Stockholm/Berlin (dapd). Nach den Konkurrenten E.on, RWE und EnBW plant nun auch der vierte große Stromerzeuger auf dem deutschen Markt, Vattenfall, spürbare Einschnitte beim Personal. Allein in Deutschland sollen rund 1.500 von derzeit etwa 20.000 Jobs wegfallen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Stockholm mit. Betroffen seien die Standorte Berlin, Hamburg und Cottbus. Konzernweit sollten demnach insgesamt 2.500 Stellen wegfallen. „Die Welt hat sich verändert, und wir haben unsere Strategie an die neue Realität angepasst“, sagte Konzernchef Oystein Loseth. Der Konzern geht nach seinen Worten davon aus, dass höhere Energieeffizienz und ein langsameres Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren zu einer dauerhaft schwachen Nachfrage führen werden. Vattenfall erwarte deshalb in der absehbaren Zukunft „gleichbleibend niedrige Großhandelsstrompreise und Margen“. Der Personalabbau werde aber „sozialverträglich in einem engen Dialog mit den Mitbestimmungsgremien“ ablaufen, versicherte Loseth. Die großen Energiekonzerne in Deutschland leiden zurzeit unter einer schleichenden Erosion ihres Geschäftsmodells. Der Boom der erneuerbaren Energien lässt die Gewinne aus der konventionellen Stromproduktion schrumpfen. Außerdem machen die Auswirkungen des beschleunigten Atomausstiegs den Konzernen weiter zu schaffen. Alle Konzerne wollen deshalb den Gürtel enger schnallen. Deutschlands größter Energieversorger E.on hat sich in seinem Effizienzsteigerungsprogramm „E.on 2.0“ vorgenommen, die Zahl der Arbeitsplätze im Konzern um 11.000 zu verringern. Beim Essener Rivalen RWE sollten bis zu 10.400 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen. Der drittgrößte deutsche Energiekonzern EnBW kündigte erst im Dezember den Abbau von 1.350 Stellen an. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Fraport bezieht neue Unternehmenszentrale
Frankfurt/Main (dapd). Der Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport AG hat am Mittwoch seine neue Unternehmenszentrale bezogen. Der nach knapp zweijähriger Bauzeit fertiggestellte Komplex in zentraler Lage des Flughafengeländes zwischen Terminal 1 und 2 soll bis zu 700 Beschäftigte aufnehmen. Nach Angaben von Vorstandschef Stefan Schulte hat Fraport 57 Millionen Euro in den Bau investiert. An dem Festakt zur Einweihung nahmen rund 200 Gäste teil, darunter der ehemalige hessische Finanzminister und Aufsichtsratsvorsitzende Karlheinz Weimar. Die Landesregierung in Wiesbaden benannte den CDU-Politiker Weimar am Mittwoch erneut als Aufsichtsratsmitglied. Auch die beiden anderen Vertreter des Landes entsandte das Kabinett erneut in den Fraport-Aufsichtsrat: den stellvertretenden Ministerpräsidenten Jörg-Uwe Hahn (FDP) und den ehemaligen Wirtschaftsminister Lothar Klemm (SPD). Sie sollen von der Hauptversammlung des Unternehmens am 31. Mai gewählt werden. Das Land Hessen ist derzeit mit 31,41 Prozent am Aktienkapital der Fraport AG beteiligt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Gröhe kritisiert beschämenden Umgang mit der Berliner Mauer
Berlin (dapd). Der Generalsekretär der Bundes-CDU, Hermann Gröhe, hat den Streit um den geplanten Teilabriss der Berliner Mauer kritisiert. Es sei „beschämend, wie hier mit wichtigen Symbolen der deutschen Geschichte umgegangen wird“, sagte Gröhe der „Berliner Morgenpost“ (Mittwochausgabe). „Der grüne Bezirksbürgermeister sollte nun nicht Demonstrationen gegen seine eigenen Entscheidungen anführen, sondern dafür sorgen, dass sich alle Beteiligten rasch an einen Tisch setzen, um eine Lösung zu finden“, fügte Gröhe hinzu. Am Wochenende hatten rund 6.000 Menschen gegen den Teilabriss der Mauer-Galerie protestiert. Auch Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) setzte sich dort für den Erhalt des Kunstwerks ein, nachdem der Bezirk zuvor den Investor per Vertrag beauftragt hatte, Mauerteile als Zugang zu einem geplanten Hochhaus und einer Brücke zu versetzen. Schulz warf dem Senat vor, die wichtigen Entscheidungen bereits in den 1990er Jahren getroffen zu haben, die für den Bezirk jetzt verbindlich seien. Am Donnerstag befasst sich auch das Abgeordnetenhaus mit der Zukunft der East Side Gallery. dapd (Vermischtes/Politik)
