Der Rauswurf des Hetzbischofs (mit Datenblatt)

Der Rauswurf des Hetzbischofs (mit Datenblatt) Stuttgart/Menzingen (dapd). Einsicht hat Traditionalistenbischof Richard Williamson zu keiner Zeit gezeigt – von seiner Holocaust-Leugnung hat er sich nie distanziert. Nicht nur für das Image der Piusbruderschaft war der berüchtigte britische Bischof eine Katastrophe, sondern auch die katholischen Kirche hat durch ihn nachhaltigen Schaden erlitten. Nun haben die Piusbrüder zum Befreiungsschlag ausgeholt und den 72-Jährigen aus ihren Reihen ausgeschlossen. Der Rauswurf dürfte im Vatikan als gute Nachricht aufgenommen werden. Doch er kommt spät. Williamson war stets der strammste unter den strammen Traditionalisten. Regelmäßig wettert der Bischof in einer eigenen Kolumne gegen die „Gräuel des modernen Lebens“ gegen die von „Lügen des Teufels“ beherrschte Welt. Mal beschimpfte er den Islam als „einfache und gewalttätige Religion“ und „Geißel Gottes“, mal verbreitete er Verschwörungstheorien zu den Terroranschlägen vom 9. November 2001 in den USA oder bezeichnete die Atomkatastrophe in Japan als Strafe und Warnung Gottes. Williamsons treue Anhänger verehren ihn für solche Aussagen als „Heldenbischof“. Doch auch innerhalb der Piusbruderschaft sorgt der Brite seit Jahren für eine Zerreißprobe. Denn Williamson ist ein strikter Gegner einer Annäherung an den Vatikan, um die sich der Generalobere Bernard Fellay bemüht. Ein früherer Mitarbeiter Williamsons sprach kürzlich von einer „Schlacht der liberalen gegen die antiliberale Partei innerhalb der Piusbruderschaft“. Die seit Monaten anhaltenden Spekulationen, die Gemeinschaft könnte sich spalten, erhalten durch den Rauswurf sicher neue Nahrung. Ultimatum verstrichen Schon nach dem Sturm der Entrüstung über seine Holocaust-Leugnung war Williamson von der Piusbruderschaft seiner Ämter enthoben worden. Mehrfach drohte Fellay seinem Mitbruder seither mit Rauswurf – zum Beispiel als Williamson einen rechtsextremen Anwalt für den Regensburger Prozess gegen ihn wegen Volksverhetzung engagierte. Damals lenkte der Bischof ein. Anfang Oktober stellte Fellay seinem Bischofsbruder erneut ein Ultimatum, forderte ihn auf, sich unterzuordnen. Nach Darstellung des Pius-Generalhauses blieb Williamson dieses Mal auf Konfrontationskurs und kündigte gar an, in einem offenen Brief Fellays Rücktritt zu fordern. So mussten die Piusbrüder nun einen Schlussstrich ziehen. Williamson habe sich seit mehreren Jahren „von der Führung und Leitung der Priesterbruderschaft entfernt“, teilte das Generalhaus mit, habe Respekt und Gehorsam vermissen lassen. Schatten auf Benedikt Auch für die katholische Kirche wurde die Personalie Williamson zu einer großen Last. Papst Benedikt XVI. hatte Anfang 2009 die Exkommunikation aller vier Bischöfe der Piusbruderschaft aufgehoben – darunter auch Williamson. Nahezu zeitgleich wurde das mehrere Wochen alte Interview bekannt, in dem der Brite den Holocaust geleugnet hatte. Der Papst selbst versicherte später in seinem Buch „Licht der Welt“, dass er den Briten nicht begnadigt hätte, wenn er von der Holocaust-Leugnung gewusst hätte: „Leider hat niemand bei uns im Internet nachgeschaut und wahrgenommen, um wen es sich hier handelt.“ Der Schaden für das Ansehen des Papstes war immens. Die Begnadigung sorgte wochenlang für hitzige Debatten, Juden in aller Welt reagierten empört, selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fühlte sich zu öffentlicher Kritik am Papst herausgefordert. Den Schatten Williamsons konnte Benedikt XVI. bis heute nicht ganz abschütteln. So klar sich der Papst von den Aussagen des Briten auch distanzierte – keine Würdigung seines bisherigen Pontifikats kommt ohne Erwähnung der Begnadigung des Holocaust-Leugners aus. Und es darf bezweifelt werden, dass der späte Rauswurf durch die Piusbruderschaft daran in Zukunft etwas ändern wird. Hilfreich könnte Williamsons Ausschluss für die zuletzt ins Stocken geratenen Gespräche zwischen Piusbruderschaft und Vatikan sein. Die tiefen theologischen Differenzen zwischen dem neuen obersten katholischen Glaubenshüter, Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller, und den Piusbrüdern wird der Rauswurf allerdings nicht beseitigen. dapd (Politik/Politik)

Veröffentlicht von

Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.