Deckenplatte (Foto: Hörster Betonwerk)
Deckenplatte (Foto: Hörster Betonwerk)

150 Jahre Familienunternehmen Habighorst

Vorläufer der Hörster Betonwerk GmbH 1872 als Maurerei gegründet

Halle-Hörste. Seit 150 Jahren führt die Familie Habighorst im westfälischen Hörste, heute Ortsteil von Halle, ein Unternehmen im Baubereich. Im August 2022 haben Stefan und Irmhild Habighorst, geschäftsführend in der vierten Generation, mit ihrem Team das seltene Firmenjubiläum gefeiert. Nachfolgebetrieb der 1872 gegründeten Maurerei ist die Hörster Betonwerk GmbH an der Versmolder Straße 79 in Halle-Hörste.

Ein Vorfahr von Stefan Habighorst, der gelernte Maurer Johann Heinrich Habighorst, gründet 1872 im damals eigenständigen Hörste eine „Maurerei“. Seine Aufträge: An- und Umbauten, Neubauten, Reparatur- und Verschönerungsarbeiten an den umliegenden Bauernhöfen. 1884 bezieht er mit Frau und Kindern einen Kotten in der Nähe des jetzigen Firmenstandorts. Von seinen vier Söhnen erlernen drei ebenfalls das Maurerhandwerk. Heinrich Hermann Habighorst (geboren 1881) und Friedrich Karl Habighorst (1888) arbeiten im väterlichen Betrieb und führen ihn später nacheinander weiter. Das Familienunternehmen übersteht den Ersten Weltkrieg, die Wirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg.

Firmensitz und Eigenheim befinden sich ab 1932 in Hörste 142 (die heutige Versmolder Straße 79). Martin Habighorst (Jahrgang 1927), der zweite Sohn von Karl, wird ebenfalls Maurer und tritt 1945 nach Kriegsgefangenschaft in den Betrieb ein. 1953 legt er die Meisterprüfung ab und leitet fortan mit seinem Vater das Bauunternehmen. In den 1950er Jahren werden Neubauten – landwirtschaftliche Gehöfte, Wohnhäuser und Schulen – errichtet. Mit rund 30 Mitarbeitern restaurieren die Firmeninhaber auch denkmalgeschützte Bauwerke, Schlösser und Kirchen. 1960 folgt der Auftrag zur Errichtung der neuen Grundschule in Hörste.

Ab 1968 übernimmt Martin Habighorst die alleinige Führung und Neuausrichtung. Nach Aufnahme einer kleinen Fertigteilproduktion 1967 unter freiem Himmel – in erster Linie Deckenplatten für die eigene Bauunternehmung – folgen 1968 die erste Produktionshalle für Betonelemente und die Montage eines Portalkrans. Ab 1972 konzentriert sich das Geschäft auf die Produktion von Betonfertigteilen. Im selben Jahr wird die Bauunternehmung nach 100 Jahren eingestellt. Das neue Betonwerk beliefert nun auch vormalige Wettbewerber. Neben dem Tagesgeschäfts engagiert sich Martin Habighorst kommunalpolitisch, begleitet die Gebietsreform in Hörste bis zur Eingemeindung nach Halle (1973).

Unternehmensführung in vierter Generation

Stefan Habighorst (geboren 1963), zweiter Sohn von Martin Habighorst, tritt nach Bauingenieur- und Wirtschaftsingenieurstudium und Berufserfahrungen 1992 in das Familienunternehmen ein. In den 1990er und 2000er Jahren erfolgen große Investitionen und Neuerungen: Bau eines Schienenfahrzeugs zur Kommissionierung von Gitterträgern (1992), Errichtung eines größeren Portalkrans (von der Kanaltunnelbaustelle in Dover, 22 Meter Höhe, 75 Meter Brückenlänge), der in Hörste weithin sichtbar den Firmenstandort markiert (1994), Verlegung der Werkszufahrt und des Verladebereichs unter dem Portalkran (1999), Inbetriebnahme einer weiteren Produktionshalle mit vollautomatischer Anlage zur Fertigung von Decken- und Wandelementen (2000), Herstellung und Vertrieb von Leichtbetonelementen mit Sand- und Blähschieferanteilen unter dem Markennamen Sandschiefer (ab 2001) zur Errichtung von Gebäuden. 2002 wird die Produktion von Kleinkläranlagen und Wasserbehältern (aus Lage) übernommen, ein Großteil der biologischen Kleinkläranlagen im Kreis Gütersloh stammt heute aus dem Hörster Betonwerk.

Als Mitglied der Syspro-Gruppe Betonbauteile e.V., einer Qualitätsgemeinschaft innovativer mittelständischer Unternehmen der Fertigteilindustrie mit Sitz in Bonn, erhält das Unternehmen seit 2004 Zugang zu neuesten Entwicklungen. Es folgen weitere Investitionen: durch Verlängerung der Kranbahn des Portalkrans auf 200 Meter Vergrößerung der Lagerkapazität für Fertigprodukte (2011), eine neue Betonmischanlage (2015), vier neue Maschinen zum Schneiden, Richten und Biegen von Betonstahl und Gitterträgern (2016 und 2019) sowie der Bau eines neuen Schüttgutlagers (2019).

Hörster Betonwerk: Traditionsbetrieb mit Zukunft

Seit Jahrtausendbeginn bis heute beschäftigt die Hörster Betonwerk GmbH, in deren Produktionsstätte Fertigteilbauer ausgebildet werden, kontinuierlich rund 30 Mitarbeiter. Die Betriebsfläche umfasst 40.000 Quadratmeter. Vom ländlich geprägten Halle-Hörste aus gehen Komponenten für den Hoch- und Tiefbau auf Baustellen in nahezu jeder Größenordung, im Wohnungs-, Industrie- oder Brückenbau. Das größte Projekt der Firmengeschichte ist das Steinkohlekraftwerk in Hamm (kontinuierliche Belieferung von 2008 bis 2012). Die Produkte des Betonwerks kommen überwiegend in einem Umkreis von hundert Kilometern zum Einsatz – in Ostwestfalen-Lippe, im Osnabrücker Land, im Ruhrgebiet, aber auch in Niedersachsen und im Nordwesten Deutschlands.

Decken- und Wandelemente machen bis heute einen Großteil der Produktion aus. Für die vergangenen Jahre verzeichnet das Unternehmen laut Geschäftsleitung einen ,,relativ konstanten“ Jahresumsatz von fünf Millionen Euro, „Tendenz steigend“. Geschäftsführer Stefan Habighorst: „Wir haben immer in großem Maße investiert in der Überzeugung, dass mit Fertigteilen aus Beton die zukünftigen Herausforderungen des Bauens gelöst werden können, als Dienstleister entwickeln wir Lösungen für unsere Kunden und setzen sie mit gut ausgebildeten Fachkräften um.“ Im Jubiläumsjahr zeigt sich das Hörster Betonwerk, abgesehen vom allgemeinen Fachkräftemangel, gut aufgestellt für die Zukunft.

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WIR Redaktion

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