FDP-Chef Rösler weiter im Umfrage-Tief
Berlin (dapd). Kurz vor dem FDP-Parteitag am kommenden Wochenende ist Parteichef Philipp Rösler in der Bevölkerung weiter schlecht angesehen. Der 40-Jährige stellt sich am Samstag in Berlin den 662 Delegierten zur Wiederwahl. Nach einer „Stern“-Umfrage trauen ihm nur 23 Prozent der Bürger und auch der befragten FDP-Wähler zu, dass er bei der nächsten Bundestagswahl für möglichst viele liberale Wählerstimmen sorgen kann. Im Vergleich zu anderen Spitzenpolitikern der FDP landet er damit auf dem vorletzten Platz. Deutlich besser als Rösler steht Ex-Generalsekretär Christian Lindner da, der Landeschef in Nordrhein-Westfalen. Ein Drittel der Bürger (33 Prozent) glaubt, dass er bei der nächsten Wahl der Partei ein gutes Ergebnis bescheren könnte. Bei den befragten FDP-Wählern sehen das sogar 55 Prozent so. Linder kandidiert in Berlin für den stellvertretenden Parteivorsitz. Ebenfalls 33 Prozent der Bürger und 40 Prozent der FDP-Anhänger meinen, Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sei eine gute Stimmenfängerin. Außenminister Guido Westerwelle kommt auf 30 Prozent bei allen Bürgern und 23 Prozent bei den FDP-Wählern. Mit 29 Prozent bei allen Bürgern und 46 Prozent bei den FDP-Wählern liegt der schleswig-holsteinische Landeschef Wolfgang Kubicki auf dem vierten Platz vor FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle. Dem liberalen Spitzenkandidaten trauen 28 Prozent der Deutschen und 34 Prozent der FDP-Wähler ein gutes Ergebnis für die Freien Demokraten zu. Am Ende der Liste rangiert Dirk Niebel. Den Entwicklungsminister halten lediglich 12 Prozent der Bürger und 19 Prozent der FDP-Wähler für geeignet, für die Liberalen bei der nächsten Bundestagswahl viele Stimmen zu holen. Für die Umfrage befragte Forsa 1.002 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger am 27. und 28. Februar. Nach dem jüngsten „Stern-RTL-Wahltrend“ wollen unverändert nur vier Prozent der Wähler der FDP bei der Bundestagswahl ihre Stimme geben. dapd (Politik/Politik)
Netzentgeltbefreiung für Stromfresser gerät unter Druck
Düsseldorf/Brüssel (dapd). Die umstrittene Befreiung stromintensiver Unternehmen von den Netzentgelten gerät massiv unter Druck. Das Oberlandesgericht Düsseldorf bewertete die im August 2011 in Kraft getretene Regelung in einem am Mittwoch verkündeten Urteil als nichtig. Die EU-Kommission leitete unterdessen offiziell ein Verfahren gegen Deutschland ein. In ihm soll geprüft werden, ob es sich bei der Gebührenbefreiung um staatliche Subventionen handelt und ob diese den Wettbewerb verzerren. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, es arbeite ohnehin an einer Neuregelung des Themas. Vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht hatten fünf regionale und überregionale Netzbetreiber gegen die im August 2011 in Kraft getretene Netzentgeltbefreiung geklagt. Mit Erfolg. Der Vorsitzende Richter des 3. Kartellsenats, Wiegand Laubenstein, betonte, es fehle nicht nur an einer gesetzlichen Grundlage für die „normale“ Stromverbraucher belastende Verordnung. Die vollständige Befreiung von den Netzentgelten sei auch aus Gleichheitsgründen nicht zulässig. Auch europarechtlich sei eine