Karlsruhe richtet über ESM und Fiskalpakt

Karlsruhe richtet über ESM und Fiskalpakt Berlin/Karlsruhe (dapd). Bewegung an der Euro-Front: Während die sogenannte Troika zu ihren nächsten Missionen ansetzt, rückt eine baldige Vorentscheidung zur Rechtmäßigkeit des Fiskalpakts und Rettungsschirms ESM näher. Am 10. Juli wird das Bundesverfassungsgericht darüber verhandeln, ob die entsprechenden deutschen Gesetze mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Derweil verteidigte die Bundesregierung die Beschlüsse des Brüsseler EU-Gipfels gegen Kritik aus der Heimat. Kanzlerin Angela Merkel habe „mit einer Mischung aus großer Prinzipientreue und etwas Flexibilität agiert“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert. Ein Kollege von ihm macht den Griechen etwas Hoffnung. Erst einmal verhandelt aber das Bundesverfassungsgericht am Dienstag kommender Woche über fünf Klagen und Verfassungsbeschwerden. Die Linksfraktion greift die europäischen Verträge als verfassungswidrig an, zudem klagt der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler. Außerdem liegen Verfassungsbeschwerden des Vereins „Mehr Demokratie“ sowie einer Professorengruppe vor. Sie bemängeln unter anderem beschnittene Mitspracherechte des Bundestags und wollen erreichen, dass der Bundespräsident die Gesetze nicht unterzeichnen darf, bis Karlsruhe über ihre Rechtmäßigkeit entschieden hat. Das Verfassungsgericht verhandelt nur sehr selten mündlich über einen Eilantrag – dies ist ein Indiz dafür, welche Bedeutung das Gericht dem Thema beimisst. ESM und Fiskalpakt waren erst am Freitag von Bundestag und Bundesrat verabschiedet worden. Der Fiskalpakt tritt in Kraft, sobald er von mindestens zwölf der 25 teilnehmenden EU-Staaten ratifiziert wurde – er kann also auch ohne Deutschland starten. Der gut 500 Milliarden Euro schwere ESM hingegen kann erst aufgespannt werden, wenn er zu mindestens 90 Prozent befüllt ist. Fällt der deutsche Anteil von gut einem Viertel weg, liegt die Einführung auf Eis. Die ursprünglich anvisierte Frist bis zum 9. Juli ist ohnehin nicht mehr zu halten. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger rechnet indes nicht damit, dass das Verfassungsgericht die europäischen Beschlüsse kippt. Die Karlsruher Richter hätten zwar in der Vergangenheit bei einzelnen Gesetzen Leitplanken eingezogen, die Hilfsmaßnahmen grundsätzlich aber nicht beanstandet, sagte die FDP-Politikerin der „Passauer Neuen Presse“. Die Linke hingegen hofft, dass die deutschen Gesetze zum Fiskalpakt und zum ESM aufgehalten werden. Besonders der Fiskalpakt sei asozial, weil seine Vorgaben einem weiteren Sozialabbau Vorschub leisteten, kritisierte Vize-Parteichef Jan van Aken. Die Staats- und Regierungschefs hatten in Brüssel gegen Merkels anfänglichen Willen prinzipiell für direkte Bankenhilfen votiert. Die Behauptung, dass Geld in Zukunft ohne Auflagen fließe, nannte Seibert jedoch grundfalsch. Vielmehr müssten die Länder ihre von der EU-Kommission erteilten Hausaufgaben erfüllen, was „eine sehr ernsthafte Konditionalität“ sei. Und an der Kontrolle sei die Troika nach wie vor beteiligt. Hilfe ohne Eigenleistung werde es weiterhin nicht geben, gleiches gelte für Haftung ohne Kontrolle. Die Buchprüfer der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) sollten noch im Laufe des Montags ihre Mission in Zypern beginnen, wie die Kommission mitteilte. Die Experten der internationalen Geldgeber loten vor Ort die Rahmenbedingungen für ein zyprisches Rettungsprogramm aus. Untersucht werden neben der Kapitallücke der Banken auch der staatliche Hilfsbedarf und langfristige Konjunkturausblick. Bei ihren dreitägigen Gesprächen treffen die mehr als 30 Troika-Mitglieder mit Vertretern der Regierung, Banken, Parteien und Gewerkschaften zusammen. Das Rettungsprogramm würde sich nach Angaben der Kommission voraussichtlich an ihren länderspezifischen Empfehlungen orientieren und dem Land keine zusätzlichen Bedingungen auferlegen. Das Volumen der benötigten Finanzspritze sei indes noch unklar, sagte der zyprische Vize-Europaminister Andreas Mavroyiannis in Brüssel. Parallel verhandele seine Regierung auch mit Russland und China über bilaterale Kredite. Heimische Banken seien mit rund 23 Milliarden Euro in Geschäfte auf dem griechischen Markt verwickelt. Dies berge angesichts der politischen Unsicherheiten in Athen erhebliche Risiken. Mit der Bildung einer neuen Regierungskoalition kehre nun hoffentlich auch wieder Stabilität in Athen ein, sagte Mavroyiannis. Die Griechenland-Troika werde indes erst am Mittwoch in Athen eintreffen, hieß es aus Brüssel. Sie muss über die Freigabe der nächsten Kredittranche von 31 Milliarden Euro befinden, die noch im August fällig wird. Nach dem Reformstau der vergangenen Monate ist noch unklar, ob Griechenland die Bedingungen für die Tranche erfüllt. Das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen warnte die Griechen vorab vor erlahmendem Reformwillen. Wichtige Reformen müssten ohne weitere Verzögerungen umgesetzt werden, forderte er nach einem Treffen mit dem neuen griechischen Finanzminister Yannis Stournaras in Athen. Griechenland dürfe „den Schmerz nicht hinauszögern“. Der Sprecher von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, Martin Kotthaus, stellte den Hellenen aber Zugeständnisse in Aussicht: Bei der Frage, wie die neue Regierung ihre Spar- und Reformziele erreichen könne, seien „andere Akzentuierungen“ möglich. Die Ziele an sich müssten jedoch eingehalten werden. dapd (Politik/Politik)

