Seine Fußballbegeisterung hat ihn von Japan nach Bielefeld geführt: Dass Takaaki Hagiwara beim Fotoshooting in der Schüco-Arena überraschend auf Cheftrainer Mitch Kniat trifft, war für ihn ein absolutes Highlight! (Foto: P. Pollmeier / HSBI)
Seine Fußballbegeisterung hat ihn von Japan nach Bielefeld geführt: Dass Takaaki Hagiwara beim Fotoshooting in der Schüco-Arena überraschend auf Cheftrainer Mitch Kniat trifft, war für ihn ein absolutes Highlight! (Foto: P. Pollmeier / HSBI)

Der erste japanische Austauschstudent an der HSBI verbindet Wirtschaft und Fußball auf besondere Weise

Es ist die erste Kooperation der Hochschule Bielefeld (HSBI) mit einer japanischen Hochschule: Mit der Niigata University hat der Fachbereich Wirtschaft der HSBI einen neuen Kooperationspartner für den wissenschaftlichen und studentischen Austausch gewonnen. Der studentische Austausch ist bereits angelaufen: Als erster japanischer Austauschstudent wird Takaaki Hagiwara für ein Jahr an der HSBI studieren. Sein Schwerpunkt: Sport-Ökonomie. Seine Leidenschaft: Fußball.

Bielefeld? „Ich habe sofort an den Fußballverein Arminia Bielefeld gedacht“, sagt Takaaki Hagiwara und strahlt. „Mein Idol hat hier gespielt: der japanische Nationalspieler Ritsu Dōan.“ Als seine Dozentin in Japan ihm dann auch noch von der Hochschule Bielefeld (HSBI) vorschwärmte, war für den Studenten klar, wo er sein Auslandsjahr verbringen wollte: „In Bielefeld!“

Im September ist Takaaki Hagiwara in Ostwestfalen angekommen und am Fachbereich Wirtschaft ins Semester gestartet. Möglich gemacht hat das eine neue Kooperation. „Das Thema Japan war bei unseren Studierenden immer gefragter, sowohl in den Studiengängen als auch im Sprachzentrum“, hat Nermin Karaoglu beobachtet. Die Juristin ist zuständig für die Koordination der internationalen Aktivitäten und Programme des Fachbereichs Wirtschaft. „Also haben wir uns auf die Suche nach einem Kooperationspartner in Japan gemacht.“ Und mit der Niigata University gefunden. An der 1949 gegründeten staatlichen Universität studieren insgesamt knapp 13.000 Studierende an neun Fakultäten, verteilt auf zwei Standorte in Niigata. Die Großstadt liegt auf der Hauptinsel Honshū und ist eine der größten Hafenstädte am japanischen Meer.

Erste Kooperation der HSBI mit einer japanischen Hochschule
„An der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften haben wir mit unserer Anfrage offene Türen eingerannt und sind auf besonders aufgeschlossene Mitarbeitende getroffen“, erzählt Karaoglu. Es dauerte nicht lange, da war der Kooperationsvertrag geschlossen. „Es ist für die HSBI der erste mit einer japanischen Hochschule.“ Im Mittelpunkt der Kooperation steht der Austausch, auf wissenschaftlicher Ebene, vor allem aber auf studentischer: Im Sommersemester war bereits die erste HSBI-Studentin an der Niigata University. Takaaki Hagiwara sorgt jetzt als erster japanischer Austauschstudent an der HSBI für eine weitere Premiere.

Europa ist hingegen für den Studenten keine Premiere. Hagiwara hat nicht nur seine Mutter auf Geschäftsreisen in verschiedene europäische Länder begleitet, sondern auch bereits ein Jahr in Barcelona gelebt. „Ich bin schon ein bisschen vertraut mit der europäischen Kultur und Lebensart“, erzählt er. Heißt nicht, dass es keine Überraschungen für ihn gibt. „In meinem ersten Seminar dachte ich zuerst, ich sei im falschen Raum. Kurz vor Beginn war noch fast niemand da.“ Hagiwara muss schmunzeln bei der Erinnerung. „In Japan sitzen alle Studierenden spätestens fünf Minuten vor Beginn auf ihren Plätzen.“ Auch die deutsche Sprache ist eine Herausforderung: „Vor allem die Aussprache!“, sagt Hagiwara mit gespielter Verzweiflung und versucht sich an den „Buchstaben mit den zwei Punkten.“

