Politologe: Kretschmann erfährt Zustimmung bis ins bürgerliche Lager

Politologe: Kretschmann erfährt Zustimmung bis ins bürgerliche Lager Freiburg (dapd). Zwei Jahre nach dem Sieg bei der Landtagswahl 2011 in Baden-Württemberg sitzt Deutschlands erster Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann nach Experteneinschätzung fest im Sattel. Nach dem Regierungswechsel genieße Kretschmann weithin hohen Respekt und erfreue sich großer Beliebtheit sowie Akzeptanz, sagte der Politologe Ulrich Eith am Dienstag der Nachrichtenagentur dapd. Nach Ansicht des Geschäftsführers der Arbeitsgruppe Wahlen Freiburg hat sich Kretschmann schnell in seine Rolle hineingefunden und bekomme Zustimmung bis hinein ins bürgerliche Lager. Für die neue grün-rote Landesregierung sei er wichtig, weil er Resonanz finde in den Medien sowie bei den Wählern. Kretschmann wirke glaubhaft und authentisch, führte der Professor für Politikwissenschaft an. Er verbinde Eigenschaften, welche die Grünen schätzten, mit regionaler Verbundenheit – etwa durch seinen Dialekt, sein Engagement in Traditionsvereinen und in der katholischen Kirche. Die Grünen auf Bundesebene erhielten einen „gewissen Schub“, wenn die Partei einen Ministerpräsidenten stelle, direkte Auswirkungen sehe er aber noch nicht, sagte Eith. Die Bundespolitik werde derzeit noch bestimmt von einem „alten Lagerdenken“. Diese Aufteilung des politischen Wettbewerbs halte er aber für überholt. „Das Denken in alten Strukturen trifft die Realität nicht mehr.“ dapd (Politik/Politik)

Stickelberger fordert staatlichen Eingriff ins Internet

Stickelberger fordert staatlichen Eingriff ins Internet Stuttgart (dapd). Zum Schutz von Kindern im Internet hat der baden-württembergische Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) eine rasche Umsetzung der Vorratsdatenspeicherung gefordert. „Wir müssen ins Netz eingreifen und das Entdeckungsrisiko für jeden potenziellen Täter verstärken. Keiner darf sich sicher sein, dass er nicht entdeckt wird“, sagte Stickelberger am Dienstag im ZDF. Die Netzfreiheit fände damit zwar eine Einschränkung, die Behörden bräuchten diese Richtlinie jedoch, damit sie verstärkten strafrechtlichen Zugriff hätten. Dieser Zugriff soll nach dem Willen Stickelbergers vor allem bei schweren Verbrechen und Vergehen zum Zuge kommen. Als Beispiel nannte er pädophile Erwachsene, die sich im Internet mit Kindern verabreden. Die Bundesregierung forderte er auf, die EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung endlich umzusetzen. Derzeit erweise sich die strafrechtliche Verfolgung als schwierig: „Wir sind auf Anzeigen angewiesen. Und da spielen auch die Eltern eine wesentliche Rolle, wenn sie Kenntnis von solchen Aktionen erhalten.“ Schulen gefordert Kritik für seine Vorschläge erntete der Minister von der Piratenpartei in Baden-Württemberg. „Weder eine automatisierte Kinder-Firewall noch speziell überwachte Foren bieten adäquaten Schutz für den Nachwuchs. Auch staatliche Eingriffe, etwa über die Vorratsdatenspeicherung, werden keine Wirkung zeigen“, gab der Landesvorsitzende Martin Eitzenberger zu bedenken. Stattdessen seien Eltern und Schulen gefordert, den Nachwuchs bei seinen ersten Schritten im Internet zu begleiten und zu fördern. Die Vorratsdatenspeicherung beruht auf einer EU-Richtlinie von 2006, die die vorsorgliche Speicherung von Telefon- und Internetdaten zu Fahndungszwecken vorsieht. Die EU-Kommission liegt seit langem mit Deutschland im Clinch, das die Vorgaben als einziges EU-Land noch nicht umgesetzt hat. Im Mai 2012 hatte die Kommission deshalb Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. Das Bundesverfassungsgericht erklärte die Vorratsdatenspeicherung bereits 2010 für verfassungswidrig. Die EU-Kommission will noch in diesem Jahr eine überarbeitete Richtlinie vorlegen. dapd (Politik/Politik)

