Krisenmanagement in den USA und Europa

Krisenmanagement in den USA und Europa Berlin (dapd). Wieder einmal betreiben Europa und die USA eine unterschiedliche Krisenpolitik, so scheint es, nachdem nun die US-Notenbank erneut die Schleusen geöffnet hat und Geld regnen lässt. Doch so unterschiedlich dürfte das Krisenmanagement gar nicht mehr sein, meinen Experten mittlerweile. Und noch ist auch das Rennen offen, wer die Krise am besten meistert. Der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Ben Bernanke, nimmt offenbar mögliche Inflationsgefahren nicht so wichtig und wirft wieder Zentralbankgeld unter die Banken. Der Kampf in der Krise müsste eigentlich die Kontinente zusammenschweißen, doch ihr Bewältigungsprogramm ist noch immer recht unterschiedlich. „Beide, die Europäische Zentralbank (EZB) und die Fed, haben mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen – der Staatsschuldenkrise in den USA auf der einen Seite und die der Eurozone auf der anderen“, sagt Reto Föllmi, Ordinarius für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der School of Economics and Political Science der Universität St. Gallen der Nachrichtenagentur dapd. „Doch so unterschiedlich ist ihr Krisenmanagement auch nicht, beide sind sehr expansiv“, meint Föllmi. „Amerika, du hast es besser“, meinte einst Goethe, doch die Zeiten sind wohl vorbei. Mit Misstrauen werden die Konjunkturprogramme der USA und damit die weitere gigantische Staatsverschuldung in Europa, und besonders in Deutschland, beäugt. Das Anfang 2009 vom frisch gewählten Präsidenten Barack Obama auf den Weg gebrachte Programm hat nicht viel gebracht. Es hatte ein Volumen von rund 787 Milliarden US-Dollar (heute 604 Milliarden Euro). Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) meinte später, dieses unendlich viele Geld, das in die Wirtschaft gepumpt worden sei, sei weitgehend verpufft. „Die Ergebnisse sind trostlos“, urteilte Schäuble. Es werde zu Mitteln gegriffen, von denen man inzwischen schon die Erfahrung gemacht habe, dass sie zur Lösung der Probleme heute nicht mehr taugten. Föllmi verweist darauf, dass etwa das institutionelle Mandat der EZB ein anders sei als das der US-Notenbank: „Preisstabilität in Europa, Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA.“ Dafür hat die Fed in den vergangenen Jahren für rund 2.300 Milliarden Dollar Staatsanleihen und Immobilienpapiere aufgenommen – mit nachweislich mäßigem Erfolg. Nun ist es allerdings nicht so, dass den Finanzverantwortlichen in den USA die Inflationspolitik völlig gleichgültig ist, während Europa und besonders die Deutschen aus historischer Erfahrung hier immer Bauchschmerzen haben. Die USA haben die Deflation der 1930er-Jahre zu verarbeiten, Deutschland hadert immer noch mit den Schulden- und Inflationsproblemen von 1923 und 1948. In den USA war die Inflation deutlich über 2 Prozent geklettert, dann jedoch wieder zurückgegangen. In ihrer jüngsten Prognose erwartet die US-Notenbank nun wieder einen Anstieg, nämlich für das laufende Jahr von 1,7 bis 1,8 Prozent. Für Jahr 2013 erhöhte sie ihre Inflations-Prognose sogar von 1,5 auf 2,0 Prozent. Doch es gibt auch den Auftrag an die Fed, die Infaltion zu bekämpfen. Bernanke sagte einmal, der größte Beitrag der Geldpolitik zu einem gesunden Wirtschaftswachstum seien stabile Preise. Und damit gibt es auch Zeichen für eine Annäherung zwischen den USA und Europa. Die noch vor wenigen Monaten übliche harsche Kritik von jenseits des Atlantik an der Bewältigung der Eurokrise ist moderateren Tönen gewichen. Dass sich die Amerikaner zu hoch verschuldet haben, diese Erkenntnis dämmert ihnen langsam auch. Und so wird erwartet, dass Obama nach einem Wahlsieg keine größeren Ausgabenprogramme mehr auf den Weg bringen wird. Dann könnte sich die Krisenbewältigung über den Atlantik auch weiter angleichen: So soll in den USA die Inflation nun etwa bei 2 Prozent gehalten werden, wie es auch die EZB anstrebt. „Wir könnten durchaus ein Jahrzehnt sehen, in dem die USA ihr System neu justieren – zu geringerem Wachstum und mehr Ausgeglichenheit“, zitiert „Die Welt“ den ehemaligen Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds und heutigen Harvard-Ökonom, Kenneth Rogoff. Ob Kranken- und Rentenversicherung, ob Sozialversicherung der Altersvorsorge – Europa, bisher in den Staaten viel gescholten als „übersozialisiert“, gilt manchen Entscheidungsträgern in den USA mittlerweile als Vorbild. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

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Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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