Datenbank des Berliner Brillenhändlers Mister Spex geknackt

Datenbank des Berliner Brillenhändlers Mister Spex geknackt Berlin (dapd). Bis zu 400.000 Kunden des Brillenhändlers Mister Spex sind Opfer von Hackern geworden. Geschäftsführer Dirk Graber teilte am Donnerstag auf der Internetseite seines Unternehmens mit, dass das Ausmaß dieser Aktion noch nicht klar sei. „Daher müssen wir davon ausgehen, dass schlimmstenfalls alle unsere Kunden betroffen sind“, schrieb er. Eine Sprecherin des Unternehmens bestätigte die Mitteilung auf dapd-Anfrage und erklärte, die Datenbank umfasse etwa 400.000 Kunden. Betroffen seien Adressdaten und Passwörter, aber keine. Zahlungsdaten. Mister Spex speichere diese grundsätzlich nicht. Wie Mister-Spex-Sprecherin Martina Dier weiter sagte, fielen dem Unternehmen am Montagabend erstmals Unregelmäßigkeiten auf. Nach mehrtägigen Prüfungen wurden alle Passwörter der Kunden geändert. Sie alle sollten noch am Donnerstag neue Passwörter erhalten. Mister Spex ging im Frühjahr 2008 an den Start. Im vergangenen Jahr 2011 setzte das Unternehmen nach eigenen Angaben etwa 17 Millionen Euro mit dem Verkauf von Brillen und Kontaktlinsen um. Das Unternehmen betreibt inzwischen auch Shops in Frankreich und Spanien. (Mitteilung von Mister Spex: http://url.dapd.de/ReBmor Unternehmenszahlen zu Mister Spex: http://url.dapd.de/hJfO5z ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Preiserhöhung bei Reifen lässt Continental-Gewinn sprudeln

Preiserhöhung bei Reifen lässt Continental-Gewinn sprudeln Hannover (dapd). Eine kräftige Preiserhöhung bei Reifen und niedrigere Zinslasten lassen das Ergebnis des Autozulieferers Continental kräftig steigen. Im ersten Halbjahr kletterte der Nettogewinn um 320 Millionen Euro oder fast 50 Prozent auf rund eine Milliarde Euro, wie der Konzern am Donnerstag in Hannover mitteilte. Die Absatzkrise in Europa spürt der Zulieferer dagegen bisher wenig. Die Reifensparte steuerte allein 250 Millionen Euro zum Gewinnanstieg bei, obwohl die verkaufte Stückzahl unverändert blieb. „Wir haben unsere Preismaßnahmen im Mark durchgesetzt“, sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer der Nachrichtenagentur dapd. Der Weltkonzern aus Hannover steuert damit auf ein weiteres Rekordjahr zu. Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr um mehr als zehn Prozent auf 16,5 Milliarden Euro. Konzernchef Elmar Degenhart erhöhte die Umsatzprognose für das laufende Jahr auf 32,5 Milliarden nach 30,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Börse jubelte: Conti war mit einem Plus von 3,6 Prozent Tagessieger im MDAX-Index der mittelgroßen Werte. Schäfer ist zuversichtlich, dass der Zulieferer im Herbst die Rückkehr in den Börsenindex DAX der 30 größten deutschen Börsenwerte schafft. Damit koppelt sich Conti weitgehend von der Krise vieler Autohersteller vor allem in Europa ab: Bei Fiat, PSA Peugeot Citroen oder Opel bricht der Absatz als Folge der Schuldenkrise dramatisch ein. Conti kann das aber ausgleichen durch deutlich bessere Absätze in den USA und dadurch, dass auch die krisengeschüttelten Hersteller mehr Teile aus der Conti-Produktion einbauen. Außerdem ist Conti stark vertreten bei den sogenannten Premiumherstellern Daimler, BMW oder Audi, die von der Krise nichts spüren. Der größte deutsche Reifenkonzern hatte schon vor der Frühjahrsreisewelle die Preise kräftig angezogen: Die Sommerreifen des Konzerns in Europa wurden drei bis fünf Prozent teurer. Conti beherrscht den Markt mit Marken wie Continental, Semperit oder Uniroyal. Gleichzeitig sinken im laufenden Jahr die Rohstoffkosten, was die Gewinne zusätzlich antreibt. Die Zinsbelastung ist niedriger, weil Schulden abbezahlt wurden und in einem großen laufenden Kredit die Zinsen gesenkt wurden. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Die Bauwirtschaft hat Sorgen mit dem Nachwuchs

