Berlin (dapd-bln). Berlins größter Stromversorger Vattenfall wird im kommenden Jahr die Strompreise um rund 13 Prozent erhöhen. Wie die „Berliner Morgenpost“ von dem Unternehmen erfuhr, werden die rund 1,6 Millionen Vattenfall-Kunden in Berlin bis zum 19. November per Post über die Preisänderung informiert. Die Erhöhung sei die höchste, die Vattenfall je in Deutschland verkündet habe. Im Grundversorgungstarif „Berlin Basis“ steigt der Arbeitspreis von 24,33 Cent je Kilowattstunde auf 27,75 Cent. Da der monatliche Grundpreis gleich bleibt, ergibt sich eine Steigerung von etwa 12,8 Prozent, wie das Blatt errechnete. Lege man nur den Verbrauchspreis zugrunde, verteuert sich Strom sogar um 14,5 Prozent. Dem Unternehmen zufolge steige die monatliche Belastung für einen Berliner Haushalt bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 2.200 Kilowattstunden um rund 6,45 Euro. Laut Vattenfall-Vertriebschef Rainer Wittenberg ist der Anstieg fast ausschließlich auf Steuern und Abgaben zurückzuführen. Von monatlich 6,45 Euro Mehrbelastung gingen 5,57 Euro für Steuern und Abgaben drauf, sagte Wittenberg der Zeitung. Über die Jahre sei der politische Anteil am Strompreis in die Höhe geschnellt: bezogen auf Berlin von 3,95 Cent je Kilowattstunde im Jahr 1998 auf 15,37 ab 2013. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
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Das vorletzte ISAF-Mandat
Berlin (dapd). Der bis Ende 2014 geplante Truppenabzug aus Afghanistan tritt in seine entscheidende Phase: Innerhalb von nur gut einem Jahr soll ein Drittel aller deutschen Soldaten das Land am Hindukusch verlassen. Das sehen die am Mittwoch in Berlin vorgestellten Eckpunkte zum neuen Bundestagsmandat vor. Erst zu Jahresbeginn waren die ersten 100 der damals auf maximal 4.900 Mann festgesetzten Truppe zurückgeholt worden. „Es wird der vorletzte Schritt auf dem Weg zum Ende des ISAF-Mandats sein“, sagt Verteidigungsminister Thomas de Maizière, als er die Einigung auf die Eckpunkte in Berlin vorstellt. Am 28. November will das Kabinett das Mandat beschließen, im Dezember soll es erstmals im Bundestag beraten werden. Im Januar dann ist ein Beschluss der auf 13 Monate angesetzten Verlängerung geplant. Damit muss der Bundestag Anfang 2014 nur noch ein Mal über einen bewaffneten ISAF-Einsatz deutscher Streitkräfte am Hindukusch entscheiden. In zwei Jahren, so hat es die NATO beschlossen, wird diese Militärmission beendet. Ein neues Kabinetts-Duo Demonstrativ tritt de Maizière zusammen mit Außenminister Guido Westerwelle (FDP) im Auswärtigen Amt vor die Presse, um zu signalisieren, hier arbeiten anders als früher beide Ministerien Hand in Hand. Das ist genauso ungewohnt wie die auch mit der Opposition erzielte Einigung. Unbemerkt von der Öffentlichkeit hatte die Bundesregierung mit Vertretern von SPD und Grünen verhandelt. Herausgekommen ist ein Abzugsmandat, das im Januar mit einer breiten parlamentarischen Mehrheit rechnen kann. Eine solch enge Zusammenarbeit zwischen Verteidigungsministerium und Auswärtigem Amt war selten in den vergangenen Jahren. Zu sehr hatten beide Häuser auf Eigenständigkeit bei der Formulierung von Zielen in Afghanistan geschaut. Westerwelle räumt heute ein, man habe sich von unrealistischen Zielen verabschieden müssen: „einer Art demokratischer Schweiz in der Region“. Und de Maizière sagt immer wieder, die Probleme am Hindukusch seien „nicht allein mit militärischen Mitteln“ lösbar. Abzug mit Augenmaß Vor einem Jahr noch wurde hart um die ersten deutschen Soldaten gerungen, die Afghanistan verlassen sollen. Verzichtet wurde zugunsten von Westerwelles Forderung nach einer Friedensdividende auf eine Papier-Reserve von 350 Mann sowie eine militärisch nicht mehr benötigte Mörser-Einheit. Dann folgte im Herbst die Schließung der beiden Bundeswehr-Feldlager in Faisabad und in