Deutsche Bank reagiert mit Stellenabbau auf Krise

Deutsche Bank reagiert mit Stellenabbau auf Krise Frankfurt/Main (dapd). Das Investmentbanking der Deutschen Bank liefert nicht mehr genug Gewinn, jetzt muss jeder zehnte Mitarbeiter der einstigen Vorzeigesparte gehen. Insgesamt baut das größte deutsche Geldhaus 1.900 Arbeitsplätze ab, 1.500 davon bei den Investmentbankern, wie das Institut am Dienstag bekanntgab. Zugleich teilte die Bank mit, dass sich der Konzerngewinn im zweiten Quartal nahezu halbiert habe. Unter dem Strich blieben dem Branchenprimus noch 661 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es noch 1,2 Milliarden gewesen. Nun will die Deutsche Bank drei Milliarden Euro einsparen, der Stellenabbau soll dazu 350 Millionen Euro beitragen. Außerdem solle die Vergütungsstruktur verändert werden. Weitere Details ließ Finanzvorstand Stefan Krause aber offen; auch, wie lange sich das Institut für die Einsparungen Zeit lassen will. Die neue Doppelspitze aus Jürgen Fitschen und Anshu Jain werde die Einzelheiten im Rahmen der neuen Gesamtstrategie im September bekanntgeben. Der Aktienkurs schoss nach der Ankündigung des Stellenabbaus und der Einsparungen zeitweise nach oben, im Laufe des Nachmittags gaben die Papiere die Gewinne aber wieder ab. Ausgerechnet Jain, vormals Chef des Investmentbankings, musste nun bei seinem ersten Quartalsabschluss als Co-Chef bekanntgeben, dass diese Sparte vor Steuern nur noch 357 Millionen Euro verdiente. Im ersten Quartal waren es noch 1,7 Milliarden Euro gewesen, im besser vergleichbaren zweiten Quartal 2011 knapp eine Milliarde. Nun verdienten die Deutschbanker sogar im einst ungeliebten Privatkundengeschäft mehr Geld, vor Steuern waren es dort 398 Millionen Euro. „Wir sind sehr stolz auf unser Investmentbanking“, sagte Jain, doch die Größe der Mannschaft müsse den Marktbedingungen angepasst werden. Da das Geschäft wegen der anhaltenden Verunsicherung infolge der Schuldenkrise schwach sei, müssten die Stellen bis Ende des Jahres wegfallen. „Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist der Gegenwind stärker geworden.“ An einem anderen Brandherd bekam Jain unterdessen Unterstützung von seinem Aufsichtsrat. In einem Brief an die Mitarbeiter, der ebenfalls am Dienstag bekannt wurde, bestritten die Aufseher eine Beteiligung des Topmanagements an Manipulationen des Referenzzinssatzes Libor, der im internationalen Finanzgeschäft eine wichtige Rolle spielt. Nach aktuellem Stand der Untersuchungen sei „kein amtierendes oder früheres Mitglied des Vorstands auf irgendeine unangemessene Weise in die untersuchten Vorgänge um Referenzzinssätze verwickelt“. Vor der Klarstellung hatte es Spekulationen gegeben, ob Jain als früherer Chef-Investmentbanker von den Manipulationen gewusst haben könnte. Behörden in Europa und den USA verdächtigen rund 20 Finanzkonzerne, den Libor von 2005 bis 2011 durch falsche Angaben beeinflusst zu haben. Die Bank Morgan Stanley schätzt, dass auf die Deutsche Bank infolge von Zivilklagen Kosten von mehr als einer Milliarde Euro zukommen. Die Bank erklärte aber, für den Skandal seien lediglich wenige Mitarbeitern verantwortlich. Wegen der laufenden Ermittlungen wolle sich der Konzern nicht weiter äußern. Von einstigen Renditezielen ist die Bank derweil weit entfernt: Die Eigenkapitalrendite habe 6,8 Prozent betragen, hieß es in der Mitteilung. Im zweiten Quartal 2011 habe diese noch bei 13,9 Prozent gelegen. Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte vor einigen Jahren eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zum Ziel erklärt, war aber bereits in der Finanzkrise davon abgerückt. Gemessen an den neuen Eigenkapitalvorschriften steht die Deutsche Bank nach eigenen Angaben aber gut da. Die Kernkapitalquote (Core-Tier-1) habe zum Ende des zweiten Quartals 10,2 Prozent betragen und liege damit deutlich oberhalb der erforderlichen 9 Prozent. Im Zuge der Finanzkrise waren die Anforderungen verschärft worden. Banken müssen nun mehr Eigenkapital vorhalten, um mögliche Verluste ausgleichen zu können. Auch die Schweizer Großbank UBS meldete für das zweite Quartal einen Einbruch des Gewinns um mehr als die Hälfte. Der Profit sei auf 425 Millionen Franken (356 Millionen Euro) gefallen, nach 1,02 Milliarden Franken im Vorjahreszeitraum, hieß es. Grund seien unter anderem rote Zahlen in der Investmentbank, die sich allein mit dem Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook ein Minus von 349 Millionen Franken einhandelte. Im ersten Halbjahr 2012 kommt die Deutsche Bank auf einen Vorsteuergewinn von 2,8 Milliarden Euro. Das ist zwar viel weniger als zu besten Zeiten, doch immer noch dreimal so viel wie beim größten deutschen Konkurrenten, der Commerzbank. Diese gab am Montagabend bekannt, in der ersten Jahreshälfte rund 900 Millionen Euro vor Steuern verdient zu haben. Im Vorjahreszeitraum waren es noch mehr als eine Milliarde Euro gewesen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

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Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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