Die Bauwirtschaft hat Sorgen mit dem Nachwuchs Nürnberg (dapd). Die Baubranche sucht händeringend qualifiziertes Personal für ihren Wachstumskurs. „Wir brauchen pro Jahr mindestens 4.500 Bauingenieure, haben diese Zahl aber in den vergangen Jahren nie erreicht“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Michael Knipper, bei der Vorstellung des Branchenberichts „Der Arbeitsmarkt im Bausektor“ am Donnerstag in Nürnberg. Durch die Energiewende, die Nachfrage nach Wohnungen als Kapitalanlage aber auch Nachholbedarf bei Infrastrukturmaßnahmen oder altersgerechtes Bauen stehe die Branche im Moment gut da, sagte Knipper und prognostizierte für das Bauhauptgewerbe für 2012 ein Umsatzwachstum um vier Prozent auf etwa 95 Milliarden Euro. Für die folgenden Jahre sieht er Wachstumsraten zwischen ein und zwei Prozent. „Vorausgesetzt, die Euro- und Finanzkrise verhagelt uns das nicht“, betonte er. Die Zahl der Beschäftigten in der Branche soll im laufenden Jahr um 10.000 auf mehr als 755.000 steigen. Aktuell gibt es nach Angaben von Raimund Becker, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit (BA), am Bau rund 30.000 offene Stellen für Fachkräfte und 150.000 meist ungelernte Arbeitssuchende. Gleichzeitig brechen 23 Prozent der Jugendlichen ihre Ausbildung am Bau ab, davon am häufigsten ihre Malerausbildung (35 Prozent). Branchenübergreifend liegt die Abbrecherquote bei etwa 20 Prozent. Noch schlechter sieht es bei den akademischen Bauberufen aus: An den Universitäten gaben Daten von 2010 zufolge 51 Prozent der Bauingenieure ihr Bachelor-Studium auf, an den Fachhochschulen waren es 36 Prozent. „Da muss man sich schon fragen, was wir alles vergeuden“, kritisierte Becker. Jugendliche sollen besser auf die Realität vorbereitet werden Knipper appellierte an die Baubetriebe, noch mehr als bisher auszubilden – die Quote liegt derzeit bei 41 Prozent. Andererseits müssten sie die Jugendlichen aber während der Lehre besser betreuen, etwa durch ausgewählten Stützunterricht. Sie sollten außerdem häufiger als bisher die Möglichkeit haben, sich vor Beginn einer Lehre ein Bild vom künftigen Beruf zu machen. „Damit die Enttäuschung nicht dazu führt, dass die Ausbildung abgebrochen wird“, sagte Becker. Möglich sei dies durch Praktika oder eine sogenannte Einstiegsqualifizierung von einem Jahr, die von der BA auch finanziell unterstützt wird und auf eine spätere Lehrzeit angerechnet werden kann. Die Bundesagentur will auf diesem Weg auch Schulabgängern ohne Abschluss oder Arbeitssuchenden ermöglichen, eine Tätigkeit im Bau aufzunehmen. „Dann gelingt es uns hier auch, Nachwuchs zu sichern“, betonte der BA-Vorstand. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Eurokrise belastet nun auch den deutschen Automarkt