Hazrat-e Sultan. Übrig ist noch das Regionale Wiederaufbauteam in Kundus sowie das größte Camp in Masar-i-Scharif – und eine kleine deutsche Beteiligung in Kabul. Die Schließung von Kundus im kommenden Jahr ist bereits beschlossene Sache, auch die Präsenz in der afghanischen Hauptstadt kann absehbar aufgelöst werden. Damit kommt der geplante Abzug mit der dritten Phase an einen Wendepunkt. Denn 2014 soll die Mission der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) beendet sein. Für ein erfolgreiches Ende nach 13 Jahren, so de Maizère, gibt es „eine begründete, aber nicht grenzenlose Zuversicht“. dapd (Politik/Politik)
Bobby-Car-Hersteller verhandelt über Kauf von Märklin
München (dapd). Der Bobby-Car-Hersteller Simba-Dickie will die Modelleisenbahn-Firma Märklin übernehmen. Eine Firmensprecherin bestätigte einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“, wonach die Fürther Spielwaren-Gruppe exklusiv mit dem früheren Märklin-Insolvenzverwalter Michael Pluta verhandele. Eine Absichtserklärung über den Kauf sei bereits unterschrieben. Zum Kaufpreis äußerte sich die Sprecherin nicht. Simba-Dickie-Inhaber Michael Sieber sagte dem Blatt, er rechne mit einem Abschluss der Übernahmegespräche im Februar oder März 2013. Manager des Familienunternehmens prüften derzeit die Märklin-Bilanzen. Ziel sei es, die Marke sowohl für Kinder als auch für Sammler von Modelleisenbahnen wieder attraktiv zu machen, sagte Sieber. Märklin war 2009 in die Insolvenz gegangen und schaffte die Sanierung aus eigener Kraft. Das Unternehmen gehört seither vorwiegend den Gläubigerbanken Goldman Sachs, BW-Bank und Kreissparkasse Göppingen. Simba-Dickie erwirtschaftet nach eigenen Angaben mit 4.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 620 Millionen Euro. Zum Konzern gehören außer den Bobby Cars Spielautos von Schuco, Puppen von Simba sowie weitere Spielzeugmarken. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Düstere Aussichten für deutsche Solarfirmen
Bonn/Prenzlau (dapd-nrw). Der Niedergang der deutschen Solarwirtschaft setzt sich unvermindert fort. Selbst der frühere Branchenprimus Solarworld gerät immer tiefer in den Abwärtssog. Im dritten Quartal 2012 häufte der Bonner Konzern unter dem Strich einen Verlust von 68,7 Millionen Euro auf, wie das im TecDAX notierte Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Das ist gut sechsmal so viel wie ein Jahr zuvor. Beim operativen Ergebnis (Ebit) stand ein Minus von fast 46 Millionen Euro zu Buche, nach einem Gewinn von 19,2 Millionen Euro vor einem Jahr. Der Umsatz brach wegen des Preisverfalls bei Solaranlagen um 41 Prozent auf 128,8 Millionen Euro ein. Für das Gesamtjahr sieht Solarworld schwarz. Das Unternehmen erwartet einen deutlichen operativen Verlust und Umsätze weit unter Vorjahresniveau. 2011 hatte der Konzern bei einem Umsatz von 1,04 Milliarden Euro einen Ebit-Betriebsverlust von 233 Millionen Euro verbucht. Ähnlich dramatisch ist die Lage bei der Bosch-Tochter Aleo Solar. Im dritten Quartal 2012 erwirtschaftete der Solarmodulhersteller nach Steuern einen Verlust von 39,2 Millionen Euro, wie das Unternehmen in Prenzlau mitteilte. Ein Jahr zuvor war noch ein Gewinn von gut drei Millionen Euro erwirtschaftet worden. Der Umsatz halbierte sich auf 56 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr hat Aleo Solar die Erwartungen bereits gesenkt. Das Management rechnet jetzt mit einem Umsatz von rund 280 Millionen Euro und einem verschlechterten Konzernergebnis. 