Deutsche Flugsicherung verzeichnet deutlichen Rückgang an Flugzahlen

Deutsche Flugsicherung verzeichnet deutlichen Rückgang an Flugzahlen Langen/Hessen (dapd). Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat in den vergangenen Monaten einen deutlichen Rückgang der Flugzahlen registriert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei die Zahl der Flugbewegungen im deutschen Luftraum von Januar bis Anfang März 2013 um 4,7 Prozent gesunken, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Klaus-Dieter Scheurle, am Dienstag in Langen. Grund dafür sei unter anderem der strenge Winter, der einige Maschinen am Boden gehalten habe. Zudem sei die wirtschaftliche Lage einiger Fluggesellschaften schwierig, fügte Scheurle hinzu. Diese strichen Flüge oder setzten größere und besser ausgelastete Maschinen ein. Doch schon im vergangenen Jahr hätten die Lotsen weniger Flugzeuge steuern müssen, sagte Scheurle, der erst seit Beginn des laufenden Jahres Chef der DSF ist. Im Vergleich zu 2011 sei die Zahl der Flüge im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent gesunken. Im Gegenzug konnte die Deutsche Flugsicherung Scheurle zufolge bei der Pünktlichkeit Boden gut machen: 95,9 Prozent aller Flüge unter der Aufsicht der DSF verliefen 2012 wie geplant. Ein Jahr zuvor waren es nur 92,8 Prozent. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Spargelernte könnte sich durch anhaltende Kälte verzögern

Spargelernte könnte sich durch anhaltende Kälte verzögern Berlin (dapd). Die anhaltende Kälte könnte für Verzögerungen bei der Spargelernte sorgen. Das Edelgemüse wachse bei den niedrigen Temperaturen noch nicht wie sonst zu dieser Zeit üblich, teilte der Deutsche Bauernverband am Dienstag mit. Dennoch werde es zu Ostern bereits ersten Spargel aus Deutschland geben. Dieser stamme allerdings aus „beheiztem“ Anbau. Bei Kopfsalaten und bunten Salaten verzögere sich die Ernte nur um wenige Tage. Auswirkungen hat das winterliche Wetter auch auf die Frühjahrsarbeiten der Landwirte. So können die Bauern ihre Kartoffeln erst später anpflanzen und noch nicht mit dem Düngen beginnen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Arbeit in Deutschland verteuert sich

