Massenproduktion von Zandern vor dem Durchbruch

Massenproduktion von Zandern vor dem Durchbruch Born (dapd). Gedämpftes Licht und Kälte im sogenannten Laicherraum lassen den Besucher frösteln. Mitten im Hochsommer haben die Biologen von Mecklenburg-Vorpommerns Fischereiforschungsanstalt in Born auf dem Darß winterliches Klima simuliert. In den beiden Wasserbassins ziehen zwei Dutzend ausgewachsene Zander ihre Runden. Sie sind die Elterngeneration für die bundesweit erste Massenaufzucht der bislang als Problemfisch geltenden Raubfische. „In den nächsten zwölf Wochen wird hier der Frühling einziehen, damit die bis sechs Kilogramm schweren Tiere ablaichen“, sagt Carsten Kühn. Er ist Leiter der Forschungsfarm, in der am Mittwoch Deutschlands erste Anlage zur Erbrütung barschartiger Nutzfische in Betrieb ging. Vom Computer gesteuert wird jetzt von Tag zu Tag das derzeit noch zehn Grad Celsius kalte Boddenwasser in dem Laicherraum langsam erwärmt. Und weil auch noch die Beleuchtung allmählich hochgefahren wird, werden die Tiere zur Fortpflanzung animiert. Sie laichen über bürstenartigen Matten. „Drei bis viermal im Jahr werden wir auf diese Weise Laich gewinnen, etwa 200.000 Eier je Kilogramm Fischgewicht“, sagt der Fischereibiologe. Weil Zander in Schüben laichen und die unterschiedlich groß werdenden Larven zum Kannibalismus neigen, müssen sie alle vier Tage nach Größe voneinander getrennt werden. In der 3,7 Millionen Euro teuren Forschungsanlage stehen für die Larvenaufzucht mit feinsten Salinenkrebsen zehn 500-Liter-Spezialbottiche zur Verfügung, jeder groß genug für bis zu 50.000 Tiere von bis zu 1,5 Zentimeter Größe. Später werden die Jungfische in eine Farm nach Hohen Wangelin gebracht und binnen 14 Monaten zum Schlachtgewicht von bis zu zwei Kilogramm gemästet. Die erste Zanderproduktion über fünf bis sechs Tonnen wird schon in zwei Wochen an Fischereibetriebe und Handel ausgeliefert. Zum Vergleich: Jährlich gehen den Binnen- und Küstenfischern Mecklenburg-Vorpommerns rund 220 Tonnen Zander in die Netze. Die Nachfrage nach diesen Edelfischen könne mit Wildfängen längst nicht mehr gedeckt werden, sagt Mecklenburg-Vorpommerns Fischereiminister Till Backhaus (SPD). „Wir stehen jetzt vor dem technologischen Durchbruch für die erste künstliche Massenaufzucht dieser Problemfische.“ Auch Versuche mit anderen barschartigen Fischen wie Flussbarschen verliefen schon vielversprechend. Deutschlands gewässerreichstes Bundesland gilt inzwischen als Vorreiter in der Aquakultur. Im Unterschied zu billigen Importfischen wie Pangasius aus oft nicht ökologisch betriebenen Massentierhaltungen konzentrieren sich Forscher, Landwirte und Fischereibetriebe in Mecklenburg-Vorpommern auf die künstliche Aufzucht von Edelfischen. Neben Welsen werden inzwischen auch Ostseeschnäpel, Störe, Saiblinge, aber auch Edelkrebse produziert. Landesweit sind 22 Aquakulturen im Dauerbetrieb, die 2011 etwa 1.000 Tonnen Fisch produzierten. Allein die Aufzucht von Welsen stieg seit 2010 von 242 Tonnen auf 500 Tonnen im vergangenen Jahr, für 2012 werden 1.000 Tonnen erwartet. Derzeit verhandle das Land mit einem Investor, der ein bundesweit bislang einmaliges Großprojekt zur Produktion von lachsartigen Fischen plane, sagt Backhaus. Erste Erfahrungen in der künstlichen Fischaufzucht hatten die Fischereibiologen schon zu DDR-Zeiten gesammelt. In Fachkreisen geschätzt wird zum Beispiel die Borner Forelle, ein seit 38 Jahren herangezüchteter Stamm robuster Regenbogenforellen, die selbst noch im 28 Grad warmen und trüben Boddenwasser überleben und viel schneller heranwachsen als ihre amerikanischen Artgenossen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

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Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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