Takaaki Hagiwaras Spezialgebiet: Sport-Ökonomie – und Fankultur!
Für sein Studium braucht er aber nicht notwendigerweise Äs, Ös und Üs. „Am Fachbereich Wirtschaft bieten wir viele Veranstaltungen auf Englisch an und haben mit dem Masterstudiengang International Business Management auch ein komplett englischsprachiges Programm im Angebot“, erklärt Nermin Karaoglu. Eine gute Basis für Takaaki Hagiwaras internationales Spezialgebiet: Sport-Ökonomie. „Ich interessiere mich vor allem für die wirtschaftlichen Strukturen hinter dem Profi-Fußball und ihre Verbindungen zu den lokalen Gemeinschaften. Das zu studieren und auch die Fußball-Kultur zu erfahren, ist mein großes Ziel für mein Austauschjahr.“ Spricht‘s und macht sich auf den Weg zum Ortstermin zum Foto-Shooting in der Schüco-Arena.

Angekommen an der Melanchthonstraße verschwindet Hagiwara als erstes im Fanshop. Im Pokal-Hoodie und mit einem breiten Grinsen kommt er wieder heraus – Fußball-Kultur will er durchaus am eigenen Leib erfahren. „Der deutsche Fußball unterscheidet sich sehr vom japanischen, nicht nur in der Spielweise, sondern auch in seinem Geist“, erklärt Hagiwara, erklimmt die Treppe zur Südtribüne und hält fast ehrfürchtig inne beim Blick ins leere Rund und auf den weiten Rasen. „Was macht ein Stadion zu einem so besonderen Ort?“, fragt er und streicht über die Aufkleber der Local Crew Ultras, mit denen die Stehtribüne tapeziert ist. „Warum verschreiben sich die Leute einem Verein? Die Fankultur fasziniert mich, auch sie ist in Deutschland besonders. Wie hier in Bielefeld sind die Vereine sehr in Stadt und Region verwurzelt, das gefällt mir.“ Es ist eindeutig nicht allein die wirtschaftliche Seite des Fußballs, die Hagiwara interessiert. „Mein Wirtschaftsstudiengang in Japan ist interdisziplinär ausgerichtet, auch die kulturellen oder gesellschaftlichen Umstände spielen eine Rolle.“ Er überlegt kurz und lacht. „Am liebsten würde ich Professor für Fußball-Studien werden und alle Aspekte des Sports erforschen.“

Bundesliga-Kenntnisse beeindrucken Arminias Trainer Mitch Kniat
Dazu gehört auch die Trainersicht. Takaaki Hagiwara nimmt probeweise Platz auf der bequemen Ersatzbank, fast auf Augenhöhe mit dem Rasen. „Ich spiele selbst auch leidenschaftlich gerne Fußball“, bekennt er und wechselt die Perspektive. Mit dem Fahrstuhl geht es hinauf auf’s Stadiondach. Beim Blick über die Stadt zeigt sich das Wetter von seiner Biostwestfälischen Seite. „Das Klima hier erinnert mich an meine Heimat“, sagt Hagiwara und seufzt. „Fehlt nur eine heiße Ramen. Aber außerhalb Japans ist eine gute wirklich schwer zu finden.“ Die Suppe ist schnell vergessen, als auf dem Skywalk hoch über dem Rasen zufällig Mitch Kniat um die Ecke biegt. „Der Cheftrainer!“ Hagiwaras Augen beginnen zu strahlen. Als Kniat dann auch noch gut gelaunt und interessiert mit ihm zu plaudern anfängt, kommt bei allem akademischen Fußball-Interesse der Fan in ihm vollends zum Vorschein. Über die Arminia weiß Hagiwara bestens Bescheid, liefert Spielanalysen und punktet auch sonst mit Detailkenntnissen über den deutschen Fußball. Kniat ist begeistert: „Wahnsinn, der hat bis zur vierten Liga runter alles parat!“ Und dazu noch ein paar Transfer-Tipps, japanische Spieler, die „gut zur Arminia passen“ würden. Als Kniat skeptisch schaut, schiebt Hagiwara hinterher: „Zwar unbekannt, dafür aber günstig zu haben.“ Den wirtschaftlichen Aspekt kann er nicht ganz ausblenden.

Der Cheftrainer wird zum nächsten Termin gerufen, und auch Takaaki Hagiwara macht sich wieder auf den Weg zur Hochschule. Sein nächstes Seminar fängt bald an, der Japaner möchte pünktlich sein. „Fünf Minuten vorher am Platz“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

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WIR Redaktion

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