Arbeit in Deutschland verteuert sich Wiesbaden/Berlin (dapd). Nach Jahren der Lohnzurückhaltung sind die Arbeitskosten in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren gestiegen. Knapp ein Drittel mehr als im EU-Durchschnitt kostet eine Stunde Arbeit hierzulande. Im Vergleich mit anderen westeuropäischen Staaten liegt Deutschland damit im Mittelfeld, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Arbeitgeber bezahlten 2012 hierzulande durchschnittlich 31 Euro für eine geleistete Arbeitsstunde. Deutschland fällt damit bei den Arbeitskosten in der EU von Platz sieben auf Platz acht, wie das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) erklärte. Schweden hatte den Angaben zufolge mit knapp 42 Euro pro Stunde die höchsten Arbeitskosten, Bulgarien mit 3,70 Euro die niedrigsten. Außer in Griechenland legten im vergangenen Jahr in der gesamten EU die Arbeitskosten zu. In Deutschland hatte zwischen 2001 und 2010 die Zunahme der Arbeitskosten unter dem Durchschnitt der EU gelegen. Auf mehrere Jahre gesehen stiegen die Kosten in Deutschland verglichen etwa mit Frankreich weniger stark. Von 2001 bis 2010 kletterten die Arbeitskosten im Nachbarland mit knapp 35 Prozent mehr als doppelt so stark wie in Deutschland (16 Prozent). In den Jahren 2011 und 2012 lag die Zunahme in Deutschland mit 5,9 Prozent leicht über dem französischen Wachstum (5,4 Prozent). Experte bezeichnet Anstieg als Normalisierung „Die Zahlen unterstreichen, was wir an vielen Parametern ablesen können: Deutschland ist ein Land mit hervorragender internationaler Wettbewerbsfähigkeit“, sagte IMK-Direktor Gustav Horn. „Wenn die Arbeitskosten nun zum zweiten Mal seit dem Jahr 2001 stärker gestiegen sind als im Mittel der EU-Länder, ist das ein richtiger erster Schritt in Richtung auf eine Normalisierung.“ Dadurch werde auch die Binnennachfrage angeregt. Arbeitskosten setzen sich aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten zusammen. Im Jahr 2012 zahlten die Arbeitgeber in Deutschland in der Privatwirtschaft auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich 27 Euro Lohnnebenkosten. Damit lagen die Lohnnebenkosten hierzulande unter dem EU-Durchschnitt von 32 Euro. Hauptbestandteil der Lohnnebenkosten sind die Sozialbeiträge der Arbeitgeber, also vor allem die gesetzlichen Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen, die Aufwendungen für die betriebliche Altersversorgung sowie die Aufwendungen für die Lohn- und Gehaltsfortzahlungen im Krankheitsfall. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Unsicherheit trotz Zypern-Rettung