Deutschland im Fluglärmstreit einig mit der Schweiz

Deutschland im Fluglärmstreit einig mit der Schweiz Zürich/Berlin (dapd). Deutschland und die Schweiz haben sich im jahrelangen Streit über den Fluglärm am Züricher Flughafen geeinigt. Der Staatsvertrag sei am Montag nach vier Verhandlungsrunden von beiden Ländern unterzeichnet worden, teilte das Bundesverkehrsministerium mit. Der Vertrag regelt die Anflüge auf den Züricher Flughafen Kloten, die auch über deutsches Gebiet führen. Er sieht unter anderem vor, dass das Nachtflugverbot über Deutschland in den kommenden Jahren um eine Stunde verlängert wird. Bundesverkehrsminister Peter Rausauer (CSU) sagte, der Kompromiss sei ein positives Signal für die gesamte Region: „Mit der Einigung zerschlagen wir einen dicken Knoten und lösen einen jahrelangen Konflikt mit der Schweiz.“ Der CSU-Politiker fügte hinzu, der jetzt gefundenen Übereinkunft hätten vorher intern auch die baden-württembergische Landesregierung und die Landräte zugestimmt. Bei einigen betroffenen Südbadenern stößt der getroffene Kompromiss offenbar auf wenig Gegenliebe. Drei Landräte verließen vor Vertragsabschluss unter Protest de Verhandlungen. Der Staatsvertrag soll nach 2013 in Kraft treten und mindestens bis 2030 laufen. Er sieht vor, dass Montag bis Freitag ab 20.00 Uhr abends bis 07.00 Uhr morgens keine Flüge mehr über Deutschland stattfinden. Damit beginnt das Flugverbot eine Stunde früher als bisher. Die Schweiz hat zugesichert, ihr Pistensystem auf dem Flughafen Zürich-Kloten auszubauen, um den Flugverkehr künftig stärker in Ost-West-Richtung abwickeln zu können. Die Eidgenossenschaft will dies so schnell wie möglich in die Wege leiten. Spätestens bis Jahresbeginn 2020 soll das erweiterte Pistensystem in Betrieb genommen werden. Ab dem Zeitpunkt dieser Inbetriebnahme wird laut Ministerium der Flughafen Zürich über Deutschland von Montag bis Freitag in der Zeit von 06.30 bis 18.00 Uhr und an Wochenenden sowie gesetzlichen Feiertagen in Baden-Württemberg von 09.00 bis 18.00 Uhr angeflogen. Derzeit werde wochentags in der Zeit von 07.00 bis 21.00 Uhr und an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 09.00 bis 20.00 Uhr deutscher Luftraum genutzt. Den Angaben zufolge wird auch geprüft, ob der Warteraum „Rilax“ so verschoben werden kann, dass weniger Bevölkerung vom Fluglärm betroffen ist. Ab 2020 werde „Rilax“ täglich ab 18.00 Uhr nicht mehr benutzt. Startende Flugzeuge dürfen ab 2020 zudem erst ab einer Höhe von rund 3.600 Metern in den deutschen Luftraum einfliegen. Der Landräte von Waldshut, Konstanz und aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis begründeten ihren Auszug aus den Verhandlungen damit, dass die Verhandlungen drohten, sich zulasten Südbadens zu entwickeln. Sie erklärten, die Interessen der südbadischen Bevölkerung weiter auf Basis der „Stuttgarter Erklärung“ zu vertreten. Diese sieht die Begrenzung der Anflüge über südbadischem Gebiet in Richtung Zürich auf 80.000 pro Jahr, den Wegfall der Warteschleife „Rilax“ im Schwarzwald-Baar-Kreis, keine Abflüge über deutschem Gebiet sowie die Einhaltung der Sperrzeiten vor. dapd (Politik/Politik)

