Mit Internationalität gegen Konjunkturflaute?

Mittelstand verschenkt Wachstumspotenziale im Ausland: Wenn die Konjunktur im Euroraum schwächelt, warum nicht den Sprung „über den großen Teich“ wagen und sein Glück im Ausland suchen? Dieser und vielen weiteren Fragen ist die Commerzbank- Mittelstandsinitiative „UnternehmerPerspektiven“ in ihrer neuesten Studie – der bereits 13. – auf den Grund gegangen. Dazu, ob die Internationalisierung mehr Chancen oder mehr Risiko bedeutet, haben sich 227 mittelständische Unternehmen aus der Region Bielefeld im Rahmen der Studie „Neue Märkte, neue Chancen – Wachstumsmotor Internationalisierung“ geäußert.

Die Ergebnisse und Zahlen sprechen für sich. Die Wichtigsten vorweg: 81 Prozent der Unternehmen im Raum Bielefeld rechnen für den Euroraum mit schwacher Konjunktur in den nächsten Jahren. Der  Export gilt weiter als Erfolgsfaktor. Hier ist der Bielefelder Mittelstand international gut aufgestellt. Allerdings bleibt so manches Potenzial bei der Neuaufnahme von Auslandsgeschäften ungenutzt: Der Anteil von Unternehmen, die Internationalisierung planen, ist gegenüber 2007 von 23 auf 9 Prozent gesunken. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Studie zeigt, dass sich insgesamt eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ abzeichnet: Auf der einen Seite Unternehmen mit rein nationalem Geschäftsmodell, die eine Internationalisierung ausschließen oder zurückstellen, auf der anderen Seite international tätige Unternehmen, die mit Erfolg ihre Aktivitäten im Ausland ausweiten. Zwar erkennt jedes zehnte Unternehmen Potenzial für die eigene Branche im Ausland, stellt aber die Pläne deshalb zurück, weil die Eurokrise den europäischen Absatzmarkt derzeit wenig attraktiv macht und in den nächsten drei bis fünf Jahren mit der Insolvenz einiger Eurostaaten gerechnet wird. Deshalb sind 88 Prozent der Befragten aus dem Raum Bielefeld der Ansicht, dass Deutschland einerseits in den Außenhandel jenseits der Eurozone investieren muss, gleichzeitig aber mehr Investitionen im Land braucht.

Chance Ausland: Deutsche Präsenz wächst
Trotz der großen Sorgen um eine starke Inflation im Euroraum gibt es auch gute Nachrichten. Denn die positive Entwicklung der im Ausland tätigen Unternehmen lässt erkennen, dass die  Volkswirtschaften jenseits der etablierten Märkte in Europa, Nordamerika und Asien gute Absatzchancen bieten. Die internationalisierten Unternehmen aus der Region sind deutlich auf Wachstumskurs. 67 Prozent der Bielefelder Mittelständler setzen ihre Waren oder Dienstleistungen im Ausland ab. Gegenüber einer Studie von 2007 ist der Anteil international agierender Unternehmen, die im Ausland langfristige Kooperationen, Joint Ventures oder eigene Standorte aufgebaut haben, deutlich gestiegen: Knapp jedes dritte international aktive mittelständische Unternehmen aus dem Raum Bielefeld ist heute vertraglich an ausländische Partner gebunden (Anstieg von 16 auf 30 Prozent); jedes vierte (Anstieg von 23 auf 24 Prozent) unterhält einen eigenen Auslandsstandort. Der Erfolg bestätigt diese Strategie: 83 Prozent aller international aktiven deutschen Unternehmen berichten, dass Produkte und Dienstleistungen deutscher Unternehmen von Kunden im Ausland als führend bezeichnet werden. 75 Prozent sehen sich wegen ihrer Spitzenposition in puncto Technologie und Innovation wertgeschätzt.

Risiko Ausland: Währungsrisiken und Produktpiraterie
Die schlechte Konjunktur im Euroraum macht die EU-Nachbarländer als Sprungbrett auf das internationale Parkett zurzeit wenig attraktiv. Darüber bestätigen international tätige Unternehmen in ganz Deutschland zunehmend Schwierigkeiten im Auslandsgeschäft, auf die sie selbst wenig Einfluss haben. 58 Prozent nennen mangelnde Rechtssicherheit, rechtliche Hemmnisse und Handelsbarrieren als die am häufigsten genannten Schwierigkeiten. Für jeden zweiten Mittelständler sind Währungsrisiken ein Hemmnis, vor fünf Jahren waren dies nur 38 Prozent. 40 Prozent aller Unternehmen mit Auslandsabsatz geben an, dass der Schutz geistigen Eigentums eine große Herausforderung darstelle. Das sind 13 Prozentpunkte mehr als 2007. Unternehmen mit

Absatz in BRIC-Staaten und Schwellenländern sind für dieses Problem besonders sensibilisiert. Um dem Mittelstand beim Abwägen der Chancen und Risiken einer Internationalisierung und für viele weitere Themen, die den Mittelstand bewegen, ein Forum zu bieten, hat die Commerzbank  die Initiative „UnternehmerPerspektiven“ gegründet. Im Rahmen diverser Studien widmet sich die Initiative unterschiedlichsten Themen und verschafft den Interessen des Mittelstands in Wirtschaft, Verbänden, Politik und Wissenschaft Gehör, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen und tragfähige Lösungsansätze für die Herausforderungen des Mittelstands zu entwickeln.

 

Redaktion des Leitartikels: textkultur
Der Leitartikel „Mit Internationalität gegen Konjunkturflaute?“ trägt die journalistische Handschrift der textkultur GmbH und ist in Kooperation mit der WIR entstanden. Zukünftig werden wir gemeinsam das Thema Sprache, Tonalität und Text sowie deren Schlüsselfunktionen in der Unternehmenskultur und der Marketingkommunikation weiter vertiefen. Denn letztendlich tragen gelebte Worte, nämlich Taten, den unternehmerischen Erfolg.

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Veröffentlicht von

Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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