Unsicherheit trotz Zypern-Rettung Berlin/London (dapd). Trotz der vorläufigen Rettung Zyperns vor dem Staatsbankrott ist die Nervosität in der EU wegen der Krise weiterhin groß. In Deutschland glaubt einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge eine Mehrheit nicht, dass ihre Spareinlagen sicher sind. In die Kritik geriet am Dienstag Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem. Der hatte zuvor gesagt, der Zugriff auf Spareinlagen von Bankkunden wie in Zypern sei ein Modell auch für andere in finanzielle Schieflage geratene Länder. Großkunden zyprischer Banken könnten für den Rettungsplan bis zu 40 Prozent ihres Geldes einbüßen. Das Image von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Hüterin deutscher Spareinlagen hat offenbar gelitten. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage für den „Stern“ vertrauen 54 Prozent der Deutschen ihrer Zusage nicht, dass die Spareinlagen in Deutschland sicher sind. 41 Prozent schenken ihrer Garantie Glauben. Insgesamt machen sich 67 Prozent der Deutschen große (26 Prozent) oder etwas (41 Prozent) Sorgen um ihr Erspartes. Lediglich 33 Prozent zerbrechen sich darüber nicht den Kopf. Für Unruhe an den Märkten sorgte der niederländische Finanzminister Dijsselbloem, der das Amt des Eurogruppen-Chefs erst seit wenigen Wochen innehat. In einem Interview vermittelte er den Eindruck, dass die im Falle Zyperns angewendete Beteiligung von Guthaben in Höhe von mehr als 100.000 Euro ein Beispiel für künftige Rettungsprogramme sein könnte. Das hatte schwere Verluste bei Bankaktien zur Folge. Danach versuchte Dijsselbloem die Wogen zu glätten, legte aber am späten Montagabend im niederländischen Fernsehen nach. „Herr Dijsselbloem lag falsch“ EZB-Direktor Benoit Coeure sagte: „Ich denke, Herr Dijsselbloem lag falsch mit dem, was er da sagte. Die Erfahrung von Zypern ist kein Modell für den Rest der Eurozone“, sagte das Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank dem französischen Radiosender Europe 1. In Deutschland stieß Dijsselbloem auf Unverständnis bei Union und FDP. „Zypern ist und bleibt ein Sonderfall“, sagte der finanzpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Klaus-Peter Flosbach (CDU), „Handelsblatt Online“. „Wir sollten uns jetzt darauf konzentrieren, Zypern bei den anstehenden Reformen zu unterstützen, statt mit markigen Worten die Märkte zu verunsichern.“ Der Vorsitzende der FDP im Europaparlament, Alexander Graf Lambsdorff, stellte die Eignung Dijsselbloems für den Euro-Spitzenposten infrage. Der Chef der Euro-Gruppe habe nicht verstanden, wie sensibel die Materie sei, sagte Lambsdorff „Handelsblatt Online“. Der SPD-Finanzexperte Joachim Poß lobte hingegen: „Dijsselbloem lenkt den Blick in die richtige Richtung, wenn er auf Risiken und Gefahren hinweist, die Euroländer mitbringen, deren Geschäftsmodell auf einem überdimensionierten Finanzsektor beruht.“ Steinbrück: Bankrisiken dürfen nicht bei Steuerzahlern landen SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sagte „Zeit online“, Zypern könne „nicht auf Dauer von Millionärseinlagen, niedrigen Steuern und lockenden, hohen Zinsen leben“. Die Banken des Landes müssten schrumpfen. „Deren Risiken dürfen am Ende nicht bei deutschen, niederländischen und französischen Steuerzahlern landen.“ Die Linkspartei forderte eine konsequente Besteuerung hoher Vermögen. „Wer Staatsschulden verringern will, muss an das Vermögen der Superreichen ran. Das Vermögen der Euro-Millionäre entspricht in etwa der gesamten Staatsverschuldung der Eurozone“, sagte Parteivize Sahra Wagenknecht. Auch der Grünen-Finanzpolitiker Gerhard Schick sprach sich für eine Vermögensabgabe aus. „Dann wäre die soziale Balance gewährleistet, und dann würden auch alle Vermögensarten, unabhängig davon, ob man das Geld in eine Immobilie stecken hat oder auf dem Bankkonto, gleichmäßig belastet“, sagte Schick dem Südwestrundfunk. Auch der Steuerexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Stefan Bach, befürwortete auf „Handelsblatt Online“, eine „allgemeine Vermögensabgabe auf sämtliche Vermögen“ nach Abzug der Schulden. „Da die Vermögen deutlich konzentriert sind, kann eine solche Abgabe erhebliche Einnahmen erzielen, selbst wenn man sie erst ab einem großzügigen Freibetrag erhebt.“ Großanleger in Zypern könnten 40 Prozent verlieren In Zypern zeichnen sich die Auswirkungen des Rettungspaketes inzwischen deutlicher ab. Großkunden zyprischer Banken könnten für den Rettungsplan bis zu 40 Prozent ihres Geldes einbüßen, wie Finanzminister Michalis Sarris der BBC sagte. „Der genaue Prozentsatz ist noch nicht entschieden, aber er wird erheblich sein, fürchte ich“, sagte Sarris. Der Chef der Bank of Cyprus, Andreas Artemis, reichte laut BBC inzwischen seinen Rücktritt ein. Sarris bestätigte, dass alle zyprischen Banken bis Donnerstag geschlossen bleiben. Dann würden Abhebungen beschränkt, um Kapitalflucht zu verhindern. Der Minister sagte, er rechne damit, dass bei Öffnung der Banken Geld abgezogen werde, dass aber Vertrauen zurückgewonnen werde, wenn in einigen Wochen die EU-Hilfsgelder zu fließen begännen. dapd (Politik/Politik)