nichtdiskriminierende und kostenbezogene Regelung der Netzentgelte geboten. Die Entscheidung des Oberlandesgerichts ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Gegen sie ist Rechtsbeschwerde beim Bundesgerichtshof möglich. Doch auch die EU-Kommission macht inzwischen gegen den deutschen Sonderweg mobil. Die EU-Kommission leitete offiziell ein Verfahren ein, in dem geprüft werden soll, ob es sich bei der Gebührenbefreiung um staatliche Subventionen handelt. Bundesregierung: „Keine staatliche Beihilfe“ In Berlin wurde dieser Einschätzung allerdings entschieden widersprochen. „Aus Sicht der Bundesregierung liegt in der Netzentgeltbefreiung keine staatliche Beihilfe vor“, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Denn die Maßnahme werde gerade nicht aus staatlichen Mitteln geleistet, sondern durch eine Umlage von allen Stromkunden. Auch würden die Mittel nicht durch staatliche Stellen kontrolliert. Die Netzentgeltbefreiung sei vielmehr eine Gegenleistung für den Beitrag stromintensiver Unternehmen zur Netzstabilität. Die Befreiung großer Stromverbraucher mit einem Verbrauch von mehr als zehn Gigawatt Strom pro Jahr vom Netzentgelt soll die internationale Wettbewerbsfähigkeit etwa der Chemie-, Stahl- oder Aluminiumindustrie in Deutschland sichern. Doch geht dies zulasten der „normalen“ Stromverbraucher und kleinerer Unternehmen, die diese Kosten zusätzlich schultern müssen. Allein für 2013 geht es nach Berechnungen der Netzbetreiber um 805 Millionen Euro. Für den durchschnittlichen Haushalt bedeutet dies einen Aufschlag von 13 Euro auf die Stromrechnung dieses Jahres. Auch das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz wird seit vergangenem Herbst von der Kommission unter die Lupe genommen. Denn Unternehmen mit hohem Stromverbrauch müssen weitaus weniger für die Förderung regenerativer Energie zahlen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Energiekonzern Vattenfall streicht 1.500 Jobs in Deutschland
Stockholm/Berlin (dapd). Der schwedische Energiekonzern Vattenfall will sparen – und dafür Tausende Stellen abbauen. Allein in Deutschland sollen rund 1.500 von derzeit etwa 20.000 Jobs wegfallen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Stockholm mit. Betroffen seien die Standorte Berlin, Hamburg und Cottbus. Konzernweit sollten demnach insgesamt 2.500 Stellen wegfallen. So will Vattenfall im laufenden Jahr drei Milliarden Schwedische Kronen (360,6 Millionen Euro) und 2014 nochmals 1,5 Milliarden Kronen einsparen. Als Grund für den harten Einschnitt nannte Konzernchef Oystein Loseth, dass höhere Energieeffizienz und ein langsameres Wirtschaftswachstum in diesem und den kommenden Jahren zu einer dauerhaften schwachen Nachfrage führten. Deshalb sollten in die Strukturen des Unternehmens Deutschland weiter vereinfacht und Aufgaben zusammengelegt werden, hieß es weiter. Zudem sollen bis Ende 2014 in Schweden 400, den Niederlanden 500 und in anderen Ländern von 50 Stellen wegfallen. Der Personalabbau werde aber „sozialverträglich in einem engen Dialog mit den Mitbestimmungsgremien“ ablaufen, versicherte Loseth. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Kabinett billigt nach monatelangem Tauziehen Armutsbericht