2011 betrug der Umsatz knapp 462 Millionen Euro, der Verlust 32,2 Millionen Euro. Die deutsche Solarwirtschaft macht vor allem die Billigkonkurrenz aus China für ihre Misere verantwortlich, der schon zahlreiche Firmen zum Opfer gefallen sind. Unter der Federführung von Solarworld gehen europäischen Firmen derzeit bei der EU-Kommission juristisch gegen angebliches Preisdumping und unfaire Staatssubventionen in China vor. Doch auch bei einem möglichen Erfolg in Brüssel sei nicht zu erwarten, dass Solarworld Marktanteile von den Chinesen zurückgewinne, sagte Analyst Leonard Herbig vom Zentrum für Solarmarktforschung. Er sieht vor allem auch die heimische Produktion als Problem der Branche. „Die Fertigung am deutschen Standort ist, auch bei einem hohen Automatisierungsgrad, zu teuer,“ erklärte Herbig. Solarworld will noch mehr sparen Angesichts der düsteren Aussichten kündigte Solarworld-Chef Frank Asbeck für seinen Konzern ein Sparprogramm mit weiterem Stellenabbau an. Konkrete Zahlen nannte er nicht. „Wir werden alles dafür tun, dass Solarworld die schwierige Konsolidierungsphase übersteht“, schrieb er im Zwischenbericht. Ende September hatte Solarworld 2.920 Beschäftigte und damit bereits rund 430 weniger als ein Jahr zuvor. Bei Aleo Solar arbeiten die 700 Beschäftigten im Werk Prenzlau in der Uckermark seit Anfang Oktober bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr. „Wir sind aber entschlossen, zum Jahresanfang die Produktion wieder aufzunehmen“, sagte Firmensprecher Hermann Iding der Nachrichtenagentur dapd. Am Dienstag hatte Bosch den Finanzspielraum der verlustreichen Solartochter unter anderem durch einen Schuldenerlass um 75 Millionen Euro erweitert. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Zäher Kampf um Koch-Mehrins Doktortitel
Karlsruhe (dapd). Das Verwaltungsgericht Karlsruhe hat seine Entscheidung darüber vertagt, ob die Universität Heidelberg der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin den Doktortitel zu Unrecht entzogen hat. Dass die Europa-Abgeordnete bei ihrer Dissertation unsauber gearbeitet und Textstellen ohne die wissenschaftlich gebotene Kennzeichnung übernommen hat, blieb bei der rund einstündigen Verhandlung am Mittwoch allerdings unstrittig. Die Klägerin, um deren Doktortitel es geht, war selbst nicht anwesend. Das Gericht befasste sich vor allem mit verfahrensrechtlichen Fragen. Zu drei dieser Fragen werden die Prozessbeteiligten nun innerhalb von zwei Wochen schriftlich Stellung nehmen. Die Kammer unter Vorsitz der Richterin Christine Warnemünde entscheidet daraufhin ohne weitere mündliche Verhandlung. Die FDP-Europaabgeordnete Koch-Mehrin hatte im Dezember 2011 Klage gegen die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg eingereicht, nachdem ihr Widerspruch wirkungslos blieb. Die Universität hatte ihr am 22. Juni 2011 den Doktorgrad entzogen. Eine Prüfung des Promotionsausschusses hatte ergeben, dass die Dissertation mit dem Titel „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik: Die Lateinische Münzunion 1865-1927“ „in substanziellen Teilen aus Plagiaten besteht“. Der Befund: 125 Stellen auf 80 von rund 200 Seiten sind Plagiate, die aus 32 verschiedenen Publikationen stammen, 20 davon sind nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt. Anwalt: Wissenschaftliche Leistung besteht Der Anwalt Koch-Mehrins, Christian Birnbaum, führte an, dass die wissenschaftliche Leistung der Arbeit ungeachtet der Textübernahmen bestehe. Seine Mandantin habe vor allem in französischen Archiven recherchiert und mit ihren Erkenntnissen laut Gutachten eine Forschungslücke geschlossen. Zudem hätten schon die Gutachter auf die handwerklichen Mängel hingewiesen. Birnbaum führte vor allem verfahrensrechtliche Mängel an. So zweifelt er an der Zuständigkeit des Promotionsausschusses, der Koch-Mehrin den Doktortitel entzogen hat. Aus seiner Sicht sind noch drei weitere formelle Fragen offen, zu denen die Prozessbeteiligten nun schriftlich Stellung nehmen, da sie vor Ort nicht zu beantworten waren. So sei zu klären, ob der Promotionsausschuss wie gefordert per Stimmzettel gewählt worden sei. Das Protokoll gebe dazu keine Auskunft. Das gelte auch für die ordnungsgemäße Bestellung der