhandelten nicht über Betriebsschließungen. „Und das werden auch die Betriebsräte der Opel-Standorte niemals tun“, fügte er hinzu. Einenkel warnte, eine Schließung des Bochumer Opel-Werks hätte „nachweisbar“ einen „nicht reparablen Imageschaden“ und weitere Marktverluste für die Marke Opel zur Folge. Nach Angaben des Firmensprechers geht es in den Gesprächen auch um „die Auslastung der Standorte Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern sowie die Zukunft des Werkes Bochum“. Opel plant keine neuen Modelle für Bochum nach 2016, was das Ende für das Werk bedeuten würde. Opel zieht die US-Muttergesellschaft General Motors (GM) immer schneller in die Tiefe: Im zweiten Quartal verlor GM mit Opel und der Schwestermarke Vauxhall 361 Millionen Dollar; die Verluste summierten sich bis Ende Juni auf fast 620 Millionen Dollar (502 Millionen Euro), wie am Donnerstag bekanntwurde. Ein Ende der Krise ist nach Angaben des GM-Finanzvorstands Dan Ammann nicht abzusehen, weil die Geschäfte von der Konjunkturentwicklung abhingen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Rösler: Kritik muss man aushalten können
Berlin (dapd). FDP-Chef und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler sieht trotz parteiinterner Kritik an seiner Person keinen Grund zum Rückzug. Er habe mit der Stabilisierung der Währung und dem Wachstum in Deutschland „eine große Aufgabe vor sich“, sagte Rösler am Freitag dem Fernsehsender n-tv. Er fügte hinzu: „Das ist eine Herausforderung, und der müssen Sie sich stellen.“ Zudem betonte er: „Ich tue das gerne.“ Sein Kieler Parteifreund Wolfgang Kubicki hatte zuvor in einem Interview geäußert, der FDP-Landeschef in Nordrhein-Westfalen, Christian Lindner, sei der „geborene neue Bundesvorsitzende“. Damit hatte er eine neuerliche parteiinterne Führungsdebatte ausgelöst. Rösler sagte dazu: „In der Funktion als Parteivorsitzender, aber auch als Wirtschaftsminister, ist es doch ganz natürlich, dass Sie Kritik ausgesetzt sind.“ Das müsse man aushalten können. Brüderle: Alles ist gesagt Kubicki, der schleswig-holsteinischer Fraktionschef ist, plädierte zudem für einen Kurswechsel der Liberalen im Bund in Richtung Bündnis mit SPD und Grünen. Rösler lehnt dies jedoch entschieden ab: „Gerade wenn Sie das wichtigste Thema sehen, Europa, dann stellen wir fest, es gibt keine Gemeinsamkeiten in dieser wichtigen Frage zwischen SPD und Grünen und FDP“, sagte er. Dies sehe „übrigens Christian Lindner genauso wie die gesamte Führung der FDP“. FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle hielt die Führungsdebatte in seiner Partei derweil für beendet. „Der Bundesvorsitzende hat vor zwei Wochen eindeutig erklärt, dass er beim nächsten Bundesparteitag als Vorsitzender wieder kandidieren will“, sagte Brüderle der „Rhein-Zeitung“ (Freitagausgabe). „Damit ist zu dieser Debatte alles gesagt.“ Seinen Parteifreunden riet Brüderle, gelassen zu bleiben und sich auf den politischen Gegner zu konzentrieren. Die Grünen reagierten mit Häme auf die Querelen bei den Liberalen. „Der neu ausgebrochene Streit in der FDP offenbart die inhaltliche Orientierungslosigkeit der Partei“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Volker Beck am Freitag in Berlin. Es gehe wieder einmal nicht um Inhalte, sondern allein um Personen, Posten und Koalitionen. „Alles andere ist nachrangig. Dies zeigt: Die FDP braucht keiner“, sagte Beck. dapd (Politik/Politik)
Helmut Schmidt in der Sendung Menschen bei Maischberger