Linde plant teuerste Übernahme seit sechs Jahren

Linde plant teuerste Übernahme seit sechs Jahren München (dapd). Linde will durch einen milliardenschweren Zukauf sein Medizingeschäft deutlich ausbauen. Der Gasehersteller legt 4,6 Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Euro) für das US-Unternehmen Lincare auf den Tisch, wie Linde am Montag in München mitteilte. Je Aktie sind dies 41,50 Dollar (33 Euro). Ziel sei es, alle verfügbaren Anteilsscheine zu erwerben. Linde-Chef Wolfgang Reitzle zeigte sich zuversichtlich, dass die Übernahme trotz angeblicher Gegenangebote und der nötigen Zustimmung durch die Behörden im dritten Quartal abgeschlossen sein werde. Die Lincare-Führung sprach sich einstimmig für den Verkauf aus. Vorstandschef John Byrnes sagte: „Das Board von Lincare ist davon überzeugt, dass sich das Unternehmen als Teil eines renommierten Global Players noch besser entwickeln kann als bisher.“ Für Linde wäre es die größte Übernahme seit 2006. Damals hatte Linde den britischen Gaseanbieter BOC für mehr als zwölf Milliarden Euro gekauft. Linde baut damit innerhalb kurzer Zeit das Geschäft mit medizinischen Gasen und der Versorgung von Atemwegserkrankten massiv aus. Erst im Frühjahr hatte der DAX-Konzern das europäische Geschäft des US-Unternehmens Air Products für 590 Millionen Euro übernommen. Um die Lincare-Übernahme zu finanzieren, muss sich Linde massiv verschulden. So nimmt das Unternehmen dafür bei der Deutschen Bank und der US-Bank Morgan Stanley Kredite in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar auf. Dieses Darlehen soll unter anderem durch eine Kapitalerhöhung refinanziert werden. Details dazu wollte Finanzvorstand Georg Denoke nicht machen. Es gebe eine Brückenfinanzierung und Linde stehe nicht unter Zeitdruck, sagte Denoke. Linde wolle aber das derzeitige Rating (A/A3) behalten. Bei den Anlegern kamen die Übernahmepläne nicht so gut an. Die Linde-Aktie verlor am Morgen fünf Prozent an Wert. Bis zum Nachmittag holte sie jedoch wieder auf und lag um 16 Uhr nur noch 2,3 Prozent im Minus bei 119,80 Euro. Bereits am Freitag hatte die Aktie an Wert verloren, nachdem erste Gerüchte über das Milliardengeschäft aufgekommen waren. Analysten hatten den hohen Kaufpreis kritisiert. Reitzle bezeichnete die Übernahme von Lincare als „einzigartige Gelegenheit“. Der Gesundheitsmarkt sei ein „globaler Megatrend“. Gemeinsam mit Lincare werde Linde der weltweit führende Gesundheitsvorsorge-Anbieter der Gaseindustrie. Weitere Übernahmen in diesem Wachstumsmarkt schließt Reitzle nicht aus. Lincare ist Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Amerika-Geschäft von Linde hervorgegangen. Der Name ist eine Kurzform für Linde Homecare Medical Systems. Als Union Carbide im Jahr 1917 Lindes US-Aktivitäten übernahm, wurde Linde Homecare Medical Systems zu einer Tochtergesellschaft des US-Konzerns. Das Unternehmen ist die weltweite Nummer eins bei der außerklinischen Behandlung (Homecare) von Atemwegserkrankungen. Es bietet Beatmungstherapien wie die Sauerstofftherapie, die Schlaftherapie oder die Inhalationstherapie. 800.000 Menschen nutzen laut Reitzle Produkte von Lincare. Bei Linde seien es bisher 500.000. Lincare erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit rund 11.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 363 Millionen Euro. Linde setzte 2011 im Homecare-Geschäft 300 Millionen Euro um. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Sanierung kostet Praktiker-Mitarbeiter 4.800 Euro pro Person