Eurokrise belastet nun auch den deutschen Automarkt Berlin (dapd). Angesichts alarmierender Absatzrückgänge auf dem deutschen Pkw-Markt im Juli warnt der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, vor wachsender Kaufzurückhaltung infolge der Eurokrise. Im Juli kamen in Deutschland noch 248.000 Neuwagen auf die Straßen, wie die Branchenverbände VDA und VDIK am Donnerstag mitteilten. Dies sind fünf Prozent oder rund 13.000 Fahrzeuge weniger als im Vorjahreszeitraum. „Das ist das klare Signal an die Politik, Vertrauen in die Lösung der Staatsschuldenkrise im Euroraum nachhaltig zurückzugewinnen“, sagte Wissmann. Sollte dies gelingen, böten sich „alle Chancen, dass der deutsche Pkw-Markt auch weiterhin Stabilitätsanker auf dem westeuropäischen Automobilmarkt bleibt“. Trotz des jüngsten Rückgangs der Neuzulassungszahlen ist die Lage in Deutschland allerdings immer noch besser als in vielen europäischen Ländern: So brachen beispielsweise die Absätze in Frankreich und Italien zuletzt um mehr als 20 Prozent ein. Dass die deutschen Automobilhersteller im internationalen Vergleich dennoch recht gut dastehen, haben sie nach VDA-Angaben vor allem exzellenten Verkaufszahlen in den USA zu verdanken. US-Markt rettet deutschen Autohersteller ihre Bilanz So hätten die deutschen Autohersteller dort allein im Juli mit 101.000 Neuwagen knapp 15 Prozent mehr Pkw und leichte Nutzfahrzeuge verkauft als im Vorjahresmonat. „Wir wachsen damit in den Vereinigten Staaten weiterhin schneller als der Markt“, sagte Wissmann. Der US-Marktanteil deutscher Pkw betrage zwölf Prozent. Somit komme inzwischen jedes achte in den USA verkaufte Auto von einem deutschen Hersteller. Weniger erfreulich entwickelt sich dagegen das Inlandsgeschäft, das dem Abwärtstrend auf dem europäischen Gesamtmarkt monatelang erfolgreich getrotzt hatte. Vor diesem Hintergrund appellierte auch der Präsident des Importeursverbands VDIK, Volker Lange, an die Politik, durch vertrauensbildende Maßnahmen die Kauflaune der Autofahrer zu steigern. Der deutsche Pkw-Markt könne „nur dann lebhafter und stabiler werden, wenn die Finanzkrise in Europa einer Lösung näher kommt und das Vertrauen der Bürger in Politik und Wirtschaft gefestigt wird“, sagte Lange. Dennoch ist seiner Ansicht nach nicht alles schlecht im Autoland Deutschland. „Durch die bis Juni 2012 positive Entwicklung“ entsprächen die Pkw-Neuzulassungen mit 1,88 Millionen seit Jahresbeginn in etwa dem Vorjahresniveau. „Die aktuellen Auftragseingänge und -bestände liegen allerdings weiterhin unter dem Niveau des Vorjahres“, räumte Lange ein. „Ergebnis ist alles andere als beruhigend“ Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer warnte davor, die Anzeichen einer auch in Deutschland aufkommenden Absatzkrise zu unterschätzen: „Das Ergebnis ist nach meiner Meinung – im Gegensatz zum VDIK – alles andere als beruhigend“, sagte der Leiter des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen. Das jetzige Ergebnis sei das zweitschlechteste in einem Juli seit 1995. Nur im absatzschwachen Jahr 2010 habe es infolge des Auslaufens der Abwrackprämie noch schlechtere Zulassungszahlen gegeben. „Die Zeichen, dass die Eurokrise den deutschen Automarkt trifft, verstärken sich“, warnte Dudenhöffer. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Reisekonzern Thomas Cook macht eine Milliarde Euro Verlust

Reisekonzern Thomas Cook macht eine Milliarde Euro Verlust London/Eschborn (dapd). Der taumelnde deutsch-britische Reisekonzern Thomas Cook verliert immer mehr Geld: In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres stieg der Vorsteuerverlust auf umgerechnet rund eine Milliarde Euro. Der Umsatz fiel leicht auf 7,4 Milliarden Euro, wie der Konkurrent des deutschen TUI-Konzerns am Donnerstag in London mitteilte. Allein im dritten Quartal verlor der Konzern 121,5 Millionen Euro. Das Unternehmen, zu dessen deutscher Tochter in Oberursel nahe Eschborn auch die Marken Neckermann Reisen und Öger Tours gehören, steckt schon länger in der Krise und macht derzeit unter anderem Hotels und Flugzeuge zu Geld. Auch das Indien-Geschäft wurde verkauft. Im Mai wurde mit Harriet Green eine neue Chefin vorgestellt, die den Konzern wieder auf Kurs bringen soll. Das wichtige Sommergeschäft läuft nicht vollständig rund: Im britischen Markt konnte Thomas Cook Preiserhöhungen von acht Prozent durchsetzen. Eine Enttäuschung ist das Geschäft mit Reisen zu den Olympischen Spielen: Thomas Cook wollte ein Drittel der dafür reservierten Kapazität teuer an Geschäftskunden verkaufen. Ein Anti-Korruptionsgesetz in England hielt die Firmen aber von Buchungen ab, die Plätze gehen nun zu deutlich schmaleren Margen weg. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Umsatzschub beim Ost-Spülmittelhersteller fit dank Westmarken

