Schweiz fürchtet um Steuerabkommen mit Berlin

Schweiz fürchtet um Steuerabkommen mit Berlin Bern/Freiburg (dapd). In der Schweiz wächst die Sorge um das Inkraftreten des Steuerabkommens mit Deutschland. Grund sind wiederholte Berichte, dass die nordrhein-westfälische Landesregierung CDs mit Daten von Steuerhinterziehern kauft, die ihr Geld in der Schweiz vor dem deutschen Fiskus verstecken. Solche Daten werden möglicherweise von Mitarbeitern Schweizer Banken weitergegeben. Befürchtet wird, dass die Befürworter einer Volksabstimmung über das Abkommen zwischen Berlin und Bern durch solche Berichte Auftrieb bekommen. Noch sind die erforderlichen Unterschriften für die Abstimmung im November auch wegen der Ferienzeit nicht zusammen. Aber die Stimmung in der Schweiz kippt, wie den zahllosen Stellungnahmen in den Netzwerken zu entnehmen ist. Tenor: Wenn sich die Deutschen nicht an Vereinbarungen halten, brauchen die Schweizer auch keine Zugeständnisse mehr zu machen. Das im vergangenen September unterzeichnete Steuerabkommen soll ab 2013 sicherstellen, dass in der Schweiz angelegtes Schwarzgeld – geschätzt werden bis zu 300 Milliarden Euro – pauschal mit 19 bis zu 41 Prozent belegt und an den deutschen Fiskus abgeführt wird. Namen von Kontobesitzern würden aber nicht veröffentlicht. Die SPD-regierten Bundesländer haben dagegen Widerstand angekündigt. „Mit dem Abkommen könnten wir ein langjähriges Problem lösen“, sagt der Sprecher des zuständigen Staatssekretariats für international Finanzfragen (SIF), Mario Tuor, der Nachrichtenagentur dapd. „Wir erwarten, dass unsere Argumente eine Mehrheit überzeugen werden“, fügte er mit Blick auf die geplante Volksabstimmung hinzu. Auch Roland Meier, Sprecher der Schweizer Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf, sieht die Abstimmung gelassen. „Gegner und Befürworter werden sich neutralisieren“, ist er überzeugt. „Die Abstimmung wird zugunsten des Abkommens ausgehen.“ In Bern nimmt niemand offiziell zu den neuen Berichten über den Ankauf von Steuerdaten-CDs Stellung. Tuor verweist allerdings auf eine einseitige Verzichtserklärung des Hauses von Finanzminister Wolfgang Schäuble bei der Unterzeichnung des Abkommens : „Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland erklärt…, dass sich die deutschen Finanzbehörden nicht aktiv um den Erwerb von bei Banken in der Schweiz entwendeten Kundendaten bemühen werden.“ Diese Erklärung behält für Bern weiter Gültigkeit. „Ein Kauf ist eine aktive Bemühung“, sagt der Sprecher, aber für den gebe es ja bisher keine Beweise. Auch Meier hält fest: „Wir erwarten weiterhin, dass das Abkommen mit Deutschland in Kraft treten wird.“ Doch das ist das offizielle Bern. Beim Nachhaken will etwa niemand mehr von „Zuversicht“ sprechen. Zu viele Unwägbarkeiten stünden im Raum, vielleicht habe man in Berlin auch den Widerstand aus den Ländern unterschätzt. Das die Medienberichte über die Datenkäufe regelmäßig auftauchten, könnte auch daran liegen, das die deutschen Behörden ein Interesse an Selbstanzeigen hätten, wird spekuliert. In Schweizer Bankenkreisen ist man noch zurückhaltender. Hier ist man wegen des Drucks aus der Öffentlichkeit seit langem um Schadensbegrenzung bemüht. Schon längst gebe es etwa bei den Großbanken Anweisungen, dass alles, was auch nur im Ansatz als Beihilfe zur Steuerhinterziehung ausgelegt werden könnte, derzeit auf dem Index stehe, meint ein Insider in Zürich. Allerdings wird auch darauf verwiesen, dass vor dem Hintergrund der Eurokrise der Zufluss von Geldern vor allem aus Deutschland in die Schweiz wieder zugenommen habe. „Das ist aber nicht zwangsläufig unversteuertes Geld“, meint der Bankenexperte. Den Schweizer Banken ist an einer Eskalation des Streits mit Deutschland nicht gelegen. Dazu gehört auch, dass die Schweizer Bundesanwaltschaft Ende März Haftbefehle gegen drei deutsche Steuerfahnder erließ. Sie sollten 2010 den Ankauf einer Steuersünder-CD durch Nordrhein-Westfalen mit ausgehandelt haben. Zwar hat Bundesanwalt Michael Lauber Vorwürfe zurückgewiesen, die Ausstellung der Haftbefehle sei politisch motiviert gewesen. Doch will das offizielle Bern an dieser Front lieber Ruhe. Hoffnungen, dass sich am Steuerabkommen noch etwas ändern könnte, setzen die Schweizer ohnehin eine harte Haltung entgegen. „Es wird keine Neu- oder Nachverhandlungen geben“, hat Widmer-Schlumpf sich bereits festgelegt. dapd (Politik/Politik)

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Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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