Handwerk braucht unbürokratische Soforthilfe

Die Handwerkskammer (HWK) Münster schätzt, dass schon gut die Hälfte aller 28.444 Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster direkt von der Corona-Krise beeinträchtigt ist. Das zeigt eine Blitzumfrage der HWK, an der sich 1.198 Betriebe im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region beteiligt haben. Von ihnen sagen 55 Prozent, dass die Krise sie selbst betreffe.

Kammerpräsident Hans Hund betont, dass das heimische Handwerk hinter den ergriffenen Maßnahmen zur Verlangsamung der Virusausbreitung stehe, um Zeit zu gewinnen. Sein Appell richtet sich an die Betriebe, alle notwendigen Maßnahmen zu unterstützen und umzusetzen. Er betont aber auch, dass diese Einschnitte zahlreiche Unternehmen im mittelständisch geprägten Handwerk existenziell gefährdeten und direkte Zuschüsse nötig seien: Umsätze brächen weg, Kunden blieben aus, Lieferengpässe entstünden. Das von der Bundesregierung angekündigten Hilfspaket begrüßt Hund.

Als Folge der Pandemie befürchten 59 Prozent der Befragten Liquiditätsengpässe, 53 Prozent Kurzarbeit, 46 Prozent einen erhöhten Kreditbedarf und 23 Prozent Personalabbau.

Hans Hund: „Jetzt kommt es auf schnelle und unbürokratische Soforthilfen für Handwerksbetriebe an. Es ist gut, dass nun auch Soloselbstständige einbezogen werden sollen, die bislang unberücksichtigt blieben.“ Mit Zuschüssen in Höhe von mindestens 5.000 bis 25.000 Euro müssten die Betriebe in die Lage versetzt werden, ihren Zahlungsverpflichtungen weiterhin nachkommen zu können, heißt es in einer Pressemitteilung der HWK. Die Möglichkeiten zur Stundung von Steuerzahlungen und der Verzicht auf Vollstreckungsmaßnahmen sowie Säumniszuschläge gehörten ebenso dazu wie die Anpassung der Steuervorauszahlungen.

Als weitere Werkzeuge zur Stabilisierung der Betriebe und deren Arbeitsplätzen schlägt HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz einen Anspruch auf ein vereinfachtes Kurzarbeitergeld für alle Handwerksunternehmen vor. „Die Zahlungsfähigkeit muss jetzt auch durch flexible Kredite, Darlehen und Bürgschaften gesichert werden.“

In der Kammer-Blitzumfrage sehen sich die Betriebe am meisten betroffen von nachlassenden Kundenanfragen und Aufträgen: jeweils ein Drittel der Befragten in den drei Schweregraden „stark“ bis „sehr stark“, „gering“ bis „mäßig“ und „gar nicht“ bis „sehr gering“. Die „starke“ und „sehr starke“ Betroffenheit ist regional unterschiedlich ausgeprägt: Gelsenkirchen 50 Prozent, Kreis Recklinghausen 42 Prozent, Kreis Warendorf 32 Prozent, Bottrop 30 Prozent, Münster und Kreis Borken 29 Prozent, Kreise Coesfeld und Steinfurt 27 Prozent.

Die nachlassende Kundennachfrage und damit Umsatzrückgänge spüren die privaten Dienstleister wie Friseure, Kosmetiker und Fotografen am deutlichsten von allen handwerklichen Gewerbegruppen. Es folgen das Nahrungsmittelgewerbe und das Kraftfahrzeuggewerbe. Am wenigsten betroffen ist das Bauhauptgewebe.

Über alle Branchen hinweg leiden unter Umsatzrückgängen 30 Prozent „stark“ bis „sehr stark“, 36 Prozent „gering“ bis „mäßig“, 34 Prozent „gar nicht“ bis „sehr gering“.

Beschaffungsprobleme haben 45 Prozent „gar nicht“ bis „sehr gering“, 43 Prozent „gering“ bis „mäßig“, jedoch 11 Prozent „stark“ bis „sehr stark“.

Noch ist der Personalnotstand bei 58 Prozent „sehr gering“ bis „gering und bei 30 Prozent „gering“ bis „mäßig“. 12 Prozent spüren aber bereits einen „starken“ bis „sehr starken“ Personalnotstand.

Das Handwerk im Kammerbezirk Münster beschäftigt rund 200.000 Mitarbeiter und bildet 15.000 Lehrlinge aus. Die Betriebe erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von 26,3 Milliarden Euro.

Betroffene Handwerksbetriebe können sich an die Kreishandwerkerschaften und Innungen wenden. Die Handwerkskammer Münster berät unter der Telefon-Hotline 0251 5203-555 und informiert im Internet zum Umgang mit der Coronavirus-Krise und Hilfsmöglichkeiten: www.hwk-muenster.de

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