Umsatzschub beim Ost-Spülmittelhersteller fit dank Westmarken Dresden/Hirschfelde (dapd). Die Übernahme bekannter Westmarken hat dem ostdeutschen Haushaltschemie-Hersteller fit einen Umsatzschub beschert. Die Erlöse seien 2011 auf 106 Millionen Euro gestiegen und hätten sich damit im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt, sagte Firmenchef Wolfgang Groß am Donnerstag in Dresden. 2010 hatte die fit GmbH mit Sitz im sächsischen Hirschfelde 58 Millionen Euro erwirtschaftet. Groß sagte, „die letzten beiden Jahre sind die erfolgreichsten der gesamten fit-Geschichte“. Das starke Wachstum führte er vor allem auf die Übernahme der Marken Kuschelweich und Sunil im Jahr 2009 zurück. Bereits 2000 hatte fit mit dem Kauf der Westmarken Rei und Sanso für Schlagzeilen gesorgt. Insgesamt sei es damit gelungen, eine starke Westverankerung zu erreichen und die Stammprodukte auch in die westdeutschen Verkaufsregale zu bekommen, sagte Groß. Unterstützt werden soll dieser Kurs nun erstmals durch eine bundesweite TV-Werbung, die im Herbst starten soll. Groß sagte, fit sei längst kein Ostprodukt mehr. „Das Thema ist durch.“ Zwar sei der Marktanteil bei fit-Spülmitteln in den neuen Ländern noch deutlich höher. Bundesweit liege er aber inzwischen bei 14,2 Prozent. fit-Produkte seien in allen Bundesländern und allen Handelsketten vertreten. Das Unternehmen mit rund 165 Beschäftigten sei in den vergangenen beiden Jahren auch deutlich ertragsstärker geworden, sagte der Firmenchef. Nähere Angaben zum Ergebnis machte er aber nicht. Er verwies lediglich darauf, dass fit derzeit größter Gewerbesteuerzahler der Stadt Zittau sei, zu der der Ortsteil Hirschfelde gehört. Kauf weiterer Westmarken nicht ausgeschlossen Das Unternehmen rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von rund 119 Millionen Euro. Ohne das Aus der Drogeriekette Schlecker würde er noch etwas höher ausfallen, hieß es. Die Firma wollte ursprünglich über die Kette Waren für sechs Millionen Euro absetzen. Groß sagte, mittelfristig wolle das Unternehmen moderat wachsen. Ähnliche Umsatzsprünge wie zuletzt sind demnach nicht geplant. Den Kauf weiterer Westmarken schloss der Firmenchef aber nicht aus. Starke Wachstumschancen und künftige Absatzmärkte sieht er langfristig vor allem in Polen, Tschechien und der Slowakei. Dies sei sicherlich „einer der Zukunftsaspekte“. Der Geschäftsführer und alleinige Inhaber der Firma kündigte weitere Investitionen in Höhe von zehn Millionen Euro an. Seit dem Neuanfang des Unternehmens 1993 wurden den Angaben zufolge rund 95 Millionen Euro investiert. Der Chemiker und Manager hatte die Firma damals von der Treuhand gekauft. Unzufrieden zeigte sich der 60-Jährige mit dem Hochwasserschutz für das Firmengelände. Bislang sei nichts geschehen, sagte er. Vor zwei Jahren hatte ein Hochwasser Anlagen der Firma zerstört und die Fertigung vorübergehend lahmgelegt. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)