Moskau nimmt NGO’s an die Leine

Moskau nimmt NGO's an die Leine Berlin (dapd). Das Vorgehen der russischen Behörden gegen Nichtregierungsorganisationen (NGO’s) und deutsche Stiftung belastet das Verhältnis zwischen Berlin und Moskau. Die Bundesregierung zeigte sich am Dienstag besorgt von den Aktionen, zahlreiche Politiker und die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) protestierten dagegen. Auf Veranlassung von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) wurde der russische Gesandte ins Auswärtige Amt gebeten, um ihm die „Besorgnis“ der Bundesregierung mitzuteilen. Das seit Herbst geltende, verschärfte NGO-Gesetz verlangt von ganz oder teilweise vom Ausland finanzierten NGO’s, dass sie sich als „ausländische Agenten“ registrieren lassen und detaillierte Finanzberichte vorlegen müssen. Zu den betroffenen Organisationen gehörte am Montag auch Amnesty International in Moskau. Die Menschenrechtsorganisation kritisierte das Vorgehen und äußerte die Befürchtung, dass so die Arbeit von NGO’s in den Augen der Öffentlichkeit diskreditiert werde. Ziel der Durchsuchungen waren auch Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in St. Petersburg und der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Moskau. Bei der KAS war die russische Staatsanwaltschaft bereits am 18. März erschienen und hatte danach einen Fragenkatalog hinterlassen, der am 21. März beantwortet wurde. Zunächst hatten KAS und FES noch von Routineaktionen gesprochen, die zivilisiert abgelaufen seien und die Arbeit der Büros nicht behindere. Warnungen vor Belastung für die Beziehungen Das änderte sich, als das KAS-Büro in St. Petersburg am Dienstag erneut Besuch der russischen Behörden bekam. Dabei wurden Computer beschlagnahmt mit der Begründung, man wolle die Lizenzen für die verwendete Software überprüfen, wie die Stiftung in Berlin mitteilte. „Der Eingriff von heute morgen ist besorgniserregend und in keiner Weise zu akzeptieren“, erklärte der KAS-Vorsitzende und ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering. Der CDU-Europaabgeordnete warnte, diese Behinderung unserer Arbeit könne auch zu einer Belastung der Beziehungen mit Russland führen. Auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe betonte: „Wer diese Arbeit behindert, nimmt in Kauf, dass sich das deutsch-russische Verhältnis verschlechtert.“ Besorgt zeigte sich auch die Bundesregierung, die bereits mehrfach kritisch zum NGO-Gesetz Stellung bezogen hatte. Dem russischen Gesandten in Berlin wurde die Besorgnis der Regierung über das „konzertierte Vorgehen“ gegen zahlreiche NGO’s und die deutschen Stiftungen übermittelt, wie das Auswärtige Amt twitterte. Im Ministerium ist von einem „systematischen Vorgehen mit dem Ziel der Einschränkung der Handlungsfreiheit von Nichtregierungsorganisationen und Zivilgesellschaft“ die Rede. Dies sei nicht akzeptabel. „Eine Behinderung der Tätigkeit deutscher Stiftungen könnte die bilateralen Beziehungen nachhaltig belasten. Dies haben wir der russischen Seite auch deutlich gemacht“, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Schwäche des Kreml Unionsfraktionsvize Andreas Schockenhoff (CDU), der auch Russlandbeauftragter der Regierung ist, warnte Moskau davor, die Beziehungen „durch Misstrauen und massives Vorgehen zu untergraben“. Russland wolle sich unter anderem mit den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 als weltoffener und moderner Staat präsentieren, gefährde aber mit solchen Aktionen seine eigene Zukunft, warnte Schockenhoff. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), warf Russland vor, die NGO’s mit dem „Stigma der Illoyalität“ zu versehen. „Die Botschaft an die Russen ist: Das sind Agenten des Auslands, die uns nicht guttun. Haltet euch fern von denen“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth wertete die Aktionen der russischen Behörden als „Armutszeugnis und vor allem ein Zeichen großer Nervosität und Schwäche des Kreml“. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, Volker Beck, verlangte eine sofortige Überprüfung der Visa-Privilegierung für russische Staatsbedienstete. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird bald Gelegenheit haben, das Thema direkt beim russischen Präsidenten Wladimir Putin anzusprechen. Zusammen wollen beide die Hannover Messe eröffnen, die am 8. April beginnt. dapd (Politik/Politik)