Sachverständigen. Birnbaum forderte außerdem, dass die Universität Heidelberg nachweist, dass die Prodekanin der Lehre, die den Widerspruch Koch-Mehrins im November 2011 abgelehnt hatte, zuständig gewesen ist. Birnbaum bemängelte auch die lange Zeit von mehr als zehn Jahren zwischen der Verleihung der Doktorwürde und deren Entziehung. Die Universität Heidelberg hatte die Prüfung der Dissertation eingeleitet, nachdem im Frühjahr 2011 auf der Internetplattform VroniPlag Plagiatsvorwürfe laut wurden. Der zeitliche Abstand sei in die Beurteilung miteinzubeziehen. Schließlich könnten den handwerklichen Mängeln der Arbeit auch durch eine wissenschaftliche Rüge, durch Nachbesserung oder eine schlechtere Note Rechnung getragen werden. Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, ist nach Angaben von Gerichtssprecher Rüdiger Albrecht offen. Infolge der Plagiatsvorwürfe war Koch-Mehrin von ihren Ämtern als Vizepräsidentin des Europaparlaments, als Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament und als FDP-Präsidiumsmitglied zurückgetreten. Vor drei Wochen kündigte sie an, nicht wieder für das Europaparlament zu kandidieren. dapd (Politik/Politik)
Zweifel an EU-Initiative zur Frauenquote mehren sich in Deutschland
Berlin/Brüssel (dapd). Die auf Betreiben von EU-Justizkommissarin Viviane Reding am Mittwoch auf den Weg gebrachte EU-Gesetzesinitiative zur Einführung einer Frauenquote bei der Besetzung von Aufsichtsräten hat in Deutschland die Debatte über das Für und Wider einer solchen festen Geschlechterquote neu entfacht. Während einzelne Wirtschaftsverbände wie der Verband deutschen Unternehmerinnen (VdU) den EU-Vorstoß, wonach größere börsennotierte Unternehmen in der EU bis zum Jahr 2020 insgesamt 40 Prozent ihres Aufsichtsrats mit Frauen besetzen müssen, als „wichtigen Schritt zu mehr Gerechtigkeit in Europa“ begrüßten, lehnten Vertreter der Regierungsparteien die Pläne als wenig zielführend ab. Sie zogen mit teils markigen Worten gegen die in ihren Augen aus Brüssel von oben herab verordnete „Staatsquote“ zu Felde. Das habe „mehr mit Sozialismus als mit freier Marktwirtschaft zu tun“, sagte beispielsweise der CDU-Bundestagsabgeordnete und Wirtschaftspolitiker Thomas Bareiß (CDU) am Mittwoch der „Bild“-Zeitung (Onlineausgabe). Arbeitgeber- und Industrieverbände meldeten derweil juristische Bedenken gegen den Vorstoß an. So erklärte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin, der EU-Vorstoß nutze nicht „der Karriereförderung von Frauen“. In Augen der Arbeitgeber ist dieser Vorstoß, über das EU-Parlament und Bundestag noch entscheiden müssen, „ein verfassungsrechtlich bedenklicher Eingriff in das Besetzungsrecht der Anteilseigner“. Grundsätzliche Bedenken gegen Eingriffe des Staates Im Wesentlichen geht es bei diesen Bedenken um die Frage, inwiefern es dem Gesetzgeber überhaupt erlaubt ist, Aktionären, die auf der Hauptversammlung den Aufsichtrat wählen, in ihrer freien Entscheidungsfindung bei der Besetzung des Kontrollgremiums zu beschneiden. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) meldete juristische Bedenken an: Mit ihrem Vorschlag, künftig 40 Prozent der Aufsichtsratsposten in europäischen Konzernen mit Frauen zu besetzen, schränke „EU-Kommissarin Viviane Reding die Handlungsfreiheit der Firmen unangemessen ein“, sagte der Leiter der BDI-Rechtsabteilung, Heiko Willems am Mittwoch in Berlin. Zudem seien in den vergangenen beiden Jahren „auch ohne gesetzlichen Zwang“ bereits rund 40 Prozent der neuen Aufsichtsratspositionen in großen deutschen Unternehmen von Frauen eingenommen worden. Dort sind laut einer Studie der Unternehmensberatung Kienbaum von Anfang November offensichtlich recht erfolgreich: Alle 23 Frauen, die seit 2009 in DAX-Aufsichtsräte gewählt wurden, seien im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen auch heute noch im Amt. Schon jetzt bemühen sich viele DAX-Konzerne, den Anteil von Frauen in ihrer Führung zu erhöhen. Beim Reifenhersteller und Automobilzulieferer Continental beispielsweise, wo mit Maria-Elisabeth Schaeffler bisher nur eine Frau im 20-köpfigen Aufsichtsrat sitzt, soll der Frauenanteil der gesamten Führungsebene unterhalb des Vorstands bis 2020 von zehn auf 20 Prozent erhöht werden, wie eine Sprecherin am Mittwoch auf dapd-Anfrage sagte. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Breitner hält Antrag der NPD in Karlsruhe für Ablenkungsmanöver