Rösler lobt Draghi für Bemerkungen zur Konsolidierung

Rösler lobt Draghi für Bemerkungen zur Konsolidierung Berlin (dapd). Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hat den Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) gelobt. „Ich stimme mit EZB-Präsident Mario Draghi völlig überein, dass zur Beruhigung der Anleihemärkte eine entschlossene Konsolidierungs- und Reformpolitik auf nationaler Ebene absolute Priorität genießt und unverzichtbar ist“, erklärte Rösler am Donnerstag in Berlin. „Die Geldpolitik kann nationale Eigenanstrengungen in der Finanz- und Wirtschaftspolitik nicht ersetzen, sie kann deshalb auch keine dauerhafte Krisenlösung bieten.“ Auch deshalb sei es wichtig gewesen, dass Draghi die Position der Bundesregierung betätigt habe, dass eine Refinanzierung des Euro-Rettungsfonds ESM über die EZB nicht möglich sei. dapd (Wirtschaft/Politik)

Gauck in Woodstock

Gauck in Woodstock Küstrin (dapd-lbg). Harte Rockriffs wummern durch den Staub. Hunderttausende Jugendliche sind am Donnerstag in die polnische Grenzstadt Küstrin gekommen. Die meisten latschen ob der hochsommerlichen Temperaturen halb nackt über den Acker, einige haben sich schon zum Frühstück für eine Dose Bier entschieden. Entspannte Atmosphäre herrscht also beim Rockfestival „Haltestelle Woodstock“ – und Bundespräsident Joachim Gauck ist mittendrin. Tausende junge Leute haben sich in der „Akademie der Wunderschönen Künste“ versammelt. Der Name täuscht ein wenig, die Hochschule ist ein riesiges weißes Zelt, die Wissbegierigen müssen auf dem Fußboden kauern. Einige haben sich jetzt ein T-Shirt über die Badehose oder den Bikini gezogen – aus Höflichkeit, schließlich sitzen Polens Staatspräsident Bronislaw Komorowski und Gauck gemeinsam auf der Bühne. „Ich habe mir gedacht: bin ich dafür nicht eigentlich zu alt?“, fragt Gauck. Und dann erzählt er die Geschichte von der alten Dame mit dem Rollator, die ihn am Vormittag in Küstrin-Kiez auf der deutschen Seite der Oder angesprochen hat. „Gucken sie sich das da drüben an. Sie werden erstaunt sein, was die aufgebaut haben“, hatte die 81-Jährige ihm erzählt. Und wenn eine alte Dame Stammgast beim Rockfestival sei, dann könne er doch auch kommen, sagt Gauck und hat sofort die Jubler auf seiner Seite. Ebenso wie seinen Vorgängern Horst Köhler und Christian Wulff liegen diesem Bundespräsidenten die Beziehungen zum Nachbarland besonders am Herzen. Für Gauck ist Polen „das europäische Land der Freiheit“. Der frühere DDR-Bürgerrechtler hat gleichermaßen seine Erfahrungen mit einem sozialistisch-diktatorischen Staatsapparat gemacht wie das Solidarnosc-Mitglied Komorowski. Beide wissen: Der Ausbau der deutsch-polnischen Freundschaft kann nur über die Jugend funktionieren. Wohl deshalb haben sich Gauck und Komorowski dazu entschlossen, gemeinsam in Küstrin, rund 80 Kilometer von Berlin entfernt, das Rockfestival „Haltestelle Woodstock“ zu eröffnen. „Nur bis Udo Lindenberg“ Das dreitägige Open-Air-Fest, zu dem in diesem Jahr 800.000 Rockfans aus Polen und Deutschland erwartet werden, trägt das Hippie-Motto „Liebe, Freundschaft und Musik“. Benannt ist es nach dem legendären Woodstock-Festival in den USA im Jahr 1969. Bei der 18. Auflage von „Przystanek Woodstock“, das seit 2004 in Küstrin stattfindet, treten diesmal 60 Bands auf. Die meisten sind Hardcore-Truppen. Sie hämmern Metal, Rock, Ska und Punk. „Mein Musikverständnis endet bei Udo Lindenberg“, muss der Bundespräsident bei der Diskussion im Zelt einräumen. Und dennoch schafft er es auch hier wieder, „der Gute“ zu sein. Während die jungen Polen in einer Fragerunde ihren Präsidenten mit innenpolitischen Problemen grillen, darf sich Gauck über jede Menge Lob freuen. Die einst nach ihm benannte deutschen Behörde für die Stasiunterlagen sei auch in Polen ein „Vorbild“ für die historische Aufarbeitung der sozialistischen Regime, sagt ein junger Mann unter heftigem Applaus. Aber auch Gauck ist voll des Lobes für die Gastgeber, ihren unbändigen Freiheitswillen und ihren Optimismus, von dem sich die Deutschen eine Scheibe abschneiden könnten. Besonders aber gefällt ihm, dass das Rockfestival von der Stiftung „Großes Orchester zur Festtagshilfe“ veranstaltet wird, die Spenden für Kinderkrankenhäuser in Polen sammelt. Das ist „Freiheit und Verantwortung“ pur, ganz nach dem Geschmack des Bundespräsidenten. Komorowski und Gauck habe inzwischen ihre Krawatten abgelegt. „Wir freuen uns, dass jungte Menschen über die Grenzen in einer Art und Weise zusammenkommen, wie wir uns das nie zu träumen gewagt hätten“, sagt Gauck. Auch Komorowski spricht von „Sympathie“ und „gelebter Aussöhnung“. Während Militärflieger die rot-weißen polnischen Nationalfarben in den Himmel malen, eröffnen schließlich beide auf der Hauptbühne das Woodstock-Festival. „Ich glaube es nicht, ich glaube es nicht“, sagt Gauck gerührt über die Begeisterung der jubelnden Rockfans. Jetzt könnte man ihm locker eine Gitarre umhängen. dapd (Politik/Politik)