Solarbranche war Gift für Kapitalanleger

Solarbranche war Gift für Kapitalanleger Frankfurt/Main (dapd). Die Solarbranche war in den vergangenen Jahren Gift für Aktionäre. Doch auch wer sein Geld in Aktien der beiden größten deutschen Energieversorger E.on und RWE oder der Commerzbank anlegte, war schlecht beraten. Das geht aus der am Dienstag in Frankfurt am Main von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vorgestellten Rangliste der größten Wertvernichter unter den deutschen Aktiengesellschaften hervor. Besonders hart bestraft wurden demnach Kapitalanleger, die in den vergangenen fünf Jahren auf einen Aufschwung der Sonnenenergie wetteten. Die Solarbranche stellte nicht nur die Hälfte der Top Ten in der Negativliste der Aktionärsschützer, sie belegte auch gleich die ersten drei Plätze. Größter Wertvernichter war demnach die inzwischen insolvente Centrotherm Photovoltaik, deren Aktie zwischen Ende 2007 und Ende 2012 fast 99 Prozent ihres Werts verlor. Nicht viel besser schnitt das einstige Vorzeigeunternehmen der Photovoltaikbranche Solarworld ab. Die Bonner Gesellschaft, deren Gründer Frank Asbeck im Jahr 2008 noch mit einer Kaufofferte für den angeschlagenen Autobauer Opel Schlagzeilen machte, büßte seit Ende 2007 rund 97,5 Prozent ihres Werts ein. Platz drei der Rangliste belegte das bayerische Unternehmen Phoenix Solar. Doch auch DAX-Konzerne finden sich unter den Minusmachern. Die Commerzbank belegt Rang 20. Die von der Energiewende gebeutelten Stromkonzerne E.on und RWE finden sich auf den Plätzen 35 und 43. Der erst vor kurzem aus dem DAX abgestiegene Handelsriese Metro belegt Rang 38. Daneben finden sich in der Rangliste der Wertvernichter auch weitere Namen, die den Verbrauchern aus dem Alltag bekannt sind. So belegt die Baumarktkette Praktiker Platz neun. Air Berlin rangiert auf Platz 14, der Edel-TV-Hersteller Loewe auf Rang 27. „Die hohe Präsenz von Werten aus der Solarbranche zeigt deutlich, dass Anleger sich davor hüten sollten, bei ihren Investitionsentscheidungen Trends als Grundlage zu nutzen, statt einer genauen Analyse“, mahnte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Es sei gefährlich, wenn Anleger aus Begeisterung für ein Thema die Risikodiversifizierung ihres Depots vernachlässigten. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Kein Platz für die Türkei im Gerichtssaal