Berlin/München (dapd). Nach monatelangem Tauziehen hat das Bundeskabinett den Armuts- und Reichtumsbericht gebilligt. Eigentlich sollte dieser ein Bild zeichnen über die Wohlstandsentwicklung in Deutschland. Doch die Inhalte sind angesichts der Differenzen innerhalb der schwarz-gelben Koalition in den Hintergrund getreten: Opposition und Sozialverbände werfen der Regierung vor, den Bericht geschönt zu haben, indem sie entscheidende Passagen gestrichen habe. Die hält dagegen, es handle sich um einen normalen Abstimmungsprozess. Der Bericht, der alle vier Jahre vorgelegt wird, zeigt, dass Vermögen in Deutschland äußerst ungleich verteilt ist: Während die reichsten zehn Prozent der Haushalt mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens besitzen, verfügt die untere Hälfte der Haushalte gerade einmal über gut ein Prozent. Im Sommer war eine erste Fassung bekannt geworden, von der sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) aber deutlich distanzierten. In der nun verabschiedeten Version fehlen daher einige kritische Passagen. Wohlfahrtsverbände fordern unabhängige Kommission Die Opposition kritisierte das Vorgehen der Regierung scharf. Vize-Fraktionschef Hubertus Heil warf der Regierung Merkel vor, den Bericht „auf Druck der FDP“ frisiert zu haben. „Damit verkennt sie die sozialen Realitäten in Deutschland und verletzt das Gerechtigkeitsempfinden der Menschen“, sagte er. Generalsekretärin Andrea Nahles sprach sogar von einer „plumpen Fälschung“. Grünen-Parteichef Cem Özdemir verwies im ZDF-„Morgenmagazin“ darauf, dass die nun verabschiedete Fassung nicht dem entspreche, „was die Verfasser aussagen wollten“. Der Sprecher für Sozialpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion, Markus Kurth, beklagte, die Bundesregierung habe die Chance für Korrekturen vertan. Linken-Chefin Katja Kipping warf der Bundesregierung „blanken Zynismus“ vor. Diese könne zwar „das wachsende Empfinden über die zunehmende Ungerechtigkeit bei den Entwicklungen der Einkommen und Vermögen“ aus dem Bericht streichen, dennoch sei es aber vorhanden. Der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Nationale Armutskonferenz sprachen sich dafür aus, künftige Berichte von einer unabhängigen Expertenkommission erarbeiten zu lassen. Regierung weist Vorwürfe zurück Rösler wies die Kritik als „Wahlkampfgetöse“ zurück. Am Rande der Internationalen Handwerksmesse in München sagte der FDP-Vorsitzende, es habe sich um eine normale Abstimmung zwischen den Ministerien gehandelt. Deutschland gehe es so gut wie lange nicht. Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen wandte sich gegen die Vorwürfe: Seit 60 Jahren sei Ressortabstimmung in Deutschland ein normaler Vorgang. Im Übrigen sei die Kritik der Opposition sehr dünn. „Wir stehen im internationalen Vergleich gut da“, zeigte sich die Ministerin überzeugt und machte vor allem die Situation auf dem Arbeitsmarkt für die gute Entwicklung verantwortlich. So sei die Zahl der Langzeitarbeitslosen auf einem „historisch niedrigen Stand“ und auch die Zahl der Kinder, die in Hartz-IV-Familien lebten, sei um mehr als eine Viertel Million gesunken. „Armut kann man am besten verhindern durch Arbeit“, unterstrich von der Leyen. Volkssolidarität fordert Sofortprogramm gegen Armut Der Präsident der Caritas, Peter Neher, äußerte dagegen die Sorge, dass „die Kraft dieses Berichtes“ verpuffen würde. „Man hat fast das Gefühl, es ist politisch gewollt, dass dieser Bericht eigentlich nur häppchenweise zur Kenntnis genommen wird“, sagte er dem Sender Phoenix. Der Bericht dürfe nicht einfach ad acta gelegt werden. „Wir müssen aus den Ergebnissen ins Handeln kommen.“ Die Volkssolidarität forderte ein Sofortprogramm gegen Armut: einen Mindestlohn „in ausreichender Höhe“ sowie eine deutliche Anhebung der Hartz-IV-Regelsätze. Dies könne finanziert werden, indem große Vermögen und Erbschaften stärker besteuert sowie der Spitzensteuersatz angehoben würden. Wirtschaftsrat warnt vor Neiddebatte Der Wirtschaftsrat der CDU warnte dagegen vor einer Neiddebatte. Deutschland zähle zu den Staaten mit der ausgeglichensten Einkommensverteilung weltweit, erklärte der Generalsekretär des Wirtschaftsrates, Wolfgang Steiger. Zudem sei die Zahl der Langzeitarbeitslosen seit 2007 von 1,7 Millionen auf eine Million gesunken. Es sei das Verdienst von Wirtschaftsminister Rösler, dass der nun dem Kabinett vorliegende Armuts- und Reichtumsbericht einige Zerrbilder der Vorversion nicht mehr enthalte. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hob ebenfalls die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hervor. Zugleich attestierte er Defizite bei der Bildungsgerechtigkeit und forderte einen quantitativen und qualitativen Ausbau der Kinderbetreuung. Damit würden berufstätige Eltern unterstützt und die beruflichen Aufstiegschancen der Kinder verbessert. dapd (Politik/Politik)
Koch-Mehrins Klage gegen Entzug des Doktortitels ohne Erfolg
Karlsruhe (dapd). Juristische Niederlage für Silvana Koch-Mehrin: Die FDP-Politikerin ist mit ihrer Klage gegen die Aberkennung ihres Doktortitels vor dem Verwaltungsgericht Karlsruhe gescheitert. Die Anfechtungsklage der 42 Jahre alten Politikerin wurde abgewiesen, wie das Gericht am Mittwoch mitteilte. Das bereits am Montag ergangene Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Koch-Mehrin kann dagegen innerhalb eines Monats Berufung beim Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg beantragen. Ihr Anwalt Christian Birnbaum sagte am Mittwoch auf dapd-Anfrage, er könne noch nicht sagen, ob er Rechtsmittel einlegen werde. Dazu müsse er zunächst die ausführliche Urteilsbegründung lesen. Diese will das Verwaltungsgericht nach eigenen Angaben erst „in den nächsten Wochen“ nachreichen. Koch-Mehrin hatte ihren Doktorgrad im Jahr 2000 an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Heidelberger Universität erworben. Nachdem eine Vielzahl von Plagiaten nachgewiesen worden war, entschied der Promotionsausschuss der Hochschule im Juni 2011, ihr den Titel abzuerkennen. Dagegen klagte die FDP-Politikerin. Anwalt Birnbaum hatte in der mündlichen Verhandlung am Montag vor allem angebliche Verfahrensfehler bei der Entziehung des Doktortitels durch den Promotionsausschuss der Universität Heidelberg geltend gemacht. So seien die zehn Ausschussmitglieder formell nicht korrekt gewählt worden, argumentierte er. Zudem wäre statt eines Entzugs des Doktortitels auch eine wissenschaftliche Rüge in Betracht zu ziehen gewesen, sagte Birnbaum. Zweite Runde in dem Rechtsstreit wahrscheinlich Die Vorsitzende Richterin hatte jedoch mehrfach angedeutet, dass bei der Entscheidung, ob der Doktorgrad zu Recht entzogen wurde, die verfahrensrechtlichen Fragen in den Hintergrund treten würden und es darauf möglicherweise gar nicht ankomme. Birnbaum machte am Mittwoch deutlich, dass er diese Sichtweise der Richterin juristisch für angreifbar hält – insofern erscheint eine zweite Runde in dem Rechtsstreit als durchaus wahrscheinlich. Der Anwalt Koch-Mehrins konzentriert sich offenbar auch deswegen auf mögliche Verfahrensfehler, weil an den Erkenntnissen der Universität zur Doktorarbeit selbst wohl kaum gerüttelt werden kann. Die Prüfung des Promotionsausschusses hatte hergeben, dass die Dissertation Koch-Mehrins „in substanziellen Teilen aus Plagiaten besteht“. Der Befund: 125 Stellen auf 80 Seiten sind Plagiate. Die Arbeit trägt den Titel „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik: die Lateinische Münzunion 1865-1927“. Koch-Mehrin war dafür der Grad eines Doktors der Philosophie verliehen worden. Der seinerzeitige Vorsitzende des für den Titel-Entzugs verantwortlichen Promotionsausschusses, Universitätsprofessor Manfred Berg, hatte am Montag betont, angesichts der zahlreichen Plagiate sei an eine Nachbesserung der Arbeit „nicht zu denken“. Um eine eigenständige wissenschaftliche Leistung vorweisen zu können, hätte Koch-Mehrin die Arbeit schon