Das hätte die Kanzlerin nicht besser sagen können

Das hätte die Kanzlerin nicht besser sagen können Brüssel (dapd). In dem heftigen Streit um Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich Deutschland aus Sicht von ING-Analyst Carsten Brzeski klar durchgesetzt. „Das ist ein Sieg für die Bundesbank und Berlin“, sagte er am Donnerstag der dapd. EZB-Chef Mario Draghi hatte zuvor verkündet, dass die Zentralbank klammen Staaten wie Italien und Spanien zwar wieder Papiere am Sekundärmarkt abkaufen könnte. Doch nur, wenn die Regierungen einen Antrag beim Rettungsfonds stellen, wenn sie sich den Spar- und Reformauflagen unterwerfen und der EFSF oder der ESM ebenfalls am Markt eingreifen, um die Zinsen zu drücken. Durch die Knüpfung der Aufkäufe an die Konditionen sei die Berliner Bedingung erfüllt, meint Brzeski. „Das hätte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht besser sagen können“. Zugleich sei aber die Hoffnung auf einen Befreiungsschlag zunichtegemacht worden, die Märkte würden sehr negativ reagieren, so der Analyst. „Gegenüber der Vorwoche sind wir zurück auf los. Die Garantie auf einen ruhigen August ist weg.“ Draghis Vor und Zurück hält er nicht für überzeugend. Denn schließlich hat die Notenbank klar festgestellt, dass die riskant hohen Zinsen für Italien und Spanien auch auf ein Marktversagen zurückgehen, wie Roms Regierungschef Mario Monti seit Monaten beklagt. „Es ist nicht stimmig, wenn man das über konditionierte Hilfe reparieren will“, sagt Brzeski. © 2012 AP. All rights reserved (Wirtschaft/Politik)

FDP trauert um Liselotte Funcke

FDP trauert um Liselotte Funcke Berlin (dapd). Die FDP trauert um die frühere Abgeordnete, Landesministerin und Bundestagsvizepräsidentin Liselotte Funcke. Die nordrhein-westfälische Politikerin verstarb am Donnerstag, wenige Tage nach ihrem 94. Geburtstag, wie die Partei mitteilte. FDP-Chef Philipp Rösler würdigte Funcke als „große Persönlichkeit der deutschen Politik“. Sie sei „über alle Parteigrenzen hinweg“ hoch geschätzt worden. Funcke war von 1981 bis 1991 auch Ausländerbeauftragte der Bundesregierung. Sie gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Mitbegründern der FDP. dapd (Politik/Politik)