Kein Platz für die Türkei im Gerichtssaal München (dapd). In der Münchner Redaktion der größten türkischen Tageszeitung „Hürriyet“ herrscht Fassungslosigkeit. Es sei völlig unverständlich, dass türkische Medien vom NSU-Prozess im Münchner Oberlandesgericht (OLG) ausgeschlossen seien, sagte der Nachrichtenkoordinator der europäischen Ausgabe der „Hürriyet“, Celal Özcan, der Nachrichtenagentur dapd. Dieser Prozess habe schließlich für die Türkei und die Türken in Deutschland eine enorme Bedeutung. Die „Hürriyet“ ist eines von zahlreichen großen internationalen Medien, das im Prozess um die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) keinen der 50 reservierten Presseplätze im Schwurgerichtssaal 101 bekommen hat. Diese gingen fast ausschließlich an deutsche Medienvertreter. Und das, obwohl sich Özcan nach eigenen Angaben gleich am ersten Tag angemeldet hat. „Das ist ein Skandal und eine Schande“, findet der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat. Er werde nicht locker lassen, bis das Gericht und die Politik eine Lösung gefunden hätten, kündigte er in der „Berliner Zeitung“ (Mittwochausgabe) an. In München muss sich ab 17. April die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe vor Gericht verantworten. Angeklagt sind zudem vier mutmaßliche NSU-Helfer. Dem NSU werden Morde an neun ausländischstämmigen Kleinunternehmern und einer Polizistin angelastet. Fünf Mal ARD, aber keine BBC Vergeben wurden die Plätze nach der Reihenfolge der eingegangenen Anmeldungen. Das führte dazu, dass die ARD mit dem BR, dem NDR, dem SWR, dem MDR und dem WDR gleich fünf Mal vertreten ist. Für die britische BBC gibt es dagegen keinen Platz. Auch die „Bild“-Zeitung hat nicht nur einen reservierten Stuhl für ihren eigenen Reporter. Sie ist auch noch durch freie Journalisten, die für das Blatt arbeiten, im Gerichtssaal vertreten. Die „New York Times“ muss hingegen um den Zutritt bangen. Und das SPD-Parteiblatt „Vorwärts“ darf ebenso aus dem NSU-Prozess berichten wie eine Agentur namens „Mandoga Media“ aus Weil am Rhein. Zwei der größten Nachrichtenagenturen der Welt – die französische AFP und die amerikanische AP – müssen aber draußen bleiben. Dass einige Medien mehrmals vertreten sind, sorgt bei „Hürriyet“-Mitarbeiter Özcan für besonderen Unmut. Er schloss nicht aus, dass die Zeitung notfalls auch rechtlich gegen die Vergabepraxis vorgehen werde, wenn sich keine andere Lösung findet. Das OLG schrieb in einer Stellungnahme, die Akkreditierungsbedingungen „waren von Anfang an klar und waren allen Medien bekannt“. Diejenigen, die keinen reservierten Platz hätten, würden keineswegs vom Verfahren ausgeschlossen. Sie könnten „am Prozess teilnehmen, indem sie einen der freien Sitzplätze außerhalb des reservierten Bereichs oder einen der freiwerdenden Sitzplätze innerhalb des reservierten Bereichs einnehmen“. Dass es eng werden würde im Gerichtssaal, stand schon lange fest. Der größte Sitzungssaal der Münchner Justiz fasst nach einem etwa 700.000 Euro teuren Umbau rund 230 Plätze. Angemeldet hatten sich aber mehr als 280 Journalisten. Zudem benötigen die 71 Nebenkläger und ihre 49 Anwälte jede Menge Platz. Einen Umzug in einen externen Saal lehnte Gerichtspräsident Karl Huber aus Sicherheitsgründen ab. „Peinlichkeit“ und „Armutszeugnis“ Die Geschäftsführerin der Deutschen Journalisten Union (dju), Cornelia Haß, sagte, das Bild der bayerischen Justiz sei „an Peinlichkeit nicht zu überbieten“. Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) forderte, dass türkische und griechische Nachrichtenagenturen zur Verhandlung zugelassen werden müssten. Beide Länder seien durch die Morde an neun Migranten besonders betroffen, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken dem „Münchener Merkur“ (Dienstagausgabe). „Umgekehrt würden wir einen Riesenaufstand machen, wenn im Ausland kein deutscher Journalist in den Saal dürfte“, gab er zu bedenken. Die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU-Morde, Barbara John, sagte der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Onlineausgabe): „Der Prozess wird nicht nur in der Türkei aufmerksam verfolgt.“ Ebenso läsen in Deutschland viele Migranten noch türkische Zeitungen oder schauten türkisches Fernsehen. Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir mahnte, nur wenn ausländische Medien aus erster Hand berichten könnten, werde deutlich, dass Deutschland die Verbrechen detailliert aufkläre. Das Versagen der Sicherheitsbehörden bei der Aufklärung der NSU-Morde habe weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) sprach von einem „Armutszeugnis“ für die Justiz. „Man stelle sich nur mal vor, in der Türkei hätte eine faschistische Bande über ein Jahrzehnt lang gezielt Deutsche ermordet“, sagte Pau, die Mitglied des NSU-Untersuchungsausschusses ist. Wenn der Botschafter Deutschlands dann nicht zur Verhandlung dürfe, würden sich deutsche Medien empören und die Regierung die Türkei für nicht EU-reif erklären. dapd (Politik/Politik)