völlig neu schreiben müssen. Es sei der Fakultät aber „nicht zuzumuten“, sie noch einmal als Doktorandin anzunehmen. Die Universität Heidelberg hatte die Prüfung der Dissertation eingeleitet, nachdem im Frühjahr 2011 auf der Internetplattform VroniPlag Plagiatsvorwürfe laut wurden. Infolgedessen war Koch-Mehrin von ihren Ämtern als Vizepräsidentin des Europaparlaments, als Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament und als FDP-Präsidiumsmitglied zurückgetreten. Sie kündigte zudem im Oktober 2012 an, nicht wieder für das Europaparlament zu kandidieren. (Verwaltungsgericht Karlsruhe – Aktenzeichen: 7 K 3335/11) dapd (Politik/Politik)
Energieversorger Juwi steigert Umsatz
Frankfurt/Main (dapd). Der Energieversorger Juwi mit Sitz im rheinhessischen Wörrstadt hat im vergangenen Geschäftsjahr ein Umsatzplus von zehn Prozent erzielt. Die Unternehmensgruppe setzte 2012 rund 1,1 Milliarden Euro um, „bei einem soliden Ergebnis“, wie Juwi-Finanzvorstand Martin Winter am Mittwoch in Frankfurt am Main sagte. Konkreter wurde Winter zur Ertragslage nicht – als nicht börsennotiertes Unternehmen ist Juwi dazu nicht verpflichtet. Besonderes Augenmerk legte Winter auf die installierte Leistung im Jahr 2012. „Wir haben sage und schreibe 321 Megawatt aus Solarkraftwerken installiert, und mit 314 Megawatt Windenergie waren wir 2012 in Deutschland die Nummer eins“, sagte Winter. Bis 2015 will der Konzern laut Winter eine Gesamtleistung von 1,5 Milliarden Euro erreichen. Der Geschäftsanteil der Windenergie soll zunehmen. Die Juwi-Geschäftsführung kritisierte die vom Bund geplante Strompreisbremse. Rückwirkende Abgaben auf Altanlagen und Kürzungen würden die ganze Branche an den Abgrund führen und Zehntausende von Arbeitsplätzen gefährden. Die Juwi-Gruppe zählt nach eigenen Angaben zu den führenden Unternehmen für erneuerbare Energien. Neben den Kernbereichen Photovoltaik und Windenergie baut die Gruppe auch Biomasseanlagen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Bundesministerin Schröder startet Notruf-Telefon für Frauen
Berlin (dapd). Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat ein neues Hilfsangebot für Frauen gestartet. In einer Bedrohungssituation bekommen sie künftig unter der Telefonnummer 08000 – 116 016 schnell kompetenten Rat. Schröder sagte, mit dem Hilfetelefon werde ein klares Zeichen gesetzt: „Wir stehen den Frauen bei, die belästigt, bedroht, angegriffen oder verletzt wurden – und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit.“ 40 Prozent aller Frauen seien mindestens einmal im Leben Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt geworden, erklärte die Ministerin. Diese Bedrohung finde sehr häufig im häuslichen Umfeld statt. Aber nur jede fünfte betroffene Frau finde den Weg zu Hilfs- und Unterstützungsangeboten vor Ort. Unter der Notrufnummer stehen Expertinnen den Anruferinnen mit Rat und Hilfe zur Seite. Sie erklären zum Beispiel, wann es richtig ist, die Wohnung zu verlassen, um nicht ein weiteres Mal Opfer von Gewalt zu werden. Oder sie sagen, wo sich die nächste Beratungsstelle und das nächste Frauenhaus befinden. Kompetente Ansprechpartnerinnen stünden betroffenen Frauen bei allen Fragen zur Seite, erklärte die Ministerin. Auf Wunsch würden Hilfesuchende an Unterstützungseinrichtungen vor Ort weitervermittelt. Als ortsunabhängige und bei Bedarf mehrsprachige 24-Stunden-Beratung schließe das neue Angebot die Lücke im Netzwerk der Unterstützungseinrichtungen. Auf www.hilfetelefon.de können Frauen auch über eine gesicherte, anonyme und barrierefreie Online-Verbindung Kontakt zu den Beraterinnen aufnehmen. Über die Website gibt es auch einen Zugang zu einer Gebärdendolmetschung. dapd (Politik/Politik)