Millionen Kinder weltweit sind Opfer von Menschenhandel

Millionen Kinder weltweit sind Opfer von Menschenhandel Berlin (dapd). Das Ausmaß der Verbrechen nimmt zu, doch die Mittel zur Bekämpfung und zum Schutz der Opfer reichen nicht: Weltweit werden immer mehr Kinder und Jugendliche Opfer von Menschenhandel. Rund 27 Prozent der entdeckten Opfer sind inzwischen Minderjährige, zwei Drittel von ihnen Mädchen, wie Anne Lütkes, Vorstandsmitglied von UNICEF Deutschland, am Donnerstag in Berlin auf Grundlage von Informationen aus 132 Staaten sagte. In den Jahren 2003 bis 2006 habe der Anteil der Minderjährigen noch bei rund 20 Prozent gelegen. Begünstigt werde diese Form der Kriminalität durch Armut in den Herkunftsländern und mangelndes Wissen über diese Verbrechen. Deutschland gehört zu den Zielländern der Menschenhändler. Auf weltweit mehr als 25 Milliarden Euro pro Jahr schätzt die Europäische Kommission den Profit aus Menschenhandel. Wie viele Menschen Opfer der Kriminellen seien, könne wegen des großen Dunkelfeldes kaum beziffert werden, erläuterte Lütkes. Es handele sich jedoch um Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die häufigsten Formen der Ausbeutung dieser Menschen – drei Viertel von ihnen Frauen und Mädchen – seien Zwangsprostitution mit einem Anteil von 58 Prozent gefolgt von Zwangsarbeit mit 36 Prozent. Die meisten minderjährigen Opfer gibt es demnach in Afrika, im Nahen Osten sowie in Südasien und der Pazifikregion. In Europa lag der Anteil der registrierten Kinder und Jugendlichen, die Opfer von Menschenhändlern wurden, bei 16 Prozent. Täter nutzen Armut in den Heimatländern aus Besonders gefährdet sind laut UNICEF Kinder in Rumänien. Vor allem Familien auf dem Land und aus Roma-Gemeinden litten unter Armut. Außerdem leben offiziellen Angaben zufolge mehr als 80.000 Kinder ohne ihre Eltern, weil diese im Ausland arbeiten. Diese Kinder seien besonders schutzlos. Falsche Versprechungen der Kriminellen, die ihren Opfern Hoffnungen auf ein besseres Leben im Ausland machten, seien deshalb oft erfolgreich. Neben der Armut in den Herkunftsländern begünstigt auch die große Nachfrage nach immer jüngeren Prostituierten und billigen Arbeitskräften das Geschäft der Menschenhändler. Einer dieser Märkte ist Deutschland, wie der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, darlegt. 2011 wurden demnach 482 Verfahren im Bereich des „Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung“ abgeschlossen werden, knapp drei Prozent mehr als im Vorjahr. 640 Opfer dieser Verbrechen wurden 2011 in Deutschland registriert, die meisten von ihnen stammten aus Rumänien. Mehr als die Hälfte von ihnen waren unter 21, der Anteil der 14- bis 17-Jährigen lag bei 12 Prozent. Ziercke geht jedoch von einer erheblichen Dunkelziffer aus. Die meisten der Opfer wurden durch Täuschen, Drohungen oder auch offene Gewalt zur Prostitution gezwungen. Schwierige Ermittlungsarbeit der Polizei Die Aufdeckung und Verfolgung der Verbrechen sei schwierig, weil die Opfer, ob Kinder oder erwachsene Frauen, aus Angst oft keine Anzeige erstatteten und nicht gegen ihre Peiniger aussagten. Außerdem fürchteten die Opfer, abgeschoben zu werden, ergänzte Lütkes. Entsprechend kamen laut BKA die meisten Ermittlungsverfahren in diesem Bereich durch Polizeikontrollen, etwa in Bordellen, zustande. UNICEF und die Kinderschutzorganisation ECPAT fordern deshalb mehr Hilfe – insbesondere für die für die minderjährigen Opfer – und mehr Ermittlungseinheiten der Polizei, die auf Kinderhandel spezialisiert sind. Außerdem brauche es umfassendere Opferschutzrichtlinien und mehr geschultes Personal bei Polizei, Justizbehörden und in Beratungsstellen, forderte ECPAT-Geschäftsführerin Mechthild Maurer. Wichtig seien auch mehr Bewusstsein und Aufmerksamkeit in allen Teilen der Gesellschaft für das Problem des Menschen- und insbesondere des Kinderhandels. Dies erhoffen sich UNICEF, BKA und ECPAT gleichermaßen von dem ARD-Film „Operation Zucker“, der die Thematik aufgreift. Den Film mit Nadja Uhl in der Hauptrolle zeigt der Sender am Mittwoch (16. Januar) um 20.15 Uhr. dapd (Vermischtes/Politik)

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Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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