Sanierung kostet Praktiker-Mitarbeiter 4.800 Euro pro Person Kirkel (dapd). Die Mitarbeiter des ins Trudeln geratenen Baumarktkonzerns Praktiker steuern für Sanierung ihres Arbeitgebers pro Person im Durchschnitt 4.800 Euro bei. Das geht aus den Eckpunkten eines Sanierungstarifvertrages hervor, auf die sich Praktiker und ver.di nach übereinstimmenden Angaben geeinigt haben. Demnach leistet die Belegschaft von 11.000 Personen einen Beitrag von rund 52 Millionen Euro verteilt auf die Jahre 2012 bis 2014. Im Gegenzug bietet Praktiker eine Beschäftigungsgarantie. Nach Angaben einen Firmensprechers vom Montag aus Kirkel im Saarland sollen die Einsparungen durch Verzicht der Beschäftigten auf Weihnachtsgeld und Prämien sowie durch Kürzung vermögenswirksamer Leistungen und tariflicher Altersvorsorge erwirtschaftet werden. Für die Laufzeit des Sanierungstarifvertrages bis Ende 2014 gelte eine Beschäftigungsgarantie, sagte der Sprecher. Davon seien aber Arbeitsplätze ausgeschlossen, die aufgrund der im Sanierungskonzept vorgesehenen Schließungen von Märkten oder aufgrund wirtschaftlicher Notfallsituationen wegfielen. Praktiker war jahrelang mit einer Billigstrategie am Markt und rutschte dadurch in die roten Zahlen. 2011 machte Praktiker einen Verlust von fast 555 Millionen Euro. Nun sollen unprofitable Märkte geschlossen werden, andere Verkaufsstellen sollen auf das Logo der Schwestermarke Max Bahr umgestellt werden. Max Bahr bietet mehr Service, verlangt höhere Preise und schreibt schwarze Zahlen. Außerdem plant der Vorstand eine Kapitalerhöhung. Am Mittwoch kommen die Aktionäre in Hamburg zur Hauptversammlung zusammen. Bei dem Treffen wird eine Auseinandersetzung zwischen dem Vorstand und der kritischen Großaktionärs-Gruppe Semper Constantia/Maseltov erwartet. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Dieselpreis sank im Juni auf Jahrestief

Dieselpreis sank im Juni auf Jahrestief München (dapd). Die Spritpreise sind im vergangenen Monat deutlich gefallen. Für Dieselfahrer war der Juni mit einem Durchschnittspreis von 1,404 Euro je Liter sogar der bislang preisgünstigste Monat des Jahres, wie ein am Montag in München veröffentlichter Online-Preisvergleich des ADAC ergab. Gegenüber dem Mai sank der Dieselpreis um 5,5 Cent. Ein Liter Super E10 verbilligte sich von Mai bis Juni um 4,9 Cent auf 1,551 Euro. Nur im Januar war E10 mit einem Durchschnittpreis von 1,536 Euro günstiger. Vor allem die sinkenden Rohölnotierungen hätten an den Tankstellen zu einem Rückgang der Kraftstoffpreise geführt. Nach Beginn der Schulferienzeit Ende Juni hatte der ADAC allerdings wieder von steigenden Preisen berichtet. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Keine Entlassungen bei insolventer Q-Cells geplant