Kiel (dapd-nrd). Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner (SPD) hält den NPD-Antrag auf Überprüfung ihrer Verfassungstreue durch das Bundesverfassungsgericht für eine juristische Nebelkerze. „Die Nazis versuchen, den Blick auf einen NPD-Verbotsantrag zu verschleiern“, sagte Breitner am Mittwoch in Kiel. Dies sei ein durchsichtiges Manöver. Am Dienstag hatte die NPD das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zur Prüfung ihrer Verfassungstreue aufgefordert. Die Innenminister von Bund und Ländern wollen im Dezember über ein mögliches neues NPD-Verbotsverfahren beraten. Die von den Behörden zusammengetragene Materialsammlung reiche aus, um ein solches Verfahren mit hinreichender Sicherheit erfolgreich zu betreiben, sagte Breitner. „Ich bin zuversichtlich, dass bis zu den entscheidenden Konferenzen der Innenminister und der Ministerpräsidenten Anfang Dezember die letzten Skeptiker von einem Verbot überzeugt sein werden.“ dapd (Politik/Politik)
Regierung betont zurückhaltende Rüstungspolitik
Berlin (dapd). Die Bundesregierung hebt ihre Zurückhaltung bei der Vergabe von Erlaubnissen zum Rüstungsexport hervor. Ausfuhrgenehmigungen gebe es nur „nach sehr eingehender Prüfung der Menschenrechtslage“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Zudem werde stets die Frage betrachtet, „ob Krisen durch einen solchen Export verschärft werden oder ob man im Gegenteil zur Stabilisierung von Regionen beiträgt“. Genehmigungen zum Rüstungsexport würden nicht aus kommerziellen Gründen, sondern aus „sicherheitspolitischen“ und „stabilitätspolitischen“ Gründen vergeben, sagte Seibert weiter. Die Bundesregierung hatte 2011 Einzelausfuhrgenehmigungen für militärische Güter im Wert von 5,4 Milliarden Euro erteilt. Das waren deutlich mehr als 2010 (4,75 Milliarden Euro). Eine Bewertung der Zahlen lehnte Seibert ab. „Wir sehen da keine positive oder negative Entwicklung.“ Es werde schlicht dargestellt, welche Rüstungsexporte es gab. dapd (Politik/Politik)
SPD, Linke und DGB solidarisch mit Streikenden in der EU
Berlin (dapd). SPD, Linke sowie Gewerkschaften und die Globalisierungsgegner von Attac unterstützen die Streiks in mehreren EU-Staaten gegen staatliche Sparmaßnahmen zulasten von Beschäftigten und Rentnern. Die Folge dieser Politik sei ein Teufelskreis aus steigender Arbeitslosigkeit, Verarmung und weiter wachsenden Staatsschulden vor allem in Südeuropa, warnte SPD-Chef Sigmar Gabriel am Mittwoch in Berlin. Erforderlich sei stattdessen ein gemeinsames Wachstums- und Beschäftigungsprogramm. Der Linke-Vorsitzende Bernd Riexinger erklärte: „Statt den Banken immer neue Milliarden hinterherzuwerfen und dieses Geld dann über extreme Kürzungen bei den Beschäftigten, Erwerbslosen und Rentnern einzutreiben, müssen wir europaweit dafür kämpfen, dass die Profiteure des Finanzkasinos endlich zur Kasse gebeten werden.“ Seine Partei fordere europaweit eine Vermögensabgabe und die Einführung einer Millionärsteuer zur Reduzierung der öffentlichen Schulden. DGB-Chef Michael Sommer erklärte, die Spar- und Kürzungspolitik funktioniere nicht. „Sie ist Gift für die Konjunktur, zerstört Arbeitsplätze und gefährdet den sozialen Zusammenhalt.“ Gebraucht werde ein „Marshallplan“ und ein Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft. Attac griff Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an. Sie betreibe eine massive Umverteilungspolitik von unten nach oben zu Lasten kommender Generationen und vergifte das politische Klima in Europa, erklärte ein Sprecher. Angesichts von Massenarbeitslosigkeit in Südeuropa und staatlichen Sparmaßnahmen sind am Mittwoch Hunderttausende Arbeiter und Angestellte in mehreren EU-Ländern in den Streik getreten. Zur Arbeitsniederlegung hatten Gewerkschaften in Griechenland, Spanien, Portugal, Italien und Belgien aufgerufen. dapd (Politik/Politik)
