Der für Nordrhein-Westfalen ermittelte CRI lag 2017 bei 1,64 %. (Grafik: Creditreform)

Creditreform Regionencheck OWL – OWL zum ersten Mal mit geringem Ausfallrisiko

Bielefeld. Auf der Basis von 1.382 zu verzeichnenden Ausfällen und einem leicht gesunkenen Gesamtbestand von 94.759 Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe errechnet sich der CRI (Creditreform-Risiko-Indikator in Prozent) für OWL mit 1,46%. Die Anzahl der Ausfälle ist gegenüber dem Vorjahr (2016 = 1.575) deutlich um 12,3% gesunken. Mit dieser sehr erfreulichen Entwicklung können wir für OWL insgesamt nunmehr zum ersten Mal ein sehr geringes Ausfallrisiko (CRI kleiner 1,5%) konstatieren.
Beziehen wir nun den OWL-Wert auf die gesamtdeutschen Zahlen. Der bundesweite Durchschnittswert hat sich im Jahr 2017 von 1,61% auf 1,43% ebenfalls deutlich verbessert. Mit dem Wert von 1,46% liegt OWL leicht schlechter. Hervorzuheben ist aber die Ausnahmestellung unserer Wirtschaftsregion im Vergleich zum CRI-Wert von Nordrhein-Westfalen mit 1,64% (Vorjahr = 1,79%). Die Differenz von 0,18 Prozentpunkten hat eine klare Aussagekraft und ist sogar weiter gewachsen.

In diesem Jahr gibt es nur Gewinner in OWL. Besonders erfreuliche Entwicklungen sind im Vorjahresvergleich im Kreis Höxter und in Bielefeld zu erkennen. Dabei ist als statistischer Einflussfaktor nicht nur die tatsächliche Ausfallanzahl relevant, sondern auch die Gesamtzahl der aktiven Unternehmen. Bereits im dritten Jahr in Folge reduzierte sich die Zahl der Unternehmen, nicht zuletzt auch wegen einer zurückhaltenden Gründerszene. Vor drei Jahren gab es 102.254 OWL-Unternehmen, nunmehr 94.759 (=-7,3%).

Die aktuelle CRI-Prognose für das laufende Jahr 2018 fällt mit 1,41% nochmals leicht positiver aus. Die CRI-Prognose 2018 ergibt sich aus dem Creditreform Bonitätsindex. Dieser hat einen Prognosehorizont von 12 Monaten. Jedes Unternehmen hat am Jahresanfang einen Bonitätsindex, dem eine Ausfallwahrscheinlichkeit zugeordnet werden kann. Durch die Gesamtbetrachtung aller Unternehmen einer Region ermittelt man den neuen Prognosewert.

Risikoindikatoren nach Hauptbranchen

Für OWL bleibt erneut festzuhalten, dass der Handel die stückzahlmäßig meisten Ausfälle (2017 = 359; 2016 = 411; 2015 = 389) zu beklagen hat. Allerdings bildet der Handel auch die größte Hauptbranche in OWL mit aktuell 19.219 Unternehmen (Vorjahr: 19.703), so dass der CRI bei 1,87% (Vorjahr: 2,09%) liegt.
Den höchsten CRI-Wert mit 3,30% (2016 = 4,07%) und damit das höchste Ausfallrisiko verzeichnet in OWL die Branche „Gastgewerbe“ gefolgt vom Verkehr und Lagerei mit 2,69% (VJ: 3,03%). Damit deckt sich OWL mit den Deutschlandwerten, denn deutschlandweit liegt das höchste Ausfallrisiko – wie immer in den letzten Analysen – ebenfalls im Gastgewerbe mit einem CRI von aktuellen 3,11 (VJ: 3,47 %).

v.l.: Jochen Dornseifer (Creditreform Paderborn), Dirk Markus (Creditreform Herford und Minden), Dirk Schott (Creditreform Gütersloh) und Udo Roggenbuck (Creditreform Bielefeld). (Foto: Press Medien)

Fazit

Die positive Binnenkonjunktur und die günstigen Finanzierungsbedingungen haben in Deutschland und in OWL wiederholt sehr erfreuliche Auswertungsdaten geliefert. Ostwestfalen-Lippe stellt als Wirtschaftsraum insgesamt erstmals ein sehr geringeres Ausfallrisiko dar, allerdings leicht über dem Bundesdurchschnitt. Bezogen auf den CRI-Wert des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen bestätigt OWL jedoch wie in den Vorjahren weiter seine Vorzeigerolle.

Bei der Kreditvergabe in Ostwestfalen-Lippe hat man derzeit statistisch gesehen am Wenigsten zu befürchten, wenn die gewerblichen Schuldner im Kreis Minden-Lübbecke ansässig sind. Dem gegenüber ist bei Geschäften im Kreis Herford aufgrund des CRI-Wertes von nunmehr 1,60% etwas mehr Vorsicht geboten. Aber auch hier gibt es risikotechnisch immerhin die Note 2+.
Da nach dem ersten Halbjahr 2018 für Deutschland und OWL weiter stabil niedrige Insolvenzzahlen bzw. die Anzahl fundamentaler Zahlungsausfälle auf Vorjahresniveau ermittelt wurden, gehen wir heute davon aus, dass die Ausfallzahlen in OWL im gesamten Jahr 2018 auf dem guten Vorjahresniveau unverändert bleiben oder sogar nochmals leicht sinken. Das sich derzeit in Teilbereichen verändernde wirtschaftspolitische Umfeld wird vermutlich kurz- und mittelfristig noch keinen Einfluss auf diese CRI-Analyse haben.
Das Gastgewerbe hat seinen Makel auch 2017 bestätigt – deutschlandweit und in OWL. Hier ist weiterhin mit dem höchsten Ausfallrisiko zu rechnen.
Bezogen auf die Rechtsformen gilt es wie eh und je bei den Gewerbebetrieben besonders Obacht zu geben. Hinzu kommt, dass hier auch oft relativ kleine Jahresumsätze produziert werden, denn gerade bei kleinen Umsätzen ist das Ausfallrisiko auch ganz allgemein höher.

Die allermeisten Geschäfte laufen derzeit mit geringem Risiko reibungslos und ohne Verluste. Dennoch sollte man bei allen positiven Entwicklungen grundsätzlich nicht vergessen: Das Risiko ist nie gleich Null.

 

Veröffentlicht von

Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.