Keine Entlassungen bei insolventer Q-Cells geplant Thalheim (dapd). Der Insolvenzverwalter des angeschlagenen Photovoltaik-Unternehmens Q-Cells aus Thalheim in Sachsen-Anhalt will den Geschäftsbetrieb des Unternehmens vorerst fortführen. Entlassungen seien zurzeit keine geplant, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters am Montag in Thalheim. Außerdem gehe die Suche nach möglichen Investoren weiter. Das Amtsgericht Dessau-Roßlau hat inzwischen das Insolvenzverfahren eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde der bisherige vorläufige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Henning Schorisch, bestellt. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens gehe die Leitung des Unternehmens in Vertretung der Gläubiger auf den Insolvenzverwalter über, sagte der Sprecher. Der Vorstand bleibe im Amt und stehe dem Insolvenzverwalter weiter zur Seite. Das ehemalige Vorzeigeunternehmen der Solarbranche hatte am 3. April einen Insolvenzantrag gestellt. Von der Insolvenz sind 1.300 der weltweit 2.300 Mitarbeiter betroffen. Q-Cells hatte 2011 einen Verlust von 846 Millionen Euro angehäuft und wollte sich mit einem drastischen Finanz- und Schuldenschnitt sanieren. Die angestrebte Restrukturierung war am Widerstand von Anlegern gescheitert. Mit Insolvenzeröffnung ist auch das Insolvenzgeld ausgelaufen. Q-Cells müsse nun die Löhne der rund 1.300 Mitarbeiter selbst bezahlen, sagte der Sprecher. Dennoch hätten zum 1. Juli keine Entlassungen ausgesprochen werden müssen, da die Geschäftsentwicklung im vergangenen Quartal trotz des vorläufigen Insolvenzverfahrens zufriedenstellend verlaufen sei, hieß es. Unterdessen hat den Angaben zufolge die nächste Phase der Investorensuche begonnen. Schorisch habe eine Reihe von Interessenten zur Prüfung der Geschäftsunterlagen eingeladen, hieß es. Parallel werde weiter die Option geprüft, das Unternehmen über einen sogenannten Insolvenzplan zu sanieren. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Linde will für 3,7 Milliarden Euro US-Gesundheitskonzern kaufen

Linde will für 3,7 Milliarden Euro US-Gesundheitskonzern kaufen München (dapd). Der DAX-Konzern Linde plant die teuerste Übernahme seit sechs Jahren. Für 4,6 Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Euro) will Linde das US-Unternehmen Lincare kaufen und damit im Gesundheitsmarkt expandieren, wie Linde am Montag in München mitteilte. Den Lincare-Aktionären werden 41,50 Dollar (33 Euro) pro Aktie in bar geboten. Ziel sei es, alle verfügbaren Anteilsscheine zu erwerben. Der Lincare-Vorstand habe sich einstimmig für die Übernahme ausgesprochen, teilte Linde weiter mit. 2006 hatte Linde den britischen Gaseanbieter BOC für mehr als 12 Milliarden Euro übernommen und war damit die weltweite Nummer eins unter den Gaseherstellern geworden. Um die Lincare-Übernahme zu finanzieren, muss sich Linde massiv verschulden. So nehme das Unternehmen einen Akquisitionskredit in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar auf. Dieses bereits bestätigte Darlehen werde durch Eigenkapitalmaßnahmen bis zu einer Höhe von 1,5 Milliarden Euro und durch Fremdkapitalmaßnahmen refinanziert. Linde wolle das derzeitige Rating (A/A3) behalten. Die Linde-Aktie verlor am Morgen deutlich an Wert. Bis 11.00 Uhr gab sie um rund drei Prozent auf 118,75 Euro nach. Bereits am Freitag hatte die Aktie an Wert verloren, nachdem erste Gerüchte über das Milliardengeschäft aufgekommen waren. Analysten hatten den hohen Kaufpreis kritisiert. Der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Reitzle sagte, mit der Übernahme von Lincare werde Linde „einen nächsten großen Schritt auf einem stabilen, zukunftsträchtigen und profitablen Geschäftsfeld machen“. Der Gesundheitsmarkt sei ein „globaler Megatrend, an dem wir in der neuen Aufstellung noch stärker partizipieren werden“. Gemeinsam mit Lincare werde Linde der weltweit führende Gesundheitsvorsorge-Anbieter der Gaseindustrie. Lincare bietet Beatmungstherapien Lincare ist Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Amerika-Geschäft von Linde hervorgegangen und hieß ursprünglich Linde Homecare Medical Systems. Als Union Carbide im Jahr 1917 Lindes US-Aktivitäten übernahm, wurde Linde Homecare Medical Systems zu einer Tochtergesellschaft des US-Konzerns. Das Unternehmen ist die weltweite Nummer eins bei der außerklinischen Behandlung (Homecare) von Atemwegserkrankungen. Es bietet Beatmungstherapien wie die Sauerstofftherapie, die Schlaftherapie oder die Inhalationstherapie. Lincare erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit rund 11.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 363 Millionen Euro. Linde setzte 2011 im Homecare-Geschäft 300 Millionen Euro um. Die Übernahme soll bereits im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein, benötigt aber noch die Zustimmung der zuständigen Behörden. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Finanzinvestoren offenbar an der Valovis Bank interessiert