Frauenquote stößt in der deutschen Wirtschaft auf Ablehnung
Berlin/Brüssel (dapd). Der Vorstoß der EU-Kommission zur Einführung einer Frauenquote bei der Besetzung von Aufsichtsräten stößt bei deutschen Personalmanagern auf wenig Gegenliebe. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Studie halten fast drei von vier von der Bonner Personalberatung BWA Akademie befragte Manager eine Frauenquote in der Praxis für ein untaugliches Instrument. Auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) erteilte dem Quotenmodell eine klare Absage. Laut BWA-Umfrage sind 72 Prozent der Personalmanager der Ansicht, eine feste Quote sei „zu starr und unflexibel“. Zwar halte fast jeder zweite Befragte eine Frauenquote generell für das geeignete Instrument, um Frauen den Weg in die Chefetagen zu ebnen. Jedoch gehe gut jeder dritte Personalverantwortliche davon aus, dass sich diese Zwangsregelung negativ auf die deutsche Wirtschaft auswirkt. Laut dem Gesetzentwurf, der am Mittwoch nach wochenlangem Tauziehen von der EU-Kommission in Brüssel verabschiedet wurde, sollen die rund 5.000 börsennotierten Unternehmen in der EU bis zum Jahr 2020 40 Prozent ihres Aufsichtsrats mit Frauen besetzen müssen. Damit die Quote tatsächlich Gesetz wird, muss sie noch vom EU-Parlament und von den Parlamenten der Mitgliedsstaaten angenommen werden. „Verfassungsrechtlich bedenklicher Eingriff“ Der BDA erklärte in Berlin, der Vorstoß nutze nicht „der Karriereförderung von Frauen“ und sei „ein verfassungsrechtlich bedenklicher Eingriff in das Besetzungsrecht der Anteilseigner“. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hatte zuvor in Interviews mehrfach betont, er lehne die Quote ab, weil sie „die betriebliche Realität“ nicht genug berücksichtige. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft in der Praxis jedoch eine große Lücke. Nach Angaben der EU-Kommission sind derzeit europaweit nur 13,5 Prozent der Mitglieder in den Führungsgremien von Unternehmen Frauen. In Deutschland sind demnach 15,6 Prozent der Aufsichtsratsposten mit Frauen besetzt. Dies deckt sich im Wesentlichen mit einer Anfang November von der Unternehmensberatung Kienbaum veröffentlichten Studie. Demnach verdoppelte sich die Frauenquote in den Aufsichtsräten der DAX-Konzerne innerhalb von zwei Jahren zwar. Mit derzeit 15,1 Prozent sei ihr Anteil aber nach wie vor sehr überschaubar. Über die Gründe dafür spekulieren die Experten: Neben der schlechten Vereinbarkeit von Karriere und Familie führte BWA-Geschäftsführer Harald Müller diese Quote vor allem auf das Fehlen von „weiblichen Vorbildern und Rollenmustern“ in dieser Position zurück. Außerdem bestünden einflussreiche Netzwerke weiterhin vor allem aus Männern. Zu diesem Schluss kommt auch die Kienbaum-Studie. Auf Frauenseite gebe es eben „kein Pendant zum sogenannten Old-Boys-Network“, erklärte die Geschäftsführerin bei Kienbaum Berlin, Anke Hoffmann, Anfang November. Damit gemeint sei ein kleines, gewachsenes Netzwerk weniger mächtiger Männer, die eine Fülle von Ämtern unter sich aufteilen. Eine vergleichbare Tendenz sei „bei den weiblichen Mandatsträgern nicht erkennbar“, sagte Hoffmann. Ob sich dies durch eine Frauenquote ändert, bleibt nach Ansicht von Experten abzuwarten. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)