München (dapd). Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) stellt sich am Dienstag (7. August, 22.45 Uhr) den Fragen der ARD-Moderatorin Sandra Maischberger. Der 93-Jährige sei der einzige Gast in dieser Ausgabe von „Menschen bei Maischberger“, teilte der Sender am Freitag in München mit. Es soll unter anderem um die Stabilität des Euro gehen und um die europäische Schuldenkrise. Daneben soll Schmidt Auskunft darüber geben, wie es ihm derzeit persönlich geht, knapp zwei Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau Loki. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass Schmidt eine neue Frau an seiner Seite hat. Im „Zeit“-Magazin bekannte er, dass seine frühere Mitarbeiterin Ruth Loah seine neue Lebensgefährtin sei. Der Altkanzler gilt vielen Deutschen als politische und moralische Autorität. Ferner ist er nach wie vor als Wirtschaftsexperte international gefragt. Erst kürzlich reiste der Mitherausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“ nach China. Die Sendung wird nach Angaben der ARD am Dienstag aufgezeichnet und später ausgestrahlt. dapd (Politik/Politik)
Finanzielle Lage bei Sovello schlimmer als befürchtet
Thalheim (dapd). Etwa die Hälfte der 1.000 Mitarbeiter des insolventen Solarmodulherstellers Sovello aus Thalheim in Sachsen-Anhalt ist arbeitslos. Für die Einrichtung der von der alten Geschäftsführung zugesagten Transfergesellschaft für etwa 500 Beschäftigte sei nicht genügend Geld vorhanden, sagte Insolvenzverwalter Lucas F. Flöther am Freitag. Den Betroffenen ware bereits vor der Insolvenzeröffnung am 1. August gekündigt worden. Nach den alten Plänen sollten sie ab Anfang August für fünf Monate in die Transfergesellschaft wechseln. Flöther bezeichnete die finanzielle Lage des Unternehmens weit schlimmer als befürchtet. Eine Fortführung des Geschäftsbetriebs sei aber vorerst möglich. Zur Rettung des Unternehmens will er umgehend die Gespräche mit Interessenten fortsetzen. Über Anzahl und Herkunft der potenziellen Investoren wurde zunächst nichts mitgeteilt. Die Sovello GmbH hatte am 14. Mai wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz angemeldet. Zunächst versuchte die Geschäftsführung eine Sanierung in sogenannter Eigenverwaltung. In den zweieinhalb Monaten bis zur Insolvenzeröffnung am 1. August verschlechterte sich den Angaben zufolge die Situation jedoch weiter, so dass das Dessauer Amtsgericht eine Fortsetzung der Eigenverwaltung ablehnte und mit Flöther einen Insolvenzverwalter einsetzte. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens lief das Insolvenzgeld aus, und Sovello muss nun die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter wieder selbst bezahlen. Der Insolvenzverwalter will zunächst weiter produzieren lassen. Allerdings drohten für den Fall, dass kurzfristig kein Investor gefunden wird, weitere Entlassungen und eine weitere Reduzierung der Produktion. Der bisherige Vorsitzende der Geschäftsführung, Reiner Beutel, wurde von seinen Aufgaben entbunden. Hingegen bleiben der technische Geschäftsführer Hans-Jörg Axmann und Vertriebsgeschäftsführer Andreas Ehrler im Unternehmen und sollen Flöther bei den Gesprächen mit potenziellen Investoren unterstützen. Das Land Sachsen-Anhalt und die Investitionsbank hatten am Montag weitere Hilfe für das Unternehmen wegen der Unternehmenssituation und rechtlicher Restriktionen abgelehnt. Zur Begründung hieß es, es lägen bislang keine tragfähigen Konzepte vor. Kritisiert wurden auch die Vorstellungen eines von der alten Geschäftsführung ins Spiel gebrachten Investors. Nach dessen Planungen sollte künftig überwiegend in China produziert werden. Für Sovello seien bis Ende 2011 durch die Investitionsbank Darlehen in Höhe von 37 Millionen Euro bereitgestellt worden, erklärte die Investitionsbank. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)