Dämpfer für die Musikbranche: 3,2 Prozent Minus in 2012

Dämpfer für die Musikbranche: 3,2 Prozent Minus in 2012 Berlin (dapd). Trotz des weiter stark wachsenden Digitalgeschäftes muss die Musikindustrie für das Jahr 2012 erneut ein Umsatzminus verbuchen. Zwar stieg der digitale Markt um 19,3 Prozent an, doch gingen die Gesamtumsätze aus Musikverkäufen um 3,2 Prozent zurück, wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) am Dienstag in Berlin bilanzierte. Die Zuwächse in den digitalen Geschäftsfeldern hätten das Minus von 7,7 Prozent im physischen Tonträgermarkt nicht auffangen können, sagte Vorstandsvorsitzender Dieter Gorny. Damit bekam die Branche nach dem hoffnungsvoll stimmenden Jahr 2011 einen Dämpfer verpasst: In dem Jahr hatte der Markt erstmals seit 15 Jahren keine Umsatzverluste verzeichnet, sondern ein leichtes Plus von 0,1 Prozent gemacht. Marktforscher erwarteten daher ab 2013 eine weitere Stabilisierung oder sogar einen „leichten Aufwärtstrend“. 2010 hatte die Branche noch ein Minus von 4,6 Prozent verbucht. Jeder fünfte Euro wird digital erwirtschaftet Die gute Nachricht des vergangenen Jahres: Die Einnahmen aus dem digitalen Geschäft (294 Millionen Euro) erreichten mit einem Anteil von 20,5 Prozent einen bisherigen Spitzenwert. Jeder fünfte Euro wird mittlerweile digital erwirtschaftet. Rund 8,4 Millionen Menschen kauften im vergangenen Jahr Downloads, der Umsatz kletterte damit um 24,4 Prozent auf etwa eine viertel Milliarde Euro. Die Zahl der abobasierten Streamingdienste stieg auf 19 Angebote, der Umsatz kletterte um knapp 40 Prozent auf 36 Millionen Euro. Noch gilt Streaming aber als Zusatzgeschäft: Aktuell liegt der Umsatzanteil hier bei 2,5 Prozent des Gesamtumsatzes. Die Branche setzt indes darauf, dass Fans via Streaming neue Musik entdecken und sich dies dann positiv auf traditionelle Musikverkäufe auswirkt. Für BVMI-Geschäftsführer Florian Drücke sind die Kunden derzeit mit Blick auf die künftige Musiknutzung in einer „Orientierungsphase“. Musikkaufen ist ein seltenes Hobby Allen Unkenrufen zum Trotz ist auch die CD längst nicht tot, sondern weiter auf Platz eins der Tonträger. Allein mit CDs wurde 2012 rund eine Milliarde Euro erwirtschaftet. Trotz eines Rückgangs um 7,2 Prozent machen CDs weiter einen Anteil von knapp 71 Prozent am Gesamtumsatz aus. Auch der bereits seit einigen Jahren anhaltende Trend, wieder Vinyl zu kaufen, setzte sich 2012 fort: Rund eine Million LPs wurden verkauft, der Umsatz lag bei 19 Millionen Euro, was einem Plus von 40,1 Prozent entspricht. Nicht nur Vinyl gilt jedoch als Nischenmarkt, sondern Musikkaufen an sich. „63 Prozent der Deutschen kaufen keine Musik“, sagte Drücke. Ein großer Umsatzanteil der Branche geht auf eingefleischte Fans zurück: 3,4 Prozent sogenannte Intensivkäufer sorgen laut BVMI für 43 Prozent der Umsätze. Die zuletzt sehr hitzig geführte Debatte um ein neues digitales Urheberrecht setzt sich derweil unvermindert fort. Gorny betonte, die Musikindustrie habe im Kampf gegen die Piraterie ausreichend legale Angebote im Netz geschaffen. Nun müsse die Politik endlich die Bedingungen für einen fairen Wettbewerb im Internet schaffen. Gorny forderte einen „Digital New Deal“, bei dem alle Akteure aus Kultur, Wirtschaft und Politik „an einem Strang“ ziehen sollten. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)