Ausbildungsleiterin Ina Wömpner und Azubi-Sprecherin Sarah Reinker (beide Dreckshage) wissen: Ausbildung während der Pandemie ist möglich. - Foto: Dreckshage
Ausbildungsleiterin Ina Wömpner und Azubi-Sprecherin Sarah Reinker (beide Dreckshage) wissen: Ausbildung während der Pandemie ist möglich. - Foto: Dreckshage

Beispiel Firma Dreckshage: Ausbildungsplätze gibt es auch in der Krise

Während der Corona-Pandemie einen Ausbildungsplatz finden – das scheint auf den ersten Blick schwierig bis unmöglich. Doch die Realität sieht anders aus. Daten der Bundesagentur für Arbeit und reelle Beispiele beweisen – es gibt sie doch, die Ausbildungsplätze. Auch während der Corona-Pandemie. Ein solcher Betrieb, der auch während der Krise unbeirrt in Nachwuchs investiert, ist die Firma Dreckshage aus Bielefeld.

Das Virus grassiert. Die Schulen sind monatelang geschlossen. Die Wirtschaft leidet. Zukunftsperspektiven für Jugendliche? Fehlanzeige.

So oder so ähnlich sieht das vorherrschende Bild über die derzeitige Situation aus. Viele glauben: Ausbildungsplätze, die gibt es in dieser wirtschaftlichen Situation sicher nicht. Dass das nicht die ganze Wahrheit ist, das zeigt der Maschinenbauzulieferer Dreckshage mit Sitz in Bielefeld: „Die Frage, ob wir weiter ausbilden oder nicht, stellte sich bei uns überhaupt nicht. Das ist so in unseren Firmengenen verankert, dieser Gedanke ist bei uns gar nicht aufgekommen“, so Ina Wömpner, Ausbildungsleiterin des 1924 gegründeten Unternehmens.

Das Unternehmen, das aufgrund der Krise mehrere Monate Kurzarbeitergeld beziehen musste, stellt jährlich sieben neue Auszubildende ein. Insgesamt werden also immer 21 junge Menschen zum Beispiel zum Zerspanungsmechaniker, Industriemechaniker oder zu Kaufleuten für Groß- und Außenhandelsmanagement ausgebildet. Das entspricht bei dem Betrieb mit circa 200 Beschäftigten einer Ausbildungsquote von 10 Prozent. „Diese Quote haben wir auch 2020 gehalten. Und auch für 2021 hatten wir wieder sieben Stellen ausgeschrieben und konnten sie auch besetzen“, so Ina Wömpner. Der größte Teil der Auszubildenden wird vom Unternehmen nach der Ausbildung übernommen.

Dass Dreckshage nicht das einzige Unternehmen mit dieser Einstellung ist, zeigen auch die aktuellen Daten der Agentur für Arbeit für die Stadt Bielefeld: Aktuell ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Vergleich zum Vorjahr sogar um 64 Stellen oder 4,1 Prozent gestiegen. 1.625 Stellen wurden bis Ende März gemeldet, davon sind noch 887 frei zur Besetzung. Eine Wasserstandsmeldung, an der sich noch einiges ändern kann, aber zunächst ein gutes Zwischenergebnis. Juliane Dammann, Vermittlerin im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Bielefeld: „Bei den Arbeitgebern gibt es da durchaus eine gemischte Haltung. Gerade letztes Jahr zum Anfang der Krise waren viele verhalten und unsicher, haben die Stellen später geschaltet. Und natürlich gibt es auch Arbeitgeber, die gar keine Ausbildungsstellen mehr melden konnten. Aber in diesem Jahr haben wir eigentlich wieder ein gutes Niveau an Ausbildungsstellen erreicht, welches mit den Jahren vor der Pandemie mithalten kann.“

Rückläufig hingegen sind die Bewerberzahlen mit einem Minus von 207 oder 11,3 Prozent. Sarah Reinker, Ausbildungssprecherin bei Dreckshage und selbst Auszubildende zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel, weiß, dass der Weg zur richtigen Berufswahl nicht immer direkt ist. Auch sie hat bereits eine Ausbildung, dann das Wirtschaftsabitur und anschließend einen Studienversuch hinter sich, bevor sie bei Dreckshage ihren Weg gefunden hat. Dieser Weg war nicht immer leicht, trotzdem möchte sie Jugendliche motivieren: „Man sollte sich auf jeden Fall weiter bewerben! Stellenausschreibungen gibt es überall zu finden, zum Beispiel auch in der Jobbörse der Agentur für Arbeit.“ Ausbildungsleiterin Wömpner stimmt zu: „Bitte nicht von der teils sehr negativ geprägten Berichterstattung abschrecken lassen. Wenn man bei der Jobbörse der Agentur für Arbeit oder bei anderen Stellenportalen nach lokalen Ergebnissen für Ausbildungsstellen in Bielefeld sucht, sollte einem schnell klarwerden: Da geht was!“

Letztendlich wissen aber auch Ina Wömpner und Juliane Dammann: Nicht allen Unternehmen geht es in der Krise wirtschaftlich gut genug, um weiter auszubilden. „Das ist ja auch immer branchenabhängig. Die Wirtschaft insgesamt leidet sicher, bestimmte Branchen noch mehr als andere, aber ein Desinfektionsmittel-Hersteller wird zum Beispielaktuell wohl wenig Probleme haben“, äußert sich Wömpner. Unabhängig von der Corona-Krise hat sie jedoch wenig Verständnis für Betriebe, die gar nicht ausbilden, oder für die Ausbildung die letzte Priorität ist: „Das Problem Fachkräftemangel sollte doch inzwischen jedem bewusst sein.“

Wenn alles glatt läuft, kann Dreckshage für das Jahr 2021 die Ausbildungsprämie aus dem Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ beantragen. Darüber freue man sich natürlich, aber für Wömpner steht fest: „Ausbilden würden wir trotzdem, mit oder ohne Prämie.“

Jugendliche, die weiterhin auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, können sich bei der Berufsberatung unter 0521 587 3333 oder per Mail Bielefeld.Berufsberatung@arbeitsagentur.de melden.

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