Kreis Steinfurt / Warendorf – Handwerksorganisationen, wie die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf, engagieren sich seit vielen Jahren weltweit erfolgreich in der Entwicklungszusammenarbeit. Doch das BMZ vergibt immer weniger Projekte an das Handwerk – finanzielle Ausstattung und Wertschätzung fehlen.
Der Trend ist so offensichtlich wie beunruhigend: Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung berücksichtigt bei der Auswahl von Berufsbildungspartnerschaften (BBP) und Kammer- und Verbandpartnerschaften (KVP) immer weniger Handwerksorganisationen. Auch die Vergabe von konkreten Projekten in der Entwicklungszusammenarbeit nimmt ab: Von zuletzt 13 Vorschlägen von Handwerksorganisationen an das BMZ wurde lediglich ein einziger bewilligt. Alle anderen wurden abgelehnt. Darunter auch die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf, die mit zwei aktiven Berufsbildungspartnerschaften in Mosambik und Südafrika zu den engagierteren Handwerksorganisationen zählt. Doch jetzt herrscht aufgrund ausbleibender Anschlussprojekte Planungsunsicherheit im Handwerk: Was ist mit den aufgebauten Strukturen, den personellen Ressourcen, der Fortführung des bisher Erreichten?
„Mir fehlt es an einer strategischen Ausrichtung und auch an Wertschätzung. Wenn man sich die Ergebnisse unserer Berufsbildungspartnerschaften ansieht, sind diese wahnsinnig gut. Wenn man die Wirkung von solchen BBP im Verhältnis zur Wirkung von anderen Ausgabeposten im BMZ sieht, kann ich nicht verstehen, wie und warum das Handwerk bei der neuen Auswahl, und das im zweiten Jahr in Folge, so hinten runterfällt“, macht Frank Tischner seine Verärgerung deutlich. Und dass das qualifizierte und organisierte Handwerk entwicklungspolitisch eine große strukturelle Bedeutung für Veränderungen in Partnerländern, aber auch für die heimische Wirtschaft hat, liegt auf der Hand.
Die geplante Neuausrichtung der Entwicklungspolitik werde zwar grundsätzlich vom Handwerk begrüßt, doch müsse genau dafür die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft weiter gestärkt werden; mit wieder mehr konkreten Projekten für das Handwerk, aber auch durch eine dafür benötigte finanzielle Ausstattung. Nur so könne das Handwerk weiter dazu beitragen, eine zukunftsorientierte Entwicklungsarbeit im Sinne der gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Interessen Deutschlands umzusetzen.
Von Seiten der Politik pflichtet ihm Dr. Jan-Niclas Gesenhues, MdB und ehemaliger parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium und jahrelang selbst in der Entwicklungszusammenarbeit tätig, bei: „Die Ignoranz des Entwicklungsministeriums gegenüber dem Handwerk ist inakzeptabel. Trotz weltweiter Nachfrage nach dualer Ausbildung bleibt das Handwerk bei neuen Partnerschaftsprojekten nahezu außen vor. Erfolgreiche Projekte enden, Wissen geht verloren, und internationale Partner werden im Stich gelassen.“