Finanzinvestoren offenbar an der Valovis Bank interessiert Hamburg (dapd). Die US-Finanzinvestoren Apollo und Lone Star zeigen einem Medienbericht zufolge Interesse an der früheren KarstadtQuelle Bank. Beide böten getrennt und wollten jeweils weniger als den Buchwert für das Institut zahlen, das heute Valovis Bank heißt, berichtet die „Financial Times Deutschland“ unter Berufung auf Insider. Der Buchwert ist gleichzusetzen mit dem Kernkapital, das Ende 2011 rund 280 Millionen Euro betrug.v Demnach sind die Investoren vor allem an der Pfandbrieflizenz interessiert, die von der ehemaligen Karstadt Hypothekenbank in die Valovis Bank eingebracht wurde. Sie ermöglicht die günstige Aufnahme frischer Mittel durch den Verkauf von Pfandbriefen. Ende Mai war bekanntgeworden, dass das Kapital der Valovis Bank wegen einer Abschreibung auf Griechenland-Anleihen von 120 Millionen Euro unter die verbindliche Quote von acht Prozent der nach Risiken gewichteten Bilanzsumme gefallen war. Da der Eigentümer, der Pensionsfonds der KarstadtQuelle-Mitarbeiter, das Kapital nicht auffüllen konnte, musste der Bundesverband deutscher Banken (BdB) helfen. Aus Mitteln seines Einlagensicherungsfonds stellte er eine Garantie über knapp 100 Millionen Euro. Zeitgleich startete der Pensionsfonds in Abstimmung mit dem BdB den Verkaufsprozess. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Umfrage: Viele Wähler wollen Kraft als SPD-Kanzlerkandidatin

Umfrage: Viele Wähler wollen Kraft als SPD-Kanzlerkandidatin Berlin (dapd). Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hätte einer Umfrage zufolge gute Chancen als SPD-Kanzlerkandidatin – wenn die Wähler gefragt würden. Sie bekäme mehr Zustimmung als die drei bisherigen möglichen Bewerber, Parteichef Sigmar Gabriel, Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Ex-Finanzminister Peer Steinbrück. Das ergab eine am Sonntag veröffentlichte repräsentative Umfrage von TNS Forschung im Auftrag des „Spiegels“. Danach wäre Kraft nach Ansicht von 26 Prozent der Interviewten die geeignete Herausforderin von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), gefolgt von Steinbrück mit 25 Prozent und Steinmeier mit 23 Prozent. Abgeschlagen auf Platz vier in der Wählergunst liegt mit 10 Prozent der Parteivorsitzende Gabriel. Die drei SPD-Männer hatten im Juli 2011 vereinbart, zunächst als Führungstroika aufzutreten. Die Entscheidung über den Kanzlerkandidaten wollen sie erst nach der niedersächsischen Landtagswahl im Januar 2013 treffen. SPD-Aufsteigerin Kraft hatte in der Vergangenheit wiederholt versichert, eine Kandidatur nicht anzustreben. dapd (Politik/Politik)

Toyota will zwei Millionen Autos mehr verkaufen

Toyota will zwei Millionen Autos mehr verkaufen Berlin (dapd). Toyota will seine Position als weltgrößter Autobauer verteidigen. Laut einem Vorabbericht der Zeitung „Welt am Sonntag“ peilt der japanische Konzern für das Geschäftsjahr 2012/13 einen Absatz von 9,6 Millionen Modellen der Marken Toyota, Lexus, Scion, Daihatsu und Hino an – zwei Millionen mehr als im Vorjahr. Beim Umsatz will Toyota die Marke von umgerechnet 209,52 Milliarden Euro erreichen. Der Nettogewinn soll bei 7,23 Milliarden Euro liegen. Das Blatt schrieb, internen Unterlagen zufolge sei ein Absatzplus von 478.000 Fahrzeugen für Nordamerika geplant. In Asien sollten 453.000 Modelle mehr abgesetzt werden als im abgelaufenen Geschäftsjahr. Toyota wolle bis 2015 die Hälfte seiner Autos in Schwellenländern verkaufen. Modelle sollten stärker lokalen Anforderungen entsprechen als bisher und öfter vor Ort entwickelt und gebaut werden. Auch solle verstärkt auf lokale Zulieferer zurückgegriffen werden. 2020 solle jede Baureihe ein Modell mit Batterie- oder Hybridantrieben oder mit Brennstoffzellen anbieten. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)