Berlin (dapd). Europa steuert aus Sicht der Deutschen Bank wegen der enormen Kosten für die Rettung des Euro unweigerlich in eine Inflation. „Das ist ein Preis, den wir für Europa zahlen werden müssen“, sagte der Co-Vorstandsvorsitzende des Instituts, Anshu Jain, der „Welt am Sonntag“. Langfristig werde sich das aber lohnen. Die Konsequenz aus den hohen Kosten für die Rettung Europas werde schlussendlich eine Inflation sein, erklärte Jain. Auch sein Kollege in der Doppelspitze der Bank, Jürgen Fitschen, betonte die Wichtigkeit der Währungsunion. „Es ist essenziell, dass der Euro gerettet wird“, sagte Fitschen in dem Doppelinterview. Er verteidigte die umstrittene Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Kauf weiterer Staatsanleihen kriselnder Euroländer. Auch die Zustimmung des Bundesverfassungsgerichts zum Rettungsschirm ESM sei ein gutes Signal gewesen, erklärte Fitschen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass Europas Krisenländer ihre Probleme in den Griff bekommen werden und warb um mehr Verständnis. „Wir sollten mit unseren europäischen Nachbarn mehr Geduld haben, die Fortschritte sind jetzt schön größer, als sie in der Öffentlichkeit dargestellt werden“, erklärte Fitschen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Steuerzahlerbund: Landesvertretungen in Brüssel abschaffen
Mainz (dapd-rps). Der Bund der Steuerzahler Rheinland-Pfalz hält die Vertretungen der deutschen Bundesländer bei der Europäischen Union (EU) in Brüssel für unnötig und fordert eine Schließung der Einrichtungen. Die meisten Entscheidungen der EU beträfen ohnehin alle Bundesländer, sagte Geschäftsführer Stefan Winkel der Nachrichtenagentur dapd in Mainz. Die Landesvertretungen führten nur dazu, dass aus Deutschland keine einheitliche Meinung zu Streitthemen erkennbar sei. Die rheinland-pfälzische Landesvertretung wies die Kritik entschieden zurück. „Die Forderung des Bunds der Steuerzahler zeugt von Unkenntnis über die Entwicklung zu einem Europa der Regionen und über die föderale Struktur Deutschlands und der im Grundgesetz verankerten Aufgaben der Länder“, sagte ein Sprecher. Die Länder seien zuständig für den Vollzug der EU-Regelungen. Sie müssten schon im Vorfeld prüfen, ob eine Regelung problemlos von den Landesbehörden umgesetzt werden könne. Dem Bund fehlten dazu oftmals die Kompetenz und die Erfahrung. Landesregierung will frühzeitig informiert sein Um auf die Gesetzgebung in Brüssel Einfluss zu nehmen, müsse die Landesregierung frühzeitig über Vorhaben informiert sein, betonte der Sprecher. Die Brüsseler Landesvertretung habe sich ein Netzwerk von Beziehungen zu Kommission, Rat und Europäischem Parlament sowie zu anderen Regionen geschaffen – auch um Dienstleistungen für Verbände, Wirtschaft und kleine und mittelständische Unternehmen aus Rheinland-Pfalz zu erbringen, die keine umfassende Präsenz in Brüssel hätten. Hinzu komme, dass man über den Ausschuss der Regionen beratend an der EU-Gesetzgebung mitwirke. Aus diesen Rechten ergäben sich selbstverständlich auch Pflichten und Notwendigkeiten – auch die Präsenz vor Ort. Winkel kritisierte, die Ländervertretungen seien nicht nur unnötig, sondern teils sogar kontraproduktiv. Die Landesregierungen seien sich in Streitthemen wegen verschiedener Parteizugehörigkeiten oft nicht einig, und die EU sehe sich dann mit drei bis vier verschiedenen Meinungen aus Deutschland konfrontiert. „Das artet zur Kakophonie aus“, kritisierte Winkel. Der Sprecher der Landesvertretung wies diese Darstellung zurück. Selbstverständlich agierten die Länder häufig gemeinsam. Aber genauso müsse Rheinland-Pfalz landesspezifische Anliegen vertreten, unter anderem angesichts der Bedeutung etwa der europäischen Förderpolitik oder der europäischen Weinmarktordnung für das Land. Der Vorschlag des Bundes der Steuerzahler würde eine massive Schwächung rheinland-pfälzischer Interessen bedeuten. Winkel: Bunte Abende mit