Wirtschaftslage – Deutschland: November 2014

Die konjunkturelle Dynamik der deutschen Wirtschaft hat sich seit dem Frühjahr abgeschwächt.[1] Die Ursache hierfür liegt vor allem im weniger freundlichen außenwirtschaftlichen Umfeld. Nach dem leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal, der auch durch Sondereffekte bedingt war, dürfte sich die gesamtwirtschaftliche Leistung im dritten Quartal nach den vorliegenden Indikatoren aber zumindest stabilisiert haben.[2]

Die wichtigste binnenwirtschaftliche Auftriebskraft ist weiterhin intakt: Der Arbeitsmarkt erweist sich erneut als robust und bleibt Garant für eine zuverlässige Entwicklung der privaten Konsumausgaben. Die Investitionen in Ausrüstungen wie auch die Bauinvestitionen dürften hingegen im dritten Quartal nochmals leicht abgenommen haben. Vom Außenhandel ist trotz des schwierigen außenwirtschaftlichen Umfelds per saldo ein positiver Wachstumsimpuls zu erwarten. Insgesamt setzt die deutsche Wirtschaft ihre Erholung fort. Eine nennenswerte Beschleunigung der moderaten Dynamik zeichnet sich jedoch für das letzte Jahresviertel nicht ab.

Der Welthandel und die Weltindustrieproduktion dürften im dritten Quartal weiter leicht zugenommen haben. Die geopolitischen Risiken sind aber weiterhin hoch. Positive Impulse kommen dabei vor allem von den Vereinigten Staaten und aus den Schwellenländern Asiens. In wichtigen Absatzgebieten der deutschen Wirtschaft ist die wirtschaftliche Dynamik allerdings zurzeit gering. Die OECD hat jüngst, wie zuvor auch schon der IWF, ihre Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft für das Jahr 2014 auf +3,3 % zurückgenommen. Im kommenden Jahr 2015 erwartet sie bei einer lediglich geringen Beschleunigung einen Anstieg um +3,7 % (IWF: +3,8 %).

Die deutschen Ausfuhren an Waren und Dienstleistungen [3] sind im dritten Quartal trotz des schwierigen Umfelds recht kräftig expandiert. Sie nahmen bei größeren ferienbedingten Schwankungen in jeweiligen Preisen im September um 5,6 % [4] und im dritten Quartal insgesamt um 2,7 % zu. Die nominalen Einfuhren stiegen im September mit +5,4 % und mit +1,7 % im dritten Quartal insgesamt etwas weniger stark als die Ausfuhren. Damit zeichnet sich auch unter Berücksichtigung der Preisentwicklung ein spürbarer Wachstumsbeitrag des Außenhandels im dritten Quartal ab. Die Perspektiven für das Auslandsgeschäft bleiben dennoch verhalten. Die Bestellungen aus dem Ausland für Industrieprodukte sind zwar in der Tendenz aufwärts gerichtet. Die Exporterwartungen der Unternehmen liegen aber trotz leichter Verbesserung im Oktober unter dem langjährigen Durchschnitt.

Im Produzierenden Gewerbe überlagerten die ferienbedingt kräftigen Produktionsschwankungen die durch das schwierige außenwirtschaftliche Umfeld merklich gedämpfte Grundtendenz. Der Produktionsanstieg im September um 1,4 % war im Wesentlichen eine Gegenreaktion auf den starken Rückgang im Vormonat um 3,1 %. Das Produzierende Gewerbe erreichte im September damit zwar nicht ganz das durchschnittliche Produktionsniveau des zweiten Quartals, wurde aber auch nochmals spürbar durch die Lage der Sommerferien beeinträchtigt. Diese Ferientageeffekte zeigen sich insbesondere in der Kfz-Branche, die nach erheblichen Produktionsschwankungen (Juli: +10,2 %; Aug.: -18,2 %; Sept.: +10,1 %) im September noch nicht ganz wieder das Produktionsniveau des zweiten Quartals erreichte. Die Grundtendenz der Konjunktur im Produzierenden Gewerbe wird aber nicht durch diese Sonderentwicklungen, sondern durch das schwierige internationale Umfeld geprägt und beeinträchtigt. Die Industrieproduktion lag im dritten Quartal um 0,4 % unter der des zweiten Quartals, das ja bereits durch witterungsbedingte Produktionsverschiebungen etwas unterzeichnet war. Die Auftragseingänge entwickeln sich gegenwärtig stabil, signalisieren aber keine positiven Impulse. Sie erhöhten sich bei überdurchschnittlichen Großaufträgen im September um 0,8 % und im gesamten dritten Quartal um 0,1 %. Dabei entwickelte sich die Nachfrage im dritten Quartal aus Ländern außerhalb der Eurozone günstiger (+3,8 %) als die Nachfrage aus dem Euroraum (-1,7 %) oder dem Inland (-2,0 %). Die Stimmungsindikatoren trübten sich bis zuletzt ein, nur der Markit/BME Einkaufsmanagerindex sendete für Oktober ein Hoffnungssignal. Es ist daher zunächst mit einer Seitwärtsbewegung im Produzierenden Gewerbe zu rechnen.

Der private Konsum kann sich der konjunkturellen Eintrübung nicht gänzlich entziehen. Er bleibt aber die wichtigste Stütze der Binnenwirtschaft. Die privaten Konsumausgaben dürften nach dem bescheidenen Anstieg im zweiten Quartal um 0,1 % im dritten Quartal etwas stärker zugelegt haben. Die Einzelhandelsumsätze ohne Handel mit Kfz gingen zwar nach vorläufigen Angaben im dritten Quartal noch geringfügig zurück (-0,4 %), der Handel mit Kraftfahrzeugen verzeichnete demgegenüber im Juli und August zum Teil kräftige Zuwächse. Gleiches gilt für die Zahl der Pkw-Neuzulassungen im gesamten dritten Quartal. Mit der allgemeinen konjunkturellen Abkühlung hat sich allerdings auch die Stimmung im Einzelhandel eingetrübt. Das Konsumklima signalisiert demgegenüber weiterhin eine ungebrochen hohe Anschaffungsneigung der Verbraucher.

Hierzu trägt insbesondere der Arbeitsmarkt bei. Er entwickelt sich trotz der konjunkturellen Abkühlung weiter günstig. Die Zahl der Arbeitslosen ging im Oktober mit der etwas verspätet einsetzenden Herbstbelebung auf 2,733 Mio. Personen zurück. Saisonbereinigt nahm sie nach leichten Anstiegen in den Vormonaten spürbar um 22.000 ab. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten blieb im August wegen der späten Lage der Sommerferien zwar nahezu unverändert (-2.000). Die Zahl der Erwerbstätigen erhöhte sich im September aber weiter um 19.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen waren damit 42,99 Mio. Personen im Inland erwerbstätig. Da sich auch einige Frühindikatoren für den Arbeitsmarkt im Oktober etwas aufhellten, ist für die kommenden Monate mit einer moderat positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt zu rechnen.

[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 09. November 2014 vorlagen.
[2] Erste Ergebnisse zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal 2014 werden vom Statistischen Bundesamt am 14. November 2014 veröffentlicht.
[3] Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank.
[4] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Angaben.

www.bmwi.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

Die WIR-Redaktion freut sich auch auf Ihre Pressemitteilungen. Sprechen Sie uns an unter +49 5231 98100 0 oder per mail an redaktion@wirtschaft-regional.net

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.