Wirtschaft ist von der Euro-Krise zunehmend beunruhigt

Berlin/Frankfurt (dapd). Angesichts des politischen Gezerres um das Athener Sparpaket und der anstehenden Neuwahlen in Griechenland wächst in der Wirtschaft die Nervosität. So kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, die Spekulationen über einen möglichen Ausstieg Athens aus dem Euro. „Von einem Austritt Griechenlands profitiert keiner in Europa“, sagte er der Nachrichtenagentur dapd. So werde nur „der Finanzsektor destabilisiert“ und allgemeine Unsicherheit geschürt.

Ähnlich äußerte sich der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, über einen möglichen Euro-Austritt der Griechen. „Wir müssen wissen: Das wäre ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Keiner kann die Risiken wirklich übersehen“, sagte er im dapd-Interview.

Der Noch-Vorstandschef des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, Louis Gallois, sieht die Gemeinschaftswährung in akuter Gefahr. „Die Krise ist schlimmer geworden“, sagte Gallois der „Welt am Sonntag“. Wenn Griechenland austrete, könne das „zu einem Dominoeffekt führen und andere Länder mitreißen“, warnte er.

Weniger düster beurteilten dagegen offenbar die Finanzmärkte am Montag die Situation. So hob die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Euro-Referenzkurs auf 1,2566 Dollar an. Der DAX legte bis gegen 15 Uhr 0,5 Prozent auf 6.371 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 als Indikator der 50 wichtigsten Unternehmen der Eurozone notierte mit 0,2 Prozent im Plus bei 2.166 Zählern.

Zudem hob Keitel die Konjunkturprognose des BDI für das laufende Jahr vorsichtig an. „Wir gehen davon aus, dass wir beim BIP-Zuwachs mindestens ein Prozent erreichen“, sagte er. Zuletzt hatte der BDI „eine Größenordnung von einem Prozent“ beim Wachstum vorhergesagt.

Dennoch muss Europa nach Ansicht des Präsidenten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Dennis Snower, seine Krisenstrategie aus der Banken-Rekapitalisierung, Euro-Rettungsschirmen, Fiskalpakt und lockerer Geldpolitik überdenken. Diese seien „gescheitert und nicht dazu geeignet, den Euroraum aus der Krise zu bringen“, schrieb er in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Stattdessen skizzierte Snower einen Vier-Punkte-Plan zur Rettung des Euro, der unter anderem „eine ‚atmende Fiskalregel'“ vorsieht, mit der Krisenländer ihre Wirtschaft kurzfristig ankurbeln und dennoch langfristig Schulden senken könnten. Euro-Bonds hätten dagegen gravierende Folgen.

Auch die deutschen Wirtschaftslenker unterstützten die ablehnende Haltung der Bundesregierung gegenüber Euro-Bonds. „Gemeinsame Staatsanleihen der Euro-Länder bei nationaler Haushaltspolitik vergemeinschaften die Schulden und entbinden die Länder von ihrer Verantwortung für eine solide Wirtschafts- und Finanzpolitik“, sagte Wansleben. „Sparen und Wachstum schließen sich nicht aus“, sagte der DIHK-Hauptgeschäftsführer.

Keitel zeigte sich dabei in der Frage, ob Athen sein Sparprogramm nicht strecken könnte, kompromissbereit. „Jedenfalls müssen wir vom Ende her denken, was leistbar ist im Lande. Und dann kann es sein, dass wir sagen: Am wichtigsten ist jetzt, dass die Strukturen kurzfristig und konsequent geändert werden“, sagte der BDI-Präsident. Wansleben forderte, dass die „Hängepartie“ nach der griechischen Neuwahl enden müsse, um den Spar- und Reformkurs in dem Land schnell fortzusetzen.

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Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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