Häppchen und Wein sind überflüssig Winkler betonte, um in Brüssel ihren Einfluss geltend zu machen, benötigten die Länder „keine bunten Abende mit Häppchen und Wein, um die Entscheidungsträger zu bespaßen“. Stattdessen könnte die Koordination und Absprache unter den Ländern über eine zentrale Stelle in Berlin laufen. Der Sprecher der Landesvertretung wies diese Darstellung als „Unsinn“ zurück. Solche Vorschläge liefen den aktuellen Entwicklungen in Europa geradezu zuwider. Brüssel werde immer wichtiger für die deutsche Innenpolitik und tangiere inzwischen selbst die kommunale Selbstverwaltung. „Wenn man Einfluss nehmen will, muss man da sein, wo die Entscheidungen getroffen werden“, betonte der Sprecher. dapd (Politik/Politik)
Grünen-Chefin Roth fordert Abschaffung des MAD
Berlin (dapd). Grünen-Chefin Claudia Roth hat die Auflösung des Militärischen Geheimdienstes gefordert. „Der MAD gehört gänzlich abgeschafft, denn er hat seine Funktion nach dem Kalten Krieg und dem Ende der Wehrpflicht verloren“, sagte Roth am Samstag. Zugleich verlangte die Grünen-Politikerin, „die Aufgaben und Aktionen“ des Verfassungsschutzes zu überprüfen. Auch müssten die parlamentarischen Kontrollgremien ausgebaut und gestärkt werden. Dem Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) warf Roth vor, „das Versagen der Behörden und seines Hauses schönzureden“. „Geheimdienste und Sicherheitsbehörden, die mit Rechtsterroristen zusammenarbeiten, und Ministerien, die das systematisch verbergen und Informationen zurückhalten, sorgen nicht für Sicherheit, sondern untergraben das Vertrauen in die Schutzfunktion des Staates“, sagte Roth. dapd (Politik/Politik)
Kretschmann verlangt Ende der Taktiererei bei Endlager-Suche
Hamburg (dapd-bwb). Im Streit über das weitere Verfahren bei der Suche nach einem geeigneten Atommüllendlager fordert Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) eine rasche Einigung. „Es darf nicht mehr darum gehen, wer bei welcher Wahl von einem Endlagergesetz profitieren könnte“, sagte er am Samstag „Spiegel Online“. Man habe in der Endlagerfrage einen nationalen Konsens erreicht, der nun nicht wieder aufs Spiel gesetzt werden dürfe. „Dieser Verantwortung müssen sich alle Beteiligten endlich bewusst werden“, mahnte Kretschmann. Kretschmann kritisierte insbesondere „alle beteiligten Bundespolitiker, die stets eine große Neigung zu taktischen Erwägungen haben“. Das könne man sich nun aber nicht mehr leisten. „Wir hatten ein Zeitfenster, aber das schließt sich aufgrund der Niedersachsen- und Bundestagswahl rasch“. Der Grünen-Politiker forderte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) auf, rasch eine neue Endlager-Runde einzuberufen. Im November vergangenen Jahres hatten sich Bund und Länder auf einen Neustart bei der Endlagersuche verständigt. Seitdem wird um die Details gerungen. Das letzte Spitzentreffen hatte Ende April noch unter Leitung des früheren Umweltministers Norbert Röttgen (CDU) stattgefunden. dapd (Politik/Politik)
VDA-Präsident rechnet nicht mit Absturz der Automobilbranche
Stuttgart (dapd). Die deutschen Autohersteller rechnen trotz sinkender Nachfrage in Europa und Kurzarbeit in einigen Werken nicht mit einem Einbruch der heimischen Branche. „Wir erwarten keinen Absturz wie 2008/09, als das Geschäft der Hersteller und Zulieferer innerhalb weniger Wochen massiv einbrach“, sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, der „Stuttgarter Zeitung“ (Samstagausgabe). „Der Weg wird aber steiniger“, erklärte er. Das gelte vor allem für Autoproduzenten, die ihren Hauptabsatzmarkt in Westeuropa hätten. Unter anderem der kriselnde Hersteller Opel hatte zum Anfang des Monats mit Kurzarbeit in Produktion und Verwaltung begonnen. Die Tochter des US-Konzerns General Motors fährt seit Jahren horrende Verluste in Europa ein. Wissmann sieht die meisten Autounternehmen hierzulande aber dank ihrer Ausrichtung auf den Weltmarkt besser