kniend rechts mit Weste: Johannes Richter (umgeben von seinen Mitarbeitern sowie Johann Sticka (kniend links); Sven von Mansberg und Jens Fillies (stehend hinten rechts)) (Foto: Tanja Liebke, Agentur für Arbeit Detmold)
kniend rechts mit Weste: Johannes Richter (umgeben von seinen Mitarbeitern sowie Johann Sticka (kniend links); Sven von Mansberg und Jens Fillies (stehend hinten rechts)) (Foto: Tanja Liebke, Agentur für Arbeit Detmold)

Lernen war schwierig – mit theoriereduzierter Ausbildung zur Führungskraft

Dass die Würde, die persönlichen Rechte und das persönliche Wohlergehen jeden Menschen betreffen, daran soll am 03. Dezember mit dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung erinnert werden.

Detmold – Die Agentur für Arbeit Detmold nimmt den Tag zum Anlass, für Menschen mit Behinderung und deren Teilhabe am beruflichen Leben zu werben. Agenturleiter Rainer Radler betont augenzwinkernd: „Und den Rest des Jahres nutzen wir für die praktische Umsetzung dieses Ziels!“

Wie diese praktische Umsetzung aussehen kann, davon erzählt Johannes Richter, Gruppenleiter bei der Arbeitsgemeinschaft Arbeit gGmbH, kurz AGA, einem Inklusionsunternehmen in Detmold, das auf Wertstoffverwertung spezialisiert ist. Richter, der eine Förderschule besuchte, und im Anschluss eine theoriereduzierte Ausbildung als Kraftfahrzeug-Servicemechaniker absolvierte, wurde mit 19 Jahren bei der AGA eingestellt, und hat sich über die Jahre hinweg bis zum Gruppenleiter eines 45-köpfigen Teams weiterentwickelt. Den Übergang von der Ausbildung ins Inklusionsunternehmen hatte Johann Sticka, Arbeitsvermittler im Bereich berufliche Rehabilitation der Detmolder Arbeitsagentur, damals begleitet. Umso schöner war das Wiedersehen nach all den Jahren. Sticka: „Herr Richter zeigt, dass sich jeder Tag im Einsatz für die Inklusion lohnt.“

Auch für Richters Chef, AGA-Betriebsleiter Roy Schnormeier, ist der inzwischen 31-Jährige ein Beleg dafür, „dass man alles werden kann, wenn man es möchte – mit oder ohne Behinderung. AGA-Geschäftsführer Jens Fillies sieht dies ähnlich, betont jedoch, dass ein Inklusionsunternehmen wie das eigene „den Menschen in den Vordergrund stellt, und diesen nach dessen Tempo weiterentwickelt. Wir arbeiten nach betriebswirtschaftlichen Prinzipien wie jedes andere Unternehmen auch, aber wir wollen zudem, dass jeder Mitarbeitende eine passgenaue Chance erhält.“

Für den verheirateten zweifachen Familienvater Richter bedeutet der Arbeitsalltag Management, Personalführung und technisches Problemlösen: Einsatzpläne schreiben, Mitarbeitende führen, und als gelernter Zerleger und Beifahrer dafür zu sorgen, dass der angelieferte Haushaltssperrmüll fachgerecht entsorgt und abtransportiert wird. Doch nicht nur rein berufliche Belange sind für die Mitarbeitenden der AGA wichtig, sondern auch das zwischenmenschliche- und -tierische Miteinander sowie ein achtsamer Umgang mit der Natur – weit über die Wertstoffverwertung hinaus. So wurde Klaus Fischer kurzerhand adoptiert, ein streunender Kater, der während der „Arbeitszeit“ gerne im Ablagefach ein Nickerchen macht. Und am Wochenende, also in der Freizeit, mit Futter und einer Extraportion Streicheleinheit bedacht wird. Auch das Bienenhäuschen und die Blumenwiese sind ein Gemeinschaftsprojekt nach Dienstschluss. „Wir sind ein eingeschworenes Team“, freut sich Richter, der „sein“ Team auch gleich zum gemeinsamen Fototermin versammelte.

Hintergrundwissen/ Service: In Deutschland leben rund 7,8 Millionen Menschen mit einer Schwerbehinderung, somit jede zehnte Frau beziehungsweise jeder zehnte Mann. Rund zehn Millionen Menschen haben eine Schwerbehinderung oder Gleichstellung. Etwa drei Prozent der Behinderungen sind angeboren. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass 97 Prozent der Behinderungen im Verlauf des Lebens eintreten. Die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderungen im öffentlichen Dienst liegt bundesweit bei etwa acht Prozent, in Lippe sind es rund sechs Prozent. In der Privatwirtschaft sind es 3,7 Prozent, in Lippe rund vier Prozent.

Mathias Dreimann, Leiter des Teams berufliche Rehabilitation und Schwerbehinderung der Agentur für Arbeit Detmold, betont: „(Schwer-) Behinderte Arbeits- und Ausbildungssuchende sind eine zusätzliche Chance dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Einschränkungen von Menschen mit (Schwer-) Behinderung müssen sich nicht auf die Arbeitsleitung auswirken. Soweit dies doch der Fall ist, gibt es durch die Agentur für Arbeit zahlreiche und umfangreiche Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten. Gerade in der Woche der Menschen mit Behinderung möchte ich auf diese Möglichkeiten hinweisen, auch in der Hoffnung, dass noch weitere Arbeitgeber die Potenziale von Menschen mit (Schwer-) Behinderung sehen.“

Die Agentur für Arbeit hat ein vielfältiges Angebot zur Unterstützung der Ausbildungs- und Arbeitsuche für Menschen mit Behinderung. Es umfasst auch finanzielle Hilfen für Arbeitgeber, die Menschen mit Behinderung einstellen:

Ausbildungssuche

Mit einem Ausbildungszuschuss (Zuschuss zur Ausbildungsvergütung) können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber unter bestimmten Voraussetzungen für die betriebliche Aus- oder Weiterbildung von behinderten oder schwerbehinderten Menschen gefördert werden. Der Zuschuss wird für die gesamte Ausbildungszeit gezahlt. Auch eine Kostenübernahme für eine behindertengerechte Ausstattung des Arbeitsplatzes kann möglich sein.

Arbeitssuche

Arbeitgeber können Zuschüsse zum Arbeitsentgelt erhalten, wenn sie Arbeitssuchende einstellen, deren Vermittlung erschwert und die Förderung zu deren beruflicher Eingliederung erforderlich ist. Die Zuschüsse sollen Einschränkungen der Arbeitsleistung ausgleichen. Auch Beschäftigungsverhältnisse von behinderten und schwerbehinderten Menschen beziehungsweise besonders betroffene schwerbehinderte Menschen können gefördert werden.

Für lippische Arbeitgeber die an Förderleistungen im Zusammenhang mit der Ausbildung oder Beschäftigung von Menschen mit Behinderung interessiert sind, gibt es einen speziellen Ansprechpartner in der Agentur für Arbeit Detmold: Sven von Mansberg, Telefon 05231/610-189.

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WIR Redaktion

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