Hugo: Ausschreitungen wie in Lichtenhagen 1992 wären heute unmöglich

Hugo: Ausschreitungen wie in Lichtenhagen 1992 wären heute unmöglich Rostock (dapd). Zwanzig Jahre nach den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen ist der langjährige Geschäftsführer des vietnamesischen Vereins Dien Hong, Michael Hugo, davon überzeugt, dass Angriffe dieser Art heute nicht mehr geduldet würden. „Die Menschen haben sich geändert, auch wenn Rassismus latent vorhanden ist. Ausländer haben ihren Exotenstatus verloren, auch in einer Stadt wie Rostock“, sagte Hugo der Nachrichtenagentur dapd in Rostock. Bei einer öffentlichen, so geballten Attacke auf eine Personengruppe wäre der Aufschrei heute „lauter als damals“. Außerdem habe die Politik dazu gelernt. „Eine Stimmung der Solidarität und vor eine allem offene Kommunikation haben 1992 gefehlt“, sagt Hugo, der für sein soziales Engagement für Migranten mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet wurde. Nach den Anschlägen auf das Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen 1992 war ausgerechnet jene Gruppe auf die Rostocker zugegangen, die unter den Brandsätzen am meisten gelitten hat: die vietnamesische Gemeinschaft. „Sie wollten den Kontakt zur Bevölkerung suchen und haben dafür den Verein Dien Hong – Gemeinsam unter einem Dach gegründet“, sagte Hugo. „Dieser Verein wurde von unten gegründet, die Mitglieder waren eine gute Mischung aus Deutschen und Vietnamesen, auch jenen, die in den Brandnächten über das Dach des Hochhauses fliehen mussten.“ Etwas Gutes entstehen lassen Neun Jahre lang leitete Hugo, der zuvor unter anderem als Ausländerbeauftragter in Weimar gearbeitet hatte, den Verein. Dieser habe „viel bewegt, auch für die Vietnamesen selbst“. So sei das vietnamesische Neujahrsfest immer größer und öffentlicher gefeiert worden. Es wurden ein Jugendtreff und eine Fahrradwerkstatt eingerichtet, bis 2000 noch unter dem Dach des „Sonnenblumenhauses“, in dessen unteren Geschossen es 1992 gebrannt hatte. Für die Aktionen habe es nicht immer die ungeteilte Unterstützung der Vietnamesen gegeben. „Manche Eltern zum Beispiel wollten ihren Kindern nicht so viele Freiheiten lassen, sie haben sie lieber beim Lernen in der Schule gesehen.“ Bei seiner Zusammenarbeit mit den Vietnamesen habe er vor allem ihre „angenehme Zurückhaltung“ und ihr starkes Selbstbewusstsein zu schätzen gelernt. „Ihr Motto war: Die Ereignisse von 1992 kann niemand ungeschehen machen, aber aus etwas Schlechtem kann auch etwas Gutes entstehen.“ dapd (Politik/Politik)

Veröffentlicht von

Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.