gerüstet als die Konkurrenz. „Weil die deutschen Pkw-Hersteller global aufgestellt sind, können sie, im Gegensatz zu manchen Wettbewerbern, Nachfrageschwächen in einzelnen Märkten durch Wachstum in anderen Regionen ausgleichen“, sagte er. So habe die deutsche Autoindustrie ihre Marktanteile in den USA, Russland, Brasilien und China gesteigert. Sorge bereite aber der wachsende Protektionismus im Welthandel, sagte der VDA-Chef. Aus Argentinien sei etwa bekannt, dass Porsche dort nur Fahrzeuge einführen könne, wenn das Unternehmen Wein abnehme. Die Europäische Union habe bislang im Kampf gegen Handelsbarrieren zu wenig aus ihrer starken Ausgangsposition als weltgrößter Handelsblock gemacht. „Deshalb appellieren wir an die EU-Kommission, konsequenter gegen protektionistische Maßnahmen vorzugehen“, erklärte Wissmann. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Bericht: Strobl will neuer CDU-Vize werden
Berlin (dapd). Der baden-württembergische CDU-Chef Thomas Strobl will neuer stellvertretender Vorsitzender der Bundespartei werden. Im Gespräch mit der „Leipziger Volkszeitung“ habe Strobl seine Kandidatur für den Wahlparteitag im Dezember in Hannover angekündigt, berichtet das Blatt am Samstag. „Ich habe die uneingeschränkte Unterstützung meiner Landespartei registriert“, sagte er. Strobl, Schwiegersohn von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), versprach zugleich, im Fall seiner Wahl wolle er sich mit ganzer Kraft als Vize einbringen. „Das ist keine triviale Entscheidung, sich als stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender zu bewerben.“ Zuvor hatte die CDU-Spitze verabredet, die Zahl der Stellvertreter von Angela Merkel im Parteiamt von jetzt vier auf fünf zu erhöhen. Neu bewerben sich um diese Posten Julia Klöckner (Rheinland-Pfalz), Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen) und Strobl. Erneut kandidieren wollen Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen und der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier. Ausscheiden werden Bundesbildungsministerin Annette Schavan und der frühere Bundesumweltminister Norbert Röttgen. dapd (Politik/Politik)
Nahles wirft Sicherheitsbehörden Totalversagen vor
Berlin (dapd). SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles hat den Sicherheitsbehörden im Zusammenhang mit den NSU-Morden Totalversagen vorgeworfen. „Man kann schon nicht mehr von Pleiten und Pannen reden“, sagte Nahles am Samstag in Berlin. Das Verhalten der Dienste sei vielmehr ein „Totalversagen“ und verlange „rückhaltlose Aufklärung und eine Reform aller Dienste in diesem Land“. Nahles fügte hinzu: „Denn das sind wir den Opfern und ihren Angehörigen, aber auch und nicht zuletzt unserer Demokratie schuldig!“ dapd (Politik/Politik)
Bundesländer zeigen Flagge in Brüssel
Berlin (dapd). Knapp drei Jahrzehnte ist es her, als das Saarland am 1. Juli 1985 das erste Informations- und Wirtschaftsförderungsbüro in Brüssel eröffnete. Das kleinste deutsche Flächenland war damit Vorreiter für nunmehr gut zweihundert europäische Regionalbüros, darunter die Vertretungen aller deutschen Bundesländer. Heute sind sie nicht mehr aus dem Betrieb der europäischen Hauptstadt wegzudenken: Politikvermittlung, Geschäftsanbahnungshilfen und Lobbyarbeit prägen die Auftritte, wie eine dapd-Umfrage unter den Ländern zeigt. „Wir machen vor allem Networking hier in Brüssel“, sagt beispielsweise der Sprecher der Vertretung von Nordrhein-Westfalen, Thomas Wiltberger. Insgesamt 30 Mitarbeiter hat die Vertretung des bevölkerungsreichsten Bundeslandes – und damit eine ähnliche Größe wie Bayern und Baden-Württemberg. Die Gesamtkosten der Vertretung, die Ende 2007 in einen renovierten Altbau im Europaviertel von Brüssel umzog, liegen bei 4,3 Millionen Euro. Bayern lockt in Brüssel mit „Neuwahnstein“ Der imposanteste Bau dürfte zweifellos die bayerische Vertretung in Brüssel sein – gern als „Neuwahnstein“ bezeichnet. Der Freistaat hatte die protzige Villa in unmittelbarer Nähe zum Europäischen Parlament im Jahr 2001 erworben. Die Gesamtinvestitionen bis zur Eröffnung im September 2004 beliefen sich auf rund 30 Millionen Euro. Offenbar gut investiertes Geld: Jährlich besuchen bis zu 15.000 Menschen etwa 300 Veranstaltungen in dem schlossartigen Prestigebau. Und jedes zweite Jahr wird ein Oktoberfest ausgerichtet. Aufgabe der Bayerischen Landesvertretung sei es, Informationen über für den Freistaat relevante EU-Angelegenheiten zu sammeln und an die Landesregierung weiterzuleiten, sagt der stellvertretende Leiter der bayerischen Vertretung, Gunnar Wiegand. Zudem werbe die Vertretung bei den europäischen Institutionen für die bayerischen Positionen und versuche möglichst viele europäische Fördermittel für Zwecke in Bayern zu gewinnen. Andere Länder sehen das für sich genauso. Norddeutsche Kühle und eine Doppelvertretung Optisch anders präsentieren sich die norddeutschen Bundesländer. Hamburg und Schleswig-Holstein etwa haben eine gemeinsame Zweigstelle – das Hanse Office mit 15 Mitarbeitern. Die jährlichen Kosten von 700.000 Euro werden je zur Hälfte getragen. Die niedersächsische Vertretung bei der EU kostet das Bundesland knapp 600.000 Euro im Jahr bei rund 20 Mitarbeitern. In der Bremer Zweigstelle in Brüssel arbeiten den Angaben zufolge neun Mitarbeiter, über die Kosten schweigt sich das Land aus. Eine gemeinsame norddeutsche Vertretung mit Bremen, Niedersachsen oder noch mit Mecklenburg-Vorpommern ist aus Sicht des Bundes der Steuerzahler (BdSt) kaum vorstellbar. Der BdST-Geschäftsführer von Schleswig-Holstein, Rainer Kersten, weist darauf hin, dass die einzelnen Länder unterschiedliche Schwerpunkte setzten. „Bremen konkurriert mit Hamburg in der Schifffahrt, Hannover mit Hamburg beim Flughafen.“ Auch seien Landesvertretungen in Brüssel grundsätzlich nötig: „Der Weg über Berlin ist zu kompliziert.“ Hamburg ist da etwas anderer Meinung und regt eine Nordvertretung an. Ost-Vertretungen mögen es eine Nummer kleiner Das größte ostdeutsche Bundesland Sachsen öffnete wie Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen 1991 eine eigene Vertretung in Brüssel. 650.000 Euro kostet sie pro Jahr, 14 Mitarbeiter sind in dem Büro beschäftigt. Für den sächsischen Steuerzahlerbund ist das in Ordnung. „Rund 80 Prozent der Gesetze sind heute von EU-Recht beeinflusst“, sagte der Vizepräsident Knut Schreiter. „Deshalb ist es notwendig, vor Ort zu sein.“ Für Sachsen geht es um die Ansiedlung von speziellen industriellen Großvorhaben, den Umbau von alten Braunkohletagebauen oder die Sanierung von Wismut-Altlasten. Die kleinsten EU-Landesvertretung Ost hat Mecklenburg-Vorpommern mit 8 Mitarbeitern, dicht gefolgt von Thüringen mit 9 und Berlin mit 10. Sachsen-Anhalt hat nominal 11 Mitarbeiter und in Brandenburgs Vertretung arbeiten 13. „Wenn die Abgabe von Kompetenzen auf EU-Ebene fortschreitet, wird die Landesvertretung in Brüssel wichtiger werden als jene in Berlin“, sagte der stellvertretende brandenburgische Landesvorsitzende des Steuerzahlerbundes, Thomas Lilienthal. Kollegen aus anderen Ostländern pflichten ihm bei. Hessen will auf Überholspur wechseln Die im Ländervergleich mit fast 2,9 Millionen Euro Jahresmiete teuerste Vertretung leistet sich laut Steuerzahlerbund das Land Hessen. Das Bundesland mit seinen sechs Millionen Einwohnern plant, im kommenden Jahr ein neues Gebäude in Brüssel mit einer Fläche von 6.116 Quadratmetern zu beziehen – fast vier Mal so groß wie bisher. Aus Sicht der Steuerzahler ist das „nicht vertretbar“. Der Leiter der hessischen Landesvertretung, Friedrich von Heusinger, sperrt sich indes gegen einen direkten Vergleich mit Vertretungen anderen Bundesländern. „Wir haben ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt er der Nachrichtenagentur dapd. Schließlich werde es sich bei dem Projekt nicht um einen einen „luxuriösen Palast“ handeln, sondern um ein „Mehr-Regionen-Haus“: Partnerregionen aus Italien, Frankreich, Polen und künftig der Türkei sollen dort vertreten sein. Sozusagen ein integriertes Brüsseler Informationsbüro 2.0. dapd (Politik/Politik)
Ökonomen glauben nicht an selbsterfüllende Prophezeiungen
Brüssel (dapd). Der Ökonom Jörg Krämer und drei weitere Fachkollegen haben nach eigenen Worten keine Angst, dass ihre Prognosen die Eurokrise weiter anheizen oder die Finanzmärkte verunsichern könnten. „Das wäre Selbstüberschätzung: Wir Volkswirte sind nur Beobachter, nicht Treiber der Krise“, sagte der Chefvolkswirt der Commerzbank im dapd-Gespräch. Die Aufgabe des von ihm geführten Krisenteams bei Medienanfragen beschreibt er nüchtern: „Wir sagen ungeschminkt die Wahrheit, ohne aber alarmistisch zu sein.“ Ähnlich äußerte sich der BWL-Professor und Fondsmanager Max Otte. „Die Fakten müssen raus, aber eingeordnet werden“, sagte er der dapd. „Für selbsterfüllende Prophezeiungen bin ich nicht wichtig genug.“ Mehr Sorge bereitet Otte die Qualität der öffentlichen Diskussion über die Eurokrise: „Je mehr Ökonomen wir haben, desto schlechter wird die Debatte und desto exotischer werden die Prognosen. Der Lärm nimmt zu.“ Nach Einschätzung des Chefvolkswirts der UN-Organisation für Welthandel und Entwicklung, Heiner Flassbeck, verarbeiten die Finanzmärkte „unendlich viele Informationen zur gleichen Zeit“, weshalb weder sein Urteil noch das eines anderen Ökonomen für Krisenentwicklungen ausschlaggebend sei. Reue nach einem seiner Interviews habe er daher noch nie empfunden. Der Vizedirektor des Brüsseler Thinktanks Bruegel, Guntram Wolff, gab sich ebenfalls gelassen. „Angst vor Marktreaktionen habe ich eigentlich nicht“, sagte er im dapd-Interview. Allerdings würde der promovierte Volkswirt nach eigenem Beteuern auch nie geheime, marktrelevante Informationen an Journalisten weitergeben. Grundsätzlich sei sein Forschungsinstitut stets um wissenschaftlich fundierte Analysen bemüht, sagte Wolff: „Wir klopfen keine populistischen Sprüche, sondern versuchen, konstruktive Lösungen anzubieten.“ dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Post-Chef rechtfertigt Porto-Erhöhung
Bonn (dapd). Die Deutsche Post hat die geplante Erhöhung des Briefportos zum Jahresbeginn 2013 als angemessen verteidigt. „Von Zulangen kann bei einer durchschnittlichen Preiserhöhung von 2,8 Prozent nicht die Rede sein“, sagte Vorstandschef Frank Appel der „Bild“-Zeitung (Samstagausgabe). Die Portoerhöhung um 3 auf 58 Cent beim Standardbrief sei moderat. „Es ist die erste Erhöhung seit 15 Jahren. Seitdem sind die Kosten erheblich gestiegen“, erklärte Appel. Der Schritt sei notwendig, um weiter hohe Qualität liefern und die Mitarbeiter anständig bezahlen zu können. Dass bei selten genutzten Produkten wie dem Maxibrief bis 1.000 Gramm das Porto noch deutlicher um 20 Cent auf 2,40 Euro steige, trage ebenfalls den gestiegenen Kosten Rechnung. „Ich bin sicher, dass unsere Kunden dafür Verständnis haben“, sagte Appel. Die Post hatte bei der Bundesnetzagentur die erste Erhöhung beim Porto seit 1997 beantragt und dies mit einer notwendigen Anpassung an die allgemeine Kostenentwicklung begründet. Appel widersprach dem Eindruck vieler Verbraucher, dass die Post trotz der Portoerhöhung an den Briefträgern spare und Post nicht mehr regelmäßig an sechs Tagen pro Woche ausliefere. „Unsere Briefzusteller tragen weiterhin von Montag bis Samstag Post aus, und das wird auch so bleiben“, erklärte er. Die Post setze angesichts des schrumpfenden Briefgeschäfts auf neue Geschäftsfelder im Internet. „Wir arbeiten daran, das Briefgeheimnis in die digitale Welt zu tragen“, sagte der Post-Chef. „Deshalb überlegen wir, wie wir Kommunikationsplattformen schaffen können, bei denen sich jeder sicher sein kann, dass seine Daten, Fotos etc. nicht in falsche Hände